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Endgültige Ergebnisse der Landtagswahl am 27. März 2011

Am 27. März 2011 wurde in Baden-Württemberg der 15. Landtag gewählt. Die bisherigen Regierungsparteien CDU und FDP hatten deutliche Verluste hinzunehmen, auch die SPD verfehlte ihr Ergebnis der Landtagswahl 2006. Die GRÜNEN verbuchten dagegen ihr mit Abstand bestes Ergebnis seit ihrer ersten Kandidatur bei der Landtagswahl 1980. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gibt es einen »grünen« Ministerpräsidenten eines Landes, die Christdemokraten wiederum gehören erstmals seit 1953 nicht der Landesregierung an. Im vorliegenden Beitrag werden die endgültigen Ergebnisse der Landtagswahl 2011 dargestellt. Der Schwerpunkt des Beitrags liegt auf den regionalen Besonderheiten des Wahlergebnisses. Auch die Themen Frauenanteil im Landtag sowie Wahlerfolg von Frauen werden analysiert.

Landtagswahl 2011: GRÜNE und SPD erobern Mehrheit im Landtag

Die Landtagswahl vom 27. März 2011 brachte deutliche Verluste für die CDU mit sich. Mit 39 % der gültigen Wählerstimmen lag das Ergebnis der Christdemokraten 5,2 Prozentpunkte unter ihrem Resultat bei der Landtagswahl 2006. Die CDU verzeichnete damit ihr zweitniedrigstes Ergebnis bei einer Wahl zum baden-württembergischen Landtag. Einen erheblichen Stimmenrückgang hatte auch die FDP hinzunehmen, auf deren Konto 5,3 % der gültigen Wählerstimmen gingen. Damit hat sich das Ergebnis der Liberalen gegenüber 2006 halbiert.

Die SPD hatte erneut Stimmenverluste zu verkraften. Nachdem die Sozialdemokraten 2006 mit 25,2 % ihr bislang zweitniedrigstes Ergebnis hatten hinnehmen müssen, kam die SPD bei der Landtagswahl 2011 mit einem Minus von 2,1 Prozentpunkten auf nun 23,1 % der gültigen Stimmen. Die GRÜNEN hingegen konnten ihr Ergebnis von 2006 mehr als verdoppeln. Mit einem Plus von 12,5 Prozentpunkten verbuchten sie 24,2 % der gültigen Wählerstimmen und damit ihr mit Abstand bestes Ergebnis seit 1980, als die Partei erstmals bei einer Landtagswahl in Baden-Württemberg antrat. Nicht in den neuen Landtag einziehen konnte DIE LINKE, die mit 2,8 % der gültigen Stimmen wie bereits die WASG bei der Landtagswahl 2006 (3,1 %) an der 5 %-Hürde scheiterte. Alle anderen Parteien, auf die insgesamt 5,6 % der Stimmen entfielen, sind ebenfalls nicht im 15. Landtag vertreten.

Nachdem die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2006 einen historischen Tiefststand erreicht hatte, lag die Beteiligungsquote mit 66,3 % bei der Landtagswahl 2011 um 12,9 Prozentpunkte über der Marke von 2006 (53,4 %). Sie ist damit erstmals seit 1988 wieder gestiegen.

Die Sitzverteilung im 15. Landtag von Baden-Württemberg

Nach dem endgültigen amtlichen Ergebnis gehören dem 15. Landtag von Baden-Württemberg insgesamt 138 Abgeordnete an. Das ist ein Abgeordneter weniger als in der vergangenen Legislaturperiode. So sind im neuen Landtag insgesamt 60 Abgeordnete der CDU (– 9 gegenüber der Landtagswahl 2006) und 7 Abgeordnete der FDP (– 8) vertreten. Die SPD kommt auf 35 Mandate (– 3) und musste somit ihre Position als zweitstärkste Kraft im Landtag an die GRÜNEN abgeben. Die stark angewachsene Fraktion der GRÜNEN besteht aus 36 Parlamentariern (+ 19). Damit halten die bisherigen Regierungsfraktionen von CDU und FDP insgesamt 67 Sitze, womit sie keine gemeinsame Mehrheit mehr im Landtag haben. Die bisherigen Oppositionsfraktionen von SPD und GRÜNEN kommen auf insgesamt 71 Sitze und verfügen damit über die Mehrheit der Abgeordneten im 15. Landtag von Baden-Württemberg.

Im neugewählten Landtag weniger Frauen als in der letzten Legislaturperiode

Obwohl Frauen unter der wahlberechtigten Bevölkerung in Baden-Württemberg leicht in der Überzahl sind, bildeten sie unter den Kandidaten und nun auch unter den gewählten Landtagsabgeordneten eine Minderheit. Der Frauenanteil unter den 690 Bewerbern zur Landtagswahl 2011 lag nur bei 17,5 %. Bei der Landtagswahl 2006 waren mit rund 20 % noch deutlich mehr Frauen unter den Kandidaten zu finden gewesen. Unter den Ersatzbewerbern zur Landtagswahl 2011 stellten die Kandidatinnen mit 26,4 % zwar einen deutlich höheren Anteil. Gegenüber der Landtagswahl 2006 (gut 31 %) ist jedoch auch hier ein deutlicher Rückgang an weiblichen Kandidaten zu verzeichnen.

Unter den 138 Abgeordneten im neu gewählten 15. Landtag von Baden-Württemberg sind 113 Männer und nur noch 25 Frauen. Nach der Landtagswahl 2006 waren unter den 139 Abgeordneten 106 Männer und 33 Frauen. Damit hat sich die Zahl der Frauen im 15. Landtag von Baden-Württemberg gegenüber der letzten Legislaturperiode sowohl absolut als auch prozentual (von 23,7 auf nur noch 18,1 %) deutlich verringert. Seit der Landtagswahl 1972 war ein kontinuierlicher Anstieg des Frauenanteils im Landtag von Baden-Württemberg beobachtet worden. Nun hat sich der Frauenanteil erstmals wieder rückläufig entwickelt.

Mit elf Frauen stellten die GRÜNEN sowohl absolut als auch prozentual (30,6 %) die meisten Frauen im Landtag. Für die SPD sitzen nach den endgültigen Ergebnissen sechs Frauen im Landtag (Frauenanteil rund 17 %) und für die CDU acht (Frauenanteil gut 13 %). Unter den Abgeordneten der FDP sind keine Frauen.

Frauen bei der Landtagswahl 2011 deutlich weniger erfolgreich als Männer

Der Rückgang des Frauenanteils im neuen Landtag resultiert nicht nur aus der rückläufigen Zahl weiblicher Bewerber, sondern auch daraus, dass Frauen weniger erfolgreich1 waren als Männer. Vergleicht man nämlich den Frauenanteil an den Bewerbern mit dem an den Gewählten, so muss für die Kandidatinnen der im Landtag vertretenen Parteien ein negatives Fazit gezogen werden. Während unter den Bewerbern der im Landtag vertretenen Parteien CDU, GRÜNE, SPD und FDP der Frauenanteil bei 24,6 % lag, sind unter den neu gewählten Abgeordneten nur 18,1 % Frauen. Das heißt, Frauen waren bei der Landtagswahl 2011 weniger »erfolgreich« als ihre männlichen Mitstreiter.

Diese Aussage trifft allerdings auf die Kandidatinnen der im Landtag vertretenen Parteien bei näherer Betrachtung in unterschiedlichen Maßen zu. So waren unter den Kandidatinnen der CDU 15,7 % Frauen, unter den CDU-Abgeordneten noch 13,3 %. Die SPD hatte einen Bewerberinnenanteil von 20 %, im neuen Landtag sind 17,1 % der SPD-Abgeordneten Frauen. Bei den GRÜNEN hatten 37,1 % Frauen kandidiert, in den Landtag gewählt wurden nur 30,6 %. Den Frauen der FDP war besonders wenig Erfolg beschieden. Gut jede vierte Kandidatin der Liberalen war eine Frau, in den Landtag geschafft hat es letztendlich keine. Auch bei der letzten Landtagswahl 2006 waren die Bewerberinnen der im Landtag vertretenen Parteien weniger erfolgreich als ihre männlichen Kollegen. Damals hatte der Anteil der Frauen an den Bewerbern von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP bei 26,4 % gelegen, der an den Gewählten bei 23,7 %.

Wie haben die Spitzenkandidaten in ihren Wahlkreisen abgeschnitten?

Der Spitzenkandidat der CDU und damalige Ministerpräsident Stefan Mappus, erzielte 44,5 % der Stimmen in seinem Wahlkreis 42 Pforzheim. Er gewann damit das Erstmandat mit einem Ergebnis, das deutlich über dem CDU-Landesdurchschnitt liegt. Sein persönliches Resultat von 2006 (45,9 %) verfehlte er um 1,4 Prozentpunkte. Auf das Konto von SPD-Herausforderer Nils Schmid, der im Wahlkreis 60 Reutlingen antrat, gingen 24,7 % der gültigen abgegebenen Stimmen. Er konnte mit diesem für die SPD überdurchschnittlichen Ergebnis aber nicht das Direktmandat erringen, welches an den CDU-Bewerber Dieter Hillebrand (36,3 %) ging. Schmid erhält jedoch ein Zweitmandat und wird ebenfalls dem kommenden Landtag angehören.

In Schmids ehemaligem Wahlkreis 09 Nürtingen trat zur Landtagswahl 2011 Winfried Kretschmann an. Der Spitzenkandidat der GRÜNEN verfehlte das Direktmandat jedoch mit 25,7% der gültigen Stimmen. Dieses ging an den CDU-Kandidaten Thaddäus Kunzmann (39,7 %). Gegenüber der Landtagswahl 2006 (13,8 %) konnte Kretschmann sein persönliches Ergebnis dennoch um 11,9 Prozentpunkte steigern und zieht über ein Zweitmandat in den 15. Landtag ein. FDP-Spitzenkandidat Prof. Dr. Ulrich Goll kam bei der Landtagswahl 2011 zwar auf ein für seine Partei überdurchschnittliches Ergebnis von 8,0 % im Wahlkreis 15 Waiblingen, lag damit aber unter seinem Ergebnis von 2006 (14,1 %). Wie die Spitzenkandidaten von SPD und GRÜNEN erhält auch er ein Zweitmandat. Die beiden Spitzenkandidaten der LINKEN, Marta Aparicio de Eckelmann und Roland Hamm erzielten in ihren Wahlkreisen 4 Stuttgart IV und 26 Aalen mit 4,0 % bzw. 4,5 % jeweils überdurchschnittlich hohe Stimmenanteile für ihre Partei. Da die LINKE jedoch an der 5 %-Hürde scheiterte, gehören beide nicht dem 15. Landtag von Baden-Württemberg an.

Stimmenvorsprung der CDU deutlich verringert, GRÜNE überholen die SPD

Die CDU ging aus allen bisherigen Landtagswahlen als stärkste Kraft hervor. Daran hat sich auch mit der Landtagswahl 2011 nichts geändert. Die meisten Wählerstimmen und der höchste Stimmenanteil entfielen auf die Christdemokraten. Allerdings hat sich der Vorsprung der CDU vor den Sozialdemokraten bzw. den GRÜNEN beträchtlich verringert. Außerdem haben die GRÜNEN die SPD von ihrer bisherigen Position als zweitstärkste Kraft im baden-württembergischen Landtag verdrängt.

Nach dem endgültigen Ergebnis der Landtagswahl 2011 lag der Vorsprung der CDU auf die GRÜNEN bei knapp 738 000 Stimmen. Damit schrumpfte der Abstand zwischen Christdemokraten und GRÜNEN von rund 1,29 Mill. Stimmen bei der Landtagswahl 2006 spürbar. Die GRÜNEN erzielten bei der Landtagswahl 2011 nahezu 54 000 Stimmen mehr als die SPD. 2006 entschieden sich dagegen noch gut 533 000 Wähler mehr für die Sozialdemokraten als für die GRÜNEN.

Die CDU lag nur noch in 60 der 70 Landtagswahlkreise vor den GRÜNEN bzw. den Sozialdemokraten. In neun Wahlkreisen erzielten die Kandidatinnen und Kandidaten der GRÜNEN die meisten Stimmen. Die SPD brachte – wie bereits 2006 – lediglich im Wahlkreis Mannheim I die meisten Wähler hinter sich.

Hohe Wahlbeteiligung in der Region Stuttgart und in den Hochburgen von GRÜNEN und FDP

Die Spannbreite zwischen der höchsten Beteiligungsquote von 77,7 % im Wahlkreis Stuttgart II und der niedrigsten im Wahlkreis Mannheim I (52,6 %) betrug 25,1 Prozentpunkte. In zwölf Wahlkreisen lag die Beteiligung bei unter 62 %. Von diesen Wahlkreisen mit der niedrigsten Wahlbeteiligung zählen mit einer Ausnahme (Schwäbisch Hall) alle zum badischen Landesteil. Hingegen waren neun der zehn Wahlkreise mit der höchsten Wahlbeteiligung in der Region Stuttgart zu finden.

Betrachtet man die Wahlbeteiligung in den Hochburgen und Diasporagebiete der Parteien, so zeigen sich folgende Ergebnisse: In den Hochburgen der GRÜNEN (69,1 %) und den Hochburgen der Liberalen (67,8 %) war eine überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung festzustellen. Nur unterdurchschnittlich war hingegen die Beteiligungsquote in den Hochburgen der SPD (61,6%) und der CDU 64,6 %).

CDU verzeichnet in den meisten Wahlkreisen Verluste, die GRÜNEN erzielen flächendeckend Gewinne

Bei der Landtagswahl 2011 fand die CDU den stärksten Rückhalt in den Wahlkreisen Ehingen mit 51,0 % der gültigen Wählerstimmen, Biberach mit 50,7 % sowie Sigmaringen mit 50,2 %. Die Wahlkreise mit den niedrigsten Stimmenanteilen für die CDU waren die Landtagswahlkreise Freiburg II, Stuttgart I und Mannheim I, in denen die CDU lediglich Stimmenanteile von 22,8 %, 26,9 % bzw. 27,1 % erreichen konnte. Die CDU schnitt bei der Landtagswahl 2011 in 66 der 70 Wahlkreise schlechter ab als 2006.

Die GRÜNEN waren auch bei der Landtagswahl 2011 in der Landeshauptstadt und in den Hochschulstandorten des Landes am erfolgreichsten. Ihren Spitzenwert erzielten sie im Wahlkreis Stuttgart I mit 42,5 % der gültigen Stimmen. In Freiburg II kamen sie auf 39,9 % und in Heidelberg auf 36,7 %. Den geringsten Rückhalt hatten die GRÜNEN in den Wahlkreisen Neckar-Odenwald (14,6 %), Freudenstadt (16,5 %) und Balingen (16,9 %). In Stuttgart I, wo die GRÜNEN mit Abstand die meisten Stimmen erhielten, war gleichzeitig auch der Stimmenzuwachs mit einem Plus von 18,6 % am höchsten.

Für SPD in 58, für die Liberalen in allen Wahlkreisen Stimmenrückgänge

Wie bereits bei früheren Wahlen erwies sich der Wahlkreis Mannheim I (34,2 %) auch bei der Landtagswahl 2011 wieder als Hochburg der Sozialdemokraten (siehe i-Punkt »Hochburgen und Diasporagebiete«). Weitere Hochburgen der SPD waren unter anderem die Wahlkreise Rastatt (29,9 %) sowie Heidenheim (29,8 %). Bei den Diasporagebieten der SPD handelt es sich vor allem um die traditionellen CDU-Hochburgen. So bildete der Wahlkreis Wangen mit 16,4 % der Stimmen für die SPD das Schlusslicht. Auch in den CDU-Hochburgen Biberach (17,0 %) und Sigmaringen (17,3 %) sowie in acht weiteren Wahlkreisen lag die SPD unter der 20-Prozentmarke.

Die FDP erzielte ihre besten Wahlergebnisse mit jeweils 8,4 % in den Landtagswahlkreisen Schorndorf und Schwäbisch Hall. Auch Waiblingen, wo der FDP-Spitzenkandidat Prof. Dr. Ulrich Goll antrat, gehörte mit 8,0 % zu den TOP 3 der FDP. Am wenigsten Erfolg war den Liberalen in den Wahlkreisen Mannheim I (2,3 %), Heidenheim (3,1 %) sowie Wangen und Freiburg II (jeweils 3,3 %) beschieden. Die FDP hat bei der Landtagswahl 2011 in allen 70 Wahlkreisen Stimmenanteile verloren. Am höchsten waren die Verluste der Liberalen in Freudenstadt (-12,2 Prozentpunkte).

CDU mit starkem Rückhalt im ländlichen Raum, SPD erzielt ihre besten Ergebnisse in urbanen Gebieten

Die CDU war auch bei der Landtagswahl 2011 wieder in ländlichen Gebieten besonders erfolgreich (siehe i-Punkt »Wahlergebnisse in Wahlkreisen ähnlicher Sozialstruktur«). So lag die CDU in eher ländlich geprägten Landtagswahlkreisen mit niedriger Bevölkerungsdichte mit 46,3 % spürbar über ihrem Landeswert von 39,0 %. In den eher urban geprägten Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte entschieden sich im Vergleich dazu hingegen nur 31,8 % der Wähler für die CDU. Auch die Betrachtung der Wahlergebnisse nach Gemeindegrößenklassen zeigt, dass die Christdemokraten in ländlichen Gebieten mehr Rückhalt haben als in größeren Städten. Die CDU erzielte ihre höchsten Stimmenanteile in den kleineren Gemeinden des Landes mit unter 10 000 Einwohnern. Hier lag sie mit 43,5 % spürbar über ihrem landesweiten Ergebnis. Bei den Christdemokraten zeigt sich zudem eine tendenzielle Abnahme der Stimmenanteile mit zunehmender Größe der Gemeinden. In den Städten mit 100 000 und mehr Einwohnern entschieden sich lediglich 30,9 % der Wähler für die CDU. Überdurchschnittlicher Erfolg war den Christdemokraten dagegen in Wahlkreisen mit niedrigem Akademikeranteil (45,4 %) und hohem Anteil Beschäftigter im produzierenden Gewerbe (45,1 %) beschieden.

Die SPD konnte auch bei der Landtagswahl 2011 in den eher urban geprägten Gebieten punkten. In Wahlkreisen mit hoher Bevölkerungsdichte entschieden sich 24,0 % der Wähler für die Sozialdemokraten, während landesweit nur 23,1 % für die SPD votierten. Noch überdurchschnittlicher schnitt die SPD in Wahlkreisen mit niedriger Kaufkraft ab (25,7 %). In Wahlkreisen mit niedriger Bevölkerungsdichte blieb das Ergebnis der Sozialdemokraten mit 20,3 % hingegen deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Ferner fielen die Ergebnisse der Sozialdemokraten auch in den Wahlkreisen mit einer niedrigen Erwerbslosenquote unterdurchschnittlich aus (21,3 %).

GRÜNE in Gebieten mit hohem Akademikeranteil besonders stark, FDP in Wahlkreisen mit hoher Kaufkraft

Die GRÜNEN waren in den Gebieten mit einem hohen Anteil an Akademikern sowie mit einem hohen Anteil Beschäftigter im Dienstleistungsgewerbe mit Abstand am erfolgreichsten (jeweils 34,5 %). Mit 30,4 % konnten die GRÜNEN zudem besonders gute Ergebnisse in den urban geprägten Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte erzielen. Während die CDU besonders starken Rückhalt in ländlichen Gebieten hat, sind die GRÜNEN in den großen Städten des Landes erfolgreicher als in den kleinen. Die GRÜNEN erzielten mit 31,4 % der gültigen Stimmen ihre besten Resultate in den großen Gemeinden mit 100 000 und mehr Einwohnern. In den Gemeinden der Größenklasse von unter 10 000 Einwohnern verfehlten sie hingegen mit 21,1 % den Landesdurchschnitt. Deutlich unter ihrem Landesergebnis blieben die GRÜNEN auch in Wahlkreisen mit einem niedrigen Akademikeranteil (17,9 %) sowie in Wahlkreisen mit einem hohen Anteil an Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe (18,1 %).

Bei der FDP ist der Zusammenhang zwischen der Kaufkraft der Bevölkerung und dem Stimmenanteil besonders augenfällig. In Wahlkreisen, in denen die Bevölkerung über eine besonders hohe Kaufkraft verfügt, erzielte die FDP 5,7 % der Stimmen, in Wahlkreisen mit niedriger Kaufkraft lediglich 5,1 %. Noch niedriger lag das Ergebnis der Liberalen in Wahlkreisen mit einer niedrigen Erwerbslosenquote (4,4 %).

Hohe Kaufkraft – hohe Wahlbeteiligung

Nach den Ergebnissen der Landtagswahl 2011 besteht, wie bereits 2006, ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Kaufkraft der Bevölkerung und der Wahlbeteiligung. So lag die Wahlbeteiligung in Wahlkreisen mit besonders hoher Kaufkraft mit 68,5 % klar über dem Landesdurchschnitt, während sie in Gebieten mit niedriger Kaufkraft deutlich unter dem Landesniveau blieb (63,0 %). Darüber hinaus fiel die Wahlbeteiligung auch in Wahlkreisen mit hohem Akademikeranteil bzw. einem hohen Anteil an Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe überdurchschnittlich hoch aus (jeweils 68,7 %).

Stimmenausschöpfung und Wählermobilisierung der Parteien

Abschließend soll noch ein Blick auf das Thema Stimmenausschöpfung und Wählermobilisierung geworfen werden (siehe i-Punkt »Stimmenausschöpfung«). Bei der Landtagswahl am 27. März 2011 ist die Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg erstmals seit 1988 wieder gestiegen. Über 5 Mill. Bürgerinnen und Bürger, das sind 66,3 % der rund 7,6 Mill. Wahlberechtigten, haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Damit stieg die Zahl der Wähler gegenüber der Landtagswahl 2006, als die Wahlbeteiligung mit 53,4 % einen historisch niedrigen Wert erreicht hatte, um etwas mehr als 1 Mill. an. Das ist mehr als die Einwohnerzahlen der Städte Stuttgart und Mannheim zusammen. Die Wahlbeteiligung erreichte bei der Landtagswahl 2011 somit wieder knapp ein Niveau wie bei der Landtagswahl 1996.

Zahl der CDU-Wähler nimmt zu, jedoch drastische Einbußen bei der FDP

Bei insgesamt steigenden Wählerzahlen konnte die CDU absolut betrachtet an Wählerstimmen zulegen, während die FDP stark verlor. Gegenüber der Landtagswahl 2006, als knapp 1 749 000 Stimmen für die CDU abgegeben wurden, konnten die Christdemokraten bei der Landtagswahl 2011 einen Stimmenzuwachs um rund 11 % auf knapp 1 944 000 Wählerstimmen verzeichnen. Hingegen fiel die FDP deutlich in der Wählergunst zurück. Während die Liberalen 2006 noch knapp 422 000 Wähler hinter sich bringen konnten, sank die Zahl der Stimmen für die FDP um fast 38 % drastisch auf nur noch knapp 263 000 Stimmen bei der Landtagswahl 2011.

Wählerzahlen für GRÜNE legen massiv zu, mehr SPD-Wähler als 2006

Von den im neuen Landtag vertretenen Parteien konnten vor allem die GRÜNEN ihren Rückhalt in der baden-württembergischen Wählerschaft stark ausbauen, in geringerem Maße auch die SPD. Mit Abstand am erfolgreichsten waren die GRÜNEN bei der Mobilisierung ihrer Wähler. Ihre Anhängerschaft vergrößerte sich von rund 463 000 Wählern bei der Landtagswahl 2006 um überaus deutliche 160 % auf nun gut 1 206 000 Wähler. Insgesamt rund 1 153 000 Wähler entschieden sich für die SPD, das sind immerhin über 156 000 bzw. 15,6 % mehr als noch vor 5 Jahren.

Neben den im Landtag vertretenen Parteien kandidierten bei der Landtagswahl 2011 noch 15 weitere Parteien sowie sechs Einzelbewerber, deren Wählerschaft von rund 331 000 bei der Landtagswahl 2006 um etwa 26 % auf gut 418 000 anstieg. Dies ist unter anderem auf einen Zuwachs von rund 18 000 Wählern der LINKEN zurückzuführen, die gleichzeitig die meisten Stimmen (knapp 140 000) unter den nicht in den Landtag gewählten Parteien erhielt, gefolgt von PIRATEN (rund 104 000 Stimmen) und REPUBLIKANERN (fast 57 000 Stimmen).

Ausschöpfungsquoten der GRÜNEN gestiegen, drastischer Rückgang bei der FDP

Im Vergleich zur Landtagswahl 2006 ist insbesondere die Ausschöpfungsquote der GRÜNEN gestiegen. Der Anteil der GRÜNEN-Wähler unter den Wahlberechtigten erhöhte sich von 6,2 % auf 15,8 % und hat sich damit mehr als verdoppelt. Ferner gelang es der SPD, ihre Ausschöpfungsquote von 13,3 % auf 15,1 % zu steigern.

Auch für die CDU entschieden sich prozentual betrachtet mehr Wahlberechtigte als bei der Landtagswahl 2006. So lag die Ausschöpfungsquote der CDU bei der gestrigen Landtagswahl mit 25,5 % über dem Niveau von 2006 (23,3 %). Dagegen ist der Rückhalt der FDP bei den Wahlberechtigten gegenüber der Landtagswahl 2006 spürbar gesunken. Ihre Ausschöpfungsquote sank von 5,6 % auf nur noch 3,4 %. Die sonstigen Parteien hatten gegenüber der Landtagswahl 2006 (4,4 %) eine gestiegene Ausschöpfungsquote zu verzeichnen. Sie brachten 5,5 % aller Wahlberechtigten hinter sich, was insbesondere auf den Stimmenzuwachs der LINKEN und die Stimmen der erstmals angetretenen PIRATEN zurückzuführen ist.

Deutlich weniger Wahlberechtigte als bei der Wahl vor 5 Jahren entschieden sich bei der Landtagswahl 2011 für das Lager der Nichtwähler: Insgesamt 33,7 % der Wahlberechtigten gingen nicht zur Wahl. 2006 hatte der Nichtwähleranteil noch bei 46,6 % gelegen.

1 Zur Messung des Erfolgs wurde der Frauenanteil an den Bewerbern dem Frauenanteil an den Gewählten gegenübergestellt. Die Wählerinnen und Wähler haben jedoch aufgrund der vorgegebenen Platzierung der Kandidatinnen und Kandidaten auf dem Stimmzettel keinen direkten Einfluss auf das Geschlecht der Gewählten.