:: 9/2011

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2010 an Fachhochschulen in Baden-Württemberg

Studienzufriedenheit und Berufseinstieg

Fachhochschulabsolventen sind mit ihrem Studium zufrieden. Das belegen die Zahlen der dritten Absolventenbefragung in Baden-Württemberg an 18 staatlichen Fachhochschulen (siehe i-Punkt»Methodik«). Ähnlich wie in den Vorjahren bewerteten etwa neun von zehn Absolventen ihr Studium im Gesamten als zufriedenstellend. Besonders die infrastrukturellen Studienbedingungen, wie zum Beispiel der Zugang zu EDV-Diensten und die Vermittlung von Praktika, wurden von einer deutlichen Mehrheit der Absolventen positiv eingeschätzt. Im Vergleich dazu schnitten die Angebote zu berufsorientierenden Veranstaltungen und die Unterstützung bei der Stellensuche schlechter ab. Dennoch erfolgte im Regelfall eine problemlose Integration in den Arbeitsmarkt. Fast 80 % der suchenden Absolventen fanden bereits innerhalb der ersten 3 Monate nach Studienabschluss eine Beschäftigung oder eine sonstige Erwerbstätigkeit und integrierte sich in den Arbeitsmarkt. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren 87 % der teilnehmenden Absolventen erwerbstätig. Fast zwei Drittel der Erwerbstätigen empfand die eigene berufliche Situation bezogen auf die Ausbildung als (überwiegend) angemessen. Die Aspekte Betriebsklima und Tätigkeitsinhalte lobten die Absolventen bei ihrer gegenwärtigen Beschäftigung, während Bereiche wie Gehalt, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Aufstiegsmöglichkeiten deutlich weniger zufriedenstellend bewertet wurden.

Absolventen sind überwiegend mit dem Studium zufrieden

Bei einer rückblickenden Bewertung des Studiums waren 68 % der 4 916 antwortenden Absolventen, und somit der größte Anteil, zufrieden. Weitere 20 % der antwortenden Befragten waren sogar sehr zufrieden. Demgegenüber waren nur 3 % mit dem Studium unzufrieden und lediglich 21 Absolventen waren sehr unzufrieden. Die 168 verbleibenden Teilnehmer der Umfrage antworteten mit weder noch, das heißt sie waren weder zufrieden noch unzufrieden.

Alle beteiligten Fachhochschulen (seit 2010 »Hochschulen für Angewandte Wissenschaften«) wiesen hohe Zufriedenheitswerte zum Studium auf. Anteilswerte zwischen 81 % und 93 % an zufriedenen bzw. sehr zufriedenen Absolventen belegen dies. Unterschiede zwischen den Prüfungsjahrgängen 2005 und 2008 bestanden hingegen kaum (2005: 89 %; 2008: 87 %). Demgegenüber existierten jedoch Differenzen bei der Bewertung der allgemeinen Studienzufriedenheit nach der Abschlussart (Schaubild 1). Bachelorabsolventen waren etwas seltener zufrieden (81 % sehr zufriedene und zufriedene Befragte) als Absolventen mit einem Master- oder Diplomabschluss (89 % sehr zufriedene und zufriedene Befragte). Allerdings spiegelt sich dieser Unterschied nicht in den negativen Bewertungskategorien (unzufrieden und sehr unzufrieden) wider. Diese sind mit 4 bzw. 5 % bei allen Abschlussarten stabil. Hingegen waren es die Befragten mit Bachelorabschluss, die sich häufiger (13 % im Vergleich zu 7 bzw. 8 %) weder in positiver noch in negativer Weise zum Studium äußerten.

Auch ob gegenwärtig einer Beschäftigung nachgegangen wird und wie hoch das Einkommen bei dieser ist, hat Einfluss auf die Einschätzung der Zufriedenheit mit dem Studium. Während die derzeitig Erwerbstätigen zu 89 % mit ihrem Studium zufrieden waren, wiesen Absolventen, die auf Arbeitssuche sind, nur einen Zufriedenheitsanteil von 74 % auf. Des Weiteren steigt die Zufriedenheit auch mit zunehmendem Einkommen. Der Anteil der zufriedenen Absolventen klettert von 80 % unter den Befragten, die nach eigenen Angaben zwischen 10 000 und 20 000 Euro verdienten, auf 91 % bei den über 70 000 Euro Verdienenden. Geld scheint also sprichwörtlich gesehen zwar nicht glücklich zu machen, aber immerhin zufrieden.

Infrastrukturelle Studienbedingungen positiv bewertet – Berufsorientierung mit Verbesserungspotenzial

Neben der allgemeinen Studienzufriedenheit wurden auch einzelne Studienbedingungen unterschiedlich gut oder schlecht beurteilt. Mit Hilfe eines berechneten Barometerwertes1 lässt sich erkennen, dass der überwiegende Teil der im Fragebogen aufgelisteten Studienaspekte durchaus positiv bewertet wurde (Schaubild 2). Im Vergleich schnitt der Zugang zu EDV-Diensten am Besten ab, der mit 76 Punkten auf dem Barometer klar eine hohe Zufriedenheit der Absolventen ausdrückt. Auch der Zugang zu erforderlichen Praktika oder Übungen (74 Punkte) und die Zufriedenheit bezogen auf die fachliche Beratung und Betreuung im Studium (69 Punkte) wurden relativ positiv von den teilnehmenden Absolventen bewertet. Berufsspezifische Aspekte wie die Vorbereitung auf den Beruf (61 Punkte), das Angebot berufsorientierender Veranstaltungen (56 Punkte) und die Unterstützung bei der Stellensuche (49 Punkte) schnitten hingegen deutlich schlechter ab und wurden von den Befragten als weniger zufriedenstellend eingestuft.

Folglich äußerten die Teilnehmer auch gerade in diesem Bereich Verbesserungsbedarf. Von denen im Fragebogen angegebenen sechs Verbesserungsmöglichkeiten2 sollten nach Meinung der Befragten in erster Linie Angebote zu der Berufsorientierung und zu den Bewerbungsstrategien optimiert werden. Rund 59 % aller auf diese Frage antwortenden Absolventen betrachteten diese Gesichtspunkte als verbesserungswürdig. Weitere 55 % sahen bei der Bewertung des Studiums insbesondere Handlungsbedarf zur weiteren Erhöhung des Praxisbezugs des Studiums bzw. der Anwendung von Fachwissen. Den geringsten Verbesserungsbedarf wiesen die Befragten dem Aspekt Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden, der von nur 12 % der Absolventen als modifizierbar eingestuft wurde, und dem Merkmal Betreuungsverhältnis, das von etwa einem Fünftel rückblickend als korrigierungsbedürftig angesehen wurde, zu. Demgegenüber sah in etwa jeder Dritte der Befragten die Rahmenbedingungen und sogar 40 % der Absolventen die Konzeption des Studienangebots als zu optimierende Bereiche an.

Fächerübergreifendes Denken müsste stärker gefördert werden

Unter insgesamt zehn aufgeführten Ausbildungsinhalten des Fragebogens wurde der größte Förderungsbedarf für Studieninhalte zum fächerübergreifenden, interdisziplinären Denken gesehen.2 Mehr als jeder Zweite – nämlich 56 % – wies auf die Vernachlässigung dieses Aspekts während der Studienzeit hin. Dieser Förderungsbedarf zieht sich dabei auch durch die Bewertung der Absolventen aller Abschlussarten in ähnlichem Maße (Diplomabschlüsse: 57 %, Bachelorabschlüsse: 53 %, Masterabschlüsse: 56 %) hindurch. Ebenso wurden die Aspekte Personalerfahrung und wirtschaftliches Denken von jeweils 41 % der Befragten bemängelt. In etwa ein Drittel der Absolventen sah die Anwendung von wissenschaftlichen Methoden, die Fremdsprachenkenntnisse, die Rhetorik und Präsentation sowie die Selbstorganisation als weiter zu entwickelnde Studieninhalte an. Die Aspekte Methoden für eine erfolgreiche Teamarbeit, EDV-Kenntnisse und die schriftliche Ausdrucksfähigkeit wurden aus Sicht der Befragten hingegen nur von jedem vierten bzw. fünften Absolventen als förderungsbedürftig angesehen und benötigten damit unter den Punkten den geringsten Weiterentwicklungsbedarf.

Überwiegend rasche Integration in den Arbeitsmarkt

Ingesamt hatten 82 % der Absolventen nach dem Studium eine Erwerbstätigkeit oder eine sonstige berufliche Tätigkeit gesucht und letztendlich auch gefunden. Die Erwerbssuche war für weitere 2 % der Befragten jedoch nicht erfolgreich. Die restlichen 16 % der antwortenden Absolventen waren erst gar nicht auf der Suche nach einer Beschäftigung, weil sie zum Beispiel auch ohne Bewerbung eine Anstellung fanden (44 % dieser Gruppe), sich für ein weiteres Studium entschieden (26 %) oder nicht nach einer Stelle suchen brauchten oder wollten (12 %).2

Eine möglichst schnelle Integration in den Arbeitsmarkt, mit einer kurzen Bewerbungsdauer und wenig Bewerbungsversuchen, kann bei der Suche nach einer Erwerbstätigkeit als Erfolg gewertet werden. Etwa ein Drittel der suchenden Befragten (36 %) fand direkt im Anschluss an das Studium eine Beschäftigung bzw. eine sonstige berufliche Tätigkeit. Weitere 42 % der Absolventen waren nach 1 bis 3 Monaten mit ihrer Suche nach einer Beschäftigung erfolgreich. 4 bis 6 Monate lang suchten nur 15 % bis zum Stellenerfolg. Der verbleibende Rest der erfolgreich suchenden Absolventen benötigte nach Ende des Studiums mehr als ein halbes Jahr, um eine Beschäftigung zu finden.

Auch wenn der Schritt vom Studium ins Berufsleben somit dem größten Teil der Absolventen relativ problemlos gelang, kamen die Befragten unterschiedlicher Fachrichtungen nicht gleich schnell auf dem Arbeitsmarkt unter. Betriebswissenschaftler hatten zum Beispiel eine längere Bewerbungsphase als Bauingenieure (Schaubild 3). Diese waren aber im Vergleich zu den Nachrichten- und Informationstechnikern oder den Informatikern immer noch langsamer beim Übergang vom Studium zum Beruf. So hatten 89 % bzw. 87 % der suchenden Informatiker drei Monate nach Ende des Studiums eine Beschäftigung gefunden.3 Im Bereich des Bauingenieurwesens waren es hingegen lediglich 82 % und bei den Betriebswirtschaftlern nur 72 % der Absolventen.

Durchschnittlich benötigten die Absolventen 2,3 Monate und 13,5 Bewerbungsversuche bis sie Erfolg bei ihrer Beschäftigungssuche hatten. Diese Mittelwerte haben sich seit der ersten Absolventenbefragung 2008 zunehmend von 2,7 auf 2,3 Monate und in der Bewerbungsanzahl von 18,5 auf 13,5 Versuche verkürzt. In Bezug auf die Anzahl von Bewerbungsversuchen zeigt auch der Median4 im Laufe der Jahre einen entsprechenden Rückgang. Somit hatte die Wirtschaftskrise, die Ende 2008 auch die Gesamtwirtschaft erreichte, noch keinerlei Auswirkungen auf die Integration der bisher untersuchten Absolventen (Prüfungsjahre 2003 bis 2008) in den Arbeitsmarkt.

Stellensuche am erfolgreichsten durch das Internet

Der häufigste Weg zu einer erfolgreichen Beschäftigung ist und bleibt seit Beginn der Absolventenstudien die Bewerbung auf eine Stelle im Internet. Dieser wurde in den letzten Jahren – gemessen an den steigenden Anteilswerten – immer erfolgreicher. Während 2008 noch 32 % der Absolventen mit diesem Verfahren ihre Stelle fanden, ist dieser Wert bis zur dritten Absolventenbefragung 2010 auf 38 % angewachsen. Aber noch weitere Möglichkeiten, wie eine Initiativbewerbung, ein Praktikum während der Studienzeit oder vom Arbeitgeber angesprochen zu werden, sind erfolgsversprechend.5 Diese Strategien waren bei 27 %, 26 % bzw. 18 % der Befragten zielführend. Über eine Annonce in der Zeitung fanden hingegen im Laufe der Jahre immer weniger Absolventen ihre Beschäftigung. Bei der Absolventenbefragung 2008 bekamen auf diesem Weg noch 15 % eine Stelle, während es 2010 nur noch 11 % der Absolventen waren. Die unternehmerische Selbstständigkeit, die Arbeitsagentur und private Vermittler sowie die Mithilfe der Hochschule spielten bei der erfolgreichen Stellensuche mit unter jeweils 10 % eine untergeordnete Rolle.

87 % der Absolventen zum Zeitpunkt der Erhebung erwerbstätig – zwei Drittel verdienen über 40 000 Euro im Jahr

Aktuell bzw. zum Zeitpunkt der Befragung war der überwiegende Teil der Befragten beschäftigt. Rund 82 % gingen einer Beschäftigung im Angestellten- oder Beamtenverhältnis nach und weitere 5 % waren selbstständig. Nur 2 % der Absolventen waren auf Arbeitssuche. Dabei hat der Beschäftigungsanteil im Angestellten- und Beamtenverhältnis im Vergleich zu der Absolventenstudie von 2008 und 2009 etwas abgenommen. Der Anteil der derzeitig Studierenden bzw. Promovierenden hat hingegen im Laufe der Jahre von 4 % (2008) auf 7 % (2010) leicht zugenommen. Für diesen Anstieg sind im Wesentlichen die Studenten verantwortlich, die im Zuge des Bologna-Prozesses (siehe i- Punkt »Bologna-Prozess«) und der einhergehenden Umstellung der Abschlüsse nach ihrem Bachelorabschluss ein weiteres Studium, zum Beispiel einem konsekutiven oder nicht konsekutiven Master begannen.

Zwei Drittel der erwerbstätigen Befragten hatte gegenwärtig – laut eigenen Angaben – ein Bruttojahreseinkommen von über 40 000 Euro. Dabei wurde die Höhe des Einkommens nicht nur durch die Berufserfahrung, welche für den Prüfungsjahrgang 2005 höher ist als für den Jahrgang 2008 und somit andere Werte in dieser Kategorie hervorbringt (2005: 75 % und 2008: 63 %), beeinflusst, sondern auch durch das studierte Fach bzw. auf aggregierter Ebene die Fächergruppe. So verdienten jeweils etwa zwei von zehn Absolventen der Kunstwissenschaften und der Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften über 40 000 Euro, während es in den Fächergruppen der Ingenieurwissenschaften und der Mathematik und Naturwissen-schaften jeweils rund sieben von zehn waren.

Der Beruf ist meist angemessen und wird gut bewertet

63 % der Absolventen waren der Meinung, dass ihre berufliche Situation der Ausbildung (überwiegend) angemessen ist. Das Betriebs- und Arbeitsklima sowie die Tätigkeitsinhalte sind aus Sicht der Absolventen mit 80 bzw. 79 Punkten auf dem Barometer zufriedenstellend (Schaubild 4). Anhand eines Vergleichs der Barometerwerte zeigt sich aber auch, dass Gehalt, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Aufstiegsmöglichkeiten vergleichsweise schlechter – mit 64 bzw. 60 Punkten – bewertet wurden. Die Zufriedenheit mit den Inhalten der derzeitigen Beschäftigung kann dennoch – bei Werten über der 50-Punkte-Marke – als eher positiv gedeutet werden.

1 Die Berechnung der Barometerwerte ordnet den unterschiedlichen Kategorien entsprechende Werte zu. Dabei werden nur Befragte berücksichtigt, die eine Bewertung abgegeben haben, das heißt die Werte werden ohne die Befragten, die »keine Angabe« gemacht oder »trifft nicht zu« angegeben haben, berechnet. Die Kategorie »sehr zufrieden« geht mit 100 Punkten, »zufrieden« mit 75 Punkten, »weder noch« mit 50 Punkten, »unzufrieden« mit 25 Punkten und »sehr unzufrieden« mit 0 Punkten in die Berechnung ein. Der Durchschnittswert bildet letztendlich den Barometerwert in Punkten.

2 Dabei hatten die Absolventen in dieser Frage die Möglichkeit mehrere Angaben auszuwählen.

3 Dabei wurden nur Fächer analysiert, die 50 oder mehr antwortende Absolventen aufweisen. Diese stellen in der Summe in etwa drei Viertel der erfolgreich suchenden Absolventen dar.

4 Der Median liegt genau in der Mitte einer Verteilung und ist robuster als der Durchschnitt gegenüber Ausreißern. Er teilt die Anzahl der gültigen Werte in zwei gleich große Mengen.

5 Mehrfachangaben waren möglich.