:: 2/2013

Verhaltene Konjunktur im Winterhalbjahr

Baden-württembergische Wirtschaft dürfte im 1. Quartal 2013 rund ½ % gegenüber dem Vorjahr wachsen

Die ausländische Nachfrageschwäche hat Baden-Württembergs Wirtschaft erreicht. Umsätze und Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe zeigen, dass das Auslandsgeschäft in den Herbstmonaten September bis November erkennbar an Schwung verloren hat. Wuchs das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach jetzigem Kenntnisstand im 4. Quartal 2012 real noch um knapp ¾ % gegenüber dem Vorjahr, so dürfte dieser Wert im 1. Quartal 2013 nur noch rund ½ % betragen. Die momentane konjunkturelle Schwächephase könnte allerdings in der 2. Jahreshälfte überwunden werden, wie der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes anzeigt. Es sind vor allem Stimmungsindikatoren – baden-württembergische, deutsche und internationale –, die diese Einschätzung begründen.

Was die Binnennachfrage angeht, ist nach wie vor keine Wende zum Besseren in Sicht. Die Inlandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes gingen real und arbeitstäglich bereinigt im Durchschnitt der Herbstmonate September bis November um 5,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Auch die Auftragseingänge waren rückläufig. Die Auslandsumsätze drehten im Herbst ebenfalls ins Minus. Während bis in den Sommer noch Zuwächse zu verzeichnen waren, lagen diese zuletzt 0,5 % unter ihrem Vorjahreswert. Die Entwicklung der Bestellungen legt nahe, dass der konjunkturelle Schwung des Auslandsgeschäfts zumindest vorläufig nachlässt.

Der Beschäftigungsaufbau in Baden-Württemberg geht weiter. Industrie und Dienstleister beschäftigten im Durchschnitt der Monate August bis Oktober 1,9 % mehr Personen als im Vorjahreszeitraum, die Arbeitslosigkeit bewegte sich mit einer Quote von 3,9 % im Dezember nach wie vor auf niedrigem Niveau. Was die Preisentwicklung angeht, lagen die Verbraucherpreise im vierten Quartal 1,7 % über ihrem Vorjahreswert. Für das Gesamtjahr 2012 belief sich die Teuerungsrate auf durchschnittlich 1,9 %.

Stimmung in Europa besser als die Lage

Noch in der letzten Ausgabe von »Konjunktur Südwest« war an dieser Stelle zu lesen, dass die Unsicherheiten, die von der Staatsschuldenkrise im Euroraum ausgehen, zwar die Konjunkturerwartungen belasten, sich dies aber noch nicht in den produktionsnahen außenwirtschaftlichen Indikatoren der baden-württembergischen Wirtschaft niederschlug. Mittlerweile lässt sich die außenwirtschaftliche Nachfrageschwäche in den Zahlen zu Auslandsumsatz und ausländischen Auftragseingängen wiederfinden; interessanterweise scheint aktuell allerdings die Stimmung besser als die Lage zu sein: Der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Baden-Württembergs stieg im November und Dezember erstmals seit einem halben Jahr wieder an. Eine Begründung für die steigende Zuversicht kann man darin finden, dass verschiedene Krisenindikatoren auf eine Entspannung hindeuten (so sind die Target-Nettoforderungen der Bundesbank an das Eurosystem im Dezember erneut zurückgegangen), wobei selten der implizite oder explizite Hinweis fehlt, dass Entspannung nicht Entwarnung bedeutet.

Auf europäischer Ebene verbessert sich die konjunkturelle Stimmung ebenfalls. Der sogenannte Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung, den Eurostat monatlich veröffentlicht, stieg sowohl für den Euroraum als auch für die Europäische Union insgesamt im November und Dezember gegenüber dem jeweiligen Vormonat an, nachdem der Trend über das Jahr 2012 abwärtsgerichtet war. Ein gutes Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion zunimmt, ist auch, dass die langfristige Rendite öffentlicher Anleihen im Euroraum insgesamt weiter sinkt. Bei den produktionsnahen und Arbeitsmarktindikatoren ist die aufgehellte Stimmung bislang zwar noch nicht angekommen: Im 3. Quartal 2012 sank die Wirtschaftsleistung und die Arbeitslosigkeit bleibt auf hohem Niveau. Dennoch zeichnet sich eine gewisse Erholung für die europäische Konjunktur ab. So prognostiziert die Commerzbank, dass die preisbereinigte Wirtschaftsleistung im Euroraum ab dem 2. Quartal 2013 wieder moderat wachsen wird.

Dieses prognostizierte europäische Wachstum wird in erster Linie von der deutschen Konjunktur getragen, wobei der unlängst veröffentlichte Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung für 2013 von einem realen Wirtschaftswachstum von lediglich 0,4 % ausgeht. Die aktuelle konjunkturelle Schwächephase werde in der 2. Jahreshälfte überwunden. Im Vergleich zu den Prognosen anderer Institutionen fällt dieser Wert eher zurückhaltend aus (das DIW geht in seiner ebenfalls im Januar veröffentlichten Prognose von 0,9 % aus). Die Bundesregierung nimmt an, dass das Wachstum sich auf steigenden Konsum und Investitionen stützen werde. Der hierdurch induzierte Anstieg der Importe und der im Vorjahresvergleich schwächere Anstieg der Exporte führten dazu, dass vom Außenbeitrag ein leicht negativer Nachfrageimpuls ausgehen werde.