:: 8/2012

Abgänge aus allgemeinbildenden Schulen 2011: 5 % ohne Hauptschulabschluss

Rund 120 400 Schülerinnen und Schüler sind im Jahr 20111 in Baden-Württemberg von einer allgemeinbildenden Schule abgegangen. Die Zahl der Abgänger war nach einem Tiefpunkt von rund 97 500 Abgängern 1993 jährlich angestiegen bis zu einem Höhepunkt im Jahr 2007 mit rund 126 500. Seither nehmen die Zahlen wieder ab. Die Quote2 der Abgänger ohne Hauptschulabschluss lag 2011 bei 5,1 %. Die häufigste Abschlussart blieb mit 42,2 % der mittlere Abschluss (Realschul- oder gleichwertiger Abschluss). 28,4 % der Absolventen erzielten eine Hochschulzugangsberechtigung. Damit hielt der Trend zu (formell) höherwertigen Abschlüssen an. Mädchen machen nach wie vor häufiger Abitur als Jungen und gehen seltener mit einem Hauptschulabschluss ab. Auch zwischen deutschen und ausländischen Absolventen gib es immer noch grundlegende Unterschiede. So war die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss eines Altersjahrgangs bei den ausländischen Abgängern mit 12,3 % drei Mal so hoch wie bei den deutschen mit 4,1 %.

Nach 2007 ist die Zahl der Abgänger von Jahr zu Jahr gesunken

Die Zahl der Abgänger unterlag in den letzten 25 Jahren großen Schwankungen. Bereits seit Mitte der 1980er-Jahre war sie kontinuierlich gesunken bis auf einen Tiefpunkt von rund 97 500 im Jahr 1993. Danach haben ohne Unterbrechung jedes Jahr mehr Abgänger die allgemeinbildenden Schulen verlassen bis hin zu einem Höchststand im Jahr 2007 mit rund 126 500. Seither sank die Zahl der Abgänger von Jahr zu Jahr bis auf knapp 120 400 im Jahr 2011 (Schaubild 1). Im Vergleich zu 2010 entspricht dies einem Rückgang von 0,9 %. Unter den Abgängern des Jahres 2011 waren fast 59 500 Mädchen und rund 14 700 ausländische Schülerinnen und Schüler (Tabelle 1).

5 % der Abgänger eines Altersjahrgangs ohne Hauptschulabschluss

Die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss lag im Jahr 2011 bei 5,1 %, das heißt jeder Zwanzigste eines Altersjahrgangs hat die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Damit hat sich der abnehmende Trend der letzten Jahre weiter fortgesetzt. Während 2005 noch 6,7 % eines Altersjahrgangs die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss beendeten, war diese Quote bis 2011 bereits auf 5,1 % gesunken. Würde man alternativ die Abgänger ohne Hauptschulabschluss anstatt auf die entsprechende Wohnbevölkerung auf die Gesamtzahl der Abgänger des Jahres 2011 beziehen, betrüge dieser Anteil sogar nur 4,9 % und wäre damit der niedrigste Anteil der letzten 25 Jahre.

Bei den rund 5 900 Abgängern ohne Hauptschulabschluss des Jahres 2011 ist zu berücksichtigen, dass fast zwei Drittel aus einer Sonderschule kamen. Die meisten dieser Sonderschüler haben gar keinen Hauptschulabschluss angestrebt – sie besuchten nämlich eine Förderschule oder eine Schule für Geistigbehinderte (oder eine entsprechende Abteilung eines anderen Sonderschultyps). An diesen Schulen konnten gut 2 500 Schülerinnen und Schüler das Abschlusszeugnis der Förderschule und knapp 1 000 den Abschluss der Schule für Geistigbehinderte erreichen. Von den insgesamt gut 35 200 Abgängern einer Werkreal-/Hauptschule sind lediglich rund 1 100 Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss abgegangen (Tabelle 1).

Die Quote der Abgänger mit Hauptschulabschluss lag im Jahr 2011 bei 26,6 %; dies entsprach gut jedem Vierten eines Altersjahrgangs.

Mittlerer Abschluss am häufigsten

Die häufigste Abschlussart blieb im Jahr 2011 – wie in früheren Jahren auch – mit einer Quote von 42,2 % der mittlere Abschluss (Realschul- oder gleichwertiger Abschluss). Nach dem Jahr 2008 mit einer Quote von 39,6 % ist hier sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt sind rund 48 500 Schülerinnen und Schüler im Jahr 2011 mit dieser mittleren Qualifikation von einer allgemeinbildenden Schule abgegangen. Die meisten von ihnen (38 100) kamen aus einer Realschule. Gut 6 800 erzielten diesen mittleren Abschluss an einer Werkrealschule. Knapp 2 800 Schülerinnen und Schüler hatten das Gymnasium (nach dem erfolgreichen Besuch von mindestens der Klassenstufe 10) mit einem mittleren Abschluss verlassen – und damit das ursprünglich an dieser Schulart anvisierte Ziel »Abitur« nicht erreicht (Tabelle 1).3

Trend zu höherwertigen Abschlüssen

Im Gegensatz zu den Abgängern ohne Hauptschulabschluss hat die Quote der Absolventen mit einer Hochschulzugangsberechtigung (Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife) in den letzten Jahren weiter zugenommen. Von 22,0 % im Jahr 2005 stieg sie über 24,8 % (2008) auf 28,4 % im Jahr 2011.

Zusammen mit der Entwicklung bei den mittleren Abschlüssen ergibt sich hiermit ein Trend zu (formell) höherwertigen Abschlüssen.

Die gut 35 100 Abgänger mit einer Hochschulzugangsberechtigung des Jahres 2011 setzten sich zusammen aus rund 300 Abgängern mit Fachhochschulreife4 und gut 34 800 Abgängern mit der allgemeinen Hochschulreife (Abitur). Die meisten dieser Abiturienten (etwa 33 800) kamen aus einem Gymnasium, knapp 1 000 aus einer integrierten Schulform und ganz wenige aus einer der zwei Sonderschulen in Baden-Württemberg, an denen das Ausbildungsziel Abitur möglich ist (Tabelle 1).

Mädchen erzielen (formell) höherwertige Abschlüsse

Mädchen erzielen nach wie vor im Durchschnitt (formell) höherwertige Abschlüsse als Jungen. Sie machen häufiger Abitur und gehen seltener ohne bzw. mit Hauptschulabschluss ab. So betrug die Quote der Absolventen mit Hochschulzugangsberechtigung bei den jungen Frauen 32,3 % und bei den jungen Männern 24,8 %. Kaum geschlechtsspezifische Unterschiede gab es beim mittleren Abschluss (Mädchen: 43,4 %, Jungen: 41,1 %). Der Hauptschulabschluss wurde von Jungen mit 29,3 % vergleichsweise häufiger als höchster Abschluss an einer allgemeinbildenden Schule erzielt als von Mädchen mit 23,8 %. Ohne Hauptschulabschluss haben 5,9 % der Jungen und 4,2 % der Mädchen die Schule verlassen (Schaubild 2).

Weniger als jeder zehnte Ausländer erzielte eine Studierberechtigung

Zwischen ausländischen und deutschen Schülerinnen und Schülern bestehen weiterhin grundlegende Unterschiede bei der Verteilung der Schulabschlüsse. Ausländische Absolventen gehen häufiger mit dem Hauptschulabschluss ab und erzielen seltener eine Hochschulzugangsberechtigung. So erreichten im Jahr 2011 nur 8,3 % der ausländischen Absolventen eines Altersjahrgangs die Fachhochschul- oder Hochschulreife im Gegensatz zu 31,2 % der deutschen. Beim mittleren Abschluss lagen die Quoten von Ausländern und Deutschen bei 36,2 bzw. 42,9 %. Gut jeder zweite ausländische Absolvent verließ das allgemeinbildenden Schulsystem mit dem Hauptschulabschluss (deutsche Absolventen: knapp jeder vierte). Die Quote der Abgänger ohne Hauptschulabschluss eines Altersjahrgangs war bei den ausländischen Abgängern mit 12,3 % drei Mal so hoch wie bei den deutschen mit 4,1 % (Schaubild 3).

Vielfältige Möglichkeiten nach Verlassen des »Ersten Bildungsweges«

Nach dem Verlassen des »Ersten Bildungsweges« gibt es in Baden-Württemberg vielfältige Möglichkeiten weiterführende Abschlüsse zu erlangen. Im Bereich der beruflichen Schulen kann zum Beispiel im Berufsvorbereitungsjahr der Hauptschulabschluss erworben werden, an den Berufsfachschulen ein mittlerer Abschluss, an den Berufskollegs die Fachhochschulreife und an der Oberstufe der Berufsoberschulen die allgemeine Hochschulreife. So haben die beruflichen Schulen im Jahr 2011 insgesamt fast 3 800 Hauptschulabschlüsse vergeben. Einen mittleren Abschluss erwarben knapp 13 900 junge Erwachsene an beruflichen Schulen. Darüber hinaus wurde 2011 allein an den beruflichen Gymnasien gut 14 300 Mal die allgemeine Hochschulreife verliehen.

Im Bereich der allgemeinbildenden Schulen kann an den sogenannten »allgemeinbildenden Schulen des Zweiten Bildungsweges«, den Abendrealschulen, Abendgymnasien und Kollegs, der Realschulabschluss bzw. die allgemeine Hochschulreife nachgeholt werden. 2011 wurde hier insgesamt an knapp 1 300 Abgänger ein Realschulschulabschluss oder eine allgemeine Hochschulreife vergeben.

1 Schuljahr 2010/11, ohne »Zweiter Bildungsweg«.

2 Absolventen- und Abgangsquoten berechnet nach dem Quotensummenverfahren (Absolventen/Abgänger nach Geburtsjahren bezogen auf die entsprechende Wohnbevölkerung).

3 Diese Schülerinnen und Schüler haben aber die Möglichkeit das Ziel »Abitur« beispielsweise an einem beruflichen Gymnasium weiter zu verfolgen.

4 Diese wird in der Schulstatistik nur an Freien Waldorfschulen erfasst.