:: 12/2012

Berufseinstieg

Ergebnisse der Absolventenbefragung 2011 an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Fast drei Viertel (74 %) der suchenden Absolventen fanden bereits innerhalb der ersten 3 Monate nach Studienabschluss eine Beschäftigung oder eine sonstige Erwerbstätigkeit und integrierten sich in den Arbeitsmarkt. Direkt nach dem Studium waren 63 % der teilnehmenden Absolventen im Angestellten- oder Beamtenverhältnis beschäftigt. Ein wesentlich größerer Anteil als in den Vorjahren belegte jedoch ein weiteres Studium (14 %). Etwa jeder Zehnte war nach dem Studium zwar auf der Suche nach einer Beschäftigung, hatte aber leider direkt im Anschluss keine gefunden. Allerdings unterscheiden sich die beiden untersuchten Prüfungsjahre 2006 und 2009 in der Absolventenbefragung 2011 (siehe i-Punkt) sowohl bei der Integration in den Arbeitsmarkt als auch in der Art der ersten Tätigkeit nach dem Studium wesentlich. Trotz dieser Unterschiede bewerteten fast zwei Drittel der Erwerbstätigen die berufliche Situation bezogen auf die Ausbildung als überwiegend angemessen.

Nicht jeder Absolvent ist nach dem Studium auf der Suche nach einer Beschäftigung

Insgesamt haben 77 % der Absolventen aus den Prüfungsjahren 2006 und 2009 zusammen nach dem Studium eine Erwerbstätigkeit oder eine sonstige berufliche Tätigkeit gesucht und letztendlich auch gefunden. Die Erwerbssuche war für weitere 3 % der Befragten nicht erfolgreich. Die restlichen 20 % waren erst gar nicht auf der Suche nach einer Beschäftigung, weil sie zum Beispiel ein weiteres Studium absolvierten oder eine Beschäftigung ohne Bewerbung gefunden haben.

Allerdings unterscheiden sich die Absolventen der beiden untersuchten Prüfungsjahre1 2006 und 2009 in der Absolventenbefragung 2011 deutlich. Während nur 1 % der Absolventen, welche im Prüfungsjahr 2006 ihr Studium beendeten, erfolglos bei der Beschäftigungssuche war, waren es bei den Absolventen mit Abschluss im Prüfungsjahr 2009 immerhin 4 %. Der Anteil der Absolventen, die erst gar nicht nach einer Beschäftigung suchten, war im späteren Prüfungsjahr 2009 mit 24 % fast doppelt so hoch, als dies noch 2006 der Fall war (14 %). Dementsprechend scheinen sich die Absolventen des Prüfungsjahres 2006 mit 85 % erfolgreichen Absolventen besser in den Arbeitsmarkt integriert zu haben als Absolventen aus dem Prüfungsjahr 2009 (72 %).

Unterschiede beim Suchverhalten nach Prüfungsjahren

Der Anstieg der Nichtsuchenden um 10 Prozentpunkte und die Zunahme des Anteils der Erfolglosen zeigt, inwiefern sich die Situation der Absolventen generell, aber auch auf dem Arbeitsmarkt zwischen den Prüfungsjahren verändert hat. Alternativen zur Beschäftigungssuche, zum Beispiel ein weiteres Studium als Weiterqualifizierungsmaßnahme oder als Folge der schlechten Arbeitsmarktsituation, werden bei den Absolventen mit Abschluss im Jahr 2009 häufiger in Erwägung gezogen als 2006 und führen dazu, dass ein größerer Anteil erst gar nicht nach einer Beschäftigung suchte. Aber auch die Wirtschaftskrise geht am Prüfungsjahr 2009 nicht spurlos vorüber. So liegt der Anteil der erfolglosen Absolventen beim späteren Prüfungsjahr 3 Prozentpunkte höher. Im Vergleich zur Vorjahreserhebung 2010 sank der Anteil der erfolgreich suchenden Absolventen von der Erhebungsphase 2010 (Prüfungsjahre 2005 und 2008) bis zur Erhebungsphase 2011 (Prüfungsjahre 2006 und 2009) um 5 Prozentpunkte.

Stellensuche am erfolgreichsten durch das Internet

Der häufigste Weg zu einer erfolgreichen Beschäftigung ist und bleibt seit Beginn der Absolventenbefragung die Bewerbung auf eine Stelle im Internet. 37 % der Absolventen waren auf diesem Weg erfolgreich2. Für jeweils knapp ein Viertel der Absolventen (24 %) war der Schlüssel einer erfolgreichen Beschäftigungssuche der selbstständige Kontakt zum Arbeitgeber oder ein bereits absolviertes Praktikum während des Studiums. 16 % der Befragten wurden direkt vom Arbeitgeber angesprochen und erhielten demzufolge ihre Beschäftigung. Über eine Annonce in der Zeitung fand hingegen nur annähernd jeder zehnte Absolvent seine Beschäftigung (12 %), ähnlich wie durch Familienangehörige, Freunde oder Bekannte (13 %). Die unternehmerische Selbstständigkeit, die Arbeitsagentur sowie private Vermittler und die Mithilfe der Hochschule spielten bei der erfolgreichen Stellensuche mit jeweils unter 10 % eine untergeordnete Rolle. Seit Beginn der Absolventenbefragung im Jahr 2008 bis zu dieser Absolventenbefragung haben sich keine wesentlichen Änderungen bei den erfolgreichen Bewerbungsmethoden ergeben.

Weiteres Studium gewinnt an Bedeutung

Anders ist dies jedoch bei den Absolventen, die erst gar nicht auf der Suche nach einer Beschäftigung waren3. Der Aspekt, eine Beschäftigung auch ohne Bewerbung gefunden zu haben, fiel seit der vorherigen Befragung im Zeitvergleich rapide ab. Während in der Erhebungsphase 2010 noch 44 % diese Antwortkategorie wählten, waren es in der Erhebungsphase 2011 nur noch 33 % der Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Der ehemalige Spitzenreiter der Gründe, nach dem Studium nicht nach einer Beschäftigung zu suchen, wurde in dieser Absolventenbefragung erstmals durch die Antwortkategorie »weiteres Studium« abgelöst. 44 % der Absolventen gaben dabei an, direkt nach dem Studium nicht auf der Suche nach einer Beschäftigung gewesen zu sein, da sie ein weiteres Studium begonnen haben. Im Erhebungsjahr 2010 lag dieser Wert bei lediglich 26 %. Weitere Gründe für die Nichtsuche, wie zum Beispiel die Selbstständigkeit, die Promotion oder die Elternzeit, wurden von den Befragten wesentlich seltener genannt.

63 % direkt nach dem Studium im Angestellten- und Beamtenverhältnis tätig; 9 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr

Neben dem sich wandelnden Suchverhalten der Absolventen und der damit verbundenen steigenden Zahl der Absolventen, die sich für ein weiteres Studium entschieden, haben sich im Zeitvergleich auch die Beschäftigungszahlen direkt nach dem Studium, also in der ersten Phase, verändert. Direkt nach dem Studienabschluss waren 63 % der Absolventen im Angestellten- und Beamtenverhältnis beschäftigt, während 3 % selbstständig waren. 14 % der Befragten ging einem weiteren Studium nach, und noch annähernd jeder Zehnte (11 %) war nach dem Studium Arbeit suchend bzw. arbeitslos.

Im Vergleich dazu lagen die Anteile der Erwerbstätigen im Angestellten- und Beamtenverhältnis in den vorherigen Erhebungsjahren direkt nach dem Studium deutlich höher mit 71 % (2010), 72 % (2009) bzw. 69 % (2008). Die Abnahme im Vergleich zu den Vorjahren ist überwiegend durch die steigenden Anteile der Absolventen, die ein weiteres Studium bzw. eine Promotion als erste Phase angaben, zu erklären. So nahmen die Anteilswerte der Absolventen dieser Kategorie in der ersten Phase seit 2008 (6 %) um 8 Prozentpunkte zu. Ebenso wuchs der Anteil der Arbeitsuchenden von 2010 bis zu dieser Erhebung 2011 um 2 Prozentpunkte auf 11 % an.

Eine nähere Untersuchung zeigt jedoch, dass die sich ändernden Werte des Erhebungsjahres 2011 überwiegend aus den Zahlen des Prüfungsjahres 2009 resultieren. Während die Absolventen aus dem Prüfungsjahr 2006 direkt nach dem Studium noch zu 76 % ins Angestellten- und Beamtenverhältnis wechselten, waren dies im Prüfungsjahr 2009 lediglich noch 54 % und somit fast ein Viertel an Absolventen weniger. Auch die Anteile der Absolventen, die ein weiteres Studium bzw. eine Promotion belegten, unterschieden sich augenfällig. So begannen 5 % des früheren Prüfungsjahres 2006 ein weiteres Studium bzw. eine Promotion, während sich dazu jeder Fünfte (20 %) des Prüfungsjahres 2009 entschied. Diese wachsenden Werte lassen sich unter anderem durch den Bologna-Prozess und die Umstellung der Diplomstudiengänge auf Bachelor-Master-Programme erklären. Auch die Wirtschaftskrise und deren Folgen beeinflusste das Prüfungsjahr 2009. So waren 7 % aus dem Prüfungsjahr 2006 direkt nach dem Studium arbeitslos bzw. auf Arbeitssuche, während 2009 – prozentual gemessen – fast der doppelte Anteil dieser Gruppe angehörte (13 %).

Ebenso wichen die Beschäftigungsverhältnisse bei der ersten Tätigkeit nach dem Studium in den Prüfungsjahren voneinander ab. Während 2006 direkt im Anschluss an das Studium noch 15 % ein befristetes, 82 % ein unbefristetes und der verbleibende Rest ein sonstiges Vertragverhältnis erzielte, waren 71 % der Absolventen im Prüfungsjahr 2009 unbefristet und weitere 25 % befristet beschäftigt. Der verbleibende Rest wurde einem sonstigen Beschäftigungsverhältnis zugeordnet.

Weit überwiegend rasche Integration in den Arbeitsmarkt

Eine möglichst schnelle Integration in den Arbeitsmarkt, mit einer kurzen Bewerbungsdauer und wenig Bewerbungsversuchen, kann bei der Suche nach einer Erwerbstätigkeit als Erfolg gewertet werden. In etwa ein Drittel der suchenden Befragten (32 %) fand direkt im Anschluss an das Studium eine Beschäftigung bzw. eine sonstige berufliche Tätigkeit. Weitere 42 % der Absolventen waren nach 1 bis 3 Monaten mit ihrer Suche nach einer Beschäftigung erfolgreich. 4 bis 6 Monate lang suchten nur 17 % bis zum Stellenerfolg. Der verbleibende Rest der erfolgreich suchenden Absolventen (394 Befragte bzw. 9 %) benötigte nach Ende des Studiums mehr als ein halbes Jahr um eine Beschäftigung zu finden.

Auch wenn dieser Schritt vom Studium ins Berufsleben somit dem größten Teil der befragten Absolventen relativ problemlos gelang, kamen nicht alle gleich schnell auf dem Arbeitsmarkt unter. Betriebswirte brauchten zum Beispiel länger als Bauingenieure. Diese waren aber im Vergleich zu den Informatikern immer noch langsamer beim Übergang vom Studium zum Beruf. So hatten 88 % der suchenden Informatiker 3 Monate nach Ende des Studiums eine Beschäftigung gefunden4. Im Bereich des Bauingenieurwesens waren es hingegen 86 % und bei den Betriebswirten nur 66 % der Absolventen.

Im Prüfungsjahr 2006 fanden 77 % der erfolgreichen Absolventen ihre Beschäftigung bereits nach 3 Monaten, während dies 2009 nur noch 72 % waren. Dementsprechend dauerte die Suche nach einer Beschäftigung bei den Absolventen mit Prüfungsjahr 2009 etwas länger (Durchschnitt: 2,9 Monate) und sie benötigten mehr Bewerbungsversuche (Durchschnitt: 17,7 Bewerbungen) als dies bei den Absolventen mit Abschluss 2006 der Fall war (Durchschnitt: 2,4 Monate, 14,1 Bewerbungen).

Durchschnittlich benötigten alle teilnehmenden Absolventen der Befragung 2,7 Monate und 16,1 Bewerbungsversuche bis sie Erfolg bei ihrer Beschäftigungssuche hatten. Diese Mittelwerte haben sich seit der letzten Absolventenbefragung 2010 wieder etwas verschlechtert. Davor, das heißt von 2008 bis 2010, haben sich die Werte hingegen von 2,7 Monate auf 2,3 Monate und in der Bewerbungszahl von 18,5 Versuchen auf 13,5 Versuche verkürzt bzw. reduziert. Somit hatte die Wirtschaftskrise, die Ende 2008 auch die Gesamtwirtschaft erreichte, für das Prüfungsjahr 2009 wohl doch Auswirkungen auf die Integration der bisherigen Absolventen in den Arbeitsmarkt.

Der Beruf ist meist angemessen und die Mehrzahl der Absolventen wenden die Studieninhalte auch im Beruf an

Fast zwei Drittel (63 %) der Absolventen waren der Meinung, dass ihre berufliche Situation der Ausbildung (überwiegend) angemessen ist. 27 % der Absolventen konnten ihre Beschäftigung jedoch nur als teilweise angemessen bewerten und der verbleibende Rest sogar als wenig (7 %) bzw. nicht angemessen (3 %).

Die Absolventen nutzten bei ihrer beruflichen Tätigkeit zu 6 % immer und zu 33 % sehr häufig die im Studium erworbenen Qualifikationen. Nur 1 % nutzte die vermittelten Studieninhalte nie und weitere 16 % selten. Dabei wählten 44 % der Absolventen bei der Beantwortung der Frage »Wie häufig verwenden Sie Ihre im Studium erworbenen Qualifikationen?« die Antwortkategorie »manchmal« aus.

Hohe Zufriedenheit mit dem Beruf, Nachholbedarf bei Aufstiegsmöglichkeiten

Während 88 % der Befragten mit den Tätigkeitsinhalten und 84 % mit dem Betriebs- und Arbeitsklima im Beruf zufrieden oder sehr zufrieden waren, äußerten sich relativ viele Absolventen im derzeitigen Beruf mit ihrem Gehalt (20 %), den Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten (18 %) und den Aufstiegsmöglichkeiten (21 %) unzufrieden bzw. sehr unzufrieden. Dennoch wurden alle im Fragebogen genannten Aspekte von der Mehrheit der Befragten (> 50 %) als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend bewertet.

Ausblick

Weitere Ergebnisse im Rahmen der Absolventenbefragung 2011 können in einem ausführlichen Bericht unter www.statistik.baden-wuerttemberg.de im Bereich Bildung und Kultur als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen werden. Neben den Hochschulen der Angewandten Wissenschaften wurde hier auch eine Kunsthochschule untersucht. Des Weiteren finden seit 2012 auch Absolventenbefragungen der Pädagogischen Hochschulen sowie der Dualen Hochschule statt, sodass ab 2013 weitere Veröffentlichungen in diesem Bereich vorgesehen sind.

1 Ein Prüfungsjahr umfasst die Absolventen aus dem Wintersemester, zum Beispiel 2008/2009, und dem darauf folgenden Sommersemester, zum Beispiel 2009 (=Prüfungsjahr 2009).

2 Die Absolventen hatten bei dieser Frage die Möglichkeit mehrere Angaben auszuwählen.

3 Siehe Fußnote 2.

4 Dabei wurden nur Fächer analysiert, die 50 oder mehr Befragungsteilnehmer aufweisen. Diese stellen in der Summe in etwa drei Viertel der erfolgreich suchenden Absolventen dar.