:: 6/2012

Deutlich mehr Teilzeit- und Nebenjobs im Südwesten

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land erreichte 2011 bereits 3 Jahre nach dem letzten Beschäftigungshoch 2008 einen neuen Höchststand. Nach dem Krisenjahr 2009 reichte die zügige Erholung des Arbeitsmarktes in den beiden Folgejahren 2010 und 2011 nicht nur aus, den Verlust von fast 37 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen auszugleichen, sondern das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2008 um fast 93 000 zu übertreffen. Eine Analyse der Arbeitsplatzentwicklungen im Zeitraum 2008 bis 2011 nach verschiedenen Beschäftigungsarten zeigt, dass dieser Stellenzuwachs mit einem Plus von 85 000 zu 93 % den Teilzeitbeschäftigten und damit vor allem den Frauen zugute kam. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten gab es bei den geringfügig entlohnt Beschäftigten im Nebenjob, deren Zahl im gleichen Zeitraum um 43 000 zunahm. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten kam dagegen mit einem Plus um lediglich 6 000 oder 0,2 % nur geringfügig über das Niveau von 2008 hinaus.

Gute Konjunktur: Mehr Arbeitsplätze für angestellte Arbeitnehmer

Im Jahr 2011 sorgte die gute konjunkturelle Entwicklung in Baden-Württemberg für einen neuen Höchststand bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern. Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit lag ihre Zahl 2011 bei 3,98 Mill. und damit um fast 93 000 oder 2,4 % über dem letzten Beschäftigungshöchststand im Jahr 2008.1 Gemessen an dem entsprechenden Zuwachs um 0,9 % bei den Erwerbstätigen insgesamt, die neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auch Selbstständige, mithelfende Familienangehörige, Beamte und marginal Beschäftigte einbeziehen, waren die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Gewinner der guten Arbeitsmarktentwicklung.

Unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten profitierten dabei fast ausschließlich die Teilzeitbeschäftigten von der Arbeitsmarkterholung. Im Jahr 2011 arbeiteten fast 757 000 Beschäftigte in Teilzeit, 85 000 oder 12,6 % mehr als im Jahr 2008. Bei den 3,22 Mill. Vollzeitbeschäftigten betrug der Zuwachs von 2008 bis 2011 dagegen lediglich 6 000 oder 0,2 %.2 Damit profitierten unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Teilzeitbeschäf­tigten zu 93 % und die Vollzeitbeschäftigten lediglich zu 7 % vom Stellenzuwachs 2008 bis 2011. Demzufolge sank der Anteil der Vollzeitbeschäftigten binnen 3 Jahren von 83 auf 81 %. Neben dem starken Zuwachs der Teilzeitstellen im Zeitraum 2008 bis 2011 war auch bei den geringfügig entlohnt Beschäftigten im Nebenjob ein kräftiger Zuwachs um 43 000 oder 10,7 % auf fast 444 000 zu beobachten. Die Zahl der Beschäftigten, die ausschließlich eine geringfügig entlohnte Beschäftigung ausüben, blieb dagegen gegenüber 2008 fast unverändert und belief sich auf rund 696 000 (+ 2 500 oder + 0,4 %) im vergangenen Jahr.

Bundesweit gab es von 2008 bis 2011 ähnliche Entwicklungen wie in Baden-Württemberg, allerdings waren diese meist etwas stärker ausgeprägt als im Südwesten. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten über alle Bundesländer hinweg um 13,3 %, die der Vollzeitbeschäftigten um 1,1 % und die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten im Nebenjob um 13,5 %. Dagegen betrug der Zuwachs bei den ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten lediglich 0,2 %.

Frauen sind Gewinnerinnen der guten Arbeitsmarktentwicklung

Die gute Arbeitsmarktentwicklung der letzten Jahre kam vor allem den Frauen zugute. Im Jahr 2011 waren 1,78 Mill. Frauen und 2,2 Mill. Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Frauenquote unter den Beschäftigten stieg binnen der letzten 3 Jahre um fast einen Prozentpunkt von 43,9 auf 44,8 %. Von den 85 000 Teilzeitstellen, die zwischen 2008 und 2011 geschaffen wurden, entfielen alleine 67 000 und damit fast 80 % auf Arbeitnehmerinnen. Der Zuwachs bei den Vollzeitstellen um insgesamt 6 000 kam durch ein Beschäftigungsplus bei den Frauen um fast 6 700 und einen Stellenrückgang bei ihren männlichen Arbeitskollegen um 650 zustande. Auch bei den 43 000 neu entstandenen geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen im Nebenjob, die vornehmlich von Frauen ausgeübt werden (249 000 Frauen), stieg die Zahl der beschäftigten Frauen zwischen 2008 und 2011 alleine um 29 000 (+ 13,2 %), die der Männer dagegen lediglich um 14 000 und damit etwa halb so stark (+ 7,8 %). Eine Ausnahme bildete die Gruppe der Beschäftigten, die ausschließlich Minijobs ausüben. Dort lag die Zahl der beschäftigten Frauen 2011 gegenüber dem Jahr 2008 um über 8 000 niedriger, bei den Männern dagegen um 11 000 höher (Schaubild 2).

Vorkrisenniveau im Verarbeitenden Gewerbe 2011 noch nicht erreicht

Ausschlaggebend für die genannten Entwicklungen waren die unterschiedlichen Konjunkturverläufe in den Wirtschaftsbereichen. Ein Blick auf die zehn beschäftigungsstärksten Wirtschaftsbereiche im Südwesten zeigt, dass die jüngste Wirtschaftskrise vor allem das Verarbeitende Gewerbe traf, in dem alleine fast 900 000 Männer beschäftigt sind, die einer Vollzeittätigkeit nachgehen. In diesem für Baden-Württemberg mit derzeit fast 1,25 Mill. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten größten Wirtschaftsbereich lag die Zahl der Beschäftigten trotz der Erholung im Jahr 2011 noch um 27 000 oder 2,1 % niedriger als am Ende der letzten Hochkonjunkturphase zur Jahresmitte 2008. Bei den 1,16 Mill. Vollzeitbeschäftigten in diesem Wirtschaftsbereich waren es aktuell sogar 32 000 weniger als 2008 (– 2,7 %). Umgekehrt wurden im Dienstleistungsbereich, allen voran im Gesundheits- und Sozialwesen, insgesamt 37 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen, darunter fast 25 000 Teilzeitstellen, die weit überwiegend von Frauen meist aus familiären Gründen bevorzugt werden. In allen zehn beschäftigungsstärksten Wirtschaftsbereichen ist zu beobachten, dass sich die Teilzeitbeschäftigung zwischen 2008 und 2011 prozentual günstiger entwickelt hat als die Vollzeitbeschäftigung. Bei den Minijobs in Neben- oder Haupttätigkeit entstanden zahlenmäßig die mit Abstand meisten im Gastgewerbe (+ 13 000 Minijobs als Haupttätigkeit und + 11 000 als Nebenjobs) im Zeitraum 2008 bis 2011.

1 Stichtag jeweils 30. Juni.

2 Der restliche Zuwachs um 2 000 entfiel auf Beschäftigte, für die keine Angabe zur Arbeitszeit vorliegt.