:: 10/2010

Bildungsindikatoren auf Ebene der Bundesländer

Baden-Württemberg mit überwiegend positiven Ergebnissen

Baden-Württemberg schneidet im Vergleich zwischen den Bundesländern bei vielen Indikatoren des Bildungsbereichs günstig ab. Dies zeigt die Veröffentlichung des Tabellenwerks »Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2010«. So beginnen überdurchschnittlich viele Baden-Württemberger ein Hochschulstudium. Gut 27 % eines Altersjahrgangs erwerben im Land einen Hochschulabschluss, knapp 3 Prozentpunkte mehr als im Mittel der Flächenländer in Deutschland. Allerdings ist das Lehrpersonal, dem die Studierenden während ihres Studiums begegnen, in Baden-Württemberg besonders stark von Männern geprägt. Nur gut ein Drittel der Lehrkräfte im Tertiärbereich ist weiblich. Vergleichsweise gut sind die Beschäftigungsaussichten für Menschen mit allen Bildungsabschlüssen im Land.

Seit 2006 geben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder als Ergänzung zur OECD-Publikation »Bildung auf einen Blick« die Veröffentlichung »Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich« heraus. Die aktuelle Ausgabe von »Bildung auf einen Blick« erschien am 7. September 2010.1 Bereits am folgenden Tag ergänzte der Tabellenband »Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2010« dieses Informationsangebot.2 Die Angaben in beiden Veröffentlichungen beziehen sich auf das Jahr 2008.

Künftig erscheinen diese Bildungsindikatoren in Jahren, in denen auch der nationale Bildungsbericht »Bildung in Deutschland« vorgelegt wird, lediglich als unkommentierter Tabellenband – so auch im Jahr 2010. In den Zwischenjahren wird die Veröffentlichung wieder ergänzende Analysen und Kommentare zu den Grafiken und Tabellen enthalten.

5-Jährige erwarten im Durchschnitt 17,6 Jahre in Bildungseinrichtungen

Abgesehen vom (freiwilligen) Besuch einer Kindertageseinrichtung stehen 5-Jährige am Beginn ihrer Bildungslaufbahn. An diesem Punkt stellt sich die Frage, wie viele Jahre 5-Jährige im Laufe ihres weiteren Lebens durchschnittlich in Bildungseinrichtungen verbringen werden. Diese Frage beantwortet der Indikator »Bildungserwartung«. Zu seiner Berechnung wird die Bildungsbeteiligung für alle Altersjahre aufsummiert, wobei sich die Bildungsbeteiligung in einem Altersjahr als Quotient der Bildungsteilnehmer bezogen auf die Gesamtbevölkerung in diesem Altersjahr errechnet.

In Baden-Württemberg durchlaufen die 5-Jährigen entsprechend den Verhältnissen im Jahr 2008 im Mittel 17,6 Jahre lang die verschiedenen Bildungseinrichtungen, was genau dem Bundesdurchschnitt entspricht. Davon entfällt mit 10,2 Jahren erwartungsgemäß der größte Teil auf den Primarbereich und den Sekundarbereich I (siehe i-Punkt), also die Grundschule und die ersten fünf bis sechs Klassenstufen der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen. Weitere 3,4 Jahre ergeben sich durch den Besuch von Einrichtungen, die zur Sekundarstufe II zählen. Zum postsekundaren nichttertiären Bereich zählen nur wenige Bildungsgänge. Deshalb trägt er nur 0,5 Jahre zur Bildungserwartung bei. Der Tertiärbereich – in erster Linie Hochschulen und berufliche Weiterbildung – schlägt mit 1,8 Jahren zu Buche.

Zwischen den Bundesländern ergeben sich die Differenzen in der Bildungserwartung hauptsächlich durch den unterschiedlichen Besuch von Einrichtungen im Sekundarbereich II und im Tertiärbereich. Aufgrund der allgemeinen Schulpflicht liegt die durchschnittliche Besuchsdauer von Schulen des Primarbereichs und des Sekundarbereichs I in nahezu allen Bundesländern bei Werten um 10 Jahre. Die höchste Bildungserwartung haben 5-Jährige in den Stadtstaaten. Allerdings werden die Werte dadurch verzerrt, dass vor allem im Sekundar- und im Tertiärbereich Schüler und Studierende aus den Umlandgemeinden in den Stadtstaaten zur Schule gehen oder studieren. Damit werden sie zwar als Bildungsteilnehmer berücksichtigt, sind jedoch nicht in der Bevölkerung als Bezugsgröße enthalten. Unter den Flächenländern wies 2008 Nordrhein-Westfalen die höchste Bildungserwartung auf. Zusammen mit Rheinland-Pfalz war der Anteil des Tertiärbereichs unter den Flächenländern dort mit 2,2 Jahren am höchsten. In Baden-Württemberg trug der Tertiärbereich 1,8 Jahre zur Bildungserwartung bei. Baden-Württemberg war dagegen das Flächenland mit der höchsten Bildungserwartung im Sekundarbereich II. Diese betrug 3,4 Jahre.

Knapp ein Drittel der Baden-Württemberger beginnt ein Studium

Die Studienanfängerquote gibt an, wie hoch im Durchschnitt der Anteil eines Bevölkerungsjahrgangs ist, der ein Hochschulstudium im Tertiärbereich A aufnimmt. Hierbei werden alle Hochschulen mit Ausnahme der Verwaltungsfachhochschulen berücksichtigt. Für das Jahr 2008 waren für Baden-Württemberg auch die Berufsakademien noch nicht einbezogen, die erst im Wintersemester 2008/09 mit der Neuformierung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg den Hochschulstatus zuerkannt bekamen. In der hier gewählten Darstellung erfolgt die Zuordnung der Studienanfänger auf Basis des Landes, in dem sie ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben – unabhängig davon, in welchem Bundesland sie nun ihr Studium begonnen haben.

Für Baden-Württemberg ergibt sich nach diesen Berechnungen im Jahr 2008, dass 31,5 % eines Alterjahrgangs ein Studium aufnahmen. Damit war der Anteil höher als im Bundesdurchschnitt, der bei 30,4 % lag. Im Bundesländervergleich rangiert Baden-Württemberg mit diesem Wert im Mittelfeld etwa auf gleicher Höhe mit Nordrhein-Westfalen, aber deutlich hinter Hessen und Sachsen-Anhalt. Dort beginnen fast 34 % eines Altersjahrgangs ein Studium. Am höchsten ist die Studienanfängerquote für Hamburg mit 36,4 %. Durch die Einbeziehung der Dualen Hochschule dürfte Baden-Württemberg in den kommenden Jahren allerdings bei der Studienanfängerquote mit an die Spitze rücken.

Hinsichtlich der Studienaufnahme bestehen bei den baden-württembergischen Schulabsolventen nach wie vor geschlechtsspezifische Unterschiede. Bei den Männern betrug 2008 die Studienanfängerquote 32,9 %, bei den Frauen 30,2 %. Im Vergleich zu 2004 ist allerdings feststellbar, dass die Frauen beim Studium aufholen. Damals lag die Differenz noch bei gut 5 Prozentpunkten und hat sich somit etwa halbiert. Für ganz Deutschland lagen im Jahr 2008 diese Quoten mit 30,5 % für Männer bzw. 30,4 % für Frauen dagegen auf einem nahezu identischen Niveau.

Deutlicher Anstieg der Abschlussquoten beim Hochschulstudium

Besonders aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es natürlich noch interessanter, welcher Teil eines Altersjahrgangs ein Studium erfolgreich abschließt. Dies misst die Abschlussquote für den Tertiärbereich A. Hierbei werden ausschließlich Erstabschlüsse betrachtet, also zum Beispiel keine Aufbaustudiengänge oder Master-Abschlüsse, die bereits den Erwerb eines Bachelor-Abschlusses voraussetzen.

In der Zeit von 2004 bis 2008 ist bundesweit ein steigender Trend der Abschlussquote erkennbar. Im Jahr 2004 betrug sie 19,3 % und ist bis 2008 um gut 6 Prozentpunkte auf 25,5 % angestiegen. Baden-Württemberg lag in diesem Zeitraum beständig über dem Bundesdurchschnitt. Hier ist die Abschlussquote sogar um fast 7 Prozentpunkte von 20,5 % auf 27,4 % angestiegen. Allerdings gab es im Gegensatz zum Bundestrend im Jahr 2005 einen leichten Rückgang auf 20 %.

Die Flächenländer liegen bei diesem Indikator weit unter den Ergebnissen der Stadtstaaten. Im Jahr 2008 ergab sich für Berlin, Hamburg und Bremen zusammen eine Abschlussquote von 32,3 %. Der mit weitem Abstand höchste Wert wurde dabei mit 47,8 % für Bremen errechnet. Diese hohen Werte sind darauf zurückzuführen, dass eine verhältnismäßig große Zahl von Hochschulabsolventen auf eine relativ kleine Bevölkerungszahl bezogen wird. In den Flächenländern umfasst die Bevölkerungszahl im Gegensatz zu den Stadtstaaten natürlich viele Gemeinden, die keine Hochschulstandorte sind.

Je höher der Bildungsbereich, desto geringer der Anteil weiblicher Lehrkräfte

Betrachtet man die Geschlechterverteilung der Lehrkräfte, ergibt sich ein sinkender Anteil weiblicher Lehrkräfte, je höher der Bildungsbereich ist. Dies gilt nicht nur für Baden-Württemberg oder Deutschland, sondern ist ein global feststellbarer Trend. Während im Elementarbereich der vorschulischen Bildung fast ausschließlich Frauen zu finden sind, war 2008 im Tertiärbereich nur gut ein Drittel der Lehrkräfte weiblich. Dabei lag Baden-Württemberg mit einem Frauenanteil von gut 34 % noch unter dem bundesweiten Wert von knapp 37 % und dem OECD-Durchschnitt von 40 %. Immerhin ist auch in Baden-Württemberg der Frauenanteil im Tertiärbereich seit 2004 um knapp 4 Prozentpunkte angestiegen.

Im Primarbereich unterrichten weit überwiegend Frauen. In Baden-Württemberg war hier im Jahr 2008 nur jede fünfte Lehrkraft männlich, 2004 traf dies noch auf jede vierte zu. Trotz der hohen Werte ist der Frauenanteil in Baden-Württemberg geringer als im Bundesdurchschnitt. Dieser lag mit 85 % noch um 4 Prozentpunkte höher.

Im Sekundarbereich I waren 2008 fast 56 % der Lehrkräfte an den Schulen im Land weiblich – kein anderes Bundesland weist einen geringeren Frauenanteil auf. Bundesweit lag der Frauenanteil an den Lehrkräften bei 62 %. Dies ist in erster Linie auf die ostdeutschen Länder zurückzuführen. Dort sind rund drei Viertel der Lehrkräfte weiblich.

Die Geschlechterverteilung der Lehrkräfte nähert sich im Sekundarbereich II in Baden-Württemberg der Gleichverteilung an. Während 2008 fast 47 % der Lehrkräfte Frauen waren, lag dieser Anteil im Jahr 2004 noch bei rund 44 %. Auch in diesem Bereich befand sich Baden-Württemberg etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 49 %. In der Gesamtheit der OECD-Staaten sind dagegen im Sekundarbereich II mehr Frauen als Männer als Lehrkräfte tätig: Der Mittelwert liegt bei knapp 54 %.

Beschäftigungsquoten steigen mit höherer Bildung an

In Baden-Württemberg waren 2008 knapp 89 % der Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren, die einen Fachschul- oder Hochschulabschluss besitzen, erwerbstätig. Für Personen, deren höchster Bildungsabschluss eine Berufsausbildung oder das Abitur ist, traf dies zu 80 % zu. Baden-Württemberger ohne abgeschlossene Berufsausbildung waren dagegen nur zu knapp 63 % erwerbstätig. Dies zeigt, dass eine höherwertige Bildung die Beschäftigungschancen steigert.

Im Ländervergleich stand Baden-Württemberg mit diesen Beschäftigungsquoten jeweils an der Spitze. Der Bundesdurchschnitt lag bei den Personen mit Fachschul- oder Hochschulabschluss um fast 3 Prozentpunkte niedriger, bei den Personen mit Berufsausbildung oder Abitur um knapp 5 Prozentpunkte und bei den Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung um gut 7 Prozentpunkte. Die Zeitreihe seit 2004 zeigt, dass Baden-Württemberg in diesen 5 Jahren stets deutlich besser abschnitt als Deutschland insgesamt. Positiv ist auch, dass sowohl in Baden-Württemberg wie in ganz Deutschland in diesem Zeitraum eine steigende Tendenz der Beschäftigungsquoten vorherrschend war.

Die Beschäftigungsquoten in Baden-Württemberg übertrafen auch durchweg den OECD-Durchschnitt. Dieser lag für fast alle Bildungsabschlüsse und Jahre über den Werten des Bundesdurchschnitts. Dies spiegelt die verhältnismäßig guten Beschäftigungsmöglichkeiten in Baden-Württemberg über die vergangenen Jahre hinweg wider.