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Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Baden-Württemberg: Ergebnisse der EVS 2008

Die Einkommen und Einnahmen der Haushalte und ihre Konsumausgaben sind Angaben, die bei der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) in den privaten Haushalten erhoben werden. Die Ergebnisse der EVS 2008 für Baden-Württemberg zeigen, dass die Haushaltseinkommen in den letzten Jahren nur in geringem Maß gestiegen sind. Zwischen den verschiedenen Haushaltstypen werden deutliche Unterschiede sichtbar, und zwar sowohl bei den Einnahmen wie bei den Ausgaben. Der mit Abstand größte Posten bei den privaten Konsumausgaben betrifft den Bereich Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung, für den die Haushalte im Land durchschnittlich 789 Euro im Monat aufwenden. Dies ist sowohl nach der Höhe als auch nach dem Anteil deutlich mehr als vor 20 Jahren.

Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) wird in Deutschland auf der Basis des Gesetzes über die Statistik der Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte alle 5 Jahre durchgeführt, 2008 zum zehnten Mal. An dieser freiwilligen Erhebung haben sich in Baden-Württemberg insgesamt etwa 7 000 Haushalte unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beteiligt. Ihre Angaben wurden auf die knapp 5 Mill. Haushalte im Land anhand des Mikrozensus hochgerechnet. Die EVS wurde in mehreren Erhebungsteilen durchgeführt. Angaben zu den Haushaltsmitgliedern, zur Wohnsituation, der Ausstattung mit Gebrauchsgütern und den Vermögensverhältnissen oder Schulden waren Gegenstand des ersten Erhebungsteils1. Den zweiten Teil bilden zum einen das Haushaltsbuch, in dem von den Haushalten über jeweils 3 Monate alle Einnahmen und Ausgaben notiert werden, und zum anderen das sogenannte Feinaufzeichnungsheft, bei dem etwa 20 % der teilnehmenden Haushalte einen Monat lang Menge und Wert der gekauften Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren vermerken.

Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen über 18 000 Euro in der EVS nicht erfasst werden. Die nachgewiesenen Werte beruhen auf den Angaben der auskunftsbereiten Haushalte. Es sind rechnerisch ermittelte Durchschnittswerte, denen eine breite Streuung der Werte zugrunde liegt.

Die Verwendung der Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, die sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite des Budgets privater Haushalte beleuchtet und außerdem Erkenntnisse über Vermögensverhältnisse und Lebenssituationen liefert, ist breit gefächert. Sie bilden die Grundlage für die Zusammensetzung des Warenkorbes beim Preisindex für die Lebenshaltung, werden zur Festlegung von Regelsätzen bei Sozialleistungen herangezogen und bilden auch eine Grundlage bei der Erstellung des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung.

Nettoeinkommen der privaten Haushalte im Land bei rund 3 300 Euro im Monat

In Baden-Württemberg verfügten die privaten Haushalte – mit durchschnittlich 2,2 Personen je Haushalt – im Jahr 2008 über ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 4 284 Euro pro Monat.2 Hier sind neben den Einkommen aus Erwerbstätigkeit auch Einnahmen aus Vermögen sowie Transferzahlungen wie Renten und Sozialleistungen enthalten (siehe i-Punkt). Nach Abzug der Einkommens- und Kirchensteuer, des Solidaritätszuschlages und der Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung von insgesamt rund 956 Euro ergibt sich ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 3 329 Euro im Monat.

Im Jahr 1988 lag das Nettoeinkommen der Haushalte im Land noch bei 2 035 Euro, somit ist innerhalb der letzten 20 Jahre nominal ein Zuwachs von knapp 64 % zu verzeichnen. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung sind die realen Haushaltsnettoeinkommen in diesem Zeitraum allerdings nur um 7 % gestiegen. In den letzten 10 Jahren zeigt sich die Wirkung der Preissteigerung noch deutlicher. Gegenüber 1998 und 2003 ist das reale Nettoeinkommen 2008 sogar leicht gesunken.

Deutliche Einkommensdifferenzen je nach Haushaltstyp

Den Durchschnittswerten beim Haushaltseinkommen liegt eine breite Streuung der Werte zugrunde, sodass nicht von einem »typischen« Haushalt gesprochen werden kann. Deutlich wird dies auch bei einer Differenzierung der Einkommen nach verschiedenen Haushaltstypen (Schaubild 1). Alleinlebende Männer und Frauen (das sind 1,8 Mill. Haushalte in Baden-Württemberg) hatten als Einpersonenhaushalte mit fast 1 900 Euro im Vergleich die geringsten Haushaltsnettoeinkommen. Alleinerziehende3 (130 000 Haushalte), deren Haushalte im Durchschnitt 2,4 Personen umfassten, hatten mit knapp 2 000 Euro im Monat jedoch nur wenig mehr Geld zur Verfügung.

Paare ohne Kinder im Haushalt (1,4 Mill. Haushalte) erzielten ein durchschnittliches Nettoeinkommen von rund 3 850 Euro für ihren Zweipersonenhaushalt. Paare mit Kindern (0,8 Mill. Haushalte) verfügten bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 3,9 Personen über knapp 4 600 Euro netto im Monat. Sie hatten auch die vergleichsweise höchste Differenz zwischen Brutto- und Nettoeinkommen zu verzeichnen. Dies ist zugleich ein Hinweis darauf, dass sich bei diesem Haushaltstyp auch zahlreiche hohe Einkommen mit entsprechender Steuerlast befinden.

Ein knappes Drittel der Konsumausgaben für Wohnen und Energie

Für den Konsum gaben die privaten Haushalte in Baden-Württemberg im Jahr 2008 durchschnittlich 2 472 Euro im Monat aus.4 Die Entwicklung der Höhe der Konsumausgaben verlief in den letzten 20 Jahren ähnlich wie bei den Haushaltseinkommen. Ein durchschnittlicher Privathaushalt in Baden-Württemberg gab im Jahr 2008 monatlich rund zwei Drittel mehr für seinen Konsum aus als 1988 (damals 1 514 Euro). Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung fällt der Anstieg allerdings ebenfalls deutlich geringer aus. Die Konsumausgaben der Haushalte lagen 2008 real nur rund 7 % höher als vor 20 Jahren. Die Entwicklung in den letzten 10 Jahren zeigt, dass die privaten Haushalte gegenüber 1998 real sogar 6 % weniger ausgegeben haben.

Die Struktur der Konsumausgaben nach einzelnen Ausgabenbereichen zeigt Schaubild 2. Der größte Posten bei den Ausgaben der Haushalte in Baden-Württemberg entfiel auf den Bereich »Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung« mit 789 Euro im Monat. Das ist fast ein Drittel aller Konsumausgaben. Danach folgten die monatlichen Ausgaben für die Bereiche »Verkehr« mit 390 Euro, »Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren« mit 345 Euro sowie »Freizeit, Unterhaltung und Kultur« mit 279 Euro.

Haushalte mit Kindern geben mehr für Nahrungsmittel und Getränke aus

Die einzelnen Haushaltstypen unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Höhe ihrer Konsumausgaben wie auch der Bedeutung einzelner Ausgabenbereiche (Tabelle). Die geringsten Konsumausgaben tätigten – wie zu erwarten war – die Alleinlebenden mit durchschnittlich knapp 1 500 Euro im Monat. Besonders hoch ist dabei der Anteil für Wohnen und Energie. Die 560 Euro hierfür sind über 37 % der Ausgaben. Haushalte von Alleinerziehenden gaben hingegen von den monatlich knapp 1 800 Euro vergleichsweise viel für Nahrungsmittel und Getränke aus (Anteil von 16 %).

Auch Haushalte von Paaren mit Kindern haben überdurchschnittlich hohe Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke. Etwa 16 % der gesamten monatlichen Ausgaben von rund 3 100 Euro wurden hierfür aufgewendet. Die Ausgabenstruktur der Haushalte von Paaren ohne Kinder zeigt die geringsten Abweichungen vom »Durchschnittshaushalt«. Von den knapp 2 900 Euro Ausgaben im Monat waren die Anteile für Verkehr (17 %) sowie Freizeit, Unterhaltung und Kultur (12 %) leicht überdurchschnittlich.

Veränderungen der Konsumausgaben im Zeitvergleich

In den letzten 20 Jahren haben sich deutliche Veränderungen im Ausgabeverhalten der privaten Haushalte in Baden-Württemberg ergeben. So erhöhte sich insbesondere der Anteil der Ausgaben für Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung. Von 25,8 % im Jahr 1988 stieg er um 6,1 Prozentpunkte auf knapp 32 % in 2008. Auch der Anteil der Aufwendungen für Verkehr nahm in diesem Zeitraum zu und zwar um 1,1 Prozentpunkte auf 15,8 %. Eine leichten Zuwachs hatten auch die Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur zu verzeichnen.

Hingegen ging die Bedeutung anderer Ausgabenbereiche für den Konsum deutlich zurück. Dies betrifft am meisten den Posten Bekleidung und Schuhe, dessen Anteil an den monatlichen Konsumausgaben kontinuierlich von 8,1 % (1988) auf 4,7 % im Jahr 2008 sank. Aber auch die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren machten 2008 einen Anteil von nur noch 13,9 % aus, während 20 Jahre zuvor hierfür 16,6 % festgestellt wurden.

Ausführliche Ergebnisse der EVS für Baden-Württemberg sind im Internetangebot des Statistischen Landesamtes zu finden (unter www.statistik-bw.de/VolkswPreise/EVS).

1 Vgl. Beiträge mit Ergebnissen zur EVS 2008 in Baden-Württemberg, zuletzt: Wolters, Miriam: »6 von 10 Haushalten in Baden-Württemberg besaßen Immobilien im Jahr 2008«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 11/2009«

2 Die Ergebnisse basieren – wie auch bei bisherigen Veröffentlichungen – auf einer länderspezifischen Hochrechnung.

3 Mit ledigen Kind(ern) unter 18 Jahren im Haushalt. Diese Abgrenzung gilt auch für den Haushaltstyp »Paare mit Kind(ern)«. Hingegen zählen Haushalte mit Kind(ern), wenn diese alle über 18 Jahre alt sind, gemeinsam mit Mehrgenerationenhaushalten und Wohngemeinschaften zu den »sonstigen Haushalten«, die in diesem Beitrag jedoch nicht gesondert dargestellt werden.

4 Zu den privaten Konsumausgaben rechnen bei der EVS die Ausgaben für Nahrungsmittel, Wohnen, Energie, Verkehr, Freizeit, Bekleidung etc. (vgl. Schaubild 2). Hierzu zählen nicht die Ausgaben für Steuern, Beiträge für Versicherungen, Zins und Tilgung von Krediten, Geldspenden sowie Ausgaben für die Vermögensbildung.