:: 4/2009

Rosen, Pelargonien und mehr

Pelargonien (oder auch Geranien) für die Balkonkästen, Rosen zum Geburtstag oder Erika für den Vorgarten – wer hat das eine oder andere nicht schon mal beim Gärtner oder auch beim Discounter eingekauft. Aber woher stammen die Gewächse eigentlich? Über die Herkunft und den Umfang der heimischen Produktion gibt die Zierpflanzenerhebung1 Auskunft, die in 4-jährigem Rhythmus bei Gärtnereien und Betrieben mit Zierpflanzenerzeugung durchgeführt wird. Laut der aktuellen Erhebung des Jahres 2008 erzeugten in Baden-Württemberg fast 1 500 Betriebe auf einer Grundfläche von über 800 ha Zierpflanzen für Haus und Garten.

Schnittblumen im Freiland – ein wachsender Produktionszweig

Bei der Auswahl der Blumen für einen Geburtstagsstrauß oder ein Tischgesteck steht häufig die Entscheidung im Vordergrund, ob Gerbera oder doch eher Rosen passender sind. Die Herkunft spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammen die Schnittblumen zwar aus dem europäischen Ausland oder aus Übersee, aber trotz allem werden auch im Südwesten Schnittblumen produziert. Die Produktion unter Glas wurde in den vergangenen Jahren jedoch deutlich reduziert: von 964 000 m2 im Jahr 1996 auf 538 000 m2 im Jahr 2008 halbierte sich die Anbaufläche nahezu. Parallel dazu haben von über 900 Betrieben im Jahr 1996 mehr als die Hälfte aufgegeben. Ganz anders gestaltet sich dagegen die Entwicklung beim Freilandanbau von Schnittblumen: rund 90 % der Schnittblumenflächen befinden sich inzwischen im Freien, mit wachsender Tendenz. Die Anbaufläche wurde seit 1996 um 40 % ausgedehnt, wobei besonders in den letzten 4 Jahren eine starke Ausweitung (+22 %) zu beobachten war. Auch die Zahl der Betriebe nahm seit 2004 wieder zu, nachdem die Tendenz in den Vorjahren rückläufig gewesen war.

Sichtbarer Beweis für die Flächenausdehnung sind die immer häufiger angebotenen »Blumen zum Selbstschneiden« oder die Variation an Zierkürbissen, die vorzugsweise an stärker frequentierten Straßen zu finden sind. Als Anbieter treten hier jedoch in der Regel nicht die traditionellen Zierpflanzenbetriebe auf, sondern zumeist landwirtschaftliche Betriebe, die sich mit diesem Angebot ein Zusatzeinkommen ermöglichen.

Auch das Angebot der Blumenarten differiert im Freiland beträchtlich von dem im Gewächshaus. Im Freiland wird eine bunte Mischung aus Sommerblumen und Stauden (35 %), Gehölzen zum Grün- und Blütenschnitt (16 %), Rosen (9 %), Chrysanthemen (2 %) und »Sonstigen Schnittblumen« (38 %) angebaut. Zu den Sommerblumen zählen auch die Sonnenblumen, die in den vergangenen Jahren immer stärker nachgefragt wurden. Unter den »Sonstigen Schnittblumen« ergänzen Tulpen, Narzissen und die unter Selbstpflückern beliebten Gladiolen, aber auch Zierkürbisse das Sortiment. Dagegen wachsen unter Glas auf über 40 % der Fläche Rosenkulturen. Auch im Verkauf spielen Rosen mit dem größten Umsatz unter den Schnittblumen nach wie vor die wichtigste Rolle2.

Weihnachtssterne unter den Zimmerpflanzen am beliebtesten

Unter den blühenden Zimmerpflanzen rangiert beim Verbraucher – gemessen an der verkauften Menge3 unangefochten der Weihnachtsstern an erster Stelle. Dabei stehen die Chancen in Baden-Württemberg, einen Weihnachtsstern sogar aus heimischer Produktion ins Wohnzimmer stellen zu können, relativ gut. Mit über 7 Mill. Weihnachtssternen dominiert dieser die Gesamtproduktion von Zimmerpflanzen (20 Mill. Stück Jungpflanzen, Halbfertigware und Fertigware). Die Erzeugung konzentriert sich auf Betriebe im Stadtkreis Stuttgart, im Landkreis Ludwigsburg sowie auf den Stadt- und Landkreis Heilbronn und den Ortenaukreis. An zweiter Stelle rangieren mit ungefähr 3,5 Mill. erzeugter Pflanzen die Elatior-Begonien. Dies ist eine anspruchslose Zimmerpflanze, die sich auch im Handel deutschlandweit unter den Top Ten der blühenden Zimmerpflanzen einordnet.

Von beiden Pflanzenarten, sowohl Weihnachtsstern als auch Elatior-Begonien, werden in Baden-Württemberg überwiegend (60 % bzw. 66 %) Jungpflanzen oder Halbfertigware angezogen. Für eine wettbewerbsfähige Anzucht von Jungpflanzen sind ein entsprechendes Fachwissen und ein hohes technisches Niveau – wie wärme- und lichtgesteuerte Gewächshäuser – erforderlich, was auch eine Arbeitsteilung zwischen den Zuchtbetrieben nach sich zieht. Während die intensive Produktion der Jungpflanzen in großem Stil in wenigen Betrieben durchgeführt wird, verläuft die weitere Kultivierung bis zur handelsfertigen Endware in vielen kleineren Betrieben. Entsprechend liegt fast die gesamte Anzucht junger Weihnachtssterne (99 %) in der Hand von wenigen Betrieben im Raum Stuttgart und der Ortenau. Mit der Kultivierung von verkaufsfertigen Weihnachtssternen für den Endverbrauch beschäftigen sich dagegen ca. 260 Betriebe. Die Jungpflanzenanzucht der Elatior-Begonien findet in Baden-Württemberg, abgesehen von wenigen Ausnahmen, in 3 Betrieben in den Kreisen Esslingen und Rems-Murr statt.

Ebenfalls in größerem Umfang werden »Blühende Zwiebelpflanzen im Topf« (2,3 Mill.) produziert. Dazu gehören zum Beispiel Hyazinthen, Narzissen und Tulpen, die auch jetzt wieder als erste Frühlingsboten farbige Akzente setzen. Bei den übrigen Zimmerpflanzen, zu denen auch Alpenveilchen (1,7 Mill. Stück), Chrysanthemen (1,6 Mill. Stück), Grün- und Blattpflanzen und Kakteen (1,2 Mill. Stück) zählen, wird hauptsächlich Fertigware produziert, die direkt an den Endverbraucher geht. Topforchideen sind im Handel inzwischen mengenmäßig die drittwichtigste blühende Zimmerpflanze, in den Läden wird jedoch hauptsächlich Importware zum Verkauf angeboten. Für die baden-württembergischen Zierpflanzenbetriebe spielt die Orchideenzucht mit 0,6 Mill. Pflanzen eine eher untergeordnete Rolle.

Stiefmütterchen – eine starke Vorstellung

Ob im Balkonkasten, im Vorgarten oder als Friedhofspflanze, die winterharten und in allen Farben blühenden Stiefmütterchen (Viola) sind die am häufigsten von den Blumenliebhabern gekauften Beet- und Balkonpflanzen4 in Deutschland. In Baden-Württemberg produzierten im Zeitraum 2007/08 über 700 Zierpflanzenerzeuger insgesamt mehr als 25 Mill. Pflanzen der Gattung Viola und damit ein Fünftel der gesamten Produktion (128 Mill. Stück) an Beet- und Balkonpflanzen im Südwesten. In der Anzucht vergleichsweise unproblematisch, wird fast ausschließlich Fertigware produziert, die direkt in den Handel gelangt.

Vorrangig in Balkonkästen und Schalen werden hingegen Pelargonien (auch Geranien genannt) gesetzt, die es in aufrechten oder auch hängenden Formen gibt. Pelargonien sind vor allem wegen der reichhaltigen Blüte beliebt, die in der Regel bis in den Herbst hinein andauert. Von den fast 18 Mill. Stück, die in Baden-Württemberg produziert wurden, bestand fast die Hälfte (48 %) aus Jungpflanzen oder Halbfertigware. Auch hier ist wieder auffallend, dass die Jungpflanzenanzucht stark auf wenige Betriebe im Raum Stuttgart und Landkreis Emmendingen konzentriert ist, während sich die Produktion von Fertigware gleichmäßiger auf die Betriebe verteilt. Schwerpunkte der Fertigwarenproduktion lagen in den Kreisen Ludwigsburg, Emmendingen und im Ortenaukreis.

Mit ebenfalls fast 18 Mill. Töpfen hat die Anzucht der »Stauden im Topf« an der baden-württembergischen Zierpflanzenproduktion einen großen Anteil. Das Angebot reicht hier von den Bodendeckern über Hosta, Storchschnabel bis zu Feinstrahlastern, Sonnenhut und Skabiosen. Darüber hinaus werden noch Freilandbegonien (12,5 Mill.), Primeln (8 Mill.), Petunien (7,4 Mill.) und Impatiens (5 Mill.) in nennenswerter Stückzahl sowie Besenheide und Erika-Arten (2,0 Mill.) und Margeriten (1,3 Mill.) aus heimischer Produktion angeboten. Allerdings bewegt sich der Anteil der handelsfertigen Ware bei Petunien, Impatiens und Margeriten lediglich zwischen 30 und 50 %.

Unter den Produzenten stark verbreitet ist die Anzucht von »Sonstigen Beet- und Balkonpflanzen«. Fast 800 Zierpflanzenerzeuger in Baden-Württemberg produzieren 30 Mill. Pflanzen, von denen über die Hälfte Jungpflanzen oder Halbfertigware sind, die vorrangig aus den Kreisen Ludwigsburg und Stuttgart stammen. Hier ist vor allem die Anzucht von Lobelien, Verbenen, Ranunkeln und Fuchsien hervorzuheben.

Die Gesamtproduktion bei den Beet-/Balkonpflanzen und Stauden aus dem Südwesten ist jedoch stark zurückgegangen. Im Jahr 2000 wurden noch über 200 Mill. Stück in den Betrieben angezogen, 8 Jahre später waren es nur noch knapp 128 Mill., also ein Rückgang um fast 40 %.

Viele Betriebe gaben auf

Die stärker werdende Spezialisierung und die Konkurrenz um Umsatzanteile, auch aus dem Ausland, machte auch vor der Zierpflanzenproduktion nicht Halt. In den letzten beiden Jahrzehnten ging die Zahl der Zierpflanzenbetriebe insgesamt um gut 30 % zurück. Der größte Schwund war zwischen 1996 und 2004 zu verzeichnen (– 22 %), in den vergangenen 4 Jahren blieb das Niveau allerdings konstant. Dagegen verringerte sich die gesamte Grundfläche aller Betriebe seit 1988 lediglich um ca. 18 %, wobei die durchschnittliche Zierpflanzenfläche eines Betriebes von 46 Ar im Jahr 1988 auf 54 Ar im letzten Jahr anstieg.

Von den insgesamt rund 1 500 Betrieben im Land produzierten im Erhebungsjahr 1 043 Betriebe Schnittblumen, in 901 Betrieben standen Beet- und Balkonpflanzen bzw. Stauden, und 548 Betriebe erzeugten Zimmerpflanzen. Der Großteil der Zierpflanzengrundfläche befindet sich im Freiland (68 %), auf den übrigen Flächen werden unter Glas oder begehbaren Folientunneln kälteempfindlichere Gewächse, wie zum Beispiel Zimmerpflanzen oder Pflanzen für die Frühjahrsbepflanzung angezogen. Über die Hälfte der Unterglasanlagen (58 %) können beheizt werden. Ein Viertel der baden-württembergischen Grundfläche für Zierpflanzen befindet sich in den Kreisen Ludwigsburg sowie den Nachbarkreisen Esslingen und Rems-Murr-Kreis. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Ortenau und im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald (zusammen 14 %). Im deutschlandweiten Vergleich steht Baden-Württemberg mit seiner Produktionsfläche für Zierpflanzen ungefähr in einer Größenordnung mit Bayern (913 ha) und Niedersachsen (814 ha). Mit Abstand die größten Flächen befinden sich allerdings in Nordrhein-Westfalen (2 752 ha).

1 Auskunftspflichtig sind Betriebe mit mehr als 2 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche oder mit bestimmten Mindesterzeugungseinheiten. Das sind zum Beispiel: 30 Ar Blumen- und Zierpflanzenanbau im Freiland, 30 Ar Obst, 30 Ar Gartenbausämereien, 3 Ar Blumen und Zierpflanzen unter Glas, …

2 ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle GmbH, Bonn (6. Februar 2008).

3 Siehe Fußnote 2.

4 ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle GmbH, Bonn: Top-Ten-Listen für den deutschen Zierpflanzenmarkt 2006.