:: 9/2009

Eine »Beschäftigungsdomäne der Frauen«: Der öffentliche Dienst

Am 30. Juni 2008 waren in Baden-Württemberg im öffentlichen Dienst insgesamt 520 900 Personen1 beschäftigt. Die Mehrzahl, nämlich 302 200 Beschäftigte bzw. 58 % darunter waren Frauen. Der öffentliche Dienst kann damit durchaus als »Beschäftigungsdomäne« der Frauen bezeichnet werden. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt – hier sind die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes zwar enthalten – lag der Frauenanteil zum selben Stichtag bei nur knapp 44 %. Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes mag für viele Frauen dabei unter anderem in der guten Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung liegen: Mehr als die Hälfte aller Frauen im öffentlichen Dienst arbeiten in Teilzeit.

Trotz ihrer zahlenmäßigen Dominanz sind Frauen seltener in höheren Laufbahngruppen vertreten als ihre männlichen Kollegen. Während knapp jeder 4. Mann dem höheren Dienst angehört, ist es nur weniger als jede 8. Frau.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind Frauen

Im öffentlichen Dienst Baden-Württembergs sind überwiegend Frauen beschäftigt. Von den insgesamt 520 900 Beschäftigten im unmittelbaren öffentlichen Dienst beim Land, den Kommunen (inklusive Eigenbetriebe, Krankenhäuser, Zweckverbände) sowie im mittelbaren öffentlichen Dienst2 sind mehr als die Hälfte (58 %) Frauen. Zum Vergleich: Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten3 ist der Frauenanteil mit 44 % deutlich geringer . Weil zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch die Arbeitnehmer/-innen des öffentlichen Dienstes zählen, wäre der Frauenanteil ohne diesen Personenkreis sogar noch geringer.

Der Frauenanteil im öffentlichen Dienst hat sich in den letzten Jahren permanent erhöht: Vor 20 Jahren, 1988 lag der Frauenanteil noch unter 50 %4, 1998 – 7 Jahre nach Einführung des Landesgleichberechtigungsgesetzes5 – bei rund 54 % und heute bei 58 %. Der höchste Frauenanteil ist mit annähernd 68 % im mittelbaren öffentlichen Dienst zu verzeichnen. Dazu zählen neben den Sozialversicherungsträgern die rechtlich selbstständigen Einrichtungen, seit dem Jahr 2000 auch die Universitätskliniken des Landes (zuvor im unmittelbaren öffentlichen Dienst des Landes). Bei Letzteren ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch, worauf an entsprechender Stelle näher eingegangen wird. Im kommunalen Bereich sind 61 % der Beschäftigten weiblich. Beim Land, das heißt den Landesbehörden und den Landesbetrieben, liegt der Frauenanteil am niedrigsten, obgleich sie auch hier mit 54 % in der Mehrheit sind.

Innerhalb der Beamtenschaft (im Folgenden: Beamte, Richter und Bezieher von Amtsgehalt) stellen die Frauen mit 108 800 Beamtinnen gegenüber 107 900 männlichen Beamten zwar die absolute Mehrheit, allerdings besitzt von den männlichen Beschäftigten im öffentlichen Dienst knapp die Hälfte (49 %) den Beamtenstatus, während es bei den Frauen nur ein gutes Drittel (36 %) ist. In den einzelnen Beschäftigungsbereichen des öffentlichen Dienstes Baden-Württembergs fallen diese Größenverhältnisse zwar unterschiedlich hoch aus, jedoch sind einheitlich in allen Bereichen weibliche Beschäftigte seltener verbeamtet als die männlichen Kollegen.

Mehr als jede 2. Frau und nur jeder 7. Mann arbeitet in Teilzeit

Der Trend zur Teilzeitbeschäftigung6 ist seit Jahren ungebrochen: Während vor 20 Jahren erst 22 % und vor 10 Jahren bereits 28 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst einer Teilzeitbeschäftigung nachgingen, arbeiteten 2008 etwa 37 % des Personals im öffentlichen Dienst in Teilzeit. Einer Teilzeitbeschäftigung gehen erwartungsgemäß überwiegend Frauen nach: 85 % aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Oder anders ausgedrückt: Mehr als jede zweite Frau (knapp 55 %), die im öffentlichen Dienst steht, arbeitet in Teilzeit. Bei den Männern sind es lediglich gut 13 %, also nicht mal jeder siebte.

Im öffentlichen Dienst ist der Anteil an Teilzeitbeschäftigten vergleichsweise hoch: Während bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg insgesamt – wozu auch die Arbeitnehmer/-innen des öffentlichen Dienstes zählen – gerade mal 17 % in Teilzeit arbeiten, liegt der Anteil im öffentlichen Dienst mit gut 37 % um 20 Prozentpunkte höher. Zwar sind es bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch überwiegend Frauen, die in Teilzeit arbeiten – der Anteil liegt mit rund 86 % in etwa so hoch wie im öffentlichen Dienst insgesamt – allerdings arbeitet hier nur ein gutes Drittel (34 %) der Frauen in Teilzeit.

Ausbildung im öffentlichen Dienst? – Auch das ist »Frauensache«

Am 30. Juni 2008 standen rund 31 200 junge Frauen und Männer in einer Ausbildung7 im öffentlichen Dienst, darunter 19 400 beim Land (inklusive Landesbetriebe), 8 900 bei Kommunen (inklusive Eigenbetriebe) und kommunalen Zweckverbänden sowie 2 900 im mittelbaren öffentlichen Dienst. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt bei insgesamt 71 %. Die höchsten »Frauenquoten« sind bei den kommunalen Krankenhäusern (87 %) zu verzeichnen. Aber auch im mittelbaren Dienst sind weibliche Auszubildende stark vertreten: Allein an den Universitätskliniken sind 1 200 Frauen in einer Ausbildung, das sind fast 83 % aller »Azubis« der Unikliniken.

Mehr als jeder Zweite (59 %), der beim Land in einem Ausbildungsverhältnis steht, ist beim Kultusministerium angesiedelt. Hier standen zum Stichtag 2008 insgesamt 11 500 Beschäftigte in Ausbildung. Dabei handelt es sich überwiegend um Lehreranwärter/-innen bzw. Referendare/Referendarinnen, die nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium ihren sogenannten Vorbereitungsdienst ableisten. Unter diesen sind allein 8 700 Frauen (76 %).

»Kindergärten« mit dem höchsten Frauenanteil überhaupt

Bereits die Ausbildung in bestimmten Aufgabenbereichen lässt darauf schließen: Eine Vielzahl der Frauen im öffentlichen Dienst geht »typischen Frauenberufen« nach. Zwar wird im Rahmen der Personalstandstatistik weder der erlernte Beruf noch die ausgeübte Tätigkeit der Beschäftigten erhoben, die Zuordnung der Beschäftigten zu staatlichen und kommunalen Aufgabenbereichen ergibt jedoch ein Bild darüber, wo Frauen überwiegend tätig sind. Die Ergebnisse des Mikrozensus8 2008 weisen für Baden-Württemberg unter den 10 häufigsten »Frauenberufen« unter anderem Gesundheits-, Soziale und Lehrberufe nach9. Die Ergebnisse der Personalstandstatistik decken sich mit dieser Aussage zweifellos: Das beliebteste Arbeitsgebiet der Frauen im öffentlichen Dienst überhaupt sind die Tageseinrichtungen für Kinder – die »Kindergärten«. Mit einem Anteil von 98 % sind in keinem anderen Aufgabenbereich anteilig mehr Frauen beschäftigt als hier. Den über 22 000 weiblichen Beschäftigten stehen nur rund 400 männliche gegenüber.

In kommunalen Krankenhäusern (rund 79 %) oder auch an den 4 Universitätskliniken des Landes (70 %) sind ebenfalls überwiegend Frauen tätig. Ebenso ist im Bereich Schulen10 mit 65 % die Mehrzahl der Beschäftigten weiblich. Vor allem in Grund- und Hauptschulen (76 %) sowie Sonderschulen (75 %) besteht das Personal hauptsächlich aus Frauen, während an beruflichen Schulen überwiegend Männer tätig sind, nur knapp 41 % des Personals an Berufsschulen ist weiblich.

Zu einer klassischen »Männerdomäne« zählt – im staatlichen Bereich – nach wie vor die Polizei. Gut drei Viertel aller Beschäftigten im Polizeidienst11 des Landes Baden-Württemberg sind Männer, wenngleich die Frauen auch in diesem Aufgabenbereich in den letzten Jahren stark aufgeholt haben. 20 Jahre zuvor, im Jahr 1988, waren erst annähernd 14 % der Beschäftigten im Polizeidienst weiblich, im Jahr 1998 schon gut 20 % und zuletzt im Jahr 2008 bereits ein knappes Viertel.

Deutlich weniger Frauen in höheren Laufbahngruppen als Männer

Trotz der zahlenmäßigen Dominanz der Frauen im öffentlichen Dienst sind sie im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen seltener in den höheren Laufbahngruppen vertreten. Im öffentlichen Dienst insgesamt gehören 25 % der beschäftigten Männer dem höheren und 37 % dem gehobenen Dienst an, bei den Frauen sind es nur 12 % im höheren Dienst und 36 % im gehobenen Dienst. Dabei besteht auch durchaus ein Zusammenhang zwischen den bereits erwähnten »typischen« Tätigkeitsfeldern der Frauen, die mit Ausnahme des Schuldienstes weitgehend im mittleren Dienst angesiedelt sind.

Eine andere Situation zeigt die Verteilung der Frauen nach Laufbahngruppen hingegen bei den Landesbehörden. Drei Viertel der Frauen sind hier in höheren (fast 22 %) und gehobenen (54 %) Laufbahngruppen vertreten. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf den hohen Frauenanteil im Schuldienst, in dem die Bediensteten je nach Schulart im höheren oder gehobenen Dienst eingruppiert sind. Damit haben die Frauen in den letzten 20 Jahren deutlich »aufgeholt«. Im Jahr 1988 waren erst 12 % der bei den Landesbehörden beschäftigten Frauen im höheren und 40 % im gehobenen Dienst tätig12.

1 Personalstandstatistik des Landesbereichs und kommunalen Bereichs. Ohne Personal des Bundes. Werte im Text gerundet.

2 Übersicht über den öffentlichen Dienst vgl.: Michel, Nicole: »Personal im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 06/2008«.

3 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit. Enthält auch die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes.

4 Für das Jahr 1988 kann der Frauenanteil bei Land und Landesbetrieben (damals noch inklusive der Hochschulkliniken), Gemeinden/Gemeindeverbände (inklusive Eigenbetriebe) und kommunalen Zweckverbänden mit knapp 46 % beziffert werden. Da für kommunale Krankenhäuser und den mittelbaren öffentlichen Dienst keine entsprechenden Daten vorliegen, ist ein direkter Vergleich mit den aktuellen Jahren nur eingeschränkt möglich.

5 Das Chancengleichheitsgesetz hat am 22. Oktober 2005 das Landesgleichberechtigungsgesetz aus dem Jahre 1995 abgelöst.

6 Inklusive Altersteilzeit, die seit 1998 von Arbeitnehmern/Arbeitnehmerinnen und seit 2001 auch von schwerbehinderten Beamten/Beamtinnen in Anspruch genommen werden kann.

7 Im Rahmen der Personalstandstatistik wird als Personal in Ausbildung bezeichnet, wer in einem öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis, einem Ausbildungsverhältnis nach dem Berufsbildungsgesetz oder einem Ausbildungsverhältnis für Pflegeberufe steht. Dazu zählen unter anderem auch Lehreranwärter/-innen bzw. Referendare/Referendarinnen.

8 Der Mikrozensus ist eine amtliche Befragung über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt, die jährlich bei 1 % aller Haushalte im gesamten Bundesgebiet durchgeführt wird.

9 Hin, Monika: »Einkommensungleichheit von Männern und Frauen«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 06/2009«.

10 Unmittelbarer Dienst des Landes. Nicht ausschließlich Lehrpersonal nachgewiesen.

11 Nicht ausschließlich Polizisten nachgewiesen.

12 1988: Ohne Teilzeitbeschäftigte, deren regelmäßige Arbeitszeit weniger als die Hälfte der regelmäßigen Wochenarbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten beträgt.