:: 7/2012

Gute Arbeitsmarktperspektiven mit einer Ausbildung in der Pflege

Mit der zu erwartenden demografischen Entwicklung wächst auch der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal. Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes dürfte sich der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2030 um nahezu 57 000 Personen erhöhen. Die Nachfrage nach ausgebildeten Pflegekräften wird deutlich steigen.

In den letzten 5 Jahren verließen durchschnittlich pro Jahr knapp 3 000 Absolventen die Altenpflegeschulen des Landes mit einem Abschluss in der Tasche. Um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu decken, wird dieses qualifizierte Pflegepersonal jedoch kaum ausreichen. Deshalb werden in der Pflegeausbildung alternative Wege beschritten.

Fachkräftebedarf in der Altenpflege steigt deutlich an

Ende des Jahres 2009 waren rund 106 000 Personen mit der Versorgung von gut 133 000 Pflegebedürftigen in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs beschäftigt. Gut ein Viertel der Beschäftigten konnte eine Ausbildung in der Altenpflege vorweisen. Durch die demografischen Entwicklung und die damit ansteigende Zahl an älteren Menschen ist zukünftig ein Mehrbedarf an qualifiziertem Pflegepersonal zu erwarten. Nach einer aktuellen Modellrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg dürfte sich der Bedarf an Pflegekräften im Land bis zum Jahr 2030 um gut 57 000 auf rund 163 000 Personen erhöhen.1 Vor allem die Nachfrage nach ausgebildeten Pflegekräften wird deutlich steigen. Für sie ergeben sich zukünftig gute Arbeitsmarktperspektiven.

Teilnehmerzahl hat sich innerhalb von 2 Jahrzehnten verdreifacht

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Altenpflegeausbildung in den vergangenen Jahren auf zunehmendes Interesse stieß. Im Schuljahr 2011/12 wurden rund 8 670 Auszubildende an einer der 90 Berufsfachschulen (einschließlich Sonderberufsfachschulen) für Altenpflege unterrichtet. Weitere 1 153 Schülerinnen und Schüler besuchten eine der 55 Berufsfachschulen für Altenpflegehilfe (einschließlich Sonderberufsfachschulen). Zusammen sind dies 9 823 Schülerinnen und Schüler in der Altenpflegeausbildung, 652 mehr als im Vorjahr. Das sind so viele wie nie zuvor. Insgesamt hat sich die Schülerzahl landesweit innerhalb der letzten 2 Jahrzehnte verdreifacht. Im Schuljahr 1990/91 waren es lediglich 3 218 Schülerinnen und Schüler, die eine Ausbildung in der Altenpflege anstrebten (Schaubild 1).

In pflegerischen Berufen sind vor allem Frauen beschäftigt. Ende 2009 war das Personal in den Pflegeheimen und ambulanten Diensten des Landes mit 85 % weit überwiegend weiblich. Entsprechend hoch ist auch der Frauenanteil in der Altenpflegeausbildung. Im Schuljahr 2011/12 waren vier Fünftel der Teilnehmer weiblich. Von den Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschulen für Altenpflege besaß im Schuljahr 2010/11 fast jeder Achte keine deutsche Staatsangehörigkeit. Der Anteil der ausländischen Schülerinnen und Schüler ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, 5 Jahre zuvor war es lediglich jeder Zehnte.

Wer eine Ausbildung in der Altenpflege machen möchte, trifft auf ein flächendeckendes Angebot. In jedem Kreis Baden-Württembergs gibt es mindestens eine Einrichtung, an der eine Altenpflegeausbildung absolviert werden kann (Schaubild 2). Über die Hälfte der Auszubildenden wurde an den 58 Einrichtungen in freier Trägerschaft unterrichtet. Dies sind häufig kirchliche, karitative oder kommunale Institutionen, bei denen die Schule mit einer Pflegeeinrichtung desselben Trägers verbunden ist. Die übrigen angehenden Pflegekräfte besuchten eine der 35 öffentlichen Berufsfachschulen für Altenpflege.

Die Hälfte der Anfänger hat den Hauptschulabschluss

Im Schuljahr 2011/12 begannen 4 340 Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung in der Altenpflege oder Altenpflegehilfe, dies entspricht in etwa dem Vorjahresniveau. Innerhalb der letzten 5 Jahre ist die Anfängerzahl um rund ein Drittel angestiegen. Nahezu die Hälfte der Anfänger konnte zu Beginn der Ausbildung den Hauptschulabschluss vorweisen, mit anteilig 45 % hatten fast ebenso viele den mittleren Bildungsabschluss. Auf Schulabgänger mit Studienberechtigung scheint die Altenpflegeausbildung nach wie vor nur einen geringen Reiz auszuüben, ihr Anteil betrug 6 %.

Besonders attraktiv scheint die Altenpflegeausbildung für Wiedereinsteiger ins Berufsleben zu sein, die eine Zweitausbildung beginnen oder nach einer familienbedingten Pause einen beruflichen Neuanfang starten. Im Schuljahr 2011/12 waren knapp ein Drittel der Schülerinnen und Schüler an Altenpflegeschulen bereits 29 Jahre alt oder älter, nur jeder Fünfte war unter 20 Jahre alt.

Über 3 100 frisch ausgebildete Pflegekräfte im Jahr 2011

Im Jahr 2011 konnten 1 935 Abgänger ihre 3-jährige Ausbildung an einer Berufsfachschule für Altenpflege erfolgreich abschließen, 808 Absolventen verließen eine 1-jährige Berufsfachschule für Altenpflegehilfe mit dem entsprechenden Abschlusszeugnis. Weitere 401 Auszubildende hatten die Möglichkeit wahrgenommen und eine Berufsfachschule für Altenpflege bereits nach 12 Monaten mit dem Abschluss zur Altenpflegehilfe verlassen. Insgesamt waren das landesweit 3 144 Ausbildungsabsolventen, die im Jahr 2011 einen Abschluss in der Altenpflege erworben haben. Die Zahl der Absolventen mit Berufsabschluss Altenpflege bzw. Altenpflegehilfe ist innerhalb des letzten Jahrzehnts nahezu kontinuierlich angestiegen. Im Abgangsjahr 2001 waren es mit gut 1 767 Absolventen deutlich weniger.

Weiterbildung in der Altenpflege so beliebt wie nie zuvor

Neben Angeboten der Ausbildung gibt es an den beruflichen Schulen des Landes auch Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege. Erfahrene Pflegekräfte können an den 21 Fachschulen zur Weiterbildung in der Pflege zusätzliche Qualifikationen erwerben. Im Schuljahr 2011/12 nutzten 862 Weiterbildungswillige die Möglichkeit, sich berufsbegleitend in den Fachrichtungen »Leitung einer Pflegeeinheit« oder »Gerontopsychiatrie« weiter zu bilden. Das sind so viele wie noch nie seit der Einführung dieser Fachschulen im Schuljahr 1995/96. Im Schuljahr 2001/02 war es mit 316 Schülerinnen und Schülern rund ein Drittel davon.

Während der Frauenanteil hier mit rund 84 % etwas über dem der altenpflegerischen Erstausbildung liegt, ist der Ausländeranteil an den Fachschulen mit gut 7 % deutlich geringer als an den Berufsfachschulen für Altenpflege.

Für die Fachschulen zur Weiterbildung in der Pflege sind die Einzugsbereiche wesentlich größer als für die Berufsfachschulen. Die weiterbildungswilligen Schülerinnen und Schüler müssen hier längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. So gibt es im Südwesten des Landes (Regierungsbezirk Freiburg) keine Fachschule, im Südosten (Regierungsbezirk Tübingen) sind es lediglich drei Einrichtungen (Schaubild 2).

Im Schuljahr 2011/12 konnte von den 437 Anfängern der Fachschulen zur Weiterbildung in der Pflege mit rund 72 % die Mehrheit bereits zu Beginn der Weiterbildung die mittlere Reife oder einen gleichwertigen mittleren Bildungsabschluss vorweisen. Ein Fünftel hatte den Hauptschulabschluss, nahezu 8 % besaßen eine Studienberechtigung.

Die Pflegekräfte, die sich an Fachschulen weiterbilden, sind bereit, zusätzlich zur normalen Arbeitsbelastung an Abenden und Wochenenden zu lernen oder ihren Arbeitsplatz aufzugeben. Dieses Engagement zeigt sich auch in der Erfolgsquote. Von den 353 Abgängern der Fachschulen zur Weiterbildung in der Altenpflege bestanden knapp 94 % die Abschlussprüfung und können nun unter anderem die Leitung einer Funktionseinheit im pflegerischen Bereich übernehmen.

Gute Arbeitsmarktperspektiven für Pflegekräfte

Ausgehend vom Durchschnitt der letzten 5 Jahre und unter der Voraussetzung, dass die Anzahl der Absolventen der Altenpflege konstant bleibt, würden zukünftig knapp 3 000 Ausbildungsabsolventen pro Jahr die Altenpflegeschulen verlassen. Bis zum Jahr 2030 wären dies insgesamt rund 56 000 zusätzliche Altenpflegekräfte. Damit könnte der rechnerische Mehrbedarf von 57 000 Personen an zusätzlichem qualifizierten Fachpersonal nahezu abgedeckt werden.

Neben den zusätzlich benötigten Pflegekräften muss allerdings noch die erhebliche Zahl von ausscheidenden Pflegekräften ersetzt werden, die in der Modellrechnung nicht berücksichtigt wurden. Zudem suchen etliche der Abgänger nur eine Teilzeitstelle.

In der Modellrechnung wurden die Pflegebedürftigen nicht einbezogen, welche zu Hause von ihren Angehörigen versorgt werden. Es ist davon auszugehen, dass das häusliche Pflegepotenzial abnimmt, weil Familienangehörige immer seltener zur Verfügung stehen werden. Dadurch wird der Bedarf an professioneller Pflege zunehmen und damit auch das hierfür notwendige ausgebildete Pflegepersonal. Um den zukünftigen Bedarf an qualifizierten Pflegekräften Rechnung zu tragen, werden daher in der Pflegeausbildung alternative Wege beschritten.

Berufliche Qualifizierung durch Zusatzunterricht

Die im Schuljahr 2009/10 eingerichteten 2-jährigen Berufsfachschulen zum Erwerb von Zusatzqualifikationen im Bereich Pflege vermittelt Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Altenpflegehilfe. Die Teilnehmer erhalten im Teilzeitunterricht unter anderem die Möglichkeit, sich auf den Berufsabschluss »Altenpflegehelferin oder Altenpflegehelfer« vorzubereiten. Noch stößt dieses berufsbegleitende Angebot auf ein recht begrenztes Interesse. Im Schuljahr 2011/12 haben landesweit 21 Frauen und vier Männer dieses Angebot von derzeit zwei Einrichtungen angenommen.

Neue Berufe im Pflegebereich

Durch die geänderten gesellschaftlichen und familiären Bedingungen zeichnet sich ein Bedarf an alternativen Berufsbildern im Bereich der Pflege ab. Seit wenigen Jahren gibt es den Beruf des Alltagsbetreuers. Die Alltagsbetreuerin oder der Alltagsbetreuer unterstützt pflege- und betreuungsbedürftige Menschen bei Alltagsverrichtungen und der Gestaltung des persönlichen Lebensumfeldes unter Anleitung einer Fachkraft.

Seit 2009 wird die Ausbildung in der Sozialpflege – Alltagsbetreuung auch in Baden-Württemberg angeboten. Im Schuljahr 2011/12 wurden 438 Schülerinnen und Schüler an 25 Einrichtungen unterrichtet. Im Jahr 2011 haben 78 Teilnehmer diese Einrichtungen mit dem Abschlusszeugnis zum staatlich anerkannten Alltagsbetreuer oder staatlich anerkannten Alltagsbetreuerin verlassen.

Eine Ausbildung an einer Berufsfachschule für Sozialpflege mit Schwerpunkt Alltagsbetreuung kann in 20 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs gemacht werden. Regionaler Schwerpunkt bildet hier die bevölkerungsreiche Region Stuttgart mit neun Einrichtungen, darunter allein vier in der Landeshauptstadt Stuttgart (Schaubild 2).

Verkürzte Altenpflegeausbildung

Auch bestehende Berufsbilder werden den geänderten Bedingungen angepasst. So wird nicht nur die Anzahl der Pflegebedürftigen zunehmen, auch der Anteil der älteren Menschen mit Behinderungen wird ansteigen. Deshalb wird nun zum Schuljahr 2011/12 für Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger eine verkürzte Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger angeboten. Heilerziehungspfleger mit Berufserfahrung können in einer 1-jährigen Aufbauausbildung die pflegerischen und sozialen Handlungskompetenzen erlernen, um mit einem Abschluss in der Altenpflege die im stationären Bereich notwendige Fachkraftanerkennung zu erhalten. Ergebnisse dazu liegen noch nicht vor.