:: 2/2011

Im Blickpunkt: Die Stadt Kornwestheim

In unserer Serie »Im Blickpunkt« lenken wir in diesem Beitrag unser Augenmerk auf eine Kommune im zentral gelegenen Teil Baden-Württembergs, die Stadt Kornwestheim. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Kornwestheim wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Kornwestheim galt Jahrhunderte lang als wohlhabendes landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Bereits aus dem Jahre 1787 und damit ungewöhnlich früh gibt es vom damaligen Oberamtmann des Oberamts Ludwigsburg Regierungsrat Kerner, Vater des romantischen Dichters Justinus Kerner, statistische Aufzeichnungen zu Kornwestheim. So hatte Kornwestheim 1758 einen Bevölkerungsstand von 628 Einwohnern. Im gleichen Jahr werden 26 Geburten und 44 Sterbefälle registriert. Für das Jahr 1787 verzeichnet Kerner 49 Bauern in Kornwestheim. Die Landwirte bildeten somit die stärkste Berufsgruppe und prägten über Jahrhunderte das Bild der Kommune.

Kornwestheim liegt zwischen Stuttgart und der Großen Kreisstadt Ludwigsburg am Rande des »Strohgäus« und dem sogenannten »Langen Feld« (Schaubild). Der Ort wird erstmals um 780 n. Chr. urkundlich erwähnt und kann somit auf eine mehr als 1 200-jährige Geschichte zurückblicken. Kornwestheim hat eine Gemarkungsfläche von 1 465 ha. Davon werden gut 38 % landwirtschaftlich genutzt. Auffällig ist die geringe Waldfläche von weniger als 1 %. Mehr als 61 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

31 098 Personen lebten am 31. Dezember 2009 in Kornwestheim. Mit 2 123 Personen je Quadratkilometer ist die Besiedelung sehr dicht und liegt um ein Mehrfaches über dem Landesdurchschnitt (301). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 1999 und 2009 mit einem Zuwachs von mehr als 4 % durchaus positiv. Sie lag über der landesweiten Entwicklung (+2,6 %) und nur geringfügig unter dem Durchschnitt des Landkreises Ludwigsburg (+4,3 %). Das Durchschnittsalter der Kornwestheimer von 42,7 Jahren ist nur minimal abweichend vom Landesdurchschnitt von 42,5 Jahren. Basis dieser Werte ist ein dezenter Geburtenüberschuss in den Jahren 1999 bis 2009 und ein leicht über dem Landesdurchschnitt liegender positiver Wanderungssaldo für den gleichen Zeitraum. Knapp 20 % der Kornwestheimer Einwohner hatten 2009 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil Kornwestheims lag damit deutlich über dem Kreis- und Landesdurchschnitt.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes von Kornwestheims stellt sich positiv dar. Im Zeitraum zwischen 1999 und 2009 stieg der Wohnungsbestand um 8,6 % und damit weitaus stärker als durch den Bevölkerungszuwachs begründet. Fast 40 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser, mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 41 m2 je Einwohner liegt Kornwestheim jedoch leicht unter dem Landesdurchschnitt von 43 m2 je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Kornwestheim hat in den vergangenen 10 Jahren leicht abgenommen. So hatten 2009 mit rund 8 580 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gut 1 % weniger einen Arbeitsplatz in Kornwestheim als 1999. Langfristig betrachtet hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1974 bis 2009 sogar um mehr als 3 500 abgenommen. Fast 40 % aller Arbeitsplätze in Kornwestheim liegen heute in den sonstigen Dienstleistungsbereichen. Weit unter Landesdurchschnitt (38,6 %) ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des Produzierenden Gewerbes mit 22,5 % (Tabelle). Die Zeiten, in denen auch in Kornwestheim ein Stück baden-württembergische Industriegeschichte geschrieben wurde – verbunden mit stark zunehmenden Beschäftigtenzahlen – sind vorbei. Früher hatten Firmen wie Salamander und Kreidler hier ihre großen Produktionsstandorte. Sie waren mit dafür verantwortlich, dass es ab Ende des 19. Jahrhunderts zu einem grundlegenden Wandel des bis dahin durch die Landwirtschaft geprägten Ortes kam. Eine wesentliche Voraussetzung für den Betrieb von Industrieunternehmen war die bereits 1846 erfolgte Anbindung Kornwestheims an das Eisenbahnnetz und die Fertigstellung des ersten Kornwestheimer Rangierbahnhofs im Jahr 1896. Gerade der Güterverkehr auf der Schiene spielt auch heute noch für Kornwestheim eine bedeutende Rolle. So betreibt die Deutsche Bahn hier ein Container-Umschlagterminal, das zu den modernsten und leistungsfähigsten Anlagen dieser Art in Deutschland zählt.

Kornwestheim wandelte sich in nur 3 Jahrzehnten vom Bauerndorf zur Stadt. Gerade die Einwohnerzahlen verdeutlichen diese Entwicklung. 1890 lebten 1 868 Menschen in Kornwestheim, 1933 zwei Jahre nach der Stadterhebung waren es bereits 10 200.

Recht positiv gestaltet sich die Finanzlage der Stadt. Der Schuldenstand je Einwohner betrug 172 Euro im Jahr 2009 und lag damit erheblich unter dem Landesdurchschnitt von 863 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lag im Jahr 2010 über dem Landesniveau.