:: 8/2010

Wie gesund ist die Bevölkerung in Baden-Württemberg?

Ergebnisse des Mikrozensus 2009

Alle 4 Jahre werden im Rahmen des Mikrozensus – der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland – Fragen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung gestellt. Erfasst wird zum Beispiel das Vorliegen von Krankheiten bzw. Unfallverletzungen, Körpermaße und die Rauchgewohnheiten. Im Jahr 2009 gaben gut 14 % der Baden-Württemberger an, in den 4 Wochen vor der Befragung krank gewesen zu sein, und 0,6 % bezeichneten sich als unfallverletzt. Sowohl das Körpergewicht als auch die Rauchgewohnheiten beeinflussen den Gesundheitszustand. So gelten 49 % der Baden-Württemberger als übergewichtig und 23 % gaben an zu rauchen. Der Artikel beleuchtet das Ausmaß dieser Risikofaktoren in Baden-Württemberg sowie im Bundesländervergleich.

Im Jahr 2009 wurden im Rahmen des Mikrozensus unter anderem Fragen zum Gesundheitszustand gestellt. Diese umfassen Angaben zu

  • Behinderungen
  • Krankheiten, Krankheitsdauer
  • Unfallverletzungen, Art des Unfalls
  • Art der ärztlichen Behandlung
  • Körpergröße und Körpergewicht
  • Rauchgewohnheiten, Art der Rauchmittel, Menge täglich gerauchter Zigaretten, Alter, in dem mit dem Rauchen begonnen wurde.

Die Fragen zu Krankheiten und Unfallverletzungen beziehen sich auf die letzten 4 Wochen vor der Befragung. Bei allen Fragen zur Gesundheit handelt es sich um freiwillige Fragen. 4 von 5 Befragten haben diese Fragen beantwortet. Alle folgenden Aussagen beziehen sich auf die Personen, die Auskünfte zum Gesundheitszustand erteilt haben. Zuletzt wurden diese Daten 2005 erhoben.

Jeder 7. Baden-Württemberger war im Berichtszeitraum krank oder unfallverletzt

Im Jahr 2009 gaben gut 14 % der Baden-Württemberger an, in den 4 Wochen vor der Befragung krank gewesen zu sein, und 0,6 % bezeichneten sich als unfallverletzt. Frauen waren mit knapp 15 % etwas häufiger krank als Männer (knapp 14 %). Der Anteil der unfallverletzten Personen war bei beiden Geschlechtern mit 0,6 % (Männer) und 0,5 % (Frauen) nahezu gleich hoch.

Im Vergleich zu 2005 hat sich der Anteil der Unfallverletzten 2009 nicht verändert, während der Anteil kranker Personen 2009 sowohl bei Männern als auch bei Frauen rund 2 Prozentpunkte über dem des Jahres 2005 lag.

Mit knapp 15 % entsprach der Anteil der Kranken und Unfallverletzten in Baden-Württemberg annähernd dem Bundesdurchschnitt. Baden-Württemberg platziert sich mit diesem Wert im Bundesländervergleich im Mittelfeld. Einen besonders hohen Krankenstand hat mit 17 % der Stadtstaat Berlin, während Hamburg mit gut 11 % den geringsten Anteil an Kranken und Unfallverletzten aufweist (Schaubild 1).

Erwartungsgemäß ist der Krankenstand in der Bevölkerung stark altersabhängig. So lag der Anteil der kranken Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in Baden-Württemberg bei gut 12 %, der der 15- bis unter 40-Jährigen bei rund 10 % und bei den 40- bis unter 65-Jährigen waren es annähernd 14 %. Während der Krankenstand bei den 65- bis unter 70-Jährigen mit gut 16 % nur wenig höher lag als der Durchschnitt (14 %), gaben von den 70- bis unter 75-Jährigen knapp 22 % und von den 75-Jährigen und Älteren fast 28 % an, in den letzten 4 Wochen vor der Befragung krank gewesen zu sein. Der Anteil der Unfallverletzten liegt in allen Altersgruppen bei unter 1 %.

Krankheitsdauer nimmt mit steigendem Alter zu

In der Regel nimmt mit steigendem Alter auch die Krankheitsdauer zu. Bei den 15- bis unter 40-Jährigen war die Krankheitsdauer noch relativ kurz. Bei den meisten (knapp 74 %) dauerte die Krankheit bis zu 14 Tagen. Rund 8 % dieser Altersgruppe zählten zu den »Langzeitkranken«, die 1 Jahr oder länger von einer Krankheit oder Unfallverletzung betroffen waren. In der Altersgruppe der 40- bis unter 65-Jährigen lag der Anteil der »Langzeitkranken« dagegen bei gut 29 % und steigt bei den 65-Jährigen und Älteren auf rund 57 %. Insgesamt machten die »Langzeitkranken« in Baden-Württemberg 2009 etwa 30 % aller Kranken aus, mehr als die Hälfte davon (61 %) waren 65 Jahre oder älter.

Die baden-württembergische Bevölkerung weist hinsichtlich ihrer Beteiligung am Erwerbsleben Unterschiede beim Gesundheitszustand auf. Dabei sind jedoch die Zusammenhänge mit der jeweiligen Altersphase zu berücksichtigen. In Baden-Württemberg gehörten rund 50 % zu den Erwerbstätigen, knapp 48 % zu den Nichterwerbspersonen1 (hauptsächlich Personen im Ruhestand, Hausfrauen) und nahezu 3 % zu den Erwerbslosen. Unter den kranken und unfallverletzten Personen waren die Nichterwerbspersonen allerdings mit 59 % überrepräsentiert, die Erwerbstätigen mit 38 % unterrepräsentiert, die Anteile der Erwerbslosen waren mit 3 % gleich hoch.

Von den Nichterwerbspersonen gaben etwa 18 % an, in den letzten 4 Wochen vor der Befragung gesundheitlich beeinträchtigt gewesen zu sein. Bei den erwerbslosen Baden-Württembergern waren es knapp 15 %.

Mit Blick auf die Ausfallzeiten ist der Gesundheitszustand der erwerbstätigen Baden-Württemberger auch von wirtschaftlichem Interesse. Rund 12 % der Erwerbstätigen waren 2009 in den 4 Wochen vor der Befragung krank oder unfallverletzt. Die Erwerbstätigen im Alter von 40 bis unter 65 Jahren wiesen mit 11,5 % einen kaum höheren Krankenstand als die Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 40 Jahren mit 11,3 % auf. Erst bei Erwerbstätigen im Alter von 65 und mehr Jahren steigt der Krankenstand auf gut 15 % an.

Jedoch ist festzustellen, dass die Krankheiten bzw. Unfallverletzungen bei den älteren Erwerbstätigen wesentlich häufiger länger andauern als bei den jüngeren Erwerbstätigen. Während bei 78 % der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 40 Jahren die Krankheit oder Unfallverletzung nach bis zu 2 Wochen verheilt war, waren von den Erwerbstätigen im Alter von 40 bis unter 65 Jahren nur 54 % in diesem Zeitraum genesen. Zu den Langzeitkranken mit einer Krankheitsdauer von mehr als einem Jahr zählten bei den jüngeren Erwerbstätigen nur knapp 5 %. Bei den älteren Erwerbstätigen waren es mit 14 % fast 3-mal so viele (Schaubild 2).

Fast die Hälfte der Baden-Württemberger ist übergewichtig

Im Rahmen der vierjährlichen Zusatzerhebung zum Mikrozensus werden auch die Körpergröße und das Körpergewicht erfragt. Übergewicht kann im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren den Gesundheitszustand erheblich beeinträchtigen. So besteht bei starkem Übergewicht ein erhöhtes Risiko, beispielsweise an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken. In Baden-Württemberg sind etwa 49 % der Erwachsenen übergewichtig. Das heißt, sie weisen einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 und mehr auf (siehe i-Punkt). Rund 13 % sind sogar stark übergewichtig (BMI größer als 30). Von den erwachsenen Männern bringen knapp 59 % zu viele Kilos auf die Waage (stark übergewichtig: ca. 14 %), von den Frauen zählen lediglich 40 % zu den Übergewichtigen (stark übergewichtig: gut 12 %). Gegenüber 2005 ist der Anteil der Übergewichtigen nahezu gleich geblieben (2005: 48 %).

Untergewicht ist in Baden-Württemberg und Deutschland wesentlich seltener verbreitet als Übergewicht. Sowohl 2 % der Baden-Württemberger als auch der Bundesbürger insgesamt sind mit einem Body-Mass-Index von unter 18,5 untergewichtig. In Baden-Württemberg brachten 4 von 100 Frauen (Deutschland: 3 von 100 Frauen) zu wenig Gewicht auf die Waage. Knapp 1 % der Männer in Baden-Württemberg und in Deutschland weisen einen Body-Mass-Index unter 18,5 auf. Untergewicht ist in Baden-Württemberg bei jungen Frauen zwischen 18 und 20 Jahren mit 12 % und zwischen 20 und 25 Jahren mit 9 % am häufigsten anzutreffen.

Die erwachsene baden-württembergische Bevölkerung brachte 2009 mit einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,71 m mit 74,5 kg (BMI: 25,4) zu viel Gewicht auf die Waage, wobei Übergewicht statistisch gesehen eher bei Männern als bei Frauen anzutreffen ist. Die Männer waren im Durchschnitt 1,77 m groß und 82,3 kg (BMI: 26,2) schwer. Frauen maßen 1,65 m an Körpergröße und wogen durchschnittlich 66,8 kg (BMI: 24,6).

Alter und Familienstand beeinflussen das Körpergewicht

Grundsätzlich gilt, dass das Risiko, übergewichtig zu werden, mit dem Alter zunimmt. So hatten die Baden-Württemberger im Alter von 18 bis unter 40 Jahren einen durchschnittlichen BMI von 24,0, waren also normalgewichtig. Im Alter von 40 bis unter 65 Jahren stieg der BMI auf 26,0 und ab 65 Jahren lag er bei 26,4. Analog dazu nimmt in den höheren Altersklassen der Anteil der Übergewichtigen zu. Während knapp 33 % der 18- bis unter 40-Jährigen als übergewichtig galten, waren es bei den 40- bis unter 65-jährigen bereits ca. 55 %. Bei den 65-jährigen und älteren Männern und Frauen belief sich der Anteil sogar auf annähernd 62 %.

Im Bund-Länder-Vergleich liegt der Anteil übergewichtiger Personen in Baden-Württemberg mit 49,3 % unter dem Durchschnitt. Im Bundesdurchschnitt waren 2009 gut 51 % der Bevölkerung übergewichtig, annähernd 15 % sogar stark übergewichtig. Insbesondere in den östlichen Bundesländern weist ein hoher Anteil der Bevölkerung einen BMI von 25 und mehr auf und gilt damit als übergewichtig. In Sachsen-Anhalt lag dieser Anteil mit 58 % bundesweit am höchsten, während er in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen mit unter 47 % am geringsten ist. Eine von mehreren Ursachen für die höheren Anteile Übergewichtiger im Osten dürfte in der demografischen Struktur liegen. In den neuen Bundesländern ist der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung höher als in Baden-Württemberg oder in den Stadtstaaten. So liegt beispielsweise der Anteil der über 65-Jährigen in Baden-Württemberg bei rund 19 %, in Sachsen-Anhalt dagegen bei ca. 24 %2 (Schaubild 3).

Betrachtet man die Baden-Württemberger hinsichtlich ihres Körpergewichtes und des Familienstandes, sind deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen erkennbar. Von den verheirateten Männern sind 67 % übergewichtig. Ebenso haben verwitwete Männer (66 %) und geschiedene Männer (64 %) mit Übergewicht zu kämpfen, ledige Männer dagegen »nur« zu gut 40 %. Von den Frauen waren Verwitwete zu 56 %, Verheiratete zu gut 43 % und Geschiedene zu knapp 42 % übergewichtig. Nur 22 % der ledigen Frauen sind von Gewichtsproblemen betroffen.

Nahezu jeder 4. Baden-Württemberger raucht

Rund 77 % der auskunftbereiten Baden-Württemberger im Alter von 15 und mehr Jahren bezeichneten sich als Nichtraucher. Nahezu jeder Vierte (23 %) zählte sich zu den Rauchern.

Im Vergleich der 16 Bundesländer hat Baden-Württemberg damit die niedrigste Raucherquote. Die höchsten Raucherquoten sind in Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils rund 31 % zu beobachten. Im Bundesdurchschnitt lag der Anteil der Raucher bei knapp 26 %.

Gegenüber 2005 ist der Anteil der Raucher an der Bevölkerung Baden-Württembergs leicht zurückgegangen – damals lag die Raucherquote bei rund 25 %. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass unter der männlichen Bevölkerung im Land die Raucherquote in diesem Zeitraum von 29 % auf 27 % leicht abgenommen hat. Der Anteil der Raucherinnen in der weiblichen Bevölkerung hat sich gegenüber 2005 ebenfalls geringfügig um 1,6 Prozentpunkte auf knapp 19 % verringert. Der Frauenanteil unter den Rauchern blieb im Vergleich zu 2005 mit gut 42 % nahezu konstant.

Hohe Raucherquoten bei jungen Menschen

Etwa ein Drittel der jungen Menschen zwischen 20 und 35 Jahren in Baden-Württemberg raucht. Besonders hoch war die Raucherquote bei den 25- bis unter 30-jährigen Männern, von denen im Jahr 2009 rund 41 % zu den Rauchern gehörten. Bei den Frauen zeigte sich die höchste Raucherquote mit knapp 30 % bei den 20- bis unter 30-Jährigen. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Raucher in den einzelnen Altersgruppen kontinuierlich. So rauchte von den 65-jährigen und älteren Männern nur noch etwa jeder zehnte, von den 65-jährigen und älteren Frauen sogar nur gut 5 % (Schaubild 4).

Einstiegsalter der Raucher in Baden-Württemberger sinkt immer weiter

Die baden-württembergischen Männer begannen im Durchschnitt mit 17,6 Jahren mit dem Rauchen, Frauen griffen im Schnitt mit 18,3 Jahren zur ersten Zigarette. Dabei zeigt sich, dass die Baden-Württemberger immer früher mit dem Rauchen anfangen. Während bei den heute 65-jährigen und älteren Rauchern das Einstiegsalter noch bei durchschnittlich 19,9 Jahren lag und bei den 40- bis unter 65-Jährigen bei 18,0 Jahren, beträgt es bei den heute 15- bis unter 40-jährigen Rauchern bereits 16,7 Jahre. Die 15- bis 19-Jährigen begannen sogar mit nur 15,6 Jahren zu rauchen, also in einem Alter, in dem sie nach dem seit 1. April 2003 geltenden Jugendschutzgesetz Tabakwaren weder kaufen noch in der Öffentlichkeit konsumieren dürfen.

Die Betrachtung des Rauchverhaltens der Bevölkerung nach Erwerbsbeteiligung offenbart deutliche Unterschiede. Unter den Erwerbslosen war der Anteil der Raucher mit rund 43 % deutlich höher als bei den Erwerbstätigen, von denen knapp 29 % dem Nikotingenuss frönten. Von den erwerbslosen Männern raucht sogar jeder Zweite, bei den erwerbslosen Frauen jede Dritte.

Die meisten baden-württembergischen Raucher, nämlich rund 83 %, greifen regelmäßig zur Zigarette, Zigarre oder sonstigen Rauchwaren. Lediglich knapp 17 % rauchen nur gelegentlich. Fast 9 % der Raucher zählen sich zu den starken Rauchern, das heißt sie rauchen – gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation – mehr als 20 Zigaretten pro Tag. Der Anteil der starken Raucher ist bei den Männern (11 %) mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen (5 %). Von den baden-württembergischen Nichtrauchern gaben rund 26 % an, früher einmal geraucht zu haben.

Die Zigarette ist die beliebteste Rauchware. 97 % aller Raucher greifen zur Zigarette, nur 2 % zur Zigarre und 1 % raucht Pfeife. Dabei sind Zigarre und Pfeife die Domäne der älteren Männer. Von den männlichen Rauchern im Alter von mehr als 60 Jahren favorisieren immerhin gut 8 % die Zigarre und 5 % ziehen bevorzugt an der Pfeife.

1 Nichterwerbspersonen sind Personen, die nach dem ILO-Konzept weder als erwerbstätig noch als erwerbslos einzustufen sind.

2 Quelle: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes 2008.