:: 10/2012

Studienzufriedenheit von Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2011

Neun von zehn Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sind mit ihrem Studium rückblickend zufrieden. Das belegen die Zahlen der vierten Absolventenbefragung in Baden-Württemberg, an der sich 18 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften beteiligten (siehe i-Punkt auf dieser Seite). Infrastrukturelle Studienbedingungen wie zum Beispiel der Zugang zu EDV-Diensten und die Vermittlung von Praktika, wurden in der Studie von den Hochschulabsolventen retrospektiv besser beurteilt als berufsorientierende Aspekte wie beispielsweise Angebote zu berufsorientierenden Veranstaltungen und die Unterstützung bei der Stellensuche.

Auch wenn 90 % der Absolventen die Praxissemester bzw. Pflichtpraktika positiv bewerten, halten sie die Erweiterung der Angebote zur Berufsorientierung und zu Bewerbungsstrategien (54 %) sowie den Praxisbezug bzw. die Anwendung von Fachwissen (49 %) für deutlich verbesserungswürdig. Bei den vermittelten Fähigkeiten und Ausbildungsinhalten des Studiums wird im interdisziplinären Denken der größte Handlungsbedarf gesehen. Dennoch würden sich fast alle der antwortenden Absolventen rückblickend (wahrscheinlich) wieder für ein Studium entscheiden (95 %), teilweise sogar für den gleichen Studiengang.

Fast 28 % nahmen an der freiwilligen Absolventenbefragung 2011 teil

An der Absolventenbefragung 2011 haben insgesamt 5 814 Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften aus den Prüfungsjahren 2006 und 2009 teilgenommen. Das waren fast 28 % der insgesamt 21 086 angesprochenen Absolventen. Den etwa 60 Fragen umfassenden Erhebungsbogen, der ausschließlich online zur Verfügung stand, konnten die Absolventen 3 Monate lang freiwillig im Internet ausfüllen. Dabei wurden sie zu unterschiedlichen Themenbereichen befragt, wie zum Beispiel ihrer subjektiven Zufriedenheit mit der Studienausbildung und dem ausgeübten Beruf sowie ihrer Eingliederung ins Berufsleben.

Absolventen sind überwiegend mit dem Studium zufrieden

Eine retrospektive Bewertung ergab, dass 68 % der 5 807 auf diese Frage antwortenden Absolventen mit ihrem Studium im Allgemeinen zufrieden waren. Weitere 20 % waren sogar sehr zufrieden. Demgegenüber waren 3 % mit dem Studium unzufrieden und lediglich 23 Absolventen, die sich prozentual nicht widerspiegeln, waren sehr unzufrieden. Die 483 verbleibenden Teilnehmer der Umfrage (8 %) zeigten sich im Bezug auf die Beurteilung des Studiums unentschlossen, das heißt sie waren weder zufrieden noch unzufrieden. Bereits in der Vorjahreserhebung 2010, in der die Prüfungsjahre 2005 und 2008 untersucht wurden, waren die Absolventen in fast identischer Form mit dem Studium zufrieden.

Infrastrukturelle Studienbedingungen von Absolventen besser als Berufsorientierung bewertet

Neben der Studienzufriedenheit im Allgemeinen wurden auch verschiedene studienbezogene und praxisorientierte Aspekte im Fragebogen untersucht. Dabei bewerteten 81 % der antwortenden Absolventen den Zugang zu EDV-Diensten und 83 % den Zugang zu erforderlichen Pratika bzw. Übungen als zufriedenstellend1. Dem stand auch nur ein geringer Anteil unzufriedener bzw. sehr unzufriedener Absolventen gegenüber (insgesamt: 6 %). Die fachliche Beratung und Betreuung im Studium wurde von 70 % der Absolventen ebenfalls als zufriedenstellend bewertet. Aber auch die Verfügbarkeit wichtiger Literatur in der Bibliothek, die fachlichen Vertiefungsmöglichkeiten und die Vorbereitung auf den Beruf sind mit etwa 60 % zufriedenen Absolventen sowie weniger als 20 % unzufriedenen Absolventen positiv beurteilt worden.

Bei Angeboten zu berufsorientierenden Veranstaltungen während des Studiums lag der Anteilswert der zufriedenen Absolventen jedoch unter der 50 % Marke, während der Anteil der unzufriedenen Teilnehmer rund 18 % betrug. Am schlechtesten unter den genannten Studienbedingungen wurde die Unterstützung bei der Stellensuche bewertet. Hier ergab sich ein jeweils gleich großer Anteil zufriedener wie unzufriedener Absolventen (28 %). Hinzu kommt, dass sich bei diesem Aspekt wie auch bei den berufsorientierenden Veranstaltungen mit jeweils über einem Drittel ein relativ großer Anteil für die Bewertung »weder noch« entschieden hatte.

Dennoch äußerten sich die befragten Absolventen mit dem Praxisbezug des Studiums im Großen und Ganzen zufrieden. Mit den Praxissemestern bzw. den Pflichtpraktika waren 45 % der Absolventen zufrieden und weitere 45 % sogar sehr zufrieden. Auch die Praxiserfahrung der Hochschullehrer wird von den Absolventen geschätzt. Diese wurde von 84 % der Absolventen als zufriedenstellend bewertet>aFt/>. Auch wenn demgegenüber die praxisbezogenen Lehrinhalte vergleichsweise geringere Zufriedenheitswerte (sehr zufrieden und zufrieden: 69 %) aufwiesen und etwas höhere Prozentanteile an unzufriedenen Absolventen umfassten (10 %), wurden diese im Verhältnis dennoch positiv bewertet.

Seit Beginn der Absolventenbefragung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (ehemals Fachhochschulen) im Jahr 2008 hat sich kein Merkmal der Studienbedingungen oder des Praxisbezuges auf dem Zufriedenheitsbarometer in der Bewertung verschlechtert (siehe i-Punkt). Ein Teil der Aspekte ist über die Jahre hinweg nahezu stabil geblieben. Dazu zählen der Zugang zu EDV-Diensten (Befragungsjahr 2011: 77 Punkte), der Zugang zu erforderlichen Praktika bzw. Übungen (75 Punkte), die fachliche Beratung und Betreuung (70 Punkte), die fachlichen Vertiefungsmöglichkeiten (65 Punkte), die Unterstützung bei der Stellensuche (50 Punkte) sowie Praxissemester bzw. Pflichtpraktika (83 Punkte). Der andere Teil der Gesichtspunkte wird von den Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sogar um 3 bzw. 4 Punkte besser bewertet. Hierzu gehören die Verfügbarkeit wichtiger Literatur in der Bibliothek (65 Punkte), die Vorbereitung auf den Beruf (64 Punkte), die Angebote berufsorientierender Veranstaltungen (58 Punkte), die Praxiserfahrung der Hochschullehrer bzw. Lehrbeauftragten (77 Punkte) sowie die praxisbezogenen Lehrinhalte bzw. Übungsaufgaben (69 Punkte).

Rückblickender Verbesserungsbedarf des Studiums besonders bei Berufsorientierung und Bewerbungsstrategien

Unter den sechs vorgegebenen Verbesserungsvorschlägen zum Studium sollten nach Meinung der Befragten in erster Linie Angebote zur Berufsorientierung und zu den Bewerbungsstrategien optimiert werden2. Rund 54 % aller antwortenden Absolventen betrachteten diesen Aspekt als verbesserungsbedürftig. 49 % der Befragten sahen bei der retrospektiven Bewertung Handlungsbedarf im Praxisbezug des Studiums bzw. der Anwendung von Fachwissen. Sowohl das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden, das nur von jedem zehnten Absolventen als Verbesserungsmöglichkeit genannt wurde, als auch das Betreuungsverhältnis, in dem von etwa jedem fünften Absolventen rückblickend Handlungsbedarf gesehen wurde, benötigten aus Sicht der Befragten den geringsten Verbesserungsbedarf. 28 % der Befragten sahen die Rahmenbedingungen und sogar 37 % der Absolventen die Konzeption des Studienangebots als zu optimierende Studienbereiche an. Dabei hat der Bedarf für alle im Fragebogen angegeben Verbesserungen dennoch prozentual im Laufe der Erhebungsphasen abgenommen und sich dementsprechend positiv verändert. Allerdings könnte dieser Rückgang auch durch die in diesem Jahr neu aufgenommene Kategorie »Sonstiges« im Fragebogen begründet sein.

Fähigkeiten und Ausbildungsinhalte sollten unterschiedlich gefördert werden

Wie bereits bei den vorherigen Erhebungsjahren ist in der Befragung 2011 von einem Großteil der Absolventen das fächerübergreifende Denken als zu verbessernder Ausbildungsinhalt des Studiums genannt worden. In der Absolventenbefragung 2011 erklärten 52 % diesen Aspekt für förderungsbedürftig3. Das sind 5 Prozentpunkte weniger, als es noch 2008 mit 57 % der teilnehmenden Befragten der Fall war. Auch der Aspekt wirtschaftliches Denken wurde seltener als im Vorjahr von nur noch 38 % der teilnehmenden Absolventen genannt und ist somit bei den Nennungen im Vergleich zu den vorherigen Befragungen ebenfalls um bis zu 5 Prozentpunkte gesunken. Die Selbstorganisation (31 %), die Methoden der erfolgreichen Teamarbeit (23 %) und die Personalerfahrung bzw. Mitarbeitermotivation (39 %) nahmen um jeweils 4 Prozentpunkte ab und verbesserten sich ebenfalls. Die Kategorie »Sonstiges« blieb über die Jahre hinweg stabil bei 6 %. Somit hat sich bei fast allen vermittelten Fähigkeiten der Verbesserungsbedarf im Laufe der Jahre von 2008 bis 2011 reduziert und die Merkmale haben sich somit positiv verändert. Ausnahmen bildeten neben den EDV-Kenntnissen, die schriftliche Ausdrucksfähigkeit, die Anwendung von wissenschaftlichen Methoden sowie die Fremdsprachenkenntnisse, die auf etwa demselben Niveau blieben.

Fast neun von zehn Absolventen würden rückblickend wieder studieren

Die hohe Zufriedenheit der Absolventen mit dem Studium kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass 87 % der Absolventen wieder studieren würden und weitere 8 % rückblickend ihre Entscheidung wahrscheinlich ähnlich treffen würden und somit eher wieder studieren würden. Von den Übrigen sind sich 3 % nicht sicher, ob sie diese Entscheidung rückblickend noch einmal treffen würden und weitere 3 % können sich das nicht bzw. eher nicht vorstellen. Unter Ausschluss der Absolventen, die im Nachhinein nicht wieder studieren möchten, lässt sich für diese Befragten festhalten, dass davon 59 % wieder denselben Studiengang und 23 % retrospektiv eher denselben Studiengang wählen würden, während 3 % bzw. 8 % dies verneinen bzw. eher verneinen würden. Dieselbe Hochschule wieder wählen würden 50 %. Ein Viertel würde dies eher wieder tun, und 7 % würden eher nicht bzw. 3 % würden auf keinen Fall dieselbe Hochschule wählen.

Ausblick

Die Studienzufriedenheit ist nur ein Bestandteil von Absolventenbefragungen. Auch der Berufseinstieg der Absolventen, das heißt der Übergang vom Studium in den Beruf, spielt eine wesentliche Rolle bei dieser Art der Befragung. Dabei bieten beispielsweise die Bewerbungsphase, die erste Beschäftigung sowie die berufliche Entwicklung interessante Untersuchungsbereiche. Bei der Absolventenbefragung 2011 (untersuchte Prüfungsjahre 2006 und 2009) steht der Berufseinstieg auch in einem engen Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise sowie deren Folgen für die Absolventen und wird durch den zunehmenden Trend zu einem weiteren Studium beeinflusst. Diese und weitere Ergebnisse werden im Statistischen Monatsheft 12/2012 erscheinen.

1 Umfasst die Kategorien »sehr zufrieden« und »zufrieden«.

2 Siehe Fußnote 1.

3 Die Absolventen hatten bei dieser Frage die Möglichkeit mehrere Angaben auszuwählen.

4 Siehe Fußnote 3.