:: 11/2012

Kulturelle/musisch-ästhetische Bildung in Baden-Württemberg: Angebote außerhalb formaler Bildungseinrichtungen

Die kulturelle/musisch-ästhetische Bildung ist ein Bereich, der zu einem wesentlichen Teil außerhalb formaler Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Hochschulen stattfindet. Das Angebot der Musikschulen nutzten im Jahr 2011 beinahe 200 000 Personen, ein großer Teil davon Kinder und Jugendliche. Die Volkshochschulen zählten im Programmbereich »Kultur – Gestalten« im Jahr 2011 knapp 192 000 Kursbelegungen sowie rund 190 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Einzelveranstaltungen und Vorträgen. Vergleichbare Kurse wurden bei den Anbietern der kirchlichen Erwachsenenbildung im Jahr 2010 rund 121 000 Mal belegt. In der Spielzeit 2009/10 verzeichneten die öffentlich geförderten Theater, Kulturorchester und Festspiele im Land etwa 4 Mill. Besuche. Die mehr als 1 100 Museen und Ausstellungshäuser in Baden-Württemberg konnten 2010 insgesamt etwa 15 Mill. Besucherinnen und Besucher begrüßen.

Bildung umfasst mehr als den Erwerb sprachlicher, natur- oder gesellschaftswissenschaftlicher Kenntnisse. Ein wichtiger Baustein einer umfassenden Bildung ist die Beschäftigung mit kulturellen bzw. musisch-ästhetischen Aspekten. Um dieses – in vielen Diskussionen um angemessene Bildungsstandards oder um den Erwerb wichtiger Kompetenzen und Qualifikationen im Bildungssystem wenig beachtete – Feld stärker ins Zentrum zu rücken, widmet der aktuelle Bericht »Bildung in Deutschland 2012« sein Schwerpunktkapitel dem Thema »Kulturelle/musisch-ästhetische Bildung im Lebenslauf«.1 Aus diesem Anlass werden in diesem und den kommenden Statistischen Monatsheften einige Aspekte dieses Themas aufgegriffen und die entsprechenden Verhältnisse in Baden-Württemberg dargestellt und analysiert. Den Auftakt hierzu macht ein Blick auf die Angebote der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung außerhalb formaler Bildungseinrichtungen.

Grundsätzlich lassen sich aktive Formen der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung und die eher passive Rezeption von kulturellen Darbietungen unterscheiden. Zu ersteren zählen Aktivitäten wie zum Beispiel selbst Musizieren, Malen, Gestalten oder die Mitwirkung in einer Theatergruppe. Die Rezeption umfasst dagegen beispielsweise den Besuch von Konzerten, Theateraufführungen, Museen oder Ausstellungen. Mit zunehmendem Alter gewinnen die letzteren, eher passiven Formen der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung gegenüber den aktiven Tätigkeiten an Bedeutung.2 Institutionen außerhalb der formalen Bildungseinrichtungen, zu denen die Kindertageseinrichtungen, die Schulen und die Hochschulen zählen, sind bei der Förderung aktiver und passiver kultureller Aktivitäten von großer Bedeutung.

Zielgruppe der Musikschulen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche

Einen wesentlichen Beitrag zur kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung im Bereich der Musik leisten die 215 öffentlichen Musikschulen in Baden-Württemberg. Nach Angaben ihres Verbandes wurden dort 2011 rund 199 000 Menschen unterrichtet. Das Angebot der Musikschulen wird dabei in erster Linie von Kindern und Jugendlichen genutzt. Vier Fünftel der Schülerinnen und Schüler sind jünger als 15 Jahre. Die Angebote im Elementarbereich für Kinder bis zum Alter von 5 Jahren wurden von über 36 000 Kindern genutzt. Gut 55 000 Musikschülerinnen und -schüler waren im Grundschulalter. Im Erwachsenenalter werden die Angebote der Musikschulen dagegen wesentlich seltener wahrgenommen. So erhielten lediglich etwa 5 600 Personen im Alter von 19 bis 25 Jahren Unterricht. Die ein wesentlich größeres Altersspektrum abdeckende Gruppe der 26- bis 60-Jährigen war mit knapp 5 500 Personen sogar noch etwas kleiner. Fast 1 300 Nutzerinnen und Nutzer der Musikschulangebote hatten das 60. Lebensjahr bereits vollendet.3

Da die Schülerinnen und Schüler der Musikschulen gleichzeitig mehrere Fächer belegen können, war die Zahl der Teilnahmefälle im Jahr 2011 mit 249 500 größer als die Schülerzahl. Knapp 63 % der Fachbelegungen entfielen auf Instrumental- und Vokalunterricht, der meist in kleinen Gruppen oder im Einzelunterricht stattfindet. Der Unterricht im Ensemblespiel machte weitere fast 15 % der Belegungen aus. In den Grundfächern, deren Ziel die musikalische Früherziehung oder Grundbildung ist, wurden knapp 19 % der Belegungen gezählt. Die restlichen 4 % entfielen auf Ergänzungsfächer wie zum Beispiel Ballett, Jazzdance oder Musiktheater.4

Entsprechend ihrer Hauptzielgruppe pflegen die Musikschulen intensive Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen und Schulen. Daneben findet auch eine rege Zusammenarbeit mit Musikvereinen, Kirchen und Chören statt. So kooperierten im Jahr 2011 in Baden-Württemberg gut 16 % der Kindertageseinrichtungen mit einer öffentlichen Musikschule. Damit lag Baden-Württemberg zusammen mit Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bundesweit in der Spitzengruppe dieser Kooperationen.5 Der Ausbau ganztagsschulischer Angebote bietet die Grundlage für einen weiteren Ausbau institutionalisierter Kooperationen allgemeinbildender Schulen mit Musikschulen. Die Musikschulen können hierdurch die Chance nützen, Kinder und Jugendliche zu erreichen, die sonst möglicherweise aufgrund der – im Vergleich mit dem bisherigen Konzept der Halbtagsschulen – Ausweitung der in der Schule verbrachten Zeit nicht die Möglichkeit gehabt hätten, die Angebote der Musikschulen wahrzunehmen.

Über 47 000 Schülerinnen und Schüler an den Kunstschulen im Land

Neben den Musikschulen leisten auch die Kunstschulen einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung. Dabei beschränken sie sich meist nicht auf Angebote im Bereich Malerei, Zeichnen oder plastisches Gestalten, sondern bieten oft auch Kurse für Tanz und Theater an. Im Landesverband der Kunstschulen Baden-Württemberg sind insgesamt 33 Schulen organisiert. Ähnlich wie die Musikschulen haben die Kunstschulen einen besonderen Schwerpunkt bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Im Jahr 2010 wurden an den Kunstschulen von 861 Lehrkräften mehr als 47 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

Knapp 192 000 Kursbelegungen im Bereich »Kultur – Gestalten« an den Volkshochschulen

Ein weiterer bedeutender Anbieter von Möglichkeiten der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung sind die Volkshochschulen (VHS). Die Kurse und Lehrgänge bieten dabei eher die Gelegenheit zur aktiven Betätigung, während die Einzelveranstaltungen und Vorträge in der Regel eher der passiveren Aufnahme von Informationen dienen. Im Programmbereich »Kultur – Gestalten« zählten die 172 Volkshochschulen in Baden-Württemberg im Jahr 2011 insgesamt rund 191 700 Belegungen in den etwas mehr als 20 200 Kursen mit zusammen gut 304 600 Unterrichtsstunden. Dies waren etwa 15 % aller Belegungen an den Volkshochschulen. Nach den Bereichen »Gesundheit« (39 %) und »Sprachen« (25 %) ist »Kultur – Gestalten« damit der drittgrößte Programmbereich im Angebot der Volkshochschulen.

Die höchste Teilnehmerzahl im Programmbereich »Kultur – Gestalten« konnte 2003 mit 222 500 verzeichnet werden. Nach leichten Schwankungen und einem tendenziellen Rückgang der Belegungszahlen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts lagen sie von 2007 bis 2010 recht konstant um 196 000. Im Jahr 2011 war nun wieder ein leichter Rückgang festzustellen. Der Anteil des Bereichs »Kultur – Gestalten« an allen Kursbelegungen lag damals bei gut 18 %. In Baden-Württemberg wies der Anteil dieses Programmbereichs damit durchgängig leicht höhere Werte als im Bundesdurchschnitt auf. Im Jahr 2010 entfielen bundesweit rund 15 % der Kursbelegungen auf Angebote im Bereich »Kultur – Gestalten«, in Baden-Württemberg waren es knapp 16 %.6

Kurse im Medienbereich mit steigendem Zuspruch

Innerhalb des Programmbereichs »Kultur – Gestalten« hatte das Fachgebiet »Malen/Zeichnen/Drucktechniken, Plastisches Gestalten« im Jahr 2011 mit fast 45 800 Belegungen den größten Anteil an den Kursbelegungen. Gegenüber dem Jahr 2005 – als noch 28 % der Kursbelegungen auf dieses Fachgebiet entfielen – ist dessen Bedeutung mit einem Anteil von 24 % im Jahr 2011 jedoch etwas zurückgegangen. 22 % der Teilnehmerinnen und -teilnehmer hatten sich für einen Kurs im Fachgebiet »Tanz« entschieden. Das Fachgebiet »Textiles Gestalten, Textilkunde/Mode/Nähen, Werken« erreichte einen Anteil von 15 %, das Fachgebiet »Musik, Musikalische Praxis« einen Anteil von 13 % und das Fachgebiet »Literatur/Theater, Theaterarbeit/Sprecherziehung« einen Anteil von 9 %. Das Fachgebiet »Medien, Medienpraxis« hat mit 7 %, entsprechend gut 13 600 Kursbelegungen, zwar einen relativ geringen Anteil am gesamten Programmbereich. Allerdings ist dieser Anteil seit 2005, als nur 4 % der Kurse auf das Fachgebiet entfielen, deutlich angestiegen. Dies ist ein Indiz für die zunehmende Bedeutung der Mediennutzung. Die restlichen 10 % der Kursbelegungen entfielen auf fachübergreifende und sonstige Kurse.

VHS-Kurse werden in stärkerem Maß von einem jüngeren und weiblichen Publikum genutzt

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Kursen im Programmbereich »Kultur – Gestalten« sind im Durchschnitt etwas jünger als die Gesamtzahl aller Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer. Der Anteil der unter 18-Jährigen war 2011 mit 23 % doppelt so hoch wie bei der Gesamtzahl aller VHS-Kurse. Bei den Altersgruppen der 18- bis unter 50-Jährigen lagen die Anteilswerte dagegen zum Teil deutlich unterhalb der Durchschnittswerte aller Kurse. Bei der Altersgruppe »50+« unterschieden sich die Anteile im Bereich »Kultur – Gestalten« nur wenig von den allgemeinen Mittelwerten

VHS-Kurse werden allgemein stärker von einem weiblichen Publikum genutzt. Mit 78 % waren im Jahr 2011 deutlich mehr als drei Viertel aller Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer weiblich. Im Programmbereich »Kultur – Gestalten« lag ihr Anteil mit knapp 81 % sogar noch etwas darüber.7

Leicht rückläufiger Trend beim Besuch von Einzelveranstaltungen

Im Jahr 2011 führten die Volkshochschulen im Land rund 4 100 Einzelveranstaltungen und Vortragsreihen im Bereich »Kultur – Gestalten« durch, die insgesamt 189 900 Besucherinnen und Besucher zählten. Nach dem Programmbereich »Politik – Gesellschaft – Umwelt« (knapp 43 %) war »Kultur – Gestalten« mit einem Besucheranteil von 42 % der Bereich, dessen Veranstaltungen am zweithäufigsten besucht wurden.

Tendenziell lässt sich hier – bei teilweise starken Schwankungen von Jahr zu Jahr – in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend feststellen. Zu Beginn des letzten Jahrzehnts lagen die Besucherzahlen der Einzelveranstaltungen und Vortragsreihen in diesem Programmbereich regelmäßig deutlich über der Marke von 200 000. Im Jahr 2002 wurde mit 242 600 Besucherinnen und Besuchern die höchste Zahl in den letzten 10 Jahren verzeichnet.

Eintägige Exkursionen und mehrtägige Studienreisen zum Thema »Kultur – Gestalten« nutzten im Jahr 2011 zusammen knapp 19 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die 288 von den Volkshochschulen veranstalteten einschlägigen Ausstellungen hatten rund 183 200 Besucherinnen und Besucher angezogen.

Kirchliche Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt bei Einzelveranstaltungen

Weitere große Anbieter von Möglichkeiten der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung sind die kirchlichen Bildungswerke. Im Jahr 2010 haben gut 700 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Kurs der kirchlichen Erwachsenenbildung belegt. Rund 120 900 von ihnen hatten sich dabei für einen der fast 3 000 Kurse aus dem Programmbereich »Literatur, Kunst/Kunstgeschichte, Musik, Massenmedien, Länder- und Heimatkunde, Dritte Welt« entschieden. Eine trennschärfere Untergliederung des Bereichs zur Identifikation eindeutig kulturell/musisch-ästhetischer Angebote ist leider aus erhebungstechnischen Gründen nicht möglich. Seit 2003 liegt die Zahl der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer konstant über 100 000. Im Jahr 2000 war das Niveau mit einer Belegungszahl von rund 60 900 noch deutlich geringer.

Auch die Einzelveranstaltungen und Vorträge dieses Programmbereichs erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Jahr 2010 haben mehr als 514 900 Besucherinnen und Besucher an einer der knapp 15 900 Veranstaltungen teilgenommen. Seit dem Jahr 2000 lag die Besucherzahl mit nur relativ leichten Schwankungen beständig bei über einer halben Million.

Mehr als 3 Mill. Besuche in öffentlich geförderten Theatern

Auf individueller Ebene gehört auch der Besuch kultureller Veranstaltungen zu den Aktivitäten im Rahmen der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung. Eine vollständige Übersicht über den Besuch von Konzerten, Theater- und Opernaufführungen, Festspielen, Museen oder Ausstellungen sowie anderer kultureller Angebote ist leider nicht vorhanden. Im Rahmen der Kulturförderung des Landes und der Kommunen werden jedoch einige Informationen zu bestimmten kulturellen Veranstaltungen erhoben, die hier vorgestellt werden können.

In der Spielzeit 2009/10 zählten die öffentlich geförderten Theater in Baden-Württemberg knapp 3,15 Mill. Vorstellungsbesuche. Zu diesen Theatern zählen die beiden Staatstheater in Karlsruhe und Stuttgart, die drei Landestheater in Bruchsal, Esslingen und Tübingen sowie 40 Kommunal- und Kleintheater. Zu letzteren zählen große Bühnen wie das Nationaltheater Mannheim mit fast 366 000 Besuchen oder die Städtischen Bühnen Freiburg mit rund 203 000 Besuchen, aber ebenso kleine Theater wie die Ulmer Spielschachtel mit 2 500 Besuchen oder das Kabarett der Spiegelfechter in der Orgelfabrik Karlsruhe mit 9 000 Besuchen.

Die Zahl der Besuche lag in den vergangenen Jahren recht konstant bei über 3 Mill. In der Spielzeit 2009/10 hatte hierbei das Schauspiel den größten Anteil. Rechnet man die speziell für das junge Publikum angebotenen Aufführungen der Kinder- und Jugendtheater mit ein, entfielen mit fast 2 Mill. Besuchen zwei Drittel auf diese Sparte. Aufführungen von Oper und Ballett sowie Konzerte hatten mit knapp 27 % einen etwas geringeren Anteil als in vielen vorangegangenen Jahren. Operetten und Musical zogen annähernd 10 % der Besuche an.

Öffentliche Förderung eines vielfältigen Kulturangebots

Das Land und die Kommunen in Baden-Württemberg fördern gemeinsam acht Kulturorchester. Deren insgesamt 737 Konzerte in der Saison 2009/10 zählten rund 529 000 Besuche. Allerdings fanden nicht alle diese Konzerte in Baden-Württemberg statt: 92 mal gastierten die Orchester in anderen Bundesländern und 139 mal im Ausland. Das Freiburger Barockorchester ist hierbei international besonders renommiert. 53 seiner 88 Konzerte fanden im Ausland statt, nur 25 Mal trat das Ensemble in Baden-Württemberg auf. Man kann daher sagen, dass Baden-Württemberg durch seine Orchester auch Kultur »exportiert«.

Darüber hinaus fördern das Land und die Kommunen auch 15-jährlich stattfindende Festspiele. Hierzu zählen unter anderem die Burgfestspiele Jagsthausen, die Freilichtspiele auf der Treppe von St. Michael in Schwäbisch Hall, die Volksschauspiele Ötigheim und das Zelt-Musik-Festival in Freiburg. In der Spielzeit 2010 wurden in den 729 Vorstellungen mehr als 377 000 Besuche gezählt.

Neben diesen geförderten Kulturangeboten gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer kultureller Aktivitäten, die von Vereinen, Kirchengemeinden, privaten Initiativen oder kommerziellen Veranstaltern getragen werden und ebenfalls reges Interesse finden. Die Gesamtzahl der Besuche von Konzerten, Schauspiel-, Opern- oder Musicalaufführungen liegt daher sehr viel höher als die hier genannten Angaben. Vielfach ist die Mitwirkung bei diesen Aktivitäten – zumindest wenn sie nicht ausschließlich kommerziell ausgerichtet sind – nicht nur auf den »passiven« Kunstgenuss beschränkt. Die meisten Veranstaltungen erfordern die aktive Mitwirkung von Mitgliedern der Gruppen, die sie organisieren, als Schauspieler, Künstler oder Musiker.

Mehr als 1 100 Museen und Ausstellungshäuser im Land

Die Vermittlung kultureller/musisch-ästhetischer Bildung gehört auch zu den Anliegen von Museen. Einen Eindruck vom Umfang dieser Bildungsleistung gibt die Museumsstatistik des Instituts für Museumsforschung an den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.8 Nach diesen Angaben gab es im Jahr 2010 in Baden-Württemberg 1 066 Museen und 72 Ausstellungshäuser, die nicht über eine eigene Sammlung verfügen. Knapp 56 % der Museen wurden von öffentlichen Trägern geführt und 39 % von privaten. Die Trägerschaft der übrigen Museen bestand aus einer Mischform öffentlicher und privater Träger.

Rund die Hälfte dieser Museen waren Volks- oder Heimatkundemuseen, gut 14 % kulturgeschichtliche Museen und 10 % Kunstmuseen. Das restliche Viertel der Museen verteilt sich hauptsächlich auf historische und archäologische, naturwissenschaftliche und technische Museen, Naturkundemuseen und Schloss- oder Burgmuseen. Da die Teilnahme an der statistischen Erhebung freiwillig ist, liegen nur für rund 80 % der Museen und Ausstellungshäuser Angaben vor. Im Jahr 2010 wurden auf dieser Basis rund 15 Mill. Besuche bei den über 1 500 Ausstellungen der Museen und Ausstellungshäuser in Baden-Württemberg gemeldet.

Aktive und passive Auseinandersetzung mit kulturellen/musisch-ästhetischen Themen ist in Baden-Württemberg somit auch außerhalb formaler Bildungseinrichtungen ein Thema, das weite Bevölkerungskreise interessiert. Die tatsächliche Ausstrahlung kulturell/musisch-ästhetischer Bildung geht dabei noch weit über die hier zahlenmäßig fassbaren Angaben hinaus. So dürften beispielsweise insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeiten nutzen, die elektronische Medien zur künstlerischen Betätigung bieten – auch ohne hierfür einen VHS-Kurs zu belegen oder eine Kunstschule zu besuchen.

1 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf, Bielefeld 2012, S. 157 ff. Zitierweise: Bildung in Deutschland 2012.

2 Bildung in Deutschland 2012, S. 172.

3 Verband deutscher Musikschulen (Hrsg.): VdM-Jahresbericht 2011, Bonn 2012, S. 167. Zitierweise: VdM-Jahresbericht 2011.

4 VdM-Jahresbericht 2011, S. 169.

5 Bildung in Deutschland 2012, S. 177.

6 Bildung in Deutschland 2012, S. 185 ff.

7 Angaben zum Geschlecht liegen allerdings nicht lückenlos für alle Kursangebote vor.

8 Vgl. Materialien aus dem Institut für Museumsforschung Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Heft 65: Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2010, Berlin 2011. (Zugriff am 2. August 2012)