:: 5/2011

Die Herkunft der Studierenden an den Hochschulen in Baden-Württemberg

Fast zwei Drittel aller Studierenden an baden-württembergischen Hochschulen haben auch in Baden-Württemberg ihre Hochschulreife erworben. Je nach Hochschulart kamen unterschiedlich viele Studierende aus dem unmittelbaren und mittelbaren Nahbereich der jeweiligen Hochschule. Baden-Württembergische Hochschulen sind jedoch auch bundesweit und international hoch attraktiv. Der Anteil Studierender, die in anderen Bundesländern die Hochschulreife erlangt haben, beträgt immerhin 29 % und mehr als 7 % brachten eine ausländische Hochschulzugangsberechtigung mit. Bei einem guten Drittel aller Studierenden an baden-württembergischen Hochschulen handelte es sich also im Wintersemester 2009/10 nicht um »Landeskinder«.

Fast jeder achte Student hatte im Wintersemester 2009/10 keine deutsche Staatsbürgerschaft. Vor 5 Jahren war der Ausländeranteil mit über 15 % am höchsten. Die meisten ausländischen Studierenden hatten die chinesische bzw. türkische Staatsbürgerschaft. Ein Viertel aller ausländischen Studierenden belegte ingenieurwissenschaftliche Studiengänge. 71 % davon kamen aus Ländern, die als Entwicklungsländer eingestuft werden. Lehramtsstudiengänge wurden von besonders wenigen Ausländern belegt. Den größten Ausländeranteil hatten die Kunsthochschulen des Landes. Am wenigsten Ausländer studierten an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Studierende aus dem Nahbereich

Von den 275 005 Studierenden an baden-württembergischen Hochschulen im Wintersemester 2009/10 haben 246 741 ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB) in Deutschland und davon 175 267 in Baden-Württemberg abgelegt. Die Studierenden waren also zu fast zwei Dritteln »Landeskinder«. Der Anteil von »Landeskindern« war an den Verwaltungsfachhochschulen und den Pädagogischen Hochschulen mit jeweils über drei Vierteln besonders hoch und an den Kunsthochschulen mit weniger als der Hälfte (gut 48 %) am geringsten.

Eine kleinräumigere Auswertung, die die Studierenden dem »Nahbereich« (siehe i-Punkt) zuordnet, verdeutlicht die regionale Bedeutung der Fachhochschulen und der Pädagogischen Hochschulen in besonderem Maß. An ihnen gingen zu über einem Drittel Menschen ihrem Studium nach, die im gleichen oder einem benachbarten Kreis ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben hatten.

Mit weniger als einem Viertel der Studierenden aus dem Nahbereich und 59 % Studierenden aus Baden-Württemberg wird die überregionale Bedeutung der Universitäten deutlich. 14 % ihrer Studierenden hatten ihre HZB im Ausland erworben. Die Verwaltungsfachhochschulen hatten zwar noch weniger Studierende aus dem Nahbereich als die Universitäten, aber über drei Viertel ihrer Studierenden stammten aus Baden-Württemberg (und weniger als 1 % aus dem Ausland). Dem gegenüber stammte fast ein Drittel der Studierenden der Kunsthochschulen aus dem Ausland. Gleichzeitig belegten sehr wenige Studierende aus dem Nahbereich Studiengänge an den Kunsthochschulen (knapp 13 %). Der Anteil derer, die im Ausland ihre HZB erworben haben, war mit über 30 % an den Kunsthochschulen am höchsten.

Studierende aus anderen Bundesländern

Im Wintersemester 2009/10 studierten an baden-württembergischen Hochschulen 52 034 Studierende aus anderen Bundesländern. Schaubild 2 gibt einen Überblick über die einzelnen Herkunftsländer.

Demnach kamen die meisten Studierenden aus den benachbarten Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen. Aber auch aus Nordrhein-Westfalen zog es eine hohe Anzahl Studierender nach Baden-Württemberg.

Werden die Studierenden, die ihre HZB in anderen Bundesländern erworben haben, auf Ebene der Hochschularten betrachtet, fällt auf, dass die Universitäten dicht gefolgt von den Fachhochschulen am meisten Anziehungskraft auf Studierende aus anderen Bundesländern hatten. Deren Anteil war an den Pädagogischen Hochschulen deutlich geringer (an ihnen studierten auch besonders wenige ausländische Studierende). Immerhin stammte an den Pädagogischen Hochschulen noch jeder fünfte Studierende aus einem anderen Bundesland, was angesichts dessen, dass die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung an Pädagogischen Hochschulen ein baden-württembergisches Sondermerkmal bildet, fast schon überrascht. Auch an den Kunsthochschulen kam jeder fünfte Studierende aus einem anderen Bundesland.

An den Verwaltungsfachhochschulen war der Bundesanteil unter den Studierenden ebenfalls recht hoch. Das hängt damit zusammen, dass es nicht in allen Ländern diese akademische Verwaltungsausbildung gibt und dass Studierende an Verwaltungsfachhochschulen auch für den gehobenen Dienst des Bundes ausgebildet werden. Begünstigend kommt hinzu, dass die Studierenden an Verwaltungsfachhochschulen schon während des Studiums über ein Einkommen verfügen, was es ihnen erleichtert, sich am Studienort eine Wohnung oder ein Zimmer zu mieten.

Der hohe Anteil Studierender aus anderen Bundesländern an Fachhochschulen (über 26 %) und Universitäten (27 %) hat in nicht geringem Maße mit dem Standort einzelner nah an der Landesgrenze liegender Hochschulen zu tun. So hatten die Mannheimer Hochschulen einen »Bundesanteil« von zum Teil über 80 %. Dieser hohe Wert kann bei der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (fast 87 %) und an der Fachhochschule des Bundes/Bundeswehr (über 94 %) vor allem dadurch erklärt werden, dass sie Zentralhochschulen von Bundesinstitutionen sind. Bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim ist die geografische Randlage und die Attraktivität des Studienmodells Ursache für den hohen Bundesanteil von fast 82 %. Deutlich wird der Einfluss des Standortes auch, wenn man die »Binnenuniversitäten« Tübingen (20 % Bundesanteil) oder Stuttgart (knapp 13 % Bundesanteil) mit beispielsweise den dicht an der Landesgrenze liegenden Universitäten Mannheim (46 % Bundesanteil) oder Ulm (über 34 % Bundesanteil) vergleicht.

Ausländische Studierende an baden-württembergischen Hochschulen

An baden-württembergischen Hochschulen waren im Wintersemester 2009/10 34 930 ausländische Studierende eingeschrieben. Fast jeder achte Studierende hatte also keinen deutschen Pass. Der Anteil ausländischer Studierender war in Baden-Württemberg mit fast 13 % etwas höher als im Bundesdurchschnitt (12 %).

Die geografische Lage Baden-Württembergs im äußersten Südwesten der Bundesrepublik hat keinen erkennbaren Einfluss auf den Zustrom ausländischer Studierender aus den benachbarten Ländern. Nur 2 364 oder knapp 7 % aller ausländischen Studierenden an baden-württembergischen Hochschulen stammten aus den angrenzenden Nachbarländern (Frankreich, Schweiz, Österreich).

Im Verlauf der vergangenen 20 Jahren stieg der Anteil ausländischer Studierender anfangs kontinuierlich an, obwohl die absoluten Zahlen zeitweilig stagnierten. In der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts beschleunigte sich dieser Anstieg, um in der zweiten Hälfte – besonders aber zwischen 2007/08 und 2008/09 wieder abzufallen. Bis zum Wintersemester 2009/10 sank der Ausländeranteil an baden-württembergischen Hochschulen auf das Niveau des Wintersemesters 1999/2000.

Der Frauenanteil aller ausländischen Studierenden lag exakt bei 50 %. Bei den Studierenden aus der Russischen Föderation und der Ukraine handelte es sich zu drei Vierteln um Frauen. Einen sehr geringen Frauenanteil wiesen dagegen die Studierenden aus afrikanischen Ländern (26 %) auf. Auch aus Nationen wie der Türkei (41 %) und Griechenland (44 %) studierten mehr Männer als Frauen in Baden-Württemberg.

Die Staatsangehörigkeit von Studierenden ist ein eher grobes Merkmal ihrer Herkunft. So hatten die Studierenden aus China (3 607) und aus der Türkei (3 580) in nahezu gleichem Maße den höchsten Nationenanteil an baden-württembergischen Hochschulen. Sie bildeten zusammen rund ein Fünftel aller ausländischen Studierenden. Dabei hatten lediglich weniger als 8 % der chinesischen Studierenden ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben, während es bei den türkischen Studierenden drei Viertel (knapp 75 %) waren.

Ausländische Studierende nach Fächern und Fächergruppen

Ein Viertel aller ausländischen Studierenden studierte innerhalb der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften. Weitere 23,5 % aller ausländischen Studierenden hatten Fächer innerhalb der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften belegt. Erst danach folgen Sprach- und Kulturwissenschaften (gut 19 %) und Mathematik/Naturwissenschaften (fast 18 %).

Innerhalb der einzelnen Nationalitäten kommt es zu auffälligen Unterschieden. Von den 3 607 chinesischen Studierenden waren zum Beispiel zwei von fünf Studierenden (fast 38 %) in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften eingeschrieben. Von den 1 384 bulgarischen Studierenden belegten demgegenüber zwei von fünf (knapp 39 %) Fächer aus der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An dieser Fächergruppe waren auch französische Studierende überdurchschnittlich (fast 38 % von 1 364) interessiert. Fast ein Drittel der 3 580 Studierenden mit türkischer Staatsangehörigkeit belegte ingenieurwissenschaftliche Fächer (gut 31 %) sowie Mathematik/Naturwissenschaften (fast 27 %) und Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (fast 26 %).

In Relation zur Gesamtstudierendenzahl der jeweiligen Fächer hatten ausländische Studierende in den kunstwissenschaftlichen Studiengängen den größten Anteil. Einer von fünf Studierenden in dieser Fächergruppe hatte im Wintersemester 2009/10 keinen deutschen Pass. Anschließend folgen die Ingenieurwissenschaften, deren Studierenden einen Ausländeranteil von gut 15 % hatten. Ähnlich hoch war der Anteil in den Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften.

Gut 20 % aller deutschen Studierenden belegten ingenieurwissenschaftliche Fächer. Bei den Ausländern waren es über 25 %, die in dieser Fächergruppe ihren Studien nachgingen. Ähnlich war das Verhältnis bei den Sprach- und Kulturwissenschaften. Solche Fächer wurden von gut 17 % aller deutschen Studierenden belegt, während es bei den ausländischen Studierenden fast 20 % waren. Nahezu 6 % aller Ausländer studierten innerhalb der Fächergruppe Kunst- und Kunstwissenschaften, während lediglich gut 3 % der deutschen Studierenden diese Fächergruppe gewählt hatten.

Ausländische Studierende nach Hochschularten

Der hohe Anteil ausländischer Studierender in der Fächergruppe Kunst und Kunstwissenschaften (knapp 20 %) spiegelt sich ganz besonders ausgeprägt in den Werten der baden-württembergischen Kunst- und Musikhochschulen wider. Sie ziehen in noch höherem Maße als die kunst- und kunstwissenschaftlichen Studiengänge an allen Hochschulen des Landes ausländische Studierende an. Jeder dritte Studierende (1 478 von 4 354) an einer Kunst- und Musikhochschule war im Wintersemester 2009/10 ausländischer Herkunft (fast 34 %). Bundesweit lag der Ausländerinnen- und Ausländeranteil an Kunsthochschulen bei 28 %.1 Besonders hoch war der Anteil ausländischer Studierender an den Musikhochschulen. 902 (oder gut 63 %) der 1 424 Studierenden im Fach Instrumentalmusik kamen aus dem Ausland. Genau zwei Drittel der 168 Studierenden im Fach Orchestermusik und über 70 % der 45 Komposition-Studierenden sowie sechs der acht Studierenden in Tanzpädagogik hatten im Wintersemester 2009/10 einen ausländischen Pass.

An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg dagegen studierten mit 621 außerordentlich wenige ausländische Studierende (sie hatten einen Anteil von unter 2,5 %). Diese aus den ehemaligen Berufsakademien hervorgegangene mit insgesamt 25 238 Studierenden zweitgrößte Hochschule des Landes ist bei ausländischen Studierenden nicht so bekannt wie zum Beispiel die Fachhochschulen, an denen von 66 420 Studierenden gut 12 % (oder 8 343) Ausländer waren. Zudem ist es für nicht in Deutschland lebende Ausländer sicher nicht so leicht, einen studienbegleitenden Ausbildungs- und Arbeitsplatz in einem Wirtschaftsbetrieb, den das Konzept des Dualen Studiums beinhaltet, zu bekommen.

Nach den Kunsthochschulen hatten die Universitäten mit 16% den höchsten Ausländeranteil. Im Wintersemester 2009/10 befanden sich insgesamt 22 908 Ausländer unter den 142 512 Studierenden an baden-württembergischen Universitäten.

Entwicklungshilfeaspekte

Öffentliche Entwicklungshilfe berechnet sich zum überwiegenden Teil aus den Kosten, die durch die Bereitstellung von Studienplätzen für Studierende aus einer von der OECD getroffenen Länderauswahl entstehen.2 Eine Reihe von Studienfachgruppen wird bei der Errechnung dieser öffentlichen Entwicklungshilfe ausgeklammert. Dazu zählen Sport, Kunst/Kunstwissenschaft und Sprach- und Kulturwissenschaften. Die Studierenden aus Entwicklungsländern in den übrigen Fächergruppen teilen sich wie folgt auf: Studierende aus Entwicklungsländern wählten im Wintersemester 2009/10 Studiengänge aus folgenden Fördergruppen: Ingenieurwissenschaften (10,8 % aller Studierenden), Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften (9,4 %), Mathematik, Naturwissenschaften (7,7 %), Humanmedizin (5,1 %) und Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (5,0 %).

Dass der Anteil Studierender aus Entwicklungsländern in den Ingenieur- und Agrarwissenschaften besonders hoch ist, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass diese Form öffentlicher Entwicklungshilfe dem Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe folgt. Absolventinnen und Absolventen dieser Studiengänge, die nach Studienabschluss in ihr Heimatland zurückkehren, können dort in der Industrie und Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Landes leisten.

Bezogen auf alle ausländischen Studierenden in den verschiedenen Fächergruppen war der Anteil derer, die aus Entwicklungsländern kommen, mit über 71 % in den Ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen am größten. Anschließend folgten Mathematik/Naturwissenschaften und Agrar-, Forst und Ernährungswissenschaften mit jeweils ca. 65 %.

Ausländische Studierende in Lehramtsstudiengängen

Als wirksames Instrument zur besseren Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und zur Förderung von Akzeptanz gegenüber ausländischen Mitbürgern wird im Integrationsplan der Landesregierung die Betreuung und der Unterricht durch Lehrerinnen und Lehrer angesehen, die ebenfalls aus dem Ausland stammen bzw. einen Migrationshintergrund haben. Deshalb werden im Rahmen der Informationskampagne des Wissenschaftsministeriums »Gscheit studiert« auch Studierende mit Migrationshintergrund, soweit möglich, als Studienbotschafter eingesetzt, die ihrerseits – insbesondere auch im Bereich der Lehramtsstudiengänge – vorbildhaft mit erfolgreicher Bildungsbiografie für eine Entscheidung für die jeweiligen Berufsfelder werben. Das Projekt »Migranten machen Schule« der Stadt Stuttgart, das vom Land nachdrücklich unterstützt wird, versucht Menschen mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium zu gewinnen.3

In den Lehramtsstudiengängen war der Ausländer- und Ausländerinnenanteil im Wintersemester 2009/10 mit 3,4 % zwar niedrig, aber dennoch erheblich höher als der Anteil ausländischer Lehrerinnen und Lehrer. An baden-württembergischen allgemeinbildenden Schulen beträgt der Ausländeranteil unter den Lehrerinnen und Lehrern weniger als 1 %.4 Den größten Ausländer- und Ausländerinnenanteil unter den Studierenden wiesen die Studiengänge auf, die auf ein Lehramt an Grund- und Hauptschulen vorbereiten. Dort hatten ausländische Studierende einen Anteil von 3,8 %. Von diesen ausländischen Studierenden stammten 30 % (118) aus der Türkei; je etwa 8 % kamen aus Griechenland (32) und Kroatien (31).

In Lehramtsstudiengängen für Realschulen studierten die wenigsten ausländischen Studierenden (3,1 %). Verglichen damit hatten Ausländerinnen und Ausländer in gymnasialen Lehramtsstudiengängen einen etwas höheren Anteil (3,5 %). Innerhalb der Gruppe von insgesamt 582 ausländischen Lehramtsstudierenden bildeten 99 Studierende aus der Türkei (17 %) und 88 aus Italien (15 %) die größten Nationengruppen.

Studienkollegs für ausländische Studierende

Ausländische Studienbewerber, deren Schulabschlusszeugnis nicht zum direkten Fachstudium an einer deutschen Hochschule berechtigt, haben die Möglichkeit, Vorbereitungskurse an einem Studienkolleg zu belegen. In Baden-Württemberg gibt es drei Studienkollegs (an der Fachhochschule Konstanz, der Universität Heidelberg und am Karlsruher Institut für Technologie). Dort gibt es ein differenziertes Kursangebot, das die Bewerberinnen und Bewerber aus verschiedensten Ländern innerhalb von zwei Semestern auf die Feststellungsprüfung für die Zulassung zu Studien an Fachhochschulen oder Universitäten vorbereitet.

Von den 624 Teilnehmern an Kursen der baden-württembergischen Studienkollegs im Wintersemester 2009/10 stammte ein Drittel aus Asien und ein Viertel aus europäischen Ländern (einschließlich Deutschland, wenn der Schulabschluss im Ausland abgelegt wurde). Je ein Fünftel stammte aus Afrika und Nord- und Südamerika. Die größte Gruppe bildeten erneut Chinesinnen und Chinesen. 35 von ihnen besuchten im Wintersemester 2009/10 ein Studienkolleg in Baden-Württemberg.

Bildungsaus- und -inländer

Bei der Beschäftigung mit nationaler Herkunft verlagert sich die Betrachtungsweise zunehmend auf den Migrationshintergrund, den auch Studierende mit deutschem Pass aufweisen können, wenn sie ursprünglich aus dem Ausland stammen oder in ausländischen Familien aufgewachsen sind. Da die definitorische Grundlage zum Migrationshintergrund uneinheitlich ist und in der Hochschulstatistik keine Daten zum familiären Hintergrund der Studierenden erhoben werden, kann dieses Konzept nicht auf die Studierendenzahlen übertragen werden.

Innerhalb der Hochschulstatistik ist jedoch von Bildungsin- und -ausländern die Rede (vgl. i-Punkt). Die Hochschulzugangsberechtigung (HZB) bildet im Regelfall das Abitur oder das Zeugnis der Fachhochschulreife, neuerdings aber auch eine Meisterprüfung oder eine vergleichbare berufliche Qualifikation. Bei den Studierenden mit türkischem Pass ist der Anteil der Bildungsinländer besonders hoch. Von den 3 580 Studierenden mit türkischem Pass haben 2 681 ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben und sind deshalb Bildungsinländer. Nur jeder vierte türkische Student ist also Bildungsausländer.

In der Gruppe der Bildungsausländer, die 28 264 Studierende umfasst, hat jeder zehnte die deutsche Staatsangehörigkeit (2 691 unabhängig davon, ob er zu diesem Zeitpunkt noch/schon Deutscher war). Der Anteil von türkischen Studentinnen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben, ist mit gut 78 % besonders hoch. Bei allen anderen aufgeführten Nationen ist der Männeranteil der Bildungsinländer stets größer als der Frauenanteil.

Besonders viele Bildungsinländer unter den ausländischen Studierenden sind bei den Studierenden mit kroatischer Nationalität zu finden. Neben den bereits angeführten türkischen Studierenden haben auch griechische und italienische Studierende in der überwiegenden Mehrheit ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer deutschen Schule erworben.

Den größten Anteil an Bildungsausländern hatten unter den zehn im Wintersemester 2009/10 am häufigsten vertretenen Nationen die Studierenden aus Bulgarien mit gut 95 %. Gleich darauf folgt die größte Nationengruppe, die 3 607 Chinesinnen und Chinesen, von denen gut 92 % ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht in Deutschland erworben haben.

1 Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 9/2010, S.791.

2 Vgl. Kühn, Axel: »Öffentliche Entwicklungshilfe aus Baden-Württemberg«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 7/2010«.

3 Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung: Integrationsplan Baden-Württemberg, Stuttgart 2008 S. 61.

4 Staatsangehörigkeit von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg: Grund- und Hauptschulen 0,4 %, Realschulen 0,4 %, Gymnasien 1,0 %, Sonderschulen 0,7 %, Integrierte Schulformen 7,7 % und Schulen des zweiten Bildungswegs 11,0 % (die Werte beziehen sich auf das Schuljahr 2009/10).