:: 9/2011

Einkommensverteilung und Ausgabenstrukturen privater Haushalte

Ausgewählte Ergebnisse der EVS 2008 für Baden-Württemberg

Auswertungen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2008 zu den Einkommen und Ausgaben von privaten Haushalten zeigen bei den Haushaltseinkommen eine typische Verteilungskurve. Sechs von zehn Haushalten lagen unter dem rechnerischen Mittelwert von rund 3 300 Euro netto im Monat. Rund ein Viertel der Haushalte hatten monatlich zwischen 1 000 und 2 000 Euro zur Verfügung. Bei der Höhe der privaten Konsumausgaben zeigen sich deutliche Unterschiede nach Altersgruppen. Dabei kann ein typischer Verlauf von Lebens- und Familienphasen nachvollzogen werden.

Die EVS bietet zahlreiche statistische Daten rund um die Finanzen der privaten Haushalte.1 Ausführliche Ergebnistabellen zu den Einnahmen und Ausgaben der Haushalte – auch mit Differenzierungen zum Beispiel nach Haushaltsgröße, Haushaltstyp oder Einkommensgruppen – finden sich im Veröffentlichungsangebot des Statistischen Landesamtes.2 In diesem Beitrag werden einige ausgewählte EVS-Ergebnisse vorgestellt, so zur Einkommensverteilung der Haushalte und dem Nettoeinkommen im Bundesländervergleich. Außerdem werden die Konsumausgaben nach Altersgruppen ausgewertet und für einzelne Ausgabeposten auffällige Differenzen zwischen Frauen- und Männerhaushalten festgestellt.

Haushaltseinkommen am häufigsten zwischen 1 000 und 2 000 Euro im Monat

Das durchschnittliche Nettoeinkommen der privaten Haushalte im Jahr 2008 in Baden-Württemberg betrug monatlich 3 329 Euro. In diese Summe fließen die Erwerbseinkommen aller Haushaltsmitglieder – das waren im Durchschnitt 2,2 Personen – ein, ebenso die Einnahmen aus Vermögen, aus öffentlichen Transferzahlungen (Renten, Kindergeld, Sozialleistungen etc.) und aus nicht-öffentlichen Transfers (zum Beispiel Unterhaltszahlungen). Abgezogen werden davon Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.

Der Einkommensdurchschnitt ist ein rechnerischer Mittelwert mit einer breiten Streuung. Zur genaueren Analyse der Haushaltseinkommen ist deshalb auch deren Verteilung von Interesse. So hatten rund 59 % der Haushalte geringere Einnahmen als der genannte Durchschnitt, da die hohen Einkommen den Mittelwert »nach oben ziehen«. Die gesamte Verteilungskurve der Haushaltsnettoeinkommen (Schaubild 1) zeigt, dass besonders viele Haushalte in den Einkommensklassen 1 000 bis 2 000 Euro (knapp ein Viertel aller Haushalte) sowie 2 000 bis 3 000 Euro im Monat (rund ein Fünftel der Haushalte) lagen. Diese Verteilung der Haushaltseinkommen zeigt sich in einem zeitlichen Vergleich als recht stabil und nur unwesentlich verändert gegenüber den Ergebnissen aus dem Jahr 2003.

In Baden-Württemberg höhere Haushaltseinkommen als in anderen Ländern

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern sind die durchschnittlichen Einkommen der Haushalte in Baden-Württemberg am höchsten (Schaubild 2). Mit dem monatlichen Nettoeinkommen von 3 329 Euro lag das Land im Jahr 2008 um gut 400 Euro über dem Bundesdurchschnitt von 2 914 Euro. Nur in Hessen und in Bayern wurden ähnlich hohe Werte erreicht, während insbesondere in den neuen Bundesländern und in Berlin die Durchschnittseinkommen der privaten Haushalte wesentlich niedriger waren. Das »Schlusslicht« ist Mecklenburg-Vorpommern. Dort lagen die Nettoeinkommen der Haushalte rund 25 % unter dem Bundesdurchschnitt.

Wie zu erwarten ist, sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei privaten Konsumausgaben denen bei den Haushaltseinkommen sehr ähnlich. Auch hier lagen die Summen in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen am höchsten (jeweils über 2 400 Euro im Monat je Haushalt), während die privaten Haushalte in den neuen Bundesländern sowie in Berlin und Bremen deutlich weniger Geld ausgaben, und zwar zwischen 1 700 bis 2 000 Euro im Monat. Der bundesweite Durchschnitt der privaten Konsumausgaben je Haushalt lag im Jahr 2008 bei 2 245 Euro im Monat.

Höhe der Konsumausgaben hängt stark vom Alter und der Lebensphase ab

Die Konsumausgaben der Haushalte unterscheiden sich deutlich je nach Alter des Haupteinkommensbeziehers. Hierin spiegeln sich typische Lebens- und Familienphasen wider. Schaubild 3 zeigt den Verlauf der Ausgaben nach Altersgruppen. Die Ausgaben im Jahr 2008 stiegen von 1 380 Euro im Monat bei den Haushalten der unter 25-Jährigen auf über 2 750 Euro bei den 45- bis 55-Jährigen an und sanken dann wieder kontinuierlich ab auf rund 1 760 Euro bei den Haushalten der über 80-Jährigen.

Die Höhe der Ausgaben ist auch abhängig von der Anzahl der Personen im Haushalt. Um diesen Effekt miteinzubeziehen, ist im Schaubild 3 ergänzend die Höhe der Konsumausgaben je Person im Haushalt dargestellt (das heißt die Ausgabensumme dividiert durch die Zahl der Personen im Haushalt). Hierbei macht sich insbesondere die Familienphase mit Kindern im Haushalt bei den 35- bis 55-Jährigen bemerkbar. Bei dieser Betrachtungsweise zeigt sich, dass bei Haushalten in den genannten mittleren Altersgruppen die Ausgaben pro Person nicht oder nur kaum anstiegen. Erst in den späteren Lebensabschnitten, in denen die Kinder aus dem Haus gezogen sind, nahmen die Konsumausgaben je Person deutlich zu und erreichten dabei ihren Höchstwert von rund 1 550 Euro im Monat bei den Haushalten der 65- bis 70-Jährigen. Die Konsumausgaben der Haushalte von über 65-Jährigen liegen also vergleichsweise hoch, entsprechend legen diese auch weniger auf »die hohe Kante«. Die Senioren-Haushalte wiesen 2008 eine nur geringe Sparquote von 3,4 % auf und lagen damit weit unter dem Landesdurchschnitt von 12,5 %.

Einen vergleichbaren Verlauf wie bei den Konsumausgaben ergeben auch die Daten zu den Haushaltseinkommen nach Altersgruppen. Hier sinken zwar die Einkommen ab dem Renteneintrittsalter mit 65 Jahren etwas deutlicher ab, als dies bei den Konsumausgaben der Fall ist. Nach einer Umrechnung auf den Wert je Person zeigt sich jedoch auch bei den Haushaltseinkommen der Effekt, dass die Haushalte der Älteren vergleichsweise höhere Nettoeinnahmen aufweisen. So lag im Jahr 2008 der Durchschnittswert bei den Haushalten der über 55-Jährigen relativ konstant bei monatlich zwischen 1 800 und 1 600 Euro je Person. Dieser Wert sinkt in den höheren Altersgruppen kaum ab.

»Typische« Unterschiede bei Konsumausgaben zwischen Männern und Frauen

Um beim Ausgabeverhalten die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu analysieren, wird auf die Haushalte alleinlebender Personen zurückgegriffen, da bei Haushalten mit mehreren Personen nicht zwischen den Ausgaben für die weiblichen und die männlichen Haushaltsmitglieder unterschieden werden kann.

Im Schaubild 4 sind Ausgabenbereiche dargestellt, bei denen besonders auffällige Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Höhe der Ausgaben festzustellen sind. Dabei zeigen sich durchaus »rollentypische« Einkaufsmuster. So gaben im Jahr 2008 alleinlebende Männer deutlich mehr Geld für Verpflegungsdienstleistungen, also für Speisen und Getränke in beispielsweise Gaststätten und Kantinen sowie für alkoholische Getränke und Tabakwaren aus. Hingegen waren die finanziellen Aufwendungen von alleinlebenden Frauen wesentlich größer bei Pauschalreisen sowie bei Bekleidung und Schuhen. Bei letztgenanntem Ausgabeposten zeigen sich klare Differenzen nach Altersgruppen. Vor allem die 25- bis 45-jährigen Frauen gaben mit rund 85 Euro im Monat überdurchschnittlich viel Geld für Kleidung aus. Die gleichen Altersgruppen trugen hingegen bei den alleinlebenden Männern ganz wesentlich für die hohen Ausgaben bei den Verpflegungsdienstleistungen bei.