:: 5/2009

Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege Bausteine der Kindertagesbetreuung in Baden-Württemberg

Im März 2008 waren in Baden-Württemberg 378 000 Kinder unter 14 Jahren in einer Betreuungseinrichtung untergebracht. Rund 14 400 Kinder wurden von einer Tagesmutter oder – in seltenen Fällen – von einem Tagesvater betreut. Insbesondere das Angebot für unter 3-Jährige wurde ausgeweitet; ihre Betreuungsquote liegt jetzt bei 13,7 %.

Ab dem Jahr 2009 werden die Kommunen beim Ausbau der Betreuungsplätze für Kleinkinder finanziell noch stärker unterstützt. Die Verteilung der Bundes- und Landesmittel zur Finanzierung der Betriebskosten an die Kommunen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs erfolgt nach der Zahl der betreuten Kinder des Vorjahres. Die Daten zeigen starke regionale Unterschiede, vor allem zwischen städtischen und ländlichen Räumen. Auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es große Unterschiede. In den neuen Bundesländen ist die Betreuungsquote nach wie vor deutlich höher als im früheren Bundesgebiet.

Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände haben sich darauf verständigt, bis zum Jahr 2013 schrittweise für bundesweit durchschnittlich ein Drittel der Kinder unter 3 Jahren die Betreuungsangebote in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege auszubauen. Ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege soll für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zum 1. August 2013 eingeführt werden. Nicht zuletzt die Einführung des Elterngeldes (Januar 2007) erfordert diesen zügigen Ausbau der Kleinkindbetreuung, da Eltern nach dem Bezug von Elterngeld über 12 bzw. 14 Monate auf eine zuverlässige und qualitätsvolle Betreuung ihrer Kinder ab dem zweiten Lebensjahr angewiesen sind. In einer Vereinbarung hat die Landesregierung den kommunalen Landesverbänden Ende 2007 eine erhöhte finanzielle Beteiligung des Landes an den Betriebskosten der Kleinkindbetreuung zugesagt.

Ein bedarfsgerechtes Angebot an Plätzen zur Tagesbetreuung von Kindern ist eine wesentliche Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Entsprechend der genannten Vereinbarung haben die Landesregierung und die kommunalen Landesverbände eine Einigung über die Eckpunkte für den erforderlichen Ausbau und die finanzielle Beteiligung des Landes an den entstehenden Kosten für den bedarfsgerechten Ausbau der Betreuungsangebote für Kleinkinder erzielt. Die Bundes- und Landeszuweisungen zu den Betriebskosten für die Kleinkindbetreuung werden danach ab 2009 im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs den Kommunen nach der Zahl der betreuten Kinder (gewichtet nach der Betreuungszeit) zugewiesen. Bemessungsgrundlage für die Zuschüsse ist die jährlich zu einem Stichtag im März vom Statistischen Landesamt durchgeführte Statistik der betreuten Kinder in Einrichtungen.

392 400 Kinder in Tagesbetreuung

Im März 2008 gab es in Baden-Württemberg insgesamt 7 833 Kindertageseinrichtungen, in denen 378 000 Kinder betreut wurden. Gegenüber März 2007 hatte sich die Zahl der Einrichtungen um rund 130 erhöht, die Zahl der betreuten Kinder ist dagegen um rund 1 800 Kinder zurückgegangen. Insgesamt standen in den Einrichtungen mehr als 432 000 genehmigte Plätze zur Verfügung. Landesweit waren hier rund 56 300 Personen beschäftigt. Davon waren knapp 48 000 im pädagogischen Bereich tätig, 7 200 für hauswirtschaftliche und technische Aufgaben sowie 1 100 für Verwaltung oder als freigestellte Einrichtungsleitung. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten ist in Teilzeit tätig.

Über 40 % der Einrichtungen befinden sich in öffentlicher Trägerschaft von Städten und Gemeinden. Bei den freien Trägern dominieren die kirchlichen Träger. Knapp 24 % der Einrichtungen haben Träger des Caritasverbands (oder anderer katholischer Träger) und gut 20 % des Diakonischen Werks (oder anderer evangelischer Träger) (Tabelle 1). Die früher übliche Unterscheidung nach Kindergärten, Krippen und Horten kann mit dem seit 2006 bestehenden Erhebungskonzept nicht mehr dargestellt werden, zumal die Kindertageseinrichtungen zunehmend über altersgemischte Gruppen verfügen.

Rund 14 400 Kinder wurden von einer bei einem Jugendamt registrierten Tagesmutter – oder auch einem Tagesvater – betreut1. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme um 8,5 %. Betreut wurden die Kinder von insgesamt 6 484 Tagespflegepersonen (Tagesmütter oder Tagesväter), darunter waren lediglich 88 Männer. (Zum Vergleich: am 15. März 2007 hatten wir im Land 6 692 Tagespflegepersonen, darunter 98 Tagesväter). Die Anzahl der betreuten Kinder je Pflegeperson lag im Durchschnitt bei 2,2 Kindern. Gut zwei Drittel (68 %) der Tagespflegepersonen waren zwischen 30 und 50 Jahre alt. Einen abgeschlossenen Qualifizierungskurs für Kindertagespflege wiesen 87 % der Tagespflegepersonen (5 673) auf. Rund 31 % der Tagespflegepersonen hatten einen fachpädagogischen Berufsausbildungsabschluss, die meisten davon (850 Personen) als Erzieher/-in. Damit erhielten insgesamt 392 400 Kinder tagsüber eine Betreuung außerhalb des Elternhauses.

94 % der 3- bis unter 6-Jährigen besuchen eine Kindertageseinrichtung

Kinder im üblichen Kindergartenalter werden besonders häufig außerhalb des Elternhauses betreut. Knapp 278 000 von rund 297 000 Kindern dieses Alters besuchten eine Kindertageseinrichtung. Damit ergibt sich eine Besuchsquote von 93,7 %. Von den Kindergartenkindern wurden gut 27 000 Kinder ganztags betreut. Dies entspricht einem Anteil der Ganztagsbetreuung von knapp 10 %. Eine Betrachtung im Zeitablauf ist erst seit der Umstellung des Erhebungskonzepts im Jahr 2006 möglich. Im klassischen Kindergartenalter besuchen tendenziell immer weniger Kinder eine Tageseinrichtung. Das ist eine Folge des demografischen Wandels, denn die Zahl der Kinder in diesem Alter nimmt aufgrund der rückläufigen Geburtenzahlen seit Jahren ab.

Zählt man die etwa 3 500 Kinder im Kindergartenalter hinzu, die durch eine Tagespflegeperson betreut wurden – davon waren 2 430 auch in einer Tageseinrichtung – hatten 279 260 der 3- bis unter 6-Jährigen eine Tagesbetreuung, dies entspricht einer Betreuungsquote von 94 %.

38 600 unter 3-Jährigen werden in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege betreut

In der Altersgruppe der unter 3-Jährigen hat es bei einer insgesamt wesentlich niedrigeren Betreuungsquote weitaus größere Veränderungen gegeben. 2008 lag die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen, die entweder in einer Kindertageseinrichtung oder in der Kindertagespflege betreut werden, bei 13,7 %. Rund 32 300 unter 3-Jährige besuchen eine Kindertageseinrichtung, knapp 20 % mehr als 2007. Rund 23 % der Kinder (7 560) nahm eine Betreuungszeit von über 7 Stunden und damit eine Ganztagsbetreuung in Anspruch.

Zusätzlich wurden 6 300 Kinder unter 3 Jahren (2,2 %) von Tageseltern in der Kindertagespflege betreut. Bei der Betreuung von Kleinkindern ist für viele Eltern in Baden-Württemberg die Kindertagespflege eine wichtige Alternative zu den Kindertageseinrichtungen. Die meisten der von den Tagesmüttern und Vätern betreuten Kinder sind zwischen 1 und 3 Jahre alt.

Die Zahl der unter 3-Jährigen, die Kindertagesbetreuung in Anspruch nehmen, wird auch in Zukunft weiter steigen. Um die festgeschriebenen Ausbauziele zu erreichen, verfolgen viele Kreise und Gemeinden Strategien, die eine Kombination verschiedener Maßnahmen vorsehen. Dazu gehören die Öffnung von Kindertageseinrichtungen für 2-Jährige, die Umwandlung von Kindergartengruppen in Krippengruppen oder altersgemischte Einrichtungen, die Einrichtung von neuen Krippen und der massive Ausbau der Kindertagespflege.

Große regionale Unterschiede bei der Kleinkindbetreuung

Die Betreuungsquoten in den einzelnen Stadt- und Landkreisen zeigen bei der Altersgruppe der unter 3-Jährigen in Kindertageseinrichtungen deutliche regionale Unterschiede. Demgegenüber sind bei den Kindergartenkindern in nahezu allen Kreisen Quoten zwischen 90 und 95 %, also annähernd Vollversorgung, zu verzeichnen.

Bei der Kleinkindbetreuung in Einrichtungen (Kinderkrippen und altersgemischte Gruppen) errechnen sich vor allem in vielen Stadtkreisen hohe Betreuungsquoten, insbesondere in den Städten Heidelberg (30,2 %), Stuttgart (20,7 %) und Freiburg im Breisgau (19,6 %), aber auch in den Landkreisen Tübingen (18,5 %) und Breisgau-Hochschwarzwald (15 %). Unterschiede zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen sind auch in der Kindertagespflege festzustellen. Die höchsten Betreuungsquoten haben die Stadtkreise Heidelberg und Freiburg im Breisgau mit jeweils 4,9 % sowie Karlsruhe mit 4,2 %. Aber auch die Landkreise Tübingen (4,1 %) und Esslingen (3,4 %) weisen überdurchschnittliche Betreuungsquoten auf.

Die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen insgesamt, ist in der Stadt Heidelberg mit 35,2 % am höchsten. An 2. und 3. Stelle stehen Freiburg im Breisgau (24,5 %) und Stuttgart (23,4 %). Unter den Landkreisen verzeichnen Tübingen, Konstanz und Breisgau-Hochschwarzwald die höchsten Betreuungsquoten. Die größten Veränderungen der Betreuungsquoten bei den unter 3-Jährigen gegenüber 2007 verzeichnen die Stadt Heidelberg mit einem Plus von 6,2 Prozentpunkten und der Bodenseekreis mit einer Steigerung um 5,2 Prozentpunkte.

Bis 2013, so das Ziel, soll es für rund ein Drittel der unter 3-Jährigen ein Angebot in einer Kindertageseinrichtung oder bei Tageseltern geben. Die Zahl der unter 3-Jährigen betrug Ende 2007 etwa 281 000 Kinder, 2013 dürfte diese Zahl nach einer Vorausrechnung des Statistischen Landesamtes auf rund 270 000 Kinder zurückgehen.

Baden-Württemberg bei der Kleinkindbetreuung über dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer

In den neuen Bundesländern lag 2008 die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen mit 42,4 % fast 4-mal so hoch wie in den alten Bundesländern (12,2 %). Ohne Ausnahme weisen die ostdeutschen Bundesländer überdurchschnittlich hohe Betreuungsquoten von über 35 % auf, in Sachsen-Anhalt nahm sogar jedes 2. Kleinkind (52,7 %) einen Betreuungsplatz in Anspruch. Die höchsten Werte im früheren Bundesgebiet werden vom Stadtstaat Hamburg (22,9 %), Rheinland-Pfalz (15,1 %) und Hessen (14,3 %) erreicht. Baden-Württemberg liegt mit einer Betreuungsquote von 13,7 % zwar unter dem Bundesdurchschnitt von 17,8 %, aber über dem Durchschnitt der westlichen Bundesländer (ohne Berlin) von 12,2 %.

1 Hier wird nur die öffentlich geförderte Kindertagespflege betrachtet, die zumindest eine Vermittlung oder Beratung umfasst. Ausschließlich privat organisierte Betreuungsverhältnisse werden dabei nicht einbezogen.