:: 11/2011

Dienstleister in Baden-Württemberg

Eine Bestandsaufnahme für das Jahr 2009

Die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister beschäftigten in Baden-Württemberg 2009 in über 45 000 Unternehmen rund 288 000 Personen. Dieser Wirtschaftsbereich erzielte einen Gesamtumsatz von 42,2 Mrd. Euro in den Unternehmen im Land und in deren Niederlassungen in anderen Bundesländern. Für die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister wie beispielsweise die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften waren rund 277 000 Personen in fast 14 000 Unternehmen tätig. Der Umsatz dieser Unternehmen belief sich auf rund 13,2 Mrd. Euro; auch hier sind die Umsätze von Niederlassungen außerhalb Baden-Württembergs inbegriffen.

Der Dienstleistungssektor steht für einen Wirtschaftsbereich, der keine Sachgüter produziert, sondern Dienstleistungen bereitstellt, deren Erzeugung und Konsum meist zeitgleich stattfindet (Uno-actu-Prinzip). Dieser Wirtschaftsbereich ist sehr heterogen strukturiert und beinhaltet beispielsweise Leistungen des Handels und Verkehrs, des Bank- und Versicherungsgewerbes, der freien Berufe (zum Beispiel Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte oder Architekten) und des öffentlichen Dienstes. Über Strukturerhebungen der amtlichen Statistik werden bislang nur Teile dieses Wirtschaftsbereichs statistisch erfasst und ausgewertet. So liefern die Jahreserhebungen im Handel bzw. Gastgewerbe sowie die Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich (siehe i-Punkt) wirtschaftspolitisch bedeutsame Informationen über die Struktur der Unternehmen und Einrichtungen zur Ausübung einer freiberuflichen Tätigkeit und ermöglichen somit auch eine Beurteilung der Rentabilität und Produktivität für diese Branchen.

Basierend auf der Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich werden im nachfolgenden Beitrag die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister sowie die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister näher betrachtet. In späteren Aufsätzen folgen die Bereiche »Information und Kommunikation« sowie »Verkehr und Lagerei«.

Fast 60 000 Unternehmen

2009 waren in Baden-Württemberg über 45 000 Unternehmen im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen tätig. Hierzu zählen vor allem die Freiberufler, wie zum Beispiel Rechts-, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (26 % der Unternehmen) sowie Architekten und Ingenieure, Büros für technische, physikalische oder chemische Untersuchungen (32 % der Unternehmen), die einen Großteil des Bereichs abdecken. Darüber hinaus gehören die Verwaltung und das Führen von Unternehmen und Betrieben, die Unternehmensberatung, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die Werbung und Marktforschung sowie das Veterinärwesen dazu. Weitere knapp 14 000 Unternehmen boten sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen an. Allein fast zur Hälfte sind dies Unternehmen, die die Reinigung von Gebäuden, Straßen und Verkehrsmitteln anbieten oder im Garten- und Landschaftsbau tätig sind. Außerdem zählen zu den sonstigen Dienstleistern noch die Vermietung von beweglichen Sachen, die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros und -veranstalter, sonstige Reservierungsdienstleister sowie weitere wirtschaftliche Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen.

Rund 28 % der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister in Baden-Württemberg erzielten einen Jahresumsatz von jeweils 250 000 Euro und mehr.1 Diese »großen« Unternehmen erwirtschafteten 93 % des Gesamtumsatzes und beschäftigten 79 % aller tätigen Personen des Wirtschaftsbereichs. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern entfielen auf die 31 % »großen« Unternehmen 93 % des Gesamtumsatzes und 88 % der tätigen Personen.

Sowohl bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern als auch bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern werden gut zwei Drittel der Unternehmen als Einzelunternehmen geführt. Als Kapitalgesellschaften sind jeweils 19 % der Unternehmen angelegt, jeweils ca. 12 % sind Personengesellschaften.

Ein bedeutender Arbeitgeber

Bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen sowie sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern arbeiteten insgesamt über 560 000 Personen. Dies sind rund 10 % aller Erwerbstätigen2 im Land.

Für die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister Baden-Württembergs waren 2009 rund 288 000 Personen tätig. Dabei handelte es sich zumeist um Kleinstunternehmen (89 %), das heißt Unternehmen mit weniger als zehn tätigen Personen. Durchschnittlich fanden hier sechs Personen in einem Unternehmen Beschäftigung. Die durchschnittliche Unternehmensgröße dieses Bereichs streute dabei zwischen 17 tätigen Personen in Unternehmen der Forschung und Entwicklung und drei tätigen Personen bei Unternehmen mit sonstigen freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Tätigkeiten – wie beispielsweise Übersetzungsbüros, Fotostudios und auch Studios für Grafik- und Kommunikationsdesign. Der Personalaufwand betrug rund 9,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 7,8 Mrd. Euro (83 %) auf die Bruttoentgelte und 17 % auf die Sozialaufwendungen des Arbeitgebers. Der Personalaufwand je sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag durchschnittlich bei 41 000 Euro. Die Spannbreite des Personalaufwands je sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten betrug hierbei zwischen 14 000 Euro im Bereich Werbung und Marktforschung und 59 000 Euro für das Verwalten und Führen von Unternehmen und Betrieben sowie Unternehmensberatung.

Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern waren über 277 000 Personen beschäftigt, darunter 78 % in Kleinstunternehmen. Durch den deutlichen Einfluss des personalintensiven Bereichs der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften mit durchschnittlich 84 Personen pro Unternehmen, lag der Durchschnittswert der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister bei 20 Personen pro Unternehmen. Der Personalaufwand belief sich auf 4,3 Mrd. Euro, davon 82 % auf die Bruttoentgelte und 18 % auf die Sozialaufwendungen der Arbeitgeber. Der Personalaufwand je sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten betrug durchschnittlich 17 000 Euro. Den niedrigsten Personalaufwand je sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten mit 11 000 Euro verzeichnete der Bereich Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau, den höchsten mit 30 000 Euro die Branche Vermietung von beweglichen Sachen.

Bei den »großen« freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern (Jahresumsatz größer 250 000 Euro) arbeiteten rund 227 000 Personen, fast die Hälfte (46 %) davon Frauen. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern waren fast 248 000 Personen in »großen« Unternehmen tätig, der Frauenanteil betrug hier ebenfalls 46 %.

Gesamtumsatz der Dienstleister über 55 Mrd. Euro im Jahr

Der Jahresumsatz der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister in Baden-Württemberg betrug im Jahr 42,2 Mrd. Euro. Davon entfiel mit 21,8 Mrd. Euro mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes auf den Bereich der Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben einschließlich der Unternehmensberatung. Das Gros dieser Unternehmen befasst sich mit der Beratung und Unterstützung von Unternehmen und anderen Organisationen in Managementfragen wie beispielsweise strategische Planung und Organisationsplanung, Finanz- und Budgetplanung oder Produktionsplanung. Die »klassischen« Dienstleister wie zum einen die Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftprüfung erzielten einen Gesamtumsatz von 6 Mrd. Euro – dies sind gut 500 000 Euro je Unternehmen bzw. 75 000 Euro je tätige Person. Die Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchungslabors zum anderen erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 9,4 Mrd. Euro. Je Unternehmen entspricht dies über 650 000 Euro bzw. über 110 000 Euro je tätige Person.

Der Wirtschaftsbereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister erzielte 2009 einen Jahresumsatz von rund 13,2 Mrd. Euro. Auf den Teilbereich der Vermietung von beweglichen Sachen entfiel dabei mit 3,5 Mrd. Euro absolut der größte Anteil und er war auch mit 260 000 Euro der umsatzstärkste Sektor je tätige Person. Die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften erreichte dagegen mit 35 000 Euro je tätige Person nur einen unterdurchschnittlichen Wert, jedoch mit fast 3 Mill. Euro Umsatz je Unternehmen den Spitzenwert in dieser Gruppe (Schaubild 3).

Die Betrachtung der beiden Branchen zeigt in der Differenzierung nach Beschäftigtengrößenklassen folgende Strukturen:

  • Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleister:
    • Unternehmen mit bis zu neun tätigen Personen
      • in 89 % der Unternehmen waren maximal neun Personen beschäftigt,
      • in diesen Unternehmen waren 34 % der Arbeitsplätze angesiedelt,
      • diese Unternehmen erwirtschafteten 19 % (8 Mrd. Euro) des Branchenumsatzes.
    • Unternehmen mit mehr als 20 tätigen Personen
      • in 4 % der Unternehmen waren mehr als 20 Personen tätig,
      • auf diese Unternehmen entfielen 51 % der Arbeitsplätze,
      • über 72 % (30,5 Mrd. Euro) des Branchenumsatzes wurde von diesen Unternehmen erzielt.
  • Sonstige wirtschaftlichen Dienstleister:
    • Unternehmen mit bis zu neun tätigen Personen
      • in 78 % der Unternehmen waren höchstens neun Personen tätig,
      • diese Unternehmen stellten nur 11 % der Arbeitsplätze und
      • trugen mit 18 % (2,4 Mrd. Euro) zum Gesamtumsatz der Branche bei.
    • Unternehmen mit mehr als 20 tätigen Personen
      • in 15 % der Unternehmen waren mehr als 20 Personen beschäftigt,
      • in diesen Unternehmen waren 84 % der Arbeitsplätze angesiedelt,
      • diese Unternehmen erzielten 71 % (9,4 Mrd. Euro) des Gesamtumsatzes der Branche.

Fazit

In beiden Wirtschaftsbereichen stellen zwar die Kleinstunternehmen mit bis zu neun Personen zahlenmäßig eine deutliche Mehrheit. Sie sind damit ein wichtiger Bereich der Dienstleistungsbranche, besitzen allerdings auf Grund ihrer Struktur nur einen relativ kleinen Teil an der Wirtschaftsleistung aller Dienstleister. Es sind die wenigen größeren Unternehmen (mehr als 20 tätige Personen), die die Wirtschaftskraft der Branchen ausmachen.

1 Gemäß dem Erhebungskonzept der Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich sind Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 250 000 Euro und mehr »große« Unternehmen, die mit einem umfangreicheren Merkmalskatalog befragt werden.

2 Bezugsgröße sind die Erwerbstätigen am Arbeitsort 2009, Ergebnis des Arbeitskreises Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder.