:: 8/2009

Altersstruktur der Lehrerschaft an öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg

An den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im Land waren im Schuljahr 2008/09 rund 82 800 hauptberufliche Lehrkräfte tätig, an den beruflichen Schulen weitere 19 100. Die Kollegien an den allgemeinbildenden Schulen bestehen überwiegend aus Lehrerinnen: Ihr Anteil reicht von 52 % an Gymnasien bis 77 % an Grund- und Hauptschulen. An beruflichen Schulen stellen die männlichen Lehrkräfte mit 59 % noch die Mehrheit. Das Durchschnittsalter der Lehrkräfte ist in den letzten 3 Jahren etwas gesunken, am deutlichsten an den Gymnasien: um 2,2 Jahre auf 46,5 Jahre. Die Hälfte der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen ist 50 Jahre alt oder jünger. An beruflichen Schulen liegt dieser Mittelwert bei 49 Jahren. Da zunehmend Frauen den Lehrerberuf anstreben, sind unter den jüngeren Lehrkräften vorwiegend Frauen zu finden. Somit ist das Durchschnittsalter der Lehrerinnen auch deutlich niedriger als das der Lehrer.

Gut 100 000 hauptberufliche Lehrkräfte an öffentlichen Schulen

Zu Beginn des Schuljahrs 2008/09 unterrichteten insgesamt rund 118 800 Lehrkräfte an den öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen1 Schulen in Baden-Württemberg. Das waren etwas weniger als in den beiden vorangegangenen Schuljahren, aber immerhin fast 6 000 mehr als 5 Jahre zuvor. Beinahe 47 % der Lehrkräfte waren vollzeitbeschäftigt, 39 % teilzeitbeschäftigt. Die weiteren gut 14 % setzten sich vorwiegend aus stundenweise beschäftigten Lehrkräften, kirchlichen Lehrkräften und Lehramtsanwärtern mit selbstständigem Unterricht zusammen.

Der Hauptanteil des Unterrichts wird somit von den voll- und teilzeitbeschäftigten – oder kurz: hauptberuflichen – Lehrkräften erbracht. Im Schuljahr 2008/09 zählten 101 900 Lehrkräfte zu dieser Gruppe, darunter unterrichteten knapp 19 100 an beruflichen Schulen. Die alters- und geschlechtsspezifische Zusammensetzung der hauptberuflichen Lehrerschaft prägt somit auch das Bild der Lehrkollegien an den Schulen im Land.

Steigender Anteil weiblicher Lehrkräfte

Rund zwei Drittel der hauptberuflichen Lehrkräfte an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im Land waren weiblich. Damit setzte sich auch im Schuljahr 2008/09 der Trend eines steigenden Frauenanteils fort. Um die Jahrtausendwende lag ihr Anteil noch bei knapp 61 %. Im Schuljahr 1990/91 waren erst rund 53 % der hauptberuflichen Lehrkräfte Frauen.

Der höchste Lehrerinnenanteil war an den Grund- und Hauptschulen mit fast 77 % zu finden, an den Sonderschulen lag er mit 74 % nur wenig niedriger. Die Lehrerschaft beider Schularten wird schon seit langer Zeit von einem hohen Frauenanteil geprägt. Bereits zu Beginn der 90er-Jahre waren hier über 60 % der Lehrkräfte weiblich. An den Realschulen und Gymnasien fiel der Frauenanteil im Schuljahr 2008/09 bei den hauptberuflichen Lehrkräften dagegen nicht ganz so hoch aus:

Öffentliche Realschulen60 %
Gymnasien52 %

Seit der zweiten Hälfte der 90er-Jahre ist die Mehrzahl der voll- oder teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte an Realschulen weiblich. An den öffentlichen Gymnasien unterrichteten im Schuljahr 2007/08 erstmals mehr weibliche als männliche hauptberufliche Lehrkräfte.

In den Kollegien der öffentlichen beruflichen Schulen sind dagegen die Lehrer noch häufiger vertreten als ihre weiblichen Kolleginnen. Immerhin stieg der Lehrerinnenanteil unter den voll- und teilzeitbeschäftigten Lehrkräften 2008/09 erstmals über die 40 %-Marke. Zu Beginn der 90er-Jahre lag ihr Anteil dagegen noch unter 30 %.

Ursächlich für diese Entwicklung ist, dass das Lehramtsstudium zunehmend von jungen Frauen und weniger von jungen Männern aufgenommen wird. Dies hat zur Folge, dass unter den Neueinstellungen weitaus mehr Frauen als Männer zu finden sind. Da in den älteren Altersjahrgängen der Lehrkräfte noch verhältnismäßig mehr Männer vertreten sind, ist unter den aus dem Schuldienst Ausscheidenden der Männeranteil deutlich höher als unter den Neueinstellungen. Dementsprechend ist der Männeranteil unter den jüngeren Lehrkräften im Alter von 25 bis 35 Jahren deutlich geringer als unter denen im Alter von über 50 Jahren.

Hoher Anteil älterer Jahrgänge an Grund- und Hauptschulen

An den Grund- und Hauptschulen fällt zunächst der unterschiedliche Beschäftigungsumfang von Lehrerinnen und Lehrern auf. Hier waren im Schuljahr 2008/09 nur 16 % der Lehrer teilzeitbeschäftigt. Bei den Lehrerinnen lag dieser Anteil mit 61 % rund 4-mal so hoch. Unter den jüngeren Lehrerinnen war der Anteil der Vollzeit-Lehrkräfte dabei deutlich höher als unter den älteren. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass unter anderem familiäre Gründe für die Teilzeitbeschäftigung ausschlaggebend sind.

Die jüngsten Lehrerinnen sind etwa 24 bis 25 Jahre alt, wenn sie eingestellt werden. Ihre Zahl nimmt zunächst bis zum Alter von 28 Jahren zu, bleibt dann bis zum Alter von 39 Jahren auf einem relativ konstanten Niveau von meist 650 bis 750 Lehrerinnen pro Altersjahrgang. Schaubild 1 zeigt, dass im Alter zwischen 41 und 46 Jahren nur noch weniger als jeweils 500 Lehrerinnen hauptamtlich an öffentlichen Grund- und Hauptschulen unterrichten. Danach nimmt ihre Zahl dann wieder zu und erreicht ungefähr beim Alter von 56 Jahren mit 1 400 Lehrerinnen einen Höhepunkt. In der Folge reduzieren sich die Besetzungszahlen der Altersjahrgänge bis zum Erreichen des 65. Lebensjahres. Hierdurch ergibt sich das Bild einer gewissermaßen »taillierten« Altersstruktur. Die Verteilung ihrer männlichen Kollegen auf die einzelnen Altersjahrgänge folgt weitgehend dem gleichen Muster, nur sind sie an den entsprechenden Punkten meist etwa 3 Jahre älter als ihre Kolleginnen.

Ursache für diese Altersstruktur der Lehrerschaft sind in erster Linie die Lehrereinstellungen in den zurückliegenden Jahrzehnten. Die große Zahl an Lehrkräften im Alter von über 50 Jahren wurde überwiegend in den 70er-Jahren eingestellt, als geburtenstarke Jahrgänge zu kräftig steigenden Schülerzahlen führten und einen entsprechenden Ausbau des Schulwesens erforderten. Der anschließende deutliche Rückgang der Geburtenzahlen mit der Konsequenz rückläufiger Schülerzahlen hatte dann zur Folge, dass in den 80er-Jahren kaum noch freie Lehrerstellen zu besetzen waren. Dementsprechend sind Lehrkräfte im Alter von 40 bis 45 Jahren relativ selten an den Schulen zu finden. Bedingt durch wieder ansteigende Schülerzahlen und Pensionierungen konnten seit den 90er-Jahren auch wieder mehr Lehrkräfte in den Schuldienst übernommen werden, wodurch der kräftigere »Unterbau« der Altersgliederung zu erklären ist.

Ähnlicher Altersaufbau an Realschulen

Die Altersverteilung der Lehrkräfte an den öffentlichen Realschulen entspricht im Grundsatz der Verteilung an den Grund- und Hauptschulen. Allerdings ist an den Realschulen die Vollzeitbeschäftigung weiterverbreitet als an den Grund- und Hauptschulen. Während an Letzteren im Schuljahr 2008/09 geringfügig mehr teilzeitbeschäftigte als vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte unterrichteten, waren die Vollzeit-Lehrkräfte an den Realschulen mit gut 55 % insgesamt in der Überzahl. Nur im Altersbereich von 43 bis 53 Jahren sind Teilzeit-Lehrkräfte häufiger anzutreffen als ihre Vollzeit-Kolleginnen und -Kollegen.

Die jüngeren Jahrgänge bis zum Alter von knapp unter 40 Jahren sind im Vergleich zu den »Mittvierzigern« deutlich stärker besetzt. Wie bei den Grund- und Hauptschulen spiegelt sich auch hier die Einstellungspraxis der vergangenen Jahrzehnte wider. Die am stärksten besetzten Altersjahrgänge waren die von 54 bis 58 Jahren, mit jeweils mehr als 700 hauptberuflichen Lehrkräften. Bis zum Alter von 56 Jahren unterrichteten in jedem Altersjahr mehr hauptberufliche Lehrerinnen als Lehrer an den Realschulen im Land. Nur unter den älteren Lehrkräften waren mehr Männer als Frauen zu finden. Diese Verteilung verdeutlicht den Wandel des Lehrerberufs hin zu einem stark von Frauen geprägten Beruf.

Entwicklung der Schülerzahlen prägt Altersaufbau an Gymnasien

Die Altersgliederung der Lehrkräfte an Gymnasien unterscheidet sich etwas von den Gliederungen der Grund- und Hauptschulen und der Realschulen (Schaubild 3). Zum einen sind die jüngeren Altersjahrgänge wieder relativ stark besetzt – bei den Lehrerinnen erreichen sie sogar fast wieder die Stärke der »Mittfünfziger«. Zum anderen ist der Aufbau nicht durch eine besonders enge »Einschnürung« in wenigen Altersjahren Mitte 40 gekennzeichnet, sondern durch einen vergleichsweise breiten Bereich von 42 bis 52 Jahren. In diesem Alter sind deutlich weniger Lehrkräfte an öffentlichen Gymnasien zu finden, jedoch fällt der Rückgang nicht so stark ins Gewicht wie in einzelnen Jahrgängen der anderen Schularten.

Hier schlägt sich neben den bereits oben genannten Ursachen auch der starke Ausbau der Gymnasien in den 70er-Jahren nieder, der zusätzlich zu den geburtenstarken Jahrgängen eine Aufstockung des Lehrpersonals erforderte. So ergab sich beinahe eine Verdoppelung der Zahl der hauptberuflichen Lehrkräfte zwischen 1970 und 1980 von 9 600 auf knapp 17 700. Aus dieser »Einstellungswelle« stammen die stark besetzten höheren Altersjahrgänge. Im Anschluss an diesen Ausbau führten sinkende Geburtenzahlen dann wie bei den anderen Schularten zu einem Rückgang der Schülerzahlen und einem entsprechend geringeren Bedarf an Neueinstellungen von Lehrkräften. Die heute existierende Altersgliederung zeigt, dass diese Rahmenbedingungen an den Gymnasien relativ lange die Zahl der Übernahmen in den Schuldienst begrenzt hat. Allerdings war das Niveau der Einstellungen nicht ganz so niedrig wie an den anderen Schularten.

An Gymnasien relativ viele jüngere Lehrkräfte

Seit Beginn der 90er-Jahre sorgen stärkere Geburtenjahrgänge und eine deutliche Zunahme der Beliebtheit der Gymnasien beim Übergang von der Grundschule auf weiterführende Schulen wieder für deutlich steigende Schülerzahlen. Im Schuljahr 2008/09 wurden an den öffentlichen Gymnasien über 310 000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet – rund 101 500 mehr als 1989/90 und fast so viele wie 1980/81 als 314 900 Schülerinnen und Schüler gezählt wurden. Dieser Anstieg erforderte eine entsprechende Aufstockung der Lehrkräfteressourcen. Daher erhöhte sich die Zahl der hauptberuflichen Gymnasiallehrkräfte von rund 17 900 im Schuljahr 1990/91 auf 21 900 im Schuljahr 2008/09. Demgemäß sind an den Kollegien der Gymnasien relativ viele jüngere Lehrkräfte im Alter von unter 40 Jahren zu finden.

Bei der Entwicklung der Gesamtzahl der Voll- und Teilzeit-Lehrkräfte an Gymnasien ist allerdings die Entwicklung des Anteils der Teilzeitbeschäftigten zu berücksichtigen. 1970 waren lediglich 8 % der hauptberuflichen Lehrkräfte teilzeitbeschäftigt. Bis 1990 war ihr Anteil schon auf 30 % angestiegen. Mittlerweile ist die Teilzeitbeschäftigung unter den hauptberuflichen Lehrkräften an den Gymnasien im Land weit verbreitet. Im Schuljahr 2008/09 hatten mehr als jeder 4. Lehrer und fast 7 von 10 Lehrerinnen ein Teilzeit-Deputat. In den jüngeren Jahrgängen bis zum Alter von 31 Jahren und im Bereich von 39 bis 51 Jahren waren Teilzeit-Lehrkräfte insgesamt häufiger vertreten als Vollzeitbeschäftigte. Nach einem stetigen Anstieg in früheren Schuljahren liegt der Anteil der Teilzeit-Lehrkräfte an allen hauptberuflichen Lehrkräften seit dem Schuljahr 2006/07 bei konstant etwa 49 %.

An Sonderschulen hoher Anteil vollzeitbeschäftigter Lehrerinnen

Mit 74 % war der Anteil der Lehrerinnen an den hauptberuflichen Lehrkräften öffentlicher Sonderschulen im Schuljahr 2008/09 vergleichsweise hoch. Damit gehören sie zusammen mit den Grund- und Hauptschulen zu den Schularten, an denen die Lehrerschaft am stärksten von Frauen geprägt ist. Sonderschulen weisen schon seit vielen Jahren eine besonders hohe Frauenquote auf. Bereits in den 70er-Jahren lag sie bei rund zwei Drittel und ist seit Mitte der 90er-Jahre nahezu kontinuierlich weiter angestiegen. Im Schuljahr 2004/05 waren erstmal mehr als 70 % der hauptberuflichen Lehrkräfte weiblich.

Bei den Vollzeit-Lehrkräften lag im Schuljahr 2008/09 der Lehrerinnenanteil an den öffentlichen Sonderschulen bei 63 %. Dieser Wert ist damit höher als an allen anderen Schularten in Baden-Württemberg. In der ersten Hälfte der 90er-Jahre lag dieser Anteil noch unter 50 %. Allerdings ist die Zahl der teilzeitbeschäftigten Lehrerinnen auch im Schuljahr 2008/09 noch geringfügig größer als die Zahl der vollzeitbeschäftigten. Bis zum Beginn der 90er-Jahre war dies noch nicht der Fall. Die Verdoppelung der Zahl der Teilzeit-Lehrkräfte im Zeitraum von 1985 bis 2000 war die Ursache für die bis heute anhaltende Umkehrung dieses Verhältnisses.

Die große Zahl an Lehrkräften im Alter von über 50 Jahren wurde überwiegend in den 70er-Jahren eingestellt, als die Schülerzahlen an den öffentlichen Sonderschulen stark anstiegen – von 42 200 im Schuljahr 1970/71 auf fast 58 100 im Schuljahr 1976/77. Der anschließende deutliche Rückgang der Geburtenzahlen mit der Konsequenz rückläufiger Schülerzahlen auf nur noch knapp 33 800 im Schuljahr 1988/89 hatte zur Folge, dass in diesen Jahren weniger Lehrerstellen zu besetzen waren. Dementsprechend sind Lehrkräfte im Alter von 40 bis 45 Jahren seltener an den öffentlichen Sonderschulen zu finden. Bedingt durch wieder ansteigende Schülerzahlen und Pensionierungen konnten seit den 90er-Jahren wieder mehr Lehrkräfte in den Schuldienst übernommen werden.

Gleichmäßigere Altersgliederung an beruflichen Schulen

Der Unterricht an beruflichen Schulen wird noch weit überwiegend von männlichen Lehrkräften erteilt: Rund 59 % der hauptberuflichen Lehrkräfte waren im Schuljahr 2008/09 Männer. Allerdings ist an beruflichen Schulen ebenso wie an den allgemeinbildenden eine Tendenz zur Feminisierung des Lehrerberufs feststellbar. Seit 1990 erhöhte sich der Frauenanteil am Lehrpersonal der öffentlichen beruflichen Schulen von knapp 29 % auf fast 41 %.

Die Zahl der Vollzeit-Lehrkräfte war mit gut 12 400 fast doppelt so hoch wie die Zahl ihrer teilzeitbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen mit 6 600. Wie an den allgemeinbildenden Schulen sind die Lehrerinnen der beruflichen Schulen überwiegend teilzeitbeschäftigt: 62 % der fast 7 800 hauptberuflichen Lehrerinnen hatten ein Teilzeit-Deputat. Dieser Anteil war in den letzten Jahren vergleichsweise stabil. Von allen teilzeitbeschäftigten Lehrkräften an beruflichen Schulen sind bereits seit längerer Zeit rund drei Viertel Frauen.

Die Altersgliederung der voll- und teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte an beruflichen Schulen unterscheidet sich auf den ersten Blick deutlich von denen der allgemeinbildenden Schularten. Während in der Lehrerschaft der allgemeinbildenden Schulen die Jahrgänge im Alter von etwa 40 bis 45 Jahren nur in relativ geringem Ausmaß vertreten sind, fehlt diese auffällige Einschnürung im Altersaufbau der Lehrerschaft an beruflichen Schulen. Nur auf der Seite den männlichen Lehrer ist in den Jahrgängen um das Alter 50 eine leichte Einkerbung zu erkennen (Schaubild 5). Dies ist zum einen auf eine gleichmäßigere Einstellungspraxis und zum anderen auf die Möglichkeit des »Quereinstiegs« in den Dienst an beruflichen Schulen zurückzuführen. Nicht für alle Fächer kann der Lehrkräftebedarf allein über die direkte, einschlägige Hochschulausbildung gedeckt werden. Insbesondere im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich können Diplom-Ingenieure als Quereinsteiger in den Schuldienst übernommen werden. Die erforderliche pädagogische Schulung erhalten sie im Rahmen von unterrichtsbegleitenden Sonderkursen an Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung. Ursprünglich schwächer besetzte Altersjahrgänge können durch diese Zugänge nachträglich aufgefüllt werden.

Durchschnittsalter der Lehrkräfte gesunken

Die zeitliche Entwicklung der Lehrereinstellung beeinflusst auch das durchschnittliche Alter des Lehrpersonals an den Schulen. Die große Zahl an Lehrkräften, die in den 70er-Jahren in den Schuldienst eintraten und mittlerweile deutlich über 50 Jahre alt sind, führt zu einem entsprechend höheren Durchschnittsalter. Die beginnenden Pensionierungen dieser Lehrkräfte haben in Verbindung mit den Neueinstellungen junger Lehrerinnen und Lehrer allerdings inzwischen dazu geführt, dass das es bereits wieder leicht zu sinken beginnt. Das höchste Durchschnittsalter unter den hauptberuflichen Lehrkräften an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen hatten im Schuljahr 2008/09 die Lehrer an den Grund- und Hauptschulen mit 50,8 Jahren, das niedrigste ihre Kolleginnen am Gymnasium mit 44,5 Jahren. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Jahren aufgrund des starken Anstiegs der Schülerzahlen relativ viele Lehrkräfte an den Gymnasien eingestellt wurden und der Anteil von Frauen dabei sehr hoch war, wie an Schaubild 3 abzulesen ist.

Bezogen auf die Gesamtheit der Lehrkräfte ist die Spannweite der Durchschnittswerte wesentlich geringer: Sie reicht von 46,5 Jahren an Gymnasien bis 47,7 Jahre an Sonderschulen. Bei geschlechtsspezifischer Betrachtung ist festzustellen, dass die Lehrer im Durchschnitt 3 bis fast 5 Jahre älter sind als ihre Kolleginnen.

Im Vergleich zum Schuljahr 2005/06 ist aufgrund der Pensionierungen relativ starker Altersjahrgänge und den entsprechenden Neueinstellungen von Nachwuchslehrkräften ein deutlicher Rückgang dieser Mittelwerte festzustellen. Am deutlichsten ist dieser bei den Gymnasien: 2005/06 lag dort der rechnerische Durchschnitt mit 48,7 Jahren noch 2,2 Jahre über dem im Schuljahr 2008/09 erreichten Wert. Bei den Realschulen sank das arithmetische Mittel in diesem Zeitraum um 1,7 Jahre. Bei den Grund- und Hauptschulen sowie den Sonderschulen fiel der Rückgang mit 0,8 bzw. 1,1 Jahren weniger gravierend aus.

An den beruflichen Schulen lag das arithmetische Mittel der hauptberuflichen Lehrkräfte im Schuljahr 2008/09 bei 48,2 Jahren. Seit 2005/06 ist dieser Mittelwert um 1,0 Jahre gesunken. Der Unterschied des Durchschnittsalters von Lehrerinnen und Lehrern ist mit 2,0 Jahren bei den beruflichen Schulen kleiner als an den allgemeinbildenden Schulen. Lehrerinnen waren im Mittel 47,0 Jahre alt, Lehrer 49,0 Jahre. Damit waren die Lehrerinnen im Durchschnitt geringfügig älter als ihre Kolleginnen an allgemeinbildenden Schulen, und die Lehrer der beruflichen Schulen etwas jünger als die der allgemeinbildenden.

Die Hälfte der Lehrkräfte ist 50 Jahre alt oder jünger

Das arithmetische Mittel gibt jedoch bei einer ungleichmäßigen Verteilung – wie sie hier bei der Altersstruktur des Lehrpersonals vorliegt – nur eine unvollständige Information über das »typische« Alter von Lehrkräften. Ein weiterer Mittelwert, der in diesen Fällen informativer ist, ist der Median. Er beschreibt den Wert, der die untersuchte Gesamtheit in der Mitte teilt. Für das Lehrpersonal bedeutet dies, der Median gibt an, bei welchem Alter die Hälfte der Lehrkräfte jünger und die andere Hälfte älter ist. Wegen der hohen Besetzungszahlen der älteren Jahrgänge liegen Werte für den Median in allen Schularten über den jeweiligen arithmetischen Mittelwerten.

An den allgemeinbildenden Schulen lag der Median nur bei den Gymnasien im Schuljahr 2008/09 mit 48 Jahren im 5. Lebensjahrzehnt. An Realschulen war er mit 52 Jahren am höchsten. Die Hälfte der voll- oder teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen ist demnach 50 Jahre alt oder jünger. An den beruflichen Schulen liegt der Median mit 49 Jahren um ein Jahr darunter.

Unter den Lehrerinnen nimmt der Median deutlich geringere Werte an als unter den Lehrern. So waren 2008/09 die Hälfte der Gymnasiallehrerinnen 44 Jahre alt oder jünger. Die Hälfte ihrer männlichen Kollegen war dagegen 53 Jahre alt oder älter. Diese Spanne von 9 Jahren ist die größte von allen Schularten. Die Realschulen und die Sonderschulen weisen mit einer Differenz von 4 Jahren dagegen die kleinste Spanne unter den allgemeinbildenden Schulen auf. An den Realschulen war der Median der Lehrerinnen mit 50 Jahren auch am höchsten. Noch dichter zusammen liegen die Mediane der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen mit 48 bzw. 50 Jahren.

Trotz sinkender Altersdurchschnitte ist die Wahrscheinlichkeit noch recht hoch, dass Schülerinnen und Schüler in ihren Klassen von älteren – und entsprechend erfahreneren – Lehrkräften unterrichtet werden. Denn die Hälfte aller Lehrkräfte ist 50 Jahre oder älter. Wenn der Unterricht von jüngeren Lehrkräften gestaltet wird, sind diese in der Mehrzahl weiblich. Am stärksten tritt dies – wie oben geschildert – an den Gymnasien auf.

Über ein Drittel der Lehrkräfte wird in den kommenden 10 Jahren pensioniert

Diese historisch gewachsene Altersgliederung der Lehrerschaft hat Konsequenzen für die Einstellungschancen künftiger Lehramtsbewerber. Ein großer Teil der hauptberuflichen Lehrkräfte tritt in den kommenden 10 Jahren in den Ruhestand. Im Schuljahr 2008/09 waren gut 32 % des voll- oder teilzeitbeschäftigten Lehrpersonals der Sonderschulen 55 Jahre alt oder älter. An Gymnasien lag dieser Anteil bei fast 35 %, an Realschulen bei gut 36 % und an Grund- und Hauptschulen sogar bei 37 %. Die beruflichen Schulen weisen einen etwas geringeren Ersatzbedarf auf: Hier gehörten etwas mehr als 31 % zur Gruppe der 55-Jährigen oder Älteren.

An den Grund- und Hauptschulen sind ebenso wie an den Realschulen die Teilzeit-Lehrkräfte besonders stark von Pensionierungen betroffen: Jeweils knapp 38 % von ihnen werden in den kommenden 10 Jahren aus Altersgründen aus dem Schuldienst ausscheiden. Dagegen zählen an den Gymnasien 38 % der Vollzeit-Lehrkräfte zu dieser Altersgruppe. Auch bei den Sonderschulen gehen in den nächsten Jahren mehr Vollzeit- als Teilzeit-Lehrkräfte in den Ruhestand. Bei den beruflichen Schulen ist das Verhältnis zwischen Vollzeit- und Teilzeit-Lehrpersonal nahezu ausgeglichen und bewegt sich auf deutlich niedrigerem Niveau: Dort waren 2008/09 lediglich knapp 32 % der Vollzeit- und 31 % der Teilzeit-Lehrkräfte 55 Jahre alt oder älter.

Der geschilderte Altersaufbau der Lehrerschaft könnte zur Schlussfolgerung führen, dass in den kommenden Jahren ein erheblicher Ersatzbedarf an Lehrkräften besteht. Allerdings kann dieser nicht allein an den möglicherweise freiwerdenden Stellen gemessen werden.

Eine weitere einflussreiche Bestimmungsgröße ist die Entwicklung der Schülerzahl, die ja auch die jetzige Struktur der Altersgliederung maßgeblich bestimmt hat. Hier ist in den kommenden Jahren mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen.2 Dieser Rückgang wird wohl nicht ohne Auswirkungen auf die Stellenplanungen bleiben. Andererseits könnten auf die Lehrkräfte im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Bildungswesens weitere schulische Verpflichtungen zukommen. Auch die von der Landesregierung angekündigte schrittweise Senkung des Klassenteilers auf 28 und Neuerungen wie die Einführung des geänderten Konzepts der Werkrealschule können Auswirkungen auf den Lehrkräftebedarf haben.