:: 6/2012

Im Blickpunkt: Die Stadt Schorndorf im Remstal

Keine Gemeinde Baden-Württembergs gleicht der anderen. Diese und viele weitere Erkenntnisse lassen sich mithilfe des Landesinformationssystems (LIS) gewinnen, das statistische Daten zu Themen wie Bevölkerung, Wohnen oder Verarbeitendes Gewerbe bereit hält. Diese Informationen lassen sich im Internet unter www.statistik-bw.de (Regionaldaten) abrufen. Die Serie »Im Blickpunkt« bereitet ausgewählte Daten auf, um eine Gemeinde des Landes genauer vorzustellen. Dieses Mal richtet sich der Blick auf Schorndorf, das etwa 26 Kilometer (km) östlich von Stuttgart im Rems-Murr-Kreis liegt.

Schorndorf erhielt seinen Namen von den Schoren (Schaufeln), die sein Wappen zieren. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es im Jahr 1235, in einer Unterschrift eines Staufers namens Dietericus de Shorendorf. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt von einem Heer unter der Führung von Oberst Butler, einem ehemaligen Offizier Wallensteins, beinahe vollständig zerstört. Lediglich das Burgschloss zeugt noch von der damaligen Zeit.

Die Stadt ist aus historischer Sicht vor allem für die tapferen »Schorndorfer Weiber« bekannt. Als die Stadt 1688 von den Franzosen belagert wurde, kam aus Stuttgart der Befehl zur Übergabe der Festung. Die Frauen der Stadt, die unter der Plünderung wohl am meisten zu leiden gehabt hätten, rotteten sich zusammen und besetzten das Rathaus, um die Kapitulation zu verhindern. Als schließlich die Verstärkung durch die kaiserlichen Truppen eintraf, sahen sich die Franzosen zum Rückzug gezwungen. Somit entging Schorndorf dank dem Mut seiner Frauen dem Schicksal vieler anderer württembergischer Städte.

Außerdem kann sich die Stadt damit rühmen, der Geburtsort des Erfinders des Automobils, Gottlieb Daimler, zu sein, der 1834 in der Höllgasse unter dem Namen »Däumler« zur Welt kam. Schorndorf schmückt sich daher mit dem Namen »Daimlerstadt« und bietet einiges für Interessierte an der Geschichte des Automobils. So wurde das Geburtshaus des berühmten Erfinders in ein Museum umgestaltet, in dem eini­ge der Besitztümer Daimlers ausgestellt werden.

Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist zudem der Club Manufaktur, der eine Mischung aus Konzerten, Vorträgen und Programmkino bietet. Auch in der Barbara-Künkelin-Halle, benannt nach der Anführerin der »Schorndorfer Weiber«, finden regelmäßig Konzerte, Theater und eine Vielfalt anderer Veranstaltungen statt.

Seit 1967 hat die Gemeinde den Status einer großen Kreisstadt. Zwischen 1972 und 1975 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Buhlbronn, Haubersbronn, Miedelsbach, Ober- und Unterberken, Schlichten, Schornbach und Weiler in Schorndorf eingemeindet. Die Gemarkungsfläche von Schorndorf beträgt 5 683 Hektar (ha). Davon sind 42,5 % bewaldet, 36 % werden von der Landwirtschaft genutzt und gut 20 % dienen als Siedlungs- und Verkehrsfläche.

Diese Fläche wurde Ende 2010 von insgesamt 39 236 Menschen bewohnt. Der Ausländeranteil in Schorndorf betrug 12,4 %. Die Stadt lag damit leicht unter dem Kreisdurchschnitt (12,6 %), aber knapp über dem Landeswert (11,9 %). Mit einer Bevölkerungsdichte von 690 Einwohnern pro Quadratkilometer (EW/km²) ist Schorndorf daher im Vergleich zu anderen größeren Städten des Kreises, darunter Backnang (898 EW/km²), Waiblingen (1 237 EW/km²) oder Fellbach (1 613 EW/km²), vergleichsweise dünn besiedelt. Hier macht sich die für eine Stadt dieser Größenordnung verhältnismäßig große Waldfläche bemerkbar. Die Bevölkerungsdichte liegt aber immer noch über dem Zweifachen des Landeswerts (301 EW/km²).

Seit 2005 besteht in Schorndorf durchgängig ein Geburtendefizit (Geburtenzahl abzüglich der Sterbefälle), das auch nur zum Teil durch positive Wanderungssalden (Zuwanderung abzüglich der Abwanderung) ausgeglichen wurde. Es ist zu erwarten, dass sich der seit 2004 bestehende Bevölkerungsrückgang fortsetzen wird. Bis 2030 wird die Anzahl der Einwohner voraussichtlich auf etwa 37 600 schrumpfen, was einem Rückgang von 4,2 % entspricht. Damit liegt Schorndorf über dem Mittel des Landkreises (3,9 %).

Ein Grund dafür ist, dass die Schorndorfer Bevölkerung bereits jetzt vergleichsweise alt ist. 2010 betrug das Durchschnittsalter der Bürger der Stadt 43,7 Jahre. Der Landeswert lag bei 42,8, der Kreiswert bei 43,1. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren an der Gesamtbevölkerung ist in Schorndorf ebenfalls höher als im Rest des Kreises. Und obwohl die Bevölkerungsentwicklung allgemein rückläufig ist, wird sich die Anzahl der 85-Jährigen und Älteren bis 2030 voraussichtlich um über drei Viertel erhöhen, sodass dann jeder zwanzigste Schorndorfer zu dieser Altersgruppe gehören könnte.

Der Wohnungsbestand ist zwischen 2000 und 2010 um 7 % auf 18 853 und damit wesentlich schneller als die Bevölkerung gewachsen. Die Wohnungsversorgung entwickelte sich in dieser Hinsicht etwas positiver als in Kreis (6,7 %) und Land (6,4 %). Bis 2020 ist auch anzunehmen, dass weiterhin Wohnungsneubedarf besteht. Danach geht voraussichtlich die Zahl der Haushalte und damit auch der Bedarf nach Wohnungen zurück. Von den 8 394 Wohngebäuden in der Stadt 2010 waren 56,8 % Einfamilienhäuser, womit Schorndorf leicht unter dem Landeswert (58,4 %), aber deutlich über dem Kreisdurchschnitt (52,8 %) lag.

Der überwiegende Teil (64 %) der 11 867 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die 2010 in Schorndorf arbeiteten, pendelte aus anderen Gemeinden ein. Allerdings verrichteten auch 69 % der 13 711 in Schorndorf wohnhaften Beschäftigten ihre Arbeit nicht in der Stadt, sondern pendelten nach auswärts. Unter den Menschen, die in Schorndorf arbeiteten, war mit 39,3 % der Großteil im Bereich der Sonstigen Dienstleistungen tätig. Schorndorf liegt hierbei in etwa auf dem Niveau des Landes. Der Anteil der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe ist rückläufig und von 40 % im Jahr 2000 auf 33 % im Jahr 2010 gesunken. Dagegen ist der Arbeitnehmeranteil in Handel, Verkehr und Gastgewerbe in dieser Zeit um rund 6 % auf 27,7 % angestiegen. Verglichen mit Baden-Württemberg allgemein, ist dieser Wirtschaftszweig in Schorndorf besonders stark ausgeprägt. Bei der Betrachtung der Beschäftigtenstruktur fällt auch auf, dass der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einem Hochschulabschluss, die 2010 in Schorndorf arbeiteten, mit 7 % beinahe ein Drittel unter dem Landeswert lag.

Das Steueraufkommen der Stadt ist eher unterdurchschnittlich. Die Steuerkraftmesszahl für Schorndorf im Jahr 2011 betrug 697 Euro pro Einwohner und liegt damit leicht unter dem Niveau von Kreis und Land. Dennoch hat sich der Schuldenstand der Gemeinde seit 2000 mehr als halbiert. Daher steht sie mit 538 Euro im Jahr 2009 wesentlich besser da als das Land mit 883 Euro pro Einwohner.

Bei der Landtagswahl 2011 gingen 68,5 % der 28 219 Wahlberechtigten zur Urne, womit die Wahlbeteiligung etwas über dem Landesniveau lag. Von den gültigen Stimmen, Briefwähler inbegriffen,