:: 10/2009

Der Einzelhandel in Baden-Württemberg

Die Branche des Einzelhandels umfasste in Baden-Württemberg im Jahr 2007 über 36 000 Unternehmen und beschäftigte knapp 440 000 Personen. Im Schnitt sind 12 Personen je Unternehmen tätig und die Beschäftigten sind mit 73 % größtenteils Frauen. Über die Hälfte der Beschäftigten der Branche arbeiten Teilzeit. Der Einzelhandel des Landes setzte 2007 über 77 Mrd. Euro um. Im gleichen Zeitraum investierte die Branche über 1,3 Mrd. Euro. Die Aufwendungen der Unternehmen beliefen sich auf knapp 77 Mrd. Euro. Auf die Bezüge von Handelswaren entfielen dabei rund 72 % der Aufwendungen, während die Personalkosten 11 % der Aufwendungen beanspruchten.

Innerhalb der Branche nimmt der sogenannte Facheinzelhandel, dies ist der Einzelhandel mit verschiedenen Gebrauchsgütern in Verkaufsräumen, mit über 50 % aller Einzelhandelsunternehmen den größten Raum ein. Die Unternehmen des Einzelhandels im Land sind zumeist Kleinstunternehmen. In diesen Unternehmen werden allerdings nur 13 % des Branchenumsatzes erzielt.

In der amtlichen Statistik zählt zum Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeughandel und ohne Handel mit Kraftstoffen), wer Handelsware in eigenem Namen auf eigene Rechnung oder fremde Rechnung (Kommissionshandel) überwiegend an private Haushalte absetzt. Handelswaren sind bewegliche Sachgüter, die fertig bezogen und ohne wesentliche, das heißt nicht mehr als handelsübliche Be- und Verarbeitung weiterveräußert werden. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Form (stationärer Einzelhandel, Versandhandel, Markt-, Straßen- und Hausierhandel, per Telefon oder Internet) die Handelsware abgesetzt wird. Der Verkauf in Apotheken zählt ebenfalls zum Einzelhandel, auch wenn über eine gesetzliche Krankenkasse oder Ersatzkasse abgerechnet wird.

Der Einzelhandel umfasst zum einen den unterschiedlichsten Handel in Verkaufsräumen. Hierzu zählt der Einzelhandel mit Waren verschiedenster Art. Diese Unternehmen bieten ein breit gestreutes Warensortiment an – zum Beispiel Supermärkte, SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Kaufhäuser. Demgegenüber steht der Facheinzelhandel, dessen Unternehmen sich in ihrem Sortiment auf eine spezielle Warengruppe konzentrieren. Im Einzelnen sind dies der Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren, die Apotheken und der Facheinzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln und der »Sonstige Facheinzelhandel«. Der »Sonstige Facheinzelhandel« umfasst den Einzelhandel mit Gebrauchsgegenständen und erstreckt sich von Textilien/Bekleidung über Möbel, Haushaltsgegenständen bis hin zu Freizeitartikeln wie zum Beispiel Musikinstrumenten, Büchern und Sportartikeln. Im Gegensatz zu den bisher genannten Handelstypen kauft und verkauft der Einzelhandel mit Antiquitäten und Gebrauchtwaren keine Neuwaren, sondern Gebrauchtgüter.

Zum anderen zählt zu dieser Branche auch der Einzelhandel, der seine Tätigkeit nicht in festen Verkaufsräumen ausübt, sondern Vertriebsformen wie zum Beispiel den Versandhandel, E-Commerce oder über Verkaufsstände nutzt.

Wie sich diese Branche für Unternehmen in Baden-Württemberg sowie deren Niederlassungen in anderen Bundesländern darstellt, zeigt der nachfolgende Beitrag mit den wichtigsten Eckdaten für das Jahr 2007.

Rund 36 000 Einzelhandelsunternehmen im Land

Im Jahr 2007 hatten in Baden-Württemberg rund 36 000 Unternehmen ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt dem Einzelhandel zugeordnet. In diesen Unternehmen waren knapp 440 000 Personen tätig. Mit über der Hälfte der Einzelhandelsunternehmen (54 %) dominiert der »Sonstige Facheinzelhandel« die Branche. In etwa gleichen Teilen von 11 bis 12 % verteilen sich die Unternehmen auf den »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art«, den »Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren« sowie den »Einzelhandel, der nicht in Verkaufsräumen stattfindet«. Etwa 9 % aller Unternehmen sind »Apotheken oder zählen zum Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln«, 2 % der Unternehmen handeln mit »Antiquitäten und Gebrauchtgütern«.

Bezogen auf die Zahl der Beschäftigten ergibt sich nicht die alleinige Dominanz eines Handelstyps. Die beiden größten Arbeitgeber des Einzelhandels in Baden-Württemberg sind mit je einem Drittel der Beschäftigten zum einen der »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art« (rund 155 000 Personen) sowie andererseits der »Sonstige Facheinzelhandel«(140 000 Personen). Es folgen mit weiteren 20 % (91 000 Personen) die »Apotheken bzw. der Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln«. Mit 37 Beschäftigten je Unternehmen ist die Beschäftigtenquote im »Einzelhandel mit verschiedenen Waren«, also für Supermärkte, SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte, Kaufhäuser, die höchste der gesamten Branche. An zweiter Stelle folgen die »Apotheken und der Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln« mit 27 Beschäftigten je Unternehmen. Der Branchendurchschnitt für den Einzelhandel liegt bei 12 Beschäftigten je Unternehmen.

Kleinstunternehmen prägen die Branche

Die Mehrzahl der Unternehmen des Einzelhandels (84 %) im Land sind Kleinstunternehmen, das heißt es sind weniger als 10 Personen im Unternehmen tätig. In knapp drei Viertel (71 %) aller Unternehmen sind es sogar nur maximal 5 Personen.

In allen Bereichen des Einzelhandels dominieren die Kleinstunternehmen. Vor allem im »Einzelhandel mit Antiquitäten und Gebrauchtwaren« arbeiten in kaum einem Unternehmen (weniger als 1 % der Unternehmen) mehr als 10 Personen. Auf der anderen Seite gibt es die wenigsten Unternehmen mit unter 10 Beschäftigten (59 %) im Bereich der »Apotheken und dem Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln«; hier sind in 40 % der Unternehmen 10 und mehr Beschäftigte tätig.

Über die Hälfte der Beschäftigten arbeitet Teilzeit

Der Einzelhandel ist eine Frauendomäne. In den Handelsunternehmen sind drei Viertel der Beschäftigten weiblichen Geschlechts. Der Frauenanteil unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg liegt demgegenüber bei 44 %. Den höchsten Frauenanteil weisen hierbei die »Apotheken und der Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln« auf, den geringsten Anteil an weiblichen Beschäftigten hat der »Einzelhandel, der nicht in Verkaufsräumen stattfindet«.

Gerade vor dem Hintergrund des hohen Frauenanteils ist festzuhalten, dass im Einzelhandel nicht mehr schwerpunktmäßig die klassische Vollzeitbeschäftigung anzutreffen ist. Hier gehen 56 % der Beschäftigten ihrer Arbeit in Teilzeit nach. Die Statistik lässt allerdings keine Aussage zu, ob es sich bei den teilzeitbeschäftigten Mitarbeitern um männliche oder weibliche Beschäftigte handelt. Die Teilzeitquote bezogen auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg beträgt zum Vergleich 20 %.

Die Teilzeitquote in den verschiedenen Einzelhandelsbereichen liegt zwischen 66 % in »Apotheken und dem Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln« sowie 33 % im »Einzelhandel, der nicht in Verkaufsräumen stattfindet«. Einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten (64 %) trifft man auch im »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art«, zum Beispiel in Supermärkten, SB-Warenhäusern, Verbrauchermärkten oder Kaufhäusern, an (Tabelle 2).

Jeder 10. Beschäftigte im Einzelhandel ist entweder tätiger Inhaber oder unbezahlt mithelfendes Familienmitglied. Bei den einzelnen Handelsbereichen fällt auf, dass vor allem im »Einzelhandel mit Antiquitäten und Gebrauchtwaren« (47 %) die Inhaber mittätig sind oder Familienangehörige unbezahlt mithelfen. In diesem Bereich sind durchschnittlich auch nur 3 Beschäftigte je Unternehmen anzutreffen. Demgegenüber weisen mit jeweils 4 % der »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art« sowie die »Apotheken und der Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln« die geringsten Anteile von tätigen Inhabern oder unbezahlt mithelfenden Familienmitgliedern an den Beschäftigten insgesamt auf. Apotheken haben im Durchschnitt aber auch 27 Beschäftigte.

Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst der vollzeittätigen Beschäftigten im Einzelhandel lag im Jahr 2007 bei 33 353 Euro. Zum Vergleich: im Durchschnitt wurden im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich 43 359 Euro verdient. Der Bruttojahresverdienst im Einzelhandel lag für Männer bei durchschnittlich 38 739 Euro und für Frauen bei 28 047 Euro.

Höchste Umsatzproduktivität im nicht stationären Einzelhandel

Der Einzelhandel in Baden-Württemberg erzielte im Jahr 2007 einen Umsatz von insgesamt 77,4 Mrd. Euro, dies sind rund 177 000 Euro je Beschäftigten. Auf den »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art« entfiel über die Hälfte (54 %) des Gesamtumsatzes. Hier wurden 271 000 Euro je Beschäftigten umgesetzt. Knapp ein Fünftel (19 %) des Einzelhandelumsatzes erwirtschaftete der »Sonstige Facheinzelhandel« sowie rund 15 % die »Apotheken und der Einzelhandel mit medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln«. Die höchste Umsatzproduktivität wurde allerdings mit 284 000 Euro je Beschäftigten im »nicht stationären Einzelhandel« erreicht.

Die Bruttoinvestitionen in Sachanlagen des Einzelhandels lagen im Jahr 2007 bei 1,3 Mrd. Euro. Dies sind knapp 3 000 Euro je Beschäftigten. Der »Einzelhandel mit Waren verschiedener Art« investierte mit über 900 Mill. Euro rund 70 % aller Bruttoinvestitionen der Branche. An zweiter Stelle folgt der »Sonstige Facheinzelhandel« mit einem Anteil von 20 % und knapp 260 Mill. Euro Bruttoinvestitionen.

Die Aufwendungen des Einzelhandels in Baden-Württemberg lagen im Jahr 2007 bei rund 76,7 Mrd. Euro. Für den Bezug von Handelswaren wurden allein 72 % der Aufwendungen eingesetzt. An zweiter Stelle – allerdings mit einem Anteil von nur 12 % – standen Kosten für bezogene Leistungen und andere betriebliche Aufwendungen. Darunter sind beispielsweise die Instandhaltung und Reparatur von Gebäuden und Einrichtungen, Kosten für Werbung und Geschäftsreisen, Kosten des Fuhrparks, Franchising, Transportkosten, Kosten für Steuer- und Rechtsberatung, Gebühren für Patente zu zählen. Für die Personalkosten, hier sind die Bruttolöhne und Gehälter sowie die Sozialabgaben eingeschlossen, waren nur rund 11 % der Aufwendungen erforderlich. Ansonsten entfielen noch 4 % der Aufwendungen auf Miet- und Pachtzahlungen und 1 % auf sonstige Kosten wie beispielsweise Ausgaben für Bezüge von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie betriebliche Steuern und Abgaben.

Fazit

Die Struktur des Einzelhandels in Baden-Württemberg kann folgendermaßen kurz zusammenfassend dargestellt werden. Im Jahr 2007 zählten 99,7 % der Einzelhandelsunternehmen zu den kleinen und mittleren Unternehmen.1 In diesen Unternehmen war rund die Hälfte aller im Einzelhandel tätigen Personen beschäftigt, es wurden dort allerdings nur 34 % des Gesamtumsatzes der Branche erwirtschaftet. Die großen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten erzielten hingegen zwei Drittel (66 %) des Branchenumsatzes und tätigten 76 % aller Investitionen des Einzelhandels.

1 In der Europäischen Union (EU) wird gemäß einer Kommissions-Empfehlung vom 6. Mai 2003 ein Unternehmen dem Mittelstand zugeordnet bzw. als kleines und mittleres Unternehmen (KMU) betrachtet, wenn es a) nicht mehr als 250 Beschäftigte hat, b) entweder nicht mehr als 50 Mill. Euro Jahresumsatz oder eine Bilanzsumme von weniger als 43 Mill. Euro hat und c) (weitgehend) unabhängig ist.