:: 12/2012

Informations- und Kommunikationsdienstleistungen

Eine Branche im Ländervergleich Baden-Württemberg – Bayern

Die Branche Information und Kommunikation beschäftigte im Jahr 2010 in Baden-Württemberg in rund 10 700 Unternehmen über 144 000 Personen. Der Gesamtumsatz dieses Wirtschaftsbereichs betrug über 34 Mrd. Euro. Drei Viertel dieser baden-württembergischen Unternehmen bieten speziell Dienstleistungen der Informationstechnologie an. In Bayern waren im Jahr 2010 in der Branche über 17 000 Unternehmen tätig. Sie erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von knapp 36 Mrd. Euro und stellten rund 186 000 Arbeitsplätze bereit. In Bayern sind zwei Drittel dieser Unternehmen Dienstleister der Informationstechnologie.

Die beiden benachbarten Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern orientieren sich in den verschiedensten Bereichen gerne an den Gegebenheiten des Nachbarlandes und begeben sich so teilweise auch in eine nicht nur sportliche Konkurrenz zueinander. Der nachfolgende Beitrag versucht in diesem Sinne die aktuellen Strukturen der Branche Information und Kommunikation in Baden-Württemberg und Bayern vergleichend darzustellen. Die Ergebnisse basieren auf der Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich 2010, die bundesweit von den Statistischen Landesämtern durchgeführt wird.

Die Branche Information und Kommunikation (IuK)1 repräsentiert Unternehmen, die Informationsangebote sowie kulturelle Angebote herstellen und vertreiben, die Mittel und Möglichkeiten zur Übertragung und Verteilung dieser Produkte bereitstellen, die im Bereich der Informationstechnologie und der Datenverarbeitung tätig sind oder weitere Informationsdienstleistungen anbieten, zum Beispiel den Betrieb von Web-Portalen oder in Form von Korrespondenz- und Nachrichtenbüros. Konkret sind dieser Branche folgende wirtschaftliche Tätigkeiten zugeordnet:

  • das Verlagswesen, einschließlich des Verlegens von Software,
  • die Herstellung von Filmen und Tonaufnahmen sowie das Verlegen von Musik,
  • die Herstellung und Ausstrahlung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen,
  • die Telekommunikation,
  • Dienstleistungen der Informationstechnologie und
  • sonstige Informationsdienstleistungen.

In Baden-Württemberg im Schnitt mehr Umsatz je Unternehmen

In Baden-Württemberg waren im Jahr 2010 rund 10 700 Unternehmen2 in der Branche Information und Kommunikation tätig. Diese erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 34,4 Mrd. Euro. In Bayern hatten über 17 000 Unternehmen3 in dieser Branche ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt, die einen Gesamtumsatz von 35,8 Mrd. Euro erzielten. Damit waren im Jahr 2010 in Bayern zwar 60 % mehr Unternehmen in dieser Branche im Vergleich zu Baden-Württemberg angesiedelt, während der bayerische Branchenumsatz aber nur 4 % über dem Umsatz Baden-Württembergs lag. Der Umsatz je Unternehmen betrug in Baden-Württemberg also über 3,2 Mill. Euro, in Bayern rund 2 Mill. Euro. Der bayerische Branchenumsatz je Unternehmen lag daher im Durchschnitt ein Drittel unter dem Umsatzdurchschnitt Baden-Württembergs. In Baden-Württemberg waren rund 144 000 Personen in der Branche tätig, in Bayern gab es mit rund 186 000 Personen nahezu 30 % mehr Beschäftigte.

Der Großteil dieser Unternehmen (über 8 100 Unternehmen in Baden-Württemberg, rund 11 300 Unternehmen in Bayern) bietet in beiden Bundesländern »Dienstleistungen der Informationstechnologie« an. Darunter fallen das Entwickeln, Anpassen, Testen und Pflegen von Software, die Planung und der Entwurf von Computersystemen sowie die Hardware-, Software- und Kommunikationstechnologie. Auch die Verwaltung und der Betrieb der Computersysteme und/oder Datenverarbeitungsanlagen eines Kunden vor Ort sowie sonstige fachliche und technische mit der Datenverarbeitung verbundene Tätigkeiten zählen zu den Dienstleistungen in der Informationstechnologie. Der Umsatz dieser Teilbranche belief sich in Baden-Württemberg auf 23,8 Mrd. Euro, in Bayern auf 13,8 Mrd. Euro. In beiden Bundesländer waren nahezu gleich viele Personen (Baden-Württemberg: 95 800 Personen, Bayern: 96 400 Personen) in diesem Wirtschaftsbereich tätig. Demzufolge waren in Bayern zwar 40 % mehr Dienstleistungsunternehmen der Informationstechnologie angesiedelt, diese erzielten jedoch 42 % weniger Umsatz. Im Durchschnitt wurde in dieser Teilbranche in den bayrischen Unternehmen weniger als die Hälfte des Umsatzes je Unternehmen im Vergleich zu baden-württembergischen Unternehmen erreicht.

Im »Verlagswesen«, das in Baden-Württemberg gemessen an der Anzahl mit rund 940 Unternehmen die zweite Position einnimmt, weist Bayern über 1 200 Verlage auf. Die Jahresgesamtumsätze 2010 beliefen sich in Baden-Württemberg auf 4,4 bzw. in Bayern auf 5,8 Mrd. Euro, so dass der Umsatz je Unternehmen mit 4,7 Mill. Euro in Baden-Württemberg bzw. 4,5 Mill. Euro in Bayern in ähnlichen Größenordnungen lag. Je tätige Person wurde in Baden-Württemberg ein Umsatz von 142 000 Euro und in Bayern von 138 000 Euro erzielt, bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von rund 31 000 Personen in Baden-Württemberg und rund 42 000 Personen in Bayern.

Der Wirtschaftsbereich »Herstellung von Filmen und Tonaufnahmen sowie das Verlegen von Musik« nimmt in Bayern Platz zwei innerhalb der Branche Kommunikation und Information ein. Hier waren 2010 in Baden-Württemberg knapp 800 Unternehmen am Markt, während in Bayern mit rund 1 900 Unternehmen mehr als doppelt so viele Unternehmen gezählt wurden. Die bayerischen Unternehmen erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 2,2 Mrd. Euro, so dass im Durchschnitt knapp 1,2 Mill. Euro Umsatz auf ein Unternehmen entfielen. In Baden-Württemberg belief sich der Umsatz auf 0,4 Mrd. Euro, das heißt rund 500 000 Euro Umsatz je Unternehmen. Auch je tätige Person in einem Unternehmen wurde in Bayern mit 190 000 Euro ein mehr als doppelt so hoher Umsatz erzielt im Vergleich zu 80 000 Euro in Baden-Württemberg. Insgesamt arbeiteten in Bayern fast 11 500 Personen und in Baden-Württemberg knapp 5 000 in diesem Wirtschaftsbereich.

Auch bei der Anzahl der »Rundfunkveranstalter« ist Bayern mit 105 Unternehmen im Vergleich zu 38 Unternehmen in Baden-Württemberg deutlich stärker präsent und verfügt im Schnitt auch über umsatzstärkere Unternehmen. So erzielten die Rundfunkveranstalter 2010 in Bayern einen Gesamtumsatz von 4,7 Mrd. Euro, das bedeutet fast 45 Mill. Euro je Unternehmen. Für Baden-Württemberg waren es 1,5 Mrd. Euro, das heißt fast 39 Mill. Euro je Unternehmen. In Bayern waren rund 7 000 Personen und in Baden-Württemberg fast 5 000 Personen beim Rundfunk tätig.

Im Bereich »Telekommunikation« sind in Baden-Württemberg mit 160 im Vergleich zu Bayern mit 280 Unternehmen ebenfalls weniger Unternehmen angesiedelt. In Baden-Württemberg erwirtschafteten diese Unternehmen einen Umsatz von 3,6 Mrd. Euro, in Bayern 7,6 Mrd. Euro. In Baden-Württemberg beschäftigten diese Telekommunikationsdienstleister über 2 700 Personen, während in Bayern über 15 500 Personen in dieser Teilbranche tätig waren. Der Umsatz je tätige Person lag in Baden-Württemberg allerdings bei über 1,3 Mill. Euro, und es waren im Schnitt 17 Personen je Unternehmen tätig; demgegenüber betrug in Bayern der Umsatz je tätige Person »nur« knapp 0,5 Mill. Euro und die Unternehmensgröße lag bei durchschnittlich 56 Personen.

In Baden-Württemberg sind vier Mal weniger Unternehmen, die »Informationsdienstleistungen« anbieten, am Markt als in Bayern. Die baden-württembergischen Unternehmen erzielten 2010 einen Gesamtumsatz von 0,7 Mrd. Euro und damit rund 1,1 Mill. Euro je Unternehmen. Die bayerischen Unternehmen erwirtschafteten 1,7 Mrd. Euro, das heißt rund 0,7 Mill. Euro je Unternehmen und damit deutlich weniger pro Unternehmen als in Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg waren bei den Informationsdienstleistern knapp 5 000 Personen angestellt, die im Schnitt mit 140 000 Euro Umsatz je tätige Person eine höhere Produktivität erzielen konnten als die Bayern mit im Vergleich 14 000 Beschäftigten und 123 000 Euro Umsatz je tätige Person.

In Bayern größere Bedeutung der kleinen IuK-Dienstleister

Die Betrachtung der Branche Information und Kommunikation in den beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern zeigt in der Differenzierung nach Beschäftigtengrößenklassen folgende Strukturen:

Unternehmen mit bis zu neun tätigen Personen:

  • in Baden-Württemberg waren in 84 % und in Bayern in 86 % der Unternehmen höchsten neun Personen tätig,
  • in diesen »kleinen« Unternehmen waren in Baden-Württemberg 13 % und in Bayern 19 % der Arbeitsplätze angesiedelt,
  • in Baden-Württemberg wurden 6 % und in Bayern 13 % des Branchenumsatzes von diesen »kleinen« Unternehmen erzielt.

Unternehmen mit mehr als 20 tätigen Personen:

  • in Baden-Württemberg waren in 8 % und in Bayern in 7 % der Unternehmen mehr als 20 Personen beschäftigt,
  • diese »großen« Unternehmen stellten in Baden-Württemberg 80 % und in Bayern 73 % der Arbeitsplätze der Branche,
  • in Baden-Württemberg entfielen 90 % und in Bayern 78 % des Branchenumsatzes auf diese »großen« Unternehmen.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass in Baden-Württemberg »kleine« Unternehmen eine geringere Rolle spielen als in Bayern. Dementsprechend lässt sich sagen, die Branche Information und Kommunikation in Baden-Württemberg wird stärker von »großen« Unternehmen dominiert als in Bayern.

Fazit

In beiden Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern wird die Gesamtbranche Information und Kommunikation von Unternehmen mit Dienstleistungen der Informationstechnologie beherrscht. Die Produktivität dieser Unternehmen ist dabei in Baden-Württemberg – sowohl bezogen auf den Umsatz je Unternehmen als auch je tätige Person – doppelt so hoch wie in den bayerischen Unternehmen dieser Teilbranche.

Demgegenüber betätigen sich in Bayern deutlich mehr und leistungsstärkere Unternehmen, die Filme und Fernsehprogramme herstellen, verleihen oder vertreiben bzw. Kinos, Tonstudios oder Musik verlegen, am Markt als in Baden-Württemberg. In Bayern senden zudem drei Mal mehr Rundfunkveranstalter als in Baden-Württemberg und erwirtschaften damit im Schnitt den doppelten Umsatz je tätige Person.