:: 10/2009

Reisegebiete der Tourismusstatistik neu geordnet

In der Tourismusstatistik erfolgt der Ergebnisnachweis traditionell auch in der speziellen Regionalgliederung der Reisegebiete. Diese orientiert sich einerseits an naturräumlichen Gegebenheiten, berücksichtigt aber auch die Struktur der regionalen Tourismusorganisationen, die die Gebiete als touristische Destinationen bewerben. Die für Baden-Württemberg zuletzt verwendete Einteilung der Reiseziele entsprach – bis auf einige textliche Anpassungen sowie kleinere Umsetzungen – im Kern der Anfang der 80er-Jahre festgelegten Gliederung. Da sie in Teilen nicht mehr zur Organisation der Tourismusverbände korrespondierte, entzündete sich an dieser Darstellung zunehmende Kritik. Dies wurde zum Anlass genommen, auf der Grundlage eines Vorschlags der Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg ab 2009 eine neue Gliederung der Reisegebiete zu verwenden.

Im nachfolgenden Beitrag werden neben einer Darstellung der wesentlichen Veränderungen gegenüber der bisherigen Einteilung die neuen Reisegebiete einzeln vorgestellt und anhand touristischer Indikatoren charakterisiert.

Was ändert sich an der Einteilung?

Als bundesweite Besonderheit wurden die Reiseziele in Baden-Württemberg bisher in zwei hierarchische Ebenen unterteilt. Die 3 übergeordneten Reiseregionen Schwarzwald, Neckarland-Schwaben und Bodensee-Oberschwaben wurden weiter in insgesamt 12 Reisegebiete untergliedert. Die zunehmend geäußerte Kritik bezog sich dabei schwerpunktmäßig auf die Einteilung im mittleren und nördlichen Landesteil. So gibt es für Neckarland-Schwaben als Tourismusregion ebenso wie für einzelne dort enthaltene Reisegebiete inzwischen auf der Ebene der Tourismusverbände keine Entsprechung mehr. Deshalb konzentrierten sich die Veränderungen auf diesen Bereich. Hier werden künftig die 3 Reisegebiete Nördliches Baden-Württemberg, Region Stuttgart und Schwäbische Alb ohne übergeordnete Zusammenfassung bzw. ohne weitere Untergliederung nachgewiesen.

Die Reiseregion Stuttgart entspricht dabei der verwaltungsmäßigen Region, umfasst also neben der Landeshauptstadt Stuttgart die kompletten Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr-Kreis. Das Reisegebiet Schwäbische Alb blieb zwar von der Bezeichnung her gleich, ist inhaltlich aber anders abgegrenzt als bisher. Nicht mehr enthalten sind die nunmehr in der Region Stuttgart nachgewiesenen Teile des Landkreises Esslingen sowie der Landkreis Göppingen. Auch die um Riedlingen angesiedelten Gebiete wurden in das Württembergische Allgäu-Oberschwaben umgesetzt, das den Landkreis Biberach nun vollständig enthält. Im Gegenzug wurden die Gemeinden Gschwend und Lorch zur Schwäbischen Alb umgesetzt, die nunmehr den kompletten Ostalbkreis umfasst. Als Nördliches Baden-Württemberg werden alle nördlich der Region Stuttgart, der Schwäbischen Alb und des Nördlichen Schwarzwalds gelegenen Landesteile geführt.

Der »Schwarzwald« wird weiterhin unverändert als Tourismusregion mit den 3 Reisegebieten Nördlicher, Mittlerer und Südlicher Schwarzwald geführt. Auch die Reiseregion Bodensee-Oberschwaben mit den 3 Unterzielen Württembergisches Allgäu-Oberschwaben, Bodensee und Hegau blieb strukturell und inhaltlich bis auf die bereits erwähnte Umsetzung aus der bisherigen Schwäbischen Alb unverändert. Damit umfasst die neue Gliederung statt bisher 12 nur noch 9 Reisegebiete. Für 6 dieser Tourismusziele gibt es weiterhin übergeordnete Zusammenfassungen zu Reiseregionen. Bis auf den Enzkreis und die Landkreise Karlsruhe, Konstanz und Sigmaringen, in denen die Grenze zwischen zwei Reisegebieten durch das Kreisgebiet führt, sind künftig 40 Stadt- und Landkreise vollständig einem Reisegebiet zugeordnet.

Eine Reise durch Baden-Württemberg: Die Reisegebiete im Einzelnen1

Schwarzwald trotz schwächerer Entwicklung weiterhin wichtigstes Reiseziel des Landes

Die Tourismusregion Schwarzwald ist seit Langem auch im Bewusstsein der Bevölkerung weit über die Landesgrenzen hinaus fest als Reiseziel verankert und damit als »Marke« eingeführt. Sie erstreckt sich vom Hochrhein an der Schweizer Grenze in einem Korridor entlang Frankreichs bis zu den Städten Karlsruhe und Pforzheim im Norden. Neben dem Mittelgebirge gleichen Namens zählt touristisch auch die angrenzende Oberrheinebene zum Schwarzwald. Obwohl im Schwarzwald mit 27 % nur gut ein Viertel der Landesbevölkerung beheimatet ist, vereinigten hier 2008 über 3 300 Beherbergungsbetriebe – das sind 47 % aller landesweit erfassten Beherbergungsbetriebe – mit 19,3 Mill. Übernachtungen 44 % aller Gästeübernachtungen auf sich. Die Übernachtungsdichte (siehe i-Punkt) als Maßstab für die Tourismusintensität übertraf mit 6 550 Übernachtungen je 1 000 Einwohner den Landesdurchschnitt von 4 050 um 61 %. Mit durchschnittlich 3 Tagen verweilten die 6,5 Mill. Gäste hier etwas länger als im gesamten Land (2,6 Tage). Die Auslastung der angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten lag mit 32,2 % nur knapp unter dem Landeswert von einem Drittel.

Obwohl der Schwarzwald weiterhin das quantitativ bedeutendste Reiseziel des Landes darstellt, hat er in den vergangenen Jahren Marktanteile eingebüßt. Gegenüber 1998 erhöhte sich die Gästezahl 2008 zwar parallel zur Landesentwicklung um gut ein Viertel. Da die Aufenthaltsdauer in diesem Zeitraum aber überdurchschnittlich stark sank, verblieb nur ein bescheidenes Übernachtungsplus von 2 %. Immerhin aber reichte dies für eine leichte Verbesserung der Kapazitätsauslastung, denn abweichend vom restlichen Land wurde das Angebot um 2 % reduziert. Die weiteren strukturellen Besonderheiten des Schwarzwalds werden in der Aufgliederung nach seinen 3 Teilgebieten erkennbar.

Nördlicher Schwarzwald von schwächerer Entwicklung besonders betroffen

Der Nördliche Schwarzwald, der die Stadtkreise Karlsruhe, Baden-Baden und Pforzheim, die Landkreise Rastatt, Calw und Freudenstadt sowie die südlichen Teile des Enzkreises und des Landkreises Karlsruhe umfasst, belegte 2008 gemessen an der Übernachtungszahl mit 5,7 Mill. unter den 9 Reisegebieten des Landes Rang 4. Innerhalb des Schwarzwalds handelt es sich aber bei »nur« 4 900 Übernachtungen je 1 000 Einwohner um den am schwächsten vom Tourismus geprägten Teil. Dazu trug auch die mittelfristige Entwicklung bei, denn der Nördliche Schwarzwald war das einzige Reisegebiet des Landes, das 2008 gegenüber 1998 über 4 % Übernachtungen einbüßte. Dem stand auf der Angebotsseite aber auch der stärkste Kapazitätsabbau um über 8 % gegenüber.

Allerdings verbergen sich hinter dieser Gesamtentwicklung sehr unterschiedliche Teilentwicklungen, zumal gerade der Nördliche Schwarzwald in sich sehr heterogen ist. Obwohl insbesondere die Hochlagen im Raum um Freudenstadt sehr ländlich geprägt sind, trägt der Ländliche Raum (i-Punkt) mit 35 % deutlich unterdurchschnittlich zu den Übernachtungen bei. Fast zwei Drittel entfallen auf den Verdichtungsraum Karlsruhe/Pforzheim sowie die angrenzenden Randzonen. Trotz dieser vergleichsweise starken urbanen Prägung gehen nahezu drei Viertel der Übernachtungen auf prädikatisierte Gemeinden zurück (i-Punkt), darunter fast die Hälfte auf Heilbäder, die teilweise in der Randzone um einen Verdichtungsraum angesiedelt sind. Angesichts dieser starken Bedeutung gerade der höher prädikatisierten Gemeinden, in denen üblicherweise das Kurwesen eine starke Rolle spielt, überrascht ein leicht unterdurchschnittlicher Übernachtungsanteil der Vorsorge- und Reha-Kliniken von 13 % im Jahr 2008. Auf diesen Bereich konzentrierten sich zudem die Rückgänge der letzten 10 Jahre. Allein die Hälfte der landesweiten Übernachtungsrückgänge im Kurbereich konzentrierte sich hier. Mit einem Minus von 32 % waren die Rückgänge im Nördlichen Schwarzwald so stark wie nirgends sonst. Dagegen konnte dieses Reisegebiet das Übernachtungsergebnis in der Hotellerie um 7 % verbessern, sodass diese 2008 auf einen überdurchschnittlichen Anteil von gut zwei Dritteln zunahm.

Dazu trugen auch die Gäste aus dem Ausland bei, deren Übernachtungsanteil auf leicht unterdurchschnittliche 16 % anstieg. Bevorzugt finden sich hier Besucher aus Holland, der Schweiz, aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich, die auch landesweit zu den 5 bedeutendsten Herkunftsländern gehören. Bemerkenswert ist allerdings der 5. Rang der Russen, die eine deutliche Präferenz für den traditionellen Kurort Baden-Baden zeigen.

Neben dieser Stadt, die im Reisegebiet mit 766 000 Übernachtungen 2008 hinter dem Spitzenreiter Karlsruhe (842 000 Übernachtungen) auf Platz 2 rangierte, gehört auch Baiersbronn mit 716 000 Übernachtungen landesweit zu den 7 Gemeinden mit dem höchsten Übernachtungsaufkommen. Erst mit Abstand folgen die Städte Freudenstadt (324 000 Übernachtungen) und Pforzheim (217 000 Übernachtungen), der Luftkurort Waldachtal (216 000 Übernachtungen) sowie das Mineral- und Moorbad Bad Herrenalb (213 000 Übernachtungen).

Mittlerer Schwarzwald legt deutlich zu

Das Reisegebiet Mittlerer Schwarzwald umfasst den Ortenaukreis, den Schwarzwald-Baar-Kreis sowie den Landkreis Rottweil. Gemessen an 4,9 Mill. Übernachtungen bildet es zwar touristisch den kleinsten Teilbereich des Schwarzwalds, bei der Übernachtungsdichte steht es aber mit 6 400 Übernachtungen je 1 000 Einwohner nur knapp hinter dem Gesamtwert des Schwarzwalds zurück. Dies verdankt der Mittlere Schwarzwald nicht zuletzt einer auch landesweit überdurchschnittlich günstigen Entwicklung in den 10 Jahren bis 2008. In diesem Zeitraum stieg die Gästezahl um mehr als die Hälfte. Allerdings fiel wegen des Trends zu kürzeren Aufenthalten der Übernachtungszuwachs auch hier mit 18 % deutlich bescheidener aus. Da gleichzeitig die angebotenen Schlafmöglichkeiten um 10 % aufgestockt wurden, verbesserte sich die Auslastung zwar, blieb 2008 mit 31,2 % aber weiterhin leicht unter dem Landeswert.

Im Gegensatz zum Nordschwarzwald ist der Mittlere Schwarzwald ausgesprochen ländlich geprägt, denn er ist vollständig dem Ländlichen Raum zugeordnet. Dabei kommen die dort enthaltenen Verdichtungsbereiche auf einen Übernachtungsanteil von nahezu einem Drittel. Während Heilbäder im Landesvergleich nur leicht überrepräsentiert sind, sorgen hohe Anteile der Luftkurorte und vor allem der Erholungsorte dafür, dass die prädikatisierten Gemeinden 2008 insgesamt auf einen von keinem anderen Reisegebiet erreichten Übernachtungsanteil von 79 % kamen. Zwar bestimmt auch hier die Hotellerie die Übernachtungen zu 56 %. Gleichwohl kommen die Vorsorge- und Reha-Kliniken auf einen relativ hohen Anteil von fast 23 %. Der Kurbereich musste in den letzten 10 Jahren auch im Mittleren Schwarzwald Federn lassen, der Übernachtungsrückgang war aber mit 7 % vergleichsweise moderat. Obwohl auch die Parahotellerie um 15 % zulegte, verdankt der Mittlere Schwarzwald die überdurchschnittliche Entwicklung vor allem einem Übernachtungszuwachs um 34 % in der Hotellerie.

Die ausländischen Gäste kamen im Mittleren Schwarzwald 2008 auf einen landesweit einmaligen Anteil von fast 27 %. Da diese Besucher mit 2,1 Tagen aber nur relativ kurz blieben, lag ihr Übernachtungsanteil mit 20 % zwar über dem Durchschnitt, nicht aber an der Spitze der Reisegebiete. Neben den Schweizern, auf die hier allein 27 % der Ausländerübernachtungen zurückgingen, finden sich die Holländer, die Franzosen und die Briten unter den 5 wichtigsten Nationalitäten. Die Ränge 4 und 8 der Belgier und der Luxemburger zeugen aber auch von der Beliebtheit des Mittleren Schwarzwalds in den Benelux-Staaten.

Bei der Betrachtung der wichtigsten Tourismusgemeinden wird auch ein wesentlicher Hintergrund der günstigen Entwicklung im Mittleren Schwarzwald erkennbar: Mit 648 000 Übernachtungen, die landesweit immerhin zu Platz 8 reichten, führte 2008 Rust die Rangliste vor Bad Dürrheim (544 000 Übernachtungen) an. Gegenüber 1998 haben sich die Übernachtungen allein in dieser Gemeinde um eine halbe Million erhöht. Da auch einige Nachbarorte zulegen konnten, steht die günstige Entwicklung des Mittleren Schwarzwalds offensichtlich in engem Zusammenhang mit der Erfolgsgeschichte des Europa-Parks Rust.

Südlicher Schwarzwald weiterhin übernachtungsstärkstes Reisegebiet

Der aus den Landkreisen Emmendingen, Lörrach, Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald sowie dem Stadtkreis Freiburg bestehende Südliche Schwarzwald weist auch nach der Bildung bevölkerungsreicherer Reisegebiete mit 8,7 Mill. weiterhin die meisten Übernachtungen aller Tourismusgebiete auf. Rund 8 500 Übernachtungen je 1 000 Einwohner belegen seine starke touristische Prägung, und eine relativ lange Verweildauer von 3,2 Tagen deutet auf einen hohen Stellenwert des Gesundheits- und Erholungstourismus hin. Bei einem Gästeplus von 15 % konnte der Südschwarzwald 2008 sein Übernachtungsergebnis aus dem Jahr 1998 gerade behaupten. Eine Kapazitätsverminderung um 4 % führte zu einer leicht verbesserten Auslastung.

Der Tourismus im Südlichen Schwarzwald ist mit einem Übernachtungsanteil von 64 % im Jahr 2008 – insbesondere aufgrund der Gebiete im Mittelgebirge – relativ stark vom Ländlichen Raum i. e. S. geprägt. Mit den Verdichtungsräumen Freiburg und Weil/Lörrach einschließlich der umliegenden Randzonen ist aber auch das urbane Element vertreten. Gleichwohl wurde das Übernachtungsgeschehen 2008 zu 71 % und damit weit überwiegend von prädikatisierten Gemeinden bestimmt. Insbesondere die Luftkurorte kamen mit 21 % auf einen so hohen Anteil wie in keinem anderen Reisegebiet. Wie im Mittleren Schwarzwald gingen leicht unterdurchschnittliche 56 % der Übernachtungen auf die Hotellerie zurück. Im südlichen Bereich ist aber die Parahotellerie deutlich stärker ausgeprägt als das Kurwesen. Allerdings haben sich auch hier die Gewichte in den letzten Jahren deutlich verschoben. So sind seit 1998 die Übernachtungen der Vorsorge- und Reha-Kliniken relativ stark um 15 % gesunken. Deshalb reichte auch eine Steigerung in der Hotellerie um 6 % bei gleichbleibender Parahotellerie nicht zu einem Gesamtplus.

Wie im Mittleren Schwarzwald geht auch im südlichen Teil jede 5. Übernachtung auf einen ausländischen Gast zurück. Auch hinsichtlich der Herkunftsstruktur bestehen Ähnlichkeiten, denn die Schweizer nehmen eine deutliche Führungsrolle ein und Gäste aus den Benelux-Staaten sowie Frankreich haben eine relativ starke Bedeutung. Bereits zwei Drittel der Ausländerübernachtungen gehen auf diese Herkunftsländer zurück.

Trotz der insgesamt starken Bedeutung der prädikatisierten Gemeinden steht die Großstadt Freiburg im Breisgau mit 1,22 Mill. Übernachtungen 2008 einsam an der Spitze der Zielorte im Südschwarzwald. Mit 509 000 Übernachtungen folgt Bad Krozingen, eine ebenfalls in der Rheinebene angesiedelte Gemeinde. In einem engen Korridor zwischen 441 000 und 413 000 Übernachtungen sind dahinter jedoch mit Feldberg, Hinterzarten, Badenweiler und Titisee-Neustadt durchweg höher gelegene Prädikatsgemeinden platziert.

7,2 Mill. Übernachtungen im Nördlichen Baden-Württemberg

Im Gegensatz zum Schwarzwald ist das neu gebildete und siedlungsstrukturell sowie landschaftlich sehr heterogene Nördliche Baden-Württemberg bisher nicht fest als touristische Marke verankert. Im Westen umfasst es mit dem nördlichen Teil des Landkreises Karlsruhe, dem Rhein-Neckar-Kreis und den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg insbesondere dichter besiedelte Gebiete am Oberrhein. Nach Osten folgen höher gelegene Landschaften, die einerseits im nördlichen Teil des Enzkreises sowie dem Stadt- und Landkreis Heilbronn ebenfalls Verdichtungscharakter aufweisen, andererseits aber im Neckar-Odenwald-Kreis, im Main-Tauber-Kreis, im Hohenlohekreis sowie im Landkreis Schwäbisch Hall eher ländlich geprägt sind.

Als Reisegebiet mit der größten Ausdehnung deckt das Nördliche Baden-Württemberg mit 23,5 % nahezu ein Viertel der Landesfläche ab. Gemessen an den Übernachtungen reiht sich dieses neu gebildete Reiseziel mit 7,2 Mill. 2008 ebenso auf Rang 2 ein wie bei der Einwohnerzahl. 2 900 Übernachtungen je 1 000 Einwohner belegen aber eine vergleichsweise geringe Tourismusintensität. Auch bei der Auslastung und der Aufenthaltsdauer schneidet dieser Landesteil nur unterdurchschnittlich ab. Allerdings deutet eine relativ günstige Entwicklung seit 1998 darauf hin, dass die Unterschiede zu den bekannteren Reisezielen tendenziell geringer werden. So nahm die Gästezahl in den vergangenen 10 Jahren zwar nur um 23 % zu, die Übernachtungen stiegen aber mit 20 % in sehr ähnlichem Umfang. Anders als in den stärker vom Gesundheits- und Erholungstourismus geprägten Reisegebieten war hier die Aufenthaltsdauer bereits traditionell relativ gering, sodass auch der Spielraum für weitere Verkürzungen deutlich enger war. Begleitet wurde die gestiegene Nachfrage von einem Kapazitätsausbau um überdurchschnittliche 12 %, der aber gleichwohl eine Verbesserung der Auslastung um 2,2 Prozentpunkte zuließ.

Wie anhand der eingehenden Charakterisierung zu vermuten, ist der Tourismus im Nördlichen Baden-Württemberg zu mehr als 60 % durch Verdichtungsräume und Randzonen geprägt. Zwar sind auch hier einige höher prädikatisierte Gemeinden vertreten, über zwei Drittel der Übernachtungen gingen 2008 aber auf Gemeinden ohne Prädikat zurück. Angesichts dieser Struktur ist ein überdurchschnittlicher Übernachtungsanteil in der Hotellerie von ebenfalls zwei Dritteln nahezu folgerichtig. Umso mehr mag ein vergleichsweise hoher Beitrag des Kurwesens erstaunen, dessen Übernachtungsanteil 2008 mit 16 % dem Landeswert entsprach und damit noch etwas höher war als im Nordschwarzwald.

Zwar wurden seit 1998 bei den Vorsorge- und Reha-Kliniken auch hier deutlich Kapazitäten abgebaut, abweichend vom sonstigen Trend konnte das Übernachtungsergebnis 2008 aber bei einem leichten Plus von 2 % gehalten werden. Betrachtet man die Absolutzahlen, so ging der überwiegende Teil der zwischenzeitlichen Übernachtungszuwächse auf das Konto der Hotellerie, nimmt man die Zuwachsraten, war die Zunahme in der Parahotellerie mit einem guten Drittel aber noch höher.

Der Anteil ausländischer Gäste lag im Nördlichen Baden-Württemberg 2008 mit 18 % der Übernachtungen knapp über dem Landeswert. Abweichend vom Schwarzwald sind hier aber die USA das wichtigste Herkunftsland, knapp gefolgt von den Niederlanden. Die in allen Teilen des Schwarzwalds zumindest mit an der Spitze angesiedelten Schweizer folgen noch hinter den Briten erst auf Platz 4 vor Frankreich.

Angesichts der Siedlungsstruktur fast folgerichtig wird die Rangfolge der wichtigsten Zielgemeinden von den beiden Großstädten Heidelberg (962 000 Übernachtungen) und Mannheim (834 000 Übernachtungen) angeführt. Sie nehmen landesweit die Ränge 3 und 5 ein. Die relativ starke Bedeutung des Kurwesens erklärt sich auch daraus, dass mit Bad Mergentheim (570 000 Übernachtungen), Bad Rappenau (296 000 Übernachtungen) und Bad Schönborn (248 000 Übernachtungen) drei Mineral- und Moorbäder unmittelbar folgen, noch vor der Großstadt Heilbronn (247 000 Übernachtungen).

Region Stuttgart mit der expansivsten Übernachtungsentwicklung

Anders als das Nördliche Baden-Württemberg wird die Region Stuttgart bereits seit Längerem als touristisches Zielgebiet beworben, auch wenn die regionale Abgrenzung nicht immer ganz deckungsgleich war. Aus Gründen der Klarheit und zur Vermeidung von Missverständnissen ist das neu definierte Reisegebiet in seiner Abgrenzung mit der gleichnamigen Verwaltungseinheit jetzt identisch. Flächenmäßig in der gleichen Größenordnung wie der Mittlere Schwarzwald, bildet die Region Stuttgart mit knapp 2,7 Mill. Einwohnern zwar das bevölkerungsreichste Tourismusgebiet des Landes, angesichts einer relativ geringen Tourismusintensität von knapp 2 500 Übernachtungen je 1 000 Einwohner belegte sie bei den touristischen Übernachtungen mit 6,6 Mill. im Jahr 2008 lediglich Rang 3. Eine geringe Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 2 Tagen weist auf einen hohen Anteil geschäftlich bedingter bzw. auf den Besuch von Veranstaltungen oder Einrichtungen zielender Reisen hin. Obwohl in der Zeit nach 1998 die Übernachtungsmöglichkeiten um 18 % und damit landesweit am stärksten ausgebaut wurden, konnte ihre Auslastung dank eines von keinem anderen Reisegebiet des Landes erreichten Übernachtungszuwachses um 29 % um 3,1 Prozentpunkte auf überdurchschnittliche 36,8 % verbessert werden.

Da die Region Stuttgart weitgehend im Verdichtungsraum in und um die Landeshauptstadt angesiedelt ist, ist die städtische Prägung des Tourismus unter allen Reisegebieten am stärksten. Der Ländliche Raum, der in einzelnen Randbereichen im Rems-Murr-Kreis sowie im Landkreis Göppingen repräsentiert ist, kam daher 2008 nur auf einen Übernachtungsanteil von 6 %. Der Anteil der prädikatisierten Gemeinden bewegte sich mit 7 % in einer ähnlichen Größenordnung. Folgerichtig dominierte die Hotellerie die Übernachtungen zu 87 %, also in einer Dimension, die von keinem anderen Reisegebiet des Landes annähernd erreicht wird. Obwohl die Parahotellerie und vor allem der Kurbereich hier also nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, partizipierten auch diese Betriebsarten in gleichem Umfang wie die Hotellerie an den Übernachtungszuwächsen seit 1998.

Nicht zuletzt wegen des internationalen Flughafens Stuttgart und der in der Region angesiedelten Weltfirmen entfiel 2008 in der Region Stuttgart mit 23 % der höchste Übernachtungsanteil aller Reisegebiete auf ausländische Gäste. Zugleich ist sie das einzige Reiseziel in Baden-Württemberg, in dem die internationalen Kunden mit 2,3 Tagen länger verweilen als Gäste aus Deutschland (1,9 Tage).

Unter den Zielgemeinden ragt die Landeshauptstadt Stuttgart sowohl in der Region als auch landesweit mit 2,7 Mill. Übernachtungen im Jahr 2008 mit Abstand heraus, in der Region gefolgt von Sindelfingen (416 000 Übernachtungen), Leinfelden-Echterdingen (254 000 Übernachtungen) und Ludwigsburg (203 000 Übernachtungen). Dank einer überdurchschnittlichen Zunahme seit 1998 konnte Stuttgart seine Sonderstellung sogar noch verstärken.

Auch Schwäbische Alb legt deutlich zu

Das Reisegebiet Schwäbische Alb in neuer Abgrenzung erstreckt sich vom Landkreis Tuttlingen im Südwesten entlang des Mittelgebirges über den nordwestlichen Teil des Landkreises Sigmaringen, den Zollernalbkreis, die Landkreise Tübingen und Reutlingen, den Alb-Donau-Kreis, den Stadtkreis Ulm und den Landkreis Heidenheim bis zum Ostalbkreis. Mit einem Fünftel der Landesfläche hat die Schwäbische Alb nach dem Nördlichen Baden-Württemberg die größte Ausdehnung, nimmt aber gemessen an der Bevölkerungszahl lediglich Rang 3 unter den Reisezielen ein. 3,6 Mill. Übernachtungen reichten 2008 gar nur zu Platz 7. Die geringste Übernachtungsdichte aller Tourismusziele von 2 200 Übernachtungen je 1 000 Einwohner weist die Schwäbische Alb als Gebiet mit relativ geringer Bedeutung des Tourismus aus. Eine kurze Aufenthaltsdauer von 2,2 Tagen und eine geringe Auslastung von 30,2 % deuten in die gleiche Richtung. Die Gästezahl stieg in den 10 Jahren nach 1998 mit 24 % etwas schwächer als im gesamten Land. Ähnlich wie in den anderen Reisegebieten mit kürzerer Aufenthaltsdauer schlug sich dies auch in einem nur geringfügig niedrigeren Übernachtungszuwachs von 21 % nieder. Da die Kapazitäten in diesem Zeitraum nur um moderate 8 % erweitert wurden, verbesserte sich die Auslastung um überdurchschnittliche 3,3 Prozentpunkte. Ähnlich wie andere Ziele mit relativ niedriger Übernachtungsdichte scheint also auch die Schwäbische Alb auf dem Weg, die Unterschiede zu den bekannteren Reisegebieten abzubauen.

Obwohl auf der Alb dünner besiedelte Gebiete flächenmäßig überwiegen, lag der Übernachtungsanteil des Ländlichen Raums 2008 mit 54 % nur knapp über dem Landeswerts. Da die Verdichtungsbereiche ein relativ hohes Gewicht haben, ist der Beitrag des Ländlichen Raums i. e. S. sogar unterdurchschnittlich. Daneben finden sich insbesondere in den Kreisen Tübingen und Reutlingen sowie in und um Ulm auch Verdichtungsräume. Nach der Region Stuttgart kamen die nicht prädikatisierten Gemeinden auf der Schwäbischen Alb mit 68 % auf den höchsten Anteil, und unter den Gemeinden mit Prädikat leisten die Erholungsorte den höchsten Übernachtungsbeitrag. Während 2008 der Übernachtungsanteil der Hotellerie dem Landeswert entsprach und die Vorsorge- und Reha-Kliniken nur relativ schwach repräsentiert waren, spielte die Parahotellerie mit 29 % eine relativ starke Rolle. Entgegen dem Trend in den meisten Reisegebieten legten die Übernachtungen dieser Betriebskategorie gegenüber 1998 mit einem Plus von 27 % etwas stärker zu als die Hotellerie mit 23 %.

Angesichts eines Übernachtungsanteils von 15 % scheint die Schwäbische Alb für ausländische Gäste weniger attraktiv zu sein als die meisten anderen Reiseziele des Landes. Am ehesten entscheiden sich noch Holländer und Schweizer für die Alb, gefolgt von den in keinem anderen Reisegebiet so stark vertretenen Italienern sowie den Österreichern und den US-Amerikanern. Allerdings ist die Konzentration auf die wichtigsten Herkunftsländer relativ schwach.

Mit 407 000 Übernachtungen war 2008 die Universitätsstadt Ulm vor dem Mineral- und Moorbad Bad Urach (385 000 Übernachtungen) die gefragteste Zielgemeinde der Schwäbischen Alb. Erst mit deutlichem Abstand folgen die Kreisstädte Tübingen (219 000 Übernachtungen), Aalen (168 000 Übernachtungen) und Reutlingen (147 000 Übernachtungen).

Bodensee-Oberschwaben behauptet Position gut

Der südöstliche Landesteil wird traditionell von der Reiseregion Bodensee-Oberschwaben abgedeckt, die aber nicht deckungsgleich mit der gleichnamigen Verwaltungsregion ist. Wie Letztere enthält die Ferienregion den Bodenseekreis, den Landkreis Ravensburg sowie nunmehr den kompletten Landkreis Biberach. Vom Landkreis Sigmaringen gehört jedoch nur der südliche Teil dazu. Zusätzlich ist der politisch zu Südbaden gehörende Landkreis Konstanz enthalten. Bei einem Bevölkerungsanteil von knapp 10 % vereinte diese Tourismusregion 2008 mit 6,9 Mill. Übernachtungen einen deutlich höheren Anteil von 16 % am Land auf sich. Mit 6 700 Übernachtungen je 1 000 Einwohner lag die Übernachtungsdichte noch etwas höher als im Schwarzwald. Die Gäste verweilten mit 3,5 Tagen 2008 relativ lang und sorgten für eine überdurchschnittliche Auslastung von fast 37,7 %. Gegenüber 1998 bedeutet dies eine deutliche Verbesserung um 3,6 Prozentpunkte, denn angesichts eines Übernachtungszuwachses um ein Sechstel war die Kapazitätsausweitung um knapp 6 % sehr moderat. Wegen einer auch hier deutlich rückläufigen Aufenthaltsdauer musste dazu allerdings nahezu ein Drittel mehr Gäste rekrutiert werden. Da sich hinter diesem Gesamtergebnis für die Ferienregion Bodensee-Oberschwaben teilweise deutliche Strukturunterschiede verbergen, sollen nun die einzelnen Reisegebieten näher betrachtet werden.

Württembergisches Allgäu-Oberschwaben weiterhin stark vom Kurwesen geprägt

Das Reisegebiet Württembergisches Allgäu-Oberschwaben, bestehend aus den Landkreisen Biberach und Ravensburg sowie dem südlichen Teil des Landkreises Sigmaringen, ist traditionell stark von den oberschwäbischen Mineral- und Moorbädern und deren Kurwesen geprägt. Dies ist auch aktuell noch der Fall, denn nirgends im Land kamen 2008 die Heilbäder auch nur annähernd auf einen Übernachtungsanteil von zwei Dritteln. Auch ein Anteil der Vorsorge- und Reha-Kliniken von 50 % an allen Übernachtungen sucht seinesgleichen. Da die Gäste in diesen relativ gut ausgelasteten Einrichtungen besonders lang verweilen, sticht das Reisegebiet auch mit einer Aufenthaltsdauer von 4,2 Tagen und einer Auslastung von 41,9 % deutlich aus den Reisegebieten des Landes heraus. Da das sonstige touristische Angebot in dieser ausgesprochen ländlich geprägten Gegend allerdings begrenzt ist, lag die Übernachtungsdichte 2008 mit 4 800 Übernachtungen je 1 000 Einwohner zwar über dem Landeswert, erreichte aber nicht das Niveau der gesamten Ferienregion Bodensee-Oberschwaben.

Angesichts der landesweiten Probleme des Kurwesens mag positiv überraschen, dass das Reisegebiet Württembergisches Allgäu-Oberschwaben sein Übernachtungsergebnis 2008 gegenüber 1998 mit einem Plus um 17 % sogar noch leicht überdurchschnittlich verbessern konnte. Zwar wurden auch hier die Kapazitäten bei den Vorsorge- und Reha-Kliniken um 14 % reduziert, dennoch ist es abweichend von den meisten anderen Reisegebieten gelungen, das Übernachtungsergebnis im Kurbereich zumindest zu halten. Deutliche Zunahmen der Übernachtungen in der Hotellerie und vor allem in der Parahotellerie sprechen dafür, dass dieses Reisegebiet auf einem guten Weg ist, sich schrittweise von den einseitigen Strukturen und auch Abhängigkeiten zu befreien.

Mit einem Übernachtungsanteil von knapp 6 % spielten 2008 ausländische Gäste im Württembergischen Allgäu-Oberschwaben unter allen Reisegebieten die mit Abstand geringste Rolle. Zudem konzentrierte sich fast die Hälfte dieser Übernachtungen auf nur zwei Nationalitäten, nämlich die Schweiz und Österreich.

Bei den wichtigsten Zielorten finden sich erwartungsgemäß auf den obersten Rängen 2008 durchweg höher prädikatisierte Gemeinden, nämlich Isny im Allgäu (463 000 Übernachtungen), Bad Waldsee (365 000 Übernachtungen), Bad Buchau (231 000 Übernachtungen), Bad Saulgau (229 000 Übernachtungen), Bad Wurzach (158 000 Übernachtungen) und Aulendorf (154 000 Übernachtungen).

Höchste Übernachtungsdichte im Reisegebiet Bodensee

Das Reisegebiet Bodensee, das den Bodenseekreis und den östlichen Teil des Landkreises Konstanz umfasst und neben dem Schwarzwald das überregional bekannteste Tourismusziel des Landes darstellt, ist zwar sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig das zweitkleinste Ferienziel des Landes. Dank einer Übernachtungsdichte von 10 450 Übernachtungen je 1 000 Einwohner zählte der Bodensee 2008 mit 3,9 Mill. aber mehr Übernachtungen als die wesentlich größere Schwäbische Alb. Die Aufenthaltsdauer und die Auslastung sind zwar auch hier überdurchschnittlich, erreichten aber nicht die Dimensionen wie im Württembergischen Allgäu-Oberschwaben. Bei nahezu unveränderten Kapazitäten und einem Gästeplus von 27 % verbesserte der Bodensee sein Übernachtungsergebnis gegenüber 1998 um 16 %, was zu einer kräftigen Erhöhung der Auslastung um fast 5 Prozentpunkte auf 36 % führte.

Da das Reisegebiet Bodensee Teile des Verdichtungsraums Bodenseeraum mit Randzone umfasst, entfielen 2008 nur 37 % der Übernachtungen auf den Ländlichen Raum. Weit überdurchschnittlich war dagegen der Übernachtungsbeitrag der Prädikatsgemeinden, wozu insbesondere die Erholungsorte mit landesweit einmaligen 47 % beitrugen. Die Hotellerie kam mit 55 % auf einen sehr ähnlichen Übernachtungsanteil wie im Südlichen und Mittleren Schwarzwald; die anderen Betriebsarten spielen hier also eine überdurchschnittliche Rolle.2

Obwohl an die Schweiz angrenzend, ist das Gebiet um das baden-württembergische Bodenseeufer mit einem Übernachtungsanteil von 90 % weiterhin eine klare Domäne der deutschen Gäste. Unter den Auslandgästen sind erwartungsgemäß die Schweizer am stärksten vertreten, gefolgt von den Holländern, Franzosen, Österreichern und Briten.

Stärkste Magneten sind die beiden größeren Städte Friedrichshafen (557 000 Übernachtungen) und Konstanz (545 000 Übernachtungen), gefolgt von den prädikatisierten und ebenfalls am Seeufer liegenden Gemeinden Überlingen (451 000 Übernachtungen), Immenstaad (245 000 Übernachtungen), Radolfzell (225 000 Übernachtungen), Meersburg (184 000 Übernachtungen) und Kressbronn (183 000 Übernachtungen).

Hegau kleinstes Reisegebiet des Landes

Der Hegau ist das mit Abstand kleinste und zugleich einzige Reisegebiet des Landes, das nur aus dem Ausschnitt eines Kreises gebildet wird, nämlich dem westlichen Teil des Landkreises Konstanz mit gerade 12 Gemeinden. Mit 368 000 Übernachtungen kam er 2008 bei 109 000 Einwohnern auf 3 400 Übernachtungen je 1 000 Einwohner. Mit 3,6 Tagen blieben die Gäste relativ lang, die Auslastung erreichte nur unterdurchschnittliche 31,3 %. Gegenüber 1998 konnte der Hegau seine Markanteile leicht ausbauen, denn die Gästezahl, die Übernachtungen, die Kapazitäten und auch deren Auslastung erhöhten sich jeweils stärker als im Landesdurchschnitt.

Da auch im Hegau Teile des Verdichtungsraums Bodenseeraum angesiedelt sind, lag der Übernachtungsanteil des Ländlichen Raums 2008 mit 54 % nur leicht oberhalb des Landeswerts. Obwohl in diesem Reisegebiet nur zwei Gemeinden über das Prädikat eines Erholungsorts verfügen, kamen sie auf immerhin 41 % der Übernachtungen. Mit einem Beitrag von 37 % spielte die Hotellerie eine wesentlich geringere Rolle als in allen anderen Feriengebieten außer dem Württembergischen Allgäu-Oberschwaben.3 Ausländische Gäste sind mit einem Übernachtungsanteil von 15 % im Vergleich zum gesamten Land leicht unterrepräsentiert. Dennoch kommt ihnen im Hegau ein deutlich höheres Gewicht zu als in den beiden anderen Reisegebieten des Raumes Bodensee-Oberschwaben. Wenig überraschend ist auch hier die Schweiz der wichtigste ausländische Quellmarkt. Bemerkenswert ist allerdings der 2. Platz von Polen, das landesweit lediglich auf Rang 12 angesiedelt ist. Mit 146 000 Übernachtungen übertraf 2008 mit Gailingen am Hochrhein lediglich eine Gemeinde die Schwelle von 100 000, die von dem wesentlich größeren Singen am Hohentwiel bei 88 000 Übernachtungen deutlich verfehlt wurde.

1 Die Ausführungen orientieren sich insbesondere an den in einer Tabelle und 5 Schaubildern jeweils für alle Reisegebiete dargestellten Merkmalen bzw. Indikatoren, auf die im Text jeweils nur bei der erstmaligen Erwähnung verwiesen wird.

2 Aus Geheimhaltungsgründen ist in den Reisegebieten Bodensee und Hegau keine Differenzierung zwischen Parahotellerie und Vorsorge- und Reha-Kliniken möglich.

3 Siehe Fußnote 2.