:: 12/2011

Im Blickpunkt: Die Stadt Oberndorf am Neckar

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Oberndorf am Neckar im Landkreis Rottweil im Fokus. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Oberndorf wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Oberndorf in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen im Jahr 782: »actum Obarindorf villa publice«. Die Oberndorfer Stadtgründung erfolgte um 1250 durch Herzog Ludwig von Teck. Nach einer sehr wechselhaften Herrschaftsgeschichte, in der die Stadt lange zum Besitz des Hauses Österreich gehörte, wird Oberndorf 1806 Bestandteil des Königreichs Württemberg. Bereits 1867 erhält die Stadt durch den Bau der Oberen Neckarbahn einen Bahnanschluss.

Die Stadt Oberndorf liegt im oberen Neckartal zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Die aktuellen überörtlichen Verkehrsanbindungen Oberndorfs sind dadurch gekennzeichnet, dass die Stadt zum einen an der Gäubahn liegt, die von Stuttgart nach Singen führt. Zum anderen ist Oberndorf durch die Bundesautobahn A81 im Norden mit Stuttgart und im Süden mit dem Bodenseegebiet und der Schweiz verbunden. Die ehemals selbstständigen und stärker ländlich geprägten Gemeinden Aisteig, Altoberndorf, Beffendorf, Boll und Hochmössingen wurden im Zuge der Gemeindereform 1975 in die Stadt Oberndorf eingemeindet. In der Typisierung der kommunalen Verwaltungsgliederung bildet die Stadt Oberndorf am Neckar eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Epfendorf und Fluorn-Winzeln.

Oberndorf hat eine Gemarkungsfläche von 5 593 Hektar (ha). Davon werden fast 47 % landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche beträgt gut 35 % und liegt damit unter dem Durchschnitt des Landkreises Rottweil (43 %) und des Landes (38 %). Gut 16 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Am 31. Dezember 2010 lebten 14 378 Personen in Oberndorf. Mit 257 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelung den eher mittelstädtisch und ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (301). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2000 und 2010 leicht rückläufig. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 1,8 % abgenommen. Sie lag deutlich unter der landesweiten Entwicklung (+2,2%) und auch unter dem Durchschnitt des Landkreises Rottweil (−1,1 %). Das Durchschnittsalter der Bürger von Oberndorf betrug 43,4 Jahre und lag damit nur dezent über dem Landesdurchschnitt von 42,8 Jahren. Gut 9 % der Einwohner von Oberndorf hatten 2010 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Oberndorf lag damit deutlich niedriger als der Landesdurchschnitt von annähernd 12 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Oberndorf stellt sich leicht positiv dar. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 stieg der Wohnungsbestand um knapp 4 %. Die Werte für baureifes Land waren in dem Zeitraum zwischen 2006 und 2008 mit 37 Euro/m2 um 139 Euro/m2 günstiger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Fast 65 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 47 m2 je Einwohner liegt Oberndorf stark über dem Landesdurchschnitt von 43 m2 je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Oberndorf hat in den vergangenen 10 Jahren leicht abgenommen. So hatten 2010 rund 6 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind mehr als 3 % weniger als 2000. Langfristig betrachtet hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1974 bis 2010 sogar um mehr als 2 300 abgenommen. Fast 60 % aller Arbeitsplätze in Oberndorf liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes, das dürfte auch der Hauptgrund für die langfristig negative Entwicklung der Arbeitsplätze sein. Das Produzierende Gewerbe ist zwar nach wie vor ein zentraler Bereich in der landesweiten Beschäftigtenstruktur, die überragende Bedeutung ist in den vergangenen Jahren zugunsten anderer Wirtschaftsbereiche zurückgegangen. Nun hat Oberndorf auf Grund der Tatsache, dass hier 1974 noch 85 % der Arbeitsplätze im Produzierenden Gewerbe angesiedelt waren, stärker als andere Kommunen des Landes diesem Paradigmenwandel Tribut zollen müssen.

Recht positiv gestaltet sich die Finanzlage der Stadt. Der Schuldenstand je Einwohner betrug 495 Euro im Jahr 2009 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 883 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner befanden sich im Jahr 2011 deutlich unter dem Landesniveau.