:: 11/2012

Schulische Vorbildung der Auszubildenden in der dualen Berufsausbildung

In Baden-Württemberg wird im Rahmen der dualen Ausbildung in 70 Berufsgruppen ausgebildet. Im Jahr 2011 wurden insgesamt mehr als 78 900 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Knapp 45 % der Auszubildenden verfügten über einen mittleren Bildungsabschluss, der damit am häufigsten vertreten ist. Gut 34 % der Verträge wurden von Jugendlichen abgeschlossen, die einen Hauptschulabschluss besaßen. Fast 19 % der Ausbildungsanfänger hatten eine Hochschulzugangsberechtigung. Nur wenige Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss schlossen einen Ausbildungsvertrag ab. Sowohl die Ansprüche an die Vorbildung der Auszubildenden als auch die Attraktivität für höher qualifizierte Jugendliche sind von Beruf zu Beruf unterschiedlich. In einigen Dienstleistungsberufen sind überwiegend Jugendliche mit Hochschulzugangsberechtigung zu finden, andere Berufsgruppen – wie zum Beispiel Maler/-innen, Lackierer/-innen und verwandte Berufe oder Hochbauberufe – sprechen weit überwiegend Jugendliche mit Hauptschulabschluss an. Um die Analyse zu strukturieren, werden die Berufsgruppen der dualen Ausbildung anhand der schulischen Vorbildung in vier Segmente eingeteilt (siehe i-Punkt).

Die duale Berufsausbildung im Zusammenspiel von Ausbildungsbetrieb und beruflicher Schule gehört zu den Grundpfeilern der Berufsbildung in Deutschland. Häufig wird dieses Ausbildungssystem als einer der Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands und die niedrige Jugendarbeitslosigkeit hierzulande betrachtet. So war eines der Ergebnisse der deutsch-spanischen Ausbildungskonferenz am 12. Juli 2012 in Stuttgart, dass deutsche und spanische Unternehmen beim Aufbau einer am dualen System orientierten Ausbildung in Spanien kooperieren werden, um hierdurch einen Beitrag zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien zu leisten.1

Entsprechend seiner Bedeutung nimmt das duale Ausbildungssystem innerhalb des Kapitels zur beruflichen Ausbildung im seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Bericht »Bildung in Deutschland« breiten Raum ein. In der im Juni veröffentlichten aktuellen Ausgabe »Bildung in Deutschland 2012« wurde nun dem Vorbildungsniveau der Auszubildenden ein eigenes Unterkapitel gewidmet.2 Dies ist der Anlass für diesen Beitrag, in dem die aktuelle Situation hinsichtlich des Vorbildungsniveaus der Auszubildenden in Baden-Württemberg dargestellt wird. Im kommenden Monatsheft wird dann die Entwicklung innerhalb der letzten 15 Jahre analysiert.

Auszubildende mit mittlerem Abschluss am stärksten vertreten

Im Jahr 2011 wurden von den Ausbildungsbetrieben in Baden-Württemberg insgesamt 78 946 Ausbildungsverträge abgeschlossen, die am Ende des Jahres noch Bestand hatten. Mit 48 416 Neuabschlüssen hatte der Ausbildungsbereich Industrie und Handel den größten Anteil, gefolgt vom Handwerk mit 21 070 neuen Verträgen. Drittgrößter Ausbildungsbereich sind die »Freien Berufe«3 mit 5 600 Neuverträgen. Von zahlenmäßig geringerer Bedeutung sind die drei weiteren Ausbildungsbereiche Öffentlicher Dienst (1 839 Neuabschlüsse), Landwirtschaft (1 492 Neuabschlüsse) und Hauswirtschaft (529 Neuabschlüsse). Insgesamt durchliefen in Baden-Württemberg 201 051 Auszubildende ihre Berufsausbildung in einem der 288 nach Berufsbildungsgesetz oder Handwerksordnung anerkannten Berufe, in denen die Betriebe im Land ausbilden.

Der mittlere Bildungsabschluss war der Abschluss, den die Auszubildenden am häufigsten vorweisen konnten. Knapp 45 % hatten den Realschulabschluss oder die Fachschulreife in der Tasche. Gut 34 % der Auszubildenden verfügten über einen Hauptschulabschluss. Fast 19 % der Auszubildenden hatten sich für eine duale Berufsausbildung entschieden, obwohl sie mit der Fachhochschul- oder Hochschulreife im Besitz einer Hochschulzugangsberechtigung waren. Lediglich 2 % der neuen Verträge wurden 2011 mit Jugendlichen abgeschlossen, die keinen Hauptschulabschluss vorweisen konnten. Bei einer geringen Anzahl von Auszubildenden wurde angegeben, dass sie einen Abschluss im Ausland erworben hatten, der nicht den üblichen Kategorien zugeordnet werden konnte.

Im größten Bereich Industrie und Handel hatten mit gut 48 % fast die Hälfte der Auszubildenden einen mittleren Abschluss. Hauptschulabschluss mit einem Anteil von 26 % und Hochschulzugangsberechtigung mit 24 % lagen fast gleichauf. Im Handwerk dominierte dagegen mit einem Anteil von fast 59 % der Hauptschulabschluss. Knapp ein Drittel der Auszubildenden verfügte über einen mittleren Abschluss und lediglich 6 % hatten eine Hochschulzugangsberechtigung. Sowohl bei den Freien Berufen als auch im Öffentlichen Dienst lag der Anteil der Auszubildenden mit mittlerem Abschluss bei etwas über 60 %. Der Öffentliche Dienst wies mit knapp einem Drittel den höchsten Anteil an Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung auf. 42 % der Auszubildenden in der Landwirtschaft besaßen den Hauptschulabschluss. Mit rund 9 % war hier der Anteil der Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss relativ hoch. Übertroffen wurde er allerdings noch von den 26 % ohne Hauptschulabschluss im kleinsten Ausbildungsbereich Hauswirtschaft.

Ausbildung in 70 Berufsgruppen

Für die weiteren Analysen dienen im Folgenden die Berufsgruppen als Grundlage. Berufsgruppen umfassen mehrere ähnliche Einzelberufe. Dies hat für diese Analyse zum einen den Vorteil, dass grundsätzlich größere und damit gegen zufällige Schwankungen weniger anfällige Gruppen gebildet werden. Zum anderen ist hierdurch die zuweilen sehr dynamische Entwicklung bei der Schaffung neuer Ausbildungsberufe oder der Neuordnung bestehender Berufe leichter in den Griff zu bekommen. Bei der Betrachtung von Einzelberufen müsste für die Analyse von Zeitreihen bei jedem einzelnen neu geschaffenen Berufsbild geprüft werden, ob ein passender Vorgängerberuf existiert. Ein Nachteil dieser zusammenfassenden Betrachtung ist, dass die Auswirkungen unterschiedlicher Entwicklungen bei einzelnen Berufen innerhalb einer Berufsgruppe sich gegenseitig aufheben können und damit nicht in die Analyse einfließen. Daher kann punktuell eine tiefer gehende Betrachtung von Einzelberufen innerhalb einer Berufsgruppe die Aussagen ergänzen.

In Baden-Württemberg wurde im Jahr 2011 in insgesamt 70 Berufsgruppen ausgebildet. Die Spannweite der Zahl der Neuabschlüsse reicht dabei von 10 273 in der Gruppe der Büroberufe und kaufmännischen Angestellten bis zu nur zwei bzw. drei neuen Verträgen in Spinnberufen und bei Keramiker/-innen. Dies zeigt, dass auch die Zusammenfassung zu Berufsgruppen keine Gewähr für eine ausreichend große Besetzungszahl ist. Allerdings wurden in immerhin 32 der 70 Berufsgruppen mehr als 500 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, diese umfassten fast 93 % aller Ausbildungsverträge. In 19 Berufsgruppen wurden weniger als 100 Neuverträge gezählt, die zusammen nur gut 1 % aller Verträge darstellten. Die Auswertung der Vertragsabschlüsse in den letzten 15 Jahren ergab jedoch auch für diese kleinen Berufsgruppen überwiegend stabile Ergebnisse in Hinsicht auf die Zuordnung zu den verschiedenen Segmenten der Ausbildungsberufe.

Einteilung der Ausbildungsberufe in vier Segmente nach Vorbildungsniveau

Im Bericht »Bildung in Deutschland 2012« werden die Ausbildungsberufe nach dem Vorbildungsniveau ihrer Auszubildenden in vier Segmente eingeteilt (siehe i-Punkt). Demnach verzeichnete bundesweit das obere Segment der »Abiturientenberufe« im Jahr 2010 einen Anteil von 13 % an allen Vertragsabschlüssen. Das zweite Segment der »oberen Mitte« umfasste einen Anteil von 26 %, das dritte Segment der »unteren Mitte« einen Anteil von 16 %. Das untere Segment war mit gut 27 % der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge das größte. Knapp 18 % der Ausbildungsberufe konnten aufgrund der im Bericht gewählten Kriterien keinem der Segmente zugeordnet werden.4

Die Analyse der Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Baden-Württemberg in diesem Beitrag folgt der Einteilung in vier Teile. Allerdings verfolgt sie bei der Abgrenzung der Segmente einen etwas anderen Ansatz, mithilfe dessen eine vollständige Aufteilung aller Berufsgruppen möglich ist (siehe i-Punkt). Hierbei wird zur Abgrenzung der Segmente ausschließlich auf die Anteile der Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife und mit oder ohne Hauptschulabschluss Bezug genommen.

Fast ausschließlich kaufmännische Berufe im oberen Segment zu finden

Für Baden-Württemberg ergab die Auswertung der Berufsbildungsstatistik 2011, dass fünf Berufsgruppen mit zusammen 8 059 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zum oberen Segment gezählt werden können, das heißt sie haben jeweils einen Anteil von Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung, der über 45 % liegt.

Diese Berufsgruppen sind:

  • Bank-, Bausparkassen-, Versicherungsfachleute,
  • Berufe in der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung,
  • Rechnungskaufleute, Informatiker/-innen,
  • Andere Dienstleistungskaufleute und zugehörige Berufe sowie
  • Technische Sonderfachkräfte.

Den höchsten Anteil an Absolventen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife weisen die Bank-, Bausparkassen-, Versicherungsfachleute mit fast 60 % auf. Sie stellten mit 3 123 auch die größte Zahl an Neuabschlüssen in diesem Segment. Andere Dienstleistungskaufleute und zugehörige Berufe sind mit 2 066 Ausbildungsverträgen ebenfalls eine sehr große Berufsgruppe. Hier liegt der Anteil der Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung bei knapp über der Hälfte. Der zahlenmäßig bedeutendste Ausbildungsberuf dieser Gruppe sind die Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen mit 865 Neuverträgen. Darüber hinaus zählen unter anderem auch Tourismuskaufleute, Immobilienkaufleute, Kaufleute für Marketingkommunikation oder Veranstaltungskaufleute zu dieser Gruppe.

Die einzige Berufsgruppe im oberen Segment, die keine Dienstleistungsberufe umfasst, sind die Technischen Sonderfachkräfte. Hierzu zählen zum Beispiel Chemie-, Biologie- und Physiklaboranten. Mit 447 Vertragsabschlüssen ist dies die kleinste Berufsgruppe des oberen Segments. Mit einem Anteil an Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife von nur wenig über 45 % überschreitet diese Berufsgruppe nur äußerst knapp die hier gesetzte Schwelle von 45 % für die Zuordnung zu diesem Segment. Mit knapp 52 % haben die Auszubildenden mit mittlerem Abschluss in dieser Berufsgruppe die Mehrheit.

Büroberufe und Kaufmännische Angestellte dominieren in der oberen Hälfte des mittleren Segments

Zur oberen Hälfte des mittleren Segments gehören nach der hier gewählten Einteilung acht Berufsgruppen mit zusammen 13 153 Vertragsabschlüssen im Jahr 2011.5 Vier Berufsgruppen sind Dienstleistungsberufen zuzuordnen und jeweils zwei den Technischen Berufen und den Fertigungsberufen. Allerdings dominiert hier zahlenmäßig eindeutig die Berufsgruppe der Büroberufe und Kaufmännischen Angestellten, a.n.g.6, in der alleine 10 273 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden. Industriekaufleute, Bürokaufleute, Kaufleute für Bürokommunikation, Verwaltungsfachangestellte und Rechtsanwaltsfachangestellte sind in dieser Gruppe die Einzelberufe mit der höchsten Zahl an Auszubildenden. Mit gut 54 % liegt der Anteil der Auszubildenden mit mittlerem Abschluss in dieser Berufsgruppe deutlich über der Hälfte, etwas mehr als 36 % besitzen eine Hochschulzugangsberechtigung und nur rund 9 % können höchstens einen Hauptschulabschluss vorweisen.

Lediglich in zwei weiteren Berufsgruppen der oberen Hälfte des mittleren Segments wurden 2011 mehr als 500 Ausbildungsverträge abgeschlossen: bei den Technische Zeichner/-innen und verwandten Berufe mit 970 und den Druck- und Druckweiterverarbeitungsberufen mit 785 Verträgen. Die anderen Berufsgruppen weisen zwischen 81 (Berufe in der Getränke- und Genussmittelherstellung) und 468 Neuabschlüsse (Künstlerische und zugeordnete Berufe) auf. Die Gruppe der Künstlerischen und zugeordneten Berufe ist die einzige Berufsgruppe in diesem Segment, in der der Anteil der Vertragsabschlüsse von Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung mit knapp 44 % im Jahr 2011 höher war als der Anteil der Auszubildenden mit mittlerem Abschluss, der rund einen Prozentpunkt darunter lag. Zu dieser Berufsgruppe zählen unter anderem Fachkräfte für Veranstaltungstechnik, Fotograf/-innen, Gestalter/-innen für visuelles Marketing oder Schilder- und Lichtreklamehersteller/-innen.

Fast 34 000 Vertragsabschlüsse in der unteren Hälfte des mittleren Segments

Der unteren Hälfte des mittleren Segments sind nach den Ergebnissen das Jahres 2011 insgesamt 26 Berufsgruppen mit zusammen 33 972 Vertragsabschlüssen zugeordnet. In neun dieser Berufsgruppen konnten mehr als 1 000 Vertragsabschlüsse gezählt werden:

  • Groß- und Einzelhandelskaufleute, Ein- und Verkaufsfachleute (7 886),
  • Elektroberufe (5 247),
  • Übrige Gesundheitsdienstberufe (4 086),
  • Maschinenbau- und -wartungsberufe (3 546),
  • Fahr-, Flugzeugbau- und -wartungsberufe (3 331),
  • Hotel- und Gaststättenberufe (2 211),
  • Feinwerktechnische und verwandte Berufe (1 590),
  • Lagerverwalter/-innen, Lager-, Transportarbeiter/-innen (1 584) und
  • Berufe in der spannenden Metallverformung (1 345).

In den Werkzeug- und Formenbauberufen wurde mit 982 Vertragsabschlüssen die Marke von 1 000 Neuverträgen nur knapp verfehlt. In den übrigen 16 Berufsgruppen dieses Segments wurden im Jahr 2011 weniger als 500 Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Die Fahr-, Flugzeugbau- und -wartungsberufe – in erster Linie Kraftfahrzeugmechatroniker/-innen – liegen mit einem Anteil der Vertragsabschlüsse von Auszubildenden mit Hauptschulabschluss von 49,9 % nur hauchdünn unterhalb der 50-Prozentmarke, die die Grenze zum unteren Segment bildet. In 17 Berufsgruppen verfügt mindestens die Hälfte der neuen Auszubildenden über einen mittleren Abschluss. In 21 der 26 Berufsgruppen sind die Auszubildenden mit mittlerem Abschluss die größte Gruppe, in den restlichen fünf wurden mehr Verträge von Jugendlichen ohne oder mit Hauptschulabschluss abgeschlossen.

Im unteren Segment 60 % der Ausbildungsverträge in Fertigungsberufen

Im unteren Segment ist mit 31 die höchste Zahl an Berufsgruppen vertreten. Allerdings wurden in neun von ihnen im Jahr 2011 weniger als 100 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Die Gesamtzahl der Neuverträge im unteren Segment lag bei 23 762. Die mit Abstand größte Berufsgruppe in diesem Segment ist das Verkaufspersonal mit 5 041 Vertragsabschlüssen. Weitere neun Berufsgruppen liegen im Bereich zwischen 1 000 und 2 000 Neuverträgen:

  • Ausbauberufe (1 873),
  • Berufe in der Körperpflege (1 782),
  • Maler/-innen, Lackierer/-innen und verwandte Berufe (1 746),
  • Metall- und Anlagenbauberufe (1 510),
  • Blechkonstruktions- und Installationsberufe (1 502),
  • Berufe in der Holz- und Kunststoffverarbeitung (1 497),
  • Köche/Köchinnen (1 437),
  • Gartenbauberufe (1 072) und
  • Berufe in der Back-, Konditor-, Süßwarenherstellung (1 021).

Rund 60 % der Ausbildungsverträge im unteren Segment wurden im Jahr 2011 in Fertigungsberufen abgeschlossen, 36 % in Dienstleistungsberufen. Die übrigen Ausbildungsverträge entfielen auf die Gartenbauberufe.

Im unteren Segment haben 50 % oder mehr der Auszubildenden, die einen neuen Vertrag abgeschlossen haben, höchstens einen Hauptschulabschluss in der Tasche. Unter den genannten Berufsgruppen mit mehr als 1 000 Neuverträgen sind die Maler/-innen, Lackierer/-innen und verwandte Berufe die Berufsgruppe mit dem höchsten Anteil solcher Auszubildenden. Er lag 2011 bei 83 %. Lediglich bei den Blechkonstruktions- und Installationsberufen hatte mit einem Anteil von 36 % mehr als ein Drittel der Auszubildenden einen mittleren Abschluss. Mit knapp 12 % waren die Gartenbauberufe die einzige Berufsgruppe, in der der Anteil der Neuabschlüsse von Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife über 10 % betrug.

Nur wenige Hauptschulabsolventen in Berufsgruppen des oberen Segments

Wie eingangs bereits erwähnt verfügten fast 19 % der Auszubildenden, die im Jahr 2011 einen Vertrag abgeschlossen haben, mit der Fachhochschul- oder Hochschulreife über eine Hochschulzugangsberechtigung. Der mittlere Abschluss war mit knapp 45 % am häufigsten anzutreffen. Gut 36 % der Auszubildenden hatten maximal einen Hauptschulabschluss. Erwartungsgemäß haben die Berufsgruppen im oberen Segment den höchsten Anteil an Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung. Hier konnten fast 55 % die Fachhochschul- oder Hochschulreife vorweisen. Weitere 41 % der Verträge wurden mit Jugendlichen abgeschlossen, die einen mittleren Bildungsabschluss besaßen. Auszubildende mit oder ohne Hauptschulabschluss waren in diesen Berufsgruppen äußerst selten anzutreffen. Ihr Anteil lag bei lediglich 4 %.

In beiden Teilen des mittleren Segments verfügten rund 54 % der Auszubildenden über einen mittleren Bildungsabschluss. Im oberen Teil waren Auszubildende mit Hochschulzugangsberechtigung mit einem Anteil von rund 36 % die zweitgrößte Gruppe, im unteren Teil waren dies die Auszubildenden mit oder ohne Hauptschulabschluss, von denen knapp 32 % der Verträge abgeschlossen wurden.

In den Berufsgruppen des unteren Segments dominieren Auszubildende mit oder ohne Hauptschulabschluss. Auf sie entfielen 2011 mehr als zwei Drittel der Ausbildungsverträge dieses Segments. Etwas mehr als ein Viertel der Verträge gingen Auszubildende mit mittlerem Abschluss ein. Für Jugendliche mit Fachhochschul- oder Hochschulreife sind Berufsgruppen im unteren Segment wenig attraktiv. Nur gut 4 % der Ausbildungsverträge in diesem Segment wurden von ihnen abgeschlossen.

Höhere Schulbildung eröffnet größere Freiheiten bei der Wahl des Ausbildungsberufs

Insgesamt sind entsprechend der hier vorgenommenen Einteilung im Jahr 2011 rund 10 % der Ausbildungsverträge in Berufsgruppen abgeschlossen worden, die dem oberen Segment zuzurechnen sind, und knapp 17 % in Berufsgruppen der oberen Hälfte des mittleren Segments. Die untere Hälfte des mittleren Segments hatte einen Anteil von 43 % und das untere Segment umfasste 30 % der Vertragsabschlüsse.

Da die schulische Vorbildung als Kriterium zur Abgrenzung der Segmente herangezogen wird, ist es naheliegend, dass diese Verteilung je nach Bildungsabschluss äußerst unterschiedlich ist. Auszubildende mit Hochschulzugangsberechtigung verteilen sich mit Anteilen von jeweils rund 30 % relativ gleichmäßig auf das obere Segment sowie die beiden Teile des mittleren Segments. In Berufsgruppen, die zum unteren Segment zählen, haben nur 7 % der 14 743 Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife einen Vertrag abgeschlossen.

Mehr als die Hälfte der 35 206 Auszubildenden mit mittlerem Abschluss begannen eine Ausbildung in einer Berufsgruppe in der unteren Hälfte des mittleren Segments. Weitere 20 % wählten eine Berufsgruppe in der oberen Hälfte des mittleren Segments. Rund doppelt so viele Auszubildende mit mittlerem Abschluss (6 313) absolvieren eine Berufsausbildung im unteren Segment wie im oberen Segment (3 295).

Auszubildende, die höchstens einen Hauptschulabschluss vorweisen können, haben in der Regel nur die Wahl zwischen Berufen, die im unteren Segment oder in der unteren Hälfte des mittleren Segments angesiedelt sind. Nur knapp 6 % dieser 28 756 Auszubildenden konnten einen Ausbildungsvertrag abschließen, der zu einer Berufsgruppe in der der oberen Hälfte des mittleren Segments oder im oberen Segment zählt. Mit einem Anteil an den Vertragsabschlüssen von rund 57 % haben die Berufsgruppen im unteren Segment den mit Abstand größten Anteil. Dieser Befund bestätigt die naheliegende Annahme, dass Auszubildende mit höherer Schulbildung mehr Möglichkeiten bei der Wahl des Ausbildungsberufs besitzen als Auszubildende mit Hauptschulabschluss.

Mit steigendem Abschlussniveau erhöht sich der Anteil der Dienstleistungsberufe

Unter den Ausbildungsanfängern mit oder ohne Hauptschulabschluss war im Jahr 2011 das Verkaufspersonal die am häufigsten gewählte Berufsgruppe. Rund 12 % aller Vertragsabschlüsse entfielen hierauf. Mit deutlichem Abstand folgte die Berufsgruppe der Groß- und Einzelhandelskaufleute, Ein- und Verkaufsfachleute, gefolgt von den Fahr-, Flugzeugbau- und -wartungsberufen. Je fünf der zehn am häufigsten vertretenen Berufsgruppen waren dem unteren Teil des mittleren Segments und dem unteren Segment zugeordnet.

Büroberufe und Kaufmännische Angestellte, a.n.g. war die Berufsgruppe, die bei den Auszubildenden mit mittleren Abschluss mit einem Anteil von rund 16 % die meisten Vertragsabschlüsse verzeichnen konnte. Diese Berufsgruppe gehört zum oberen Teil des mittleren Segments. Groß- und Einzelhandelskaufleute, Ein- und Verkaufsfachleute sind hier wie bei den Auszubildenden mit oder ohne Hauptschulabschluss an zweiter Stelle zu finden. Alle fünf Berufsgruppen des unteren Teils des mittleren Segments, die bei den Auszubildenden mit oder ohne Hauptschulabschluss in der Liste der »Top 10« zu finden sind, gehören auch bei den Auszubildenden mit mittlerem Abschluss zu den zehn meistgewählten Berufsgruppen. Als sechste Berufsgruppe dieses Segments tauchen hier noch die Hotel- und Gaststättenberufe auf. Aus dem unteren Segment ist dagegen nur das Verkaufspersonal vertreten. Mit den Bank-, Bausparkassen-, Versicherungsfachleuten und den anderen Dienstleistungskaufleuten und zugehörigen Berufen schaffen immerhin zwei Berufsgruppen des oberen Segments den Sprung unter die »Top 10« der Auszubildenden mit mittlerem Abschluss.

Gut ein Viertel der Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung hatte 2011 einen Vertrag in der Berufsgruppe Büroberufe und Kaufmännische Angestellte, a.n.g. abgeschlossen. Damit steht diese – auch insgesamt größte Berufsgruppe – ebenso wie bei den Auszubildenden mit mittlerem Abschluss an der Spitze der Liste. Mit den Bank-, Bausparkassen- und Versicherungsfachleuten folgt eine Berufsgruppe des oberen Segments auf dem zweiten Rang. Vier der fünf Berufsgruppen des oberen Segments sind unter den zehn am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen der Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife zu finden. Lediglich die hierunter zahlenmäßig kleinste Berufsgruppe der Technischen Sonderfachkräfte weist eine zu geringe Zahl von Auszubildenden auf. Neben diesen vier Berufsgruppen des oberen Segments sind bei den Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung zwei Berufsgruppen des oberen und vier des unteren Teils des mittleren Segments unter den zehn beliebtesten Berufsgruppen vertreten.

Bei den Auszubildenden mit oder ohne Hauptschulabschluss zählen sechs der zehn am häufigsten gewählten Berufsgruppen zu den Fertigungsberufen und vier zu den Dienstleistungsberufen. Dagegen sind bei den Auszubildenden mit Fachhochschul- oder Hochschulreife acht dieser Berufsgruppen Dienstleistungsberufe und nur zwei Fertigungsberufe. Mit den Groß- und Einzelhandelskaufleuten, Ein- und Verkaufsfachleuten, den übrigen Gesundheitsdienstberufen und den Elektroberufen sind drei Berufsgruppen des unteren Teils des mittleren Segments in allen drei Listen der meistgewählten Ausbildungsberufe nach Vorbildungsniveau vertreten.

Überdurchschnittliche Frauenanteile in den beiden oberen Segmenten

Über alle Ausbildungsberufe hinweg wurden im Jahr 2011 gut 41 % der Ausbildungsverträge von Frauen abgeschlossen. Im oberen Segment der Berufsgruppen liegt der Frauenanteil mit 47 % etwas über diesem Durchschnitt. In vier der fünf dort vertretenen Berufsgruppen liegt der Frauenanteil über der Hälfte, bei den Berufen in der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung sogar bei fast 79 %. Nur die Rechnungskaufleute und Informatiker/-innen, bei denen lediglich jeder elfte Ausbildungsvertrag von einer Frau eingegangen wurde, sorgten dafür, dass die Zahl der männlichen Auszubildenden in diesem Segment höher ist als die Zahl der Frauen.

In der oberen Hälfte des mittleren Segments dominieren dagegen Frauen, deren Anteil mit gut 69 % deutlich mehr als zwei Drittel betrug. So waren in der größten Berufsgruppe – den Büroberufen und Kaufmännischen Angestellten, a.n.g. – rund drei Viertel der Verträge von Frauen abgeschlossen worden. Im unteren Teil des mittleren Segments sowie im unteren Segment betrug ihr Anteil an den Neuabschlüssen dagegen nur jeweils etwa ein Drittel.

Hieraus ergeben sich starke Unterschiede bei der Verteilung der Segmente zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden. Während von den weiblichen Auszubildenden knapp 12 % einen Ausbildungsvertrag in einer Berufsgruppe aus dem oberen Segment und 28 % in einer Berufsgruppe der oberen Hälfte des mittleren Segments abgeschlossen hatten, lagen die entsprechenden Anteile bei ihren männlichen Kollegen nur bei jeweils etwa 9 %.

Die Zahl der weiblichen Auszubildenden mit Hochschulzugangsberechtigung, die im Jahr 2011 einen Vertrag abgeschlossen hatten, war daher mit 7 699 höher als die Zahl der entsprechenden männlichen Auszubildenden mit 7 044. Unter den 28 756 Ausbildungsanfängern mit oder ohne Hauptschulabschluss waren dagegen mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen.

Ausländische Auszubildende überwiegend in den unteren Segmenten zu finden

Gut 10 % aller Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2011 von Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit abgeschlossen. Sowohl bei deutschen wie bei ausländischen Auszubildenden sind hierbei die Berufsgruppen der unteren Hälfte des mittleren Segments mit einem Anteil von rund 43 % am häufigsten vertreten. Ansonsten unterscheidet sich die Verteilung der Segmente zwischen deutschen und ausländischen Auszubildenden stark. Während von den deutschen Auszubildenden knapp 11 % in einer Berufsgruppe des oberen Segments und gut 17 % in einer Berufsgruppe der oberen Hälfte des mittleren Segments ausgebildet werden, sind die entsprechenden Anteile unter den ausländischen Auszubildenden jeweils nur etwa halb so hoch. Dagegen ist der Anteil der Berufsgruppen des unteren Segments mit 42 % bei den ausländischen Auszubildenden deutlich höher als bei den deutschen.

Eine wesentliche Ursache für diese Verteilung der Ausbildungsplätze dürfte sein, dass ausländische Schulabsolventen erheblich seltener als deutsche die Fachhochschul- oder Hochschulreife erwerben und auch beim Erwerb des mittleren Abschlusses noch etwas hinter den deutschen Jugendlichen liegen.7 Der Zugang zu Berufen, die in der Regel einen qualifizierteren Bildungsabschluss erfordern oder von Schulabsolventen mit solchen Abschlüssen stärker nachgefragt werden, ist somit für den großen Teil ausländischer Schulabsolventen, der nicht über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügt, stark eingeschränkt.

In Baden-Württemberg höherer Anteil an Vertragsabschlüssen in den unteren Segmenten als im Bundesdurchschnitt

Der Vergleich zu den Ergebnissen auf Bundesebene wird dadurch erschwert, dass hier unterschiedliche Kriterien zur Abgrenzung der Segmente herangezogen werden. Berechnet man die Verteilung entsprechend den im Bericht »Bildung in Deutschland 2012« genannten Vorgaben8, ergibt sich für Baden-Württemberg ein deutlich geringerer Anteil an Vertragsabschlüssen in Berufen der oberen Hälfte des mittleren Segments, der um gut 8 Prozentpunkte unter dem Bundsdurchschnitt liegt. Dagegen wurden in Berufen des unteren Segments (+ 2 Prozentpunkte) und vor allem in Berufen der unteren Hälfte des mittleren Segments (knapp + 7 Prozentpunkte) in Baden-Württemberg wesentlich größere Anteile an Verträgen abgeschlossen. Die besseren Beschäftigungsaussichten für weniger Qualifizierte in Baden-Württemberg werden auch durch die auf Basis des Mikrozensus ermittelten Beschäftigungsquoten nach Bildungsstand bestätigt. Demnach ist hier ein deutlich höherer Teil der 25- bis 64-Jährigen, die nicht über einen Abschluss des Tertiärbereichs (Hochschulabschluss oder Fachschulabschluss) verfügen, beschäftigt als im Bundesdurchschnitt.9

Der in diesem Beitrag für Baden-Württemberg gewählte Ansatz mit Bezug auf Berufsgruppen anstelle ausgewählter Einzelberufe bzw. Gruppierungen ähnlicher Einzelberufe führt im Vergleich zum Ansatz des Berichts »Bildung in Deutschland 2012« zu geringeren Anteilen in den beiden oberen Segmenten und einer starken Ausweitung der unteren Hälfte des mittleren Segments. Die niedrigeren Anteile in den oberen Segmenten sind auf die Zusammenfassung von Einzelberufen mit unterschiedlichen Qualifikationsansprüchen in den Berufsgruppen zurückzuführen. Der wesentlich höhere Anteil der unteren Hälfte des mittleren Segments speist sich in erster Linie aus den Berufen, die in Baden-Württemberg entsprechend dem bundesweiten Ansatz nicht zugeordnet werden konnten. Auszubildende, die 2011 in diesen Berufen einen Vertrag abgeschlossen hatten, verfügten zu jeweils rund 40 % über einen Hauptschulabschluss oder einen mittleren Abschluss und zu gut 16 % über eine Hochschulzugangsberechtigung.

Die hier vorgestellten Ergebnisse vermitteln einen Eindruck vom weit gespannten Feld der Angebote in der dualen Berufsausbildung und ihren jeweiligen Qualifikationsansprüchen bzw. den Vorlieben der Absolventen der verschiedenen Schularten. Allerdings handelt es sich um eine Momentaufnahme aus dem Jahr 2011. Inwieweit sie stellvertretend ist für stabile Strukturen, die auch bereits in der Vergangenheit zu beobachten waren, oder ob sich Entwicklungen dahinter verbergen, wird im kommenden Monatsheft behandelt.

1 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Pressemitteilung 089/2012 vom 12. Juli 2012: »Deutsch-Spanische Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit«. (Abruf am 28. August 2012)

2 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2012, Bielefeld, 2012, S. 110–112. (Zitierweise: Bildung in Deutschland 2012).

3 Fachangestellte im Bereich von Anwaltskanzleien, Notariaten, Apotheken und medizinischen sowie tiermedizinischen Praxen.

4 Bildung in Deutschland 2012, S. 112.

5 In diesem Beitrag können aus Platzgründen nicht die detaillierten Ergebnisse aller 70 Berufsgruppen einzeln dargestellt werden. Diese sind in Tabelle 5 des Statistischen Berichts »Auszubildende in Baden-Württemberg 2011« zu finden.(Abruf am 28. August 2012).

6 a.n.g. = (vergleichbare Berufe, soweit) anderweitig nicht genannt.

7 Landesinstitut für Schulentwicklung und Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Bildung in Baden-Württemberg 2011, Stuttgart 2011, S. 207.

8 Bildung in Deutschland 2012, S. 111 ff und S. 283.

9 Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.): Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich, Ausgabe 2011, S. 48 ff.