:: 3/2013

Bunte Vielfalt – Zierpflanzenanbau in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wurden 2012 von 759 Betrieben Blumen und Zierpflanzen auf 732 Hektar (ha) angebaut. Die Spanne reicht dabei von hoch spezialisierten Jungpflanzenbetrieben mit einer Jahresproduktion von 1 Mill. Pflanzen über die Gartenbaubetriebe, die mit einem vielfältigen Spektrum von Beet- und Balkonpflanzen aufwarten, bis zu den Landwirten, die auf ihren Feldern neben Getreide bunte Frühjahrs- und Sommerblumen zum Selbstpflücken anbieten.

Im Freiland oder unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen wird im Land ein breites Sortiment von Topfpflanzen und Schnittblumen produziert. Von den 732 ha Zierpflanzenfläche lagen im Jahr 2012 519 ha im Freiland, während 213 ha (29 %) Blumen und Zierpflanzen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen, das heißt in Gewächshäusern unter Glas oder Folie angebaut wurden. Im Durchschnitt hatte somit jeder baden-württembergische Gärtner 0,68 ha im Freiland und 2 800 Quadratmeter (m²) im geschützten Anbau zur Verfügung. Dieser Durchschnittsgärtner wird allerdings immer seltener. Über die Hälfte der Betriebe (55 %) bewirtschaftete entweder nur Flächen im Freiland oder im Gewächshaus.

Um von Witterungsverhältnissen unabhängig zu sein und mit gezielten Kulturmaßnahmen qualitativ hochwertige Pflanzen zu produzieren, konzentrierten sich 200 Gärtnereien (26 %) vollständig auf den Anbau unter Glas oder Folie. Diese Betriebe bewirtschafteten mit 76 ha gut 35 % der gesamten Gewächshausfläche. Insgesamt betrachtet produzierten 39 % der Betriebe auf Gewächshausflächen bis unter 2 000 m², weitere 31 % der Betriebe hatten bis zur doppelten Fläche zur Verfügung. Ein Drittel der Gewächshausfläche (72 ha) stand den 8 % der Betriebe zur Verfügung, die 10 000 m² und mehr bewirtschafteten.

Deutliche Unterschiede zwischen Freiland und Gewächshaus zeigt das Anbauspektrum. Die Anzucht von Topfpflanzen im Freiland, im Wesentlichen Stauden und Stiefmütterchen, beanspruchte lediglich 86 ha (17 %). Im Gewächshaus war dieses Verhältnis umgekehrt. Hier wurden knapp 77 % der Fläche (163 ha) mit Topfpflanzen (Zimmer-, Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden) und nur 40 ha mit Zierpflanzen zum Schnitt bepflanzt. Stattdessen überwog im Freiland die Produktion von Schnittblumen und Zierpflanzen zum Schnitt. Die Anzucht von Sämereien, Jungpflanzen und Halbfertigware spielte mit einer Gesamtfläche von 17 ha nur eine geringe Rolle.

Für die Vase: Vom Blumenfeld…

Im Freilandanbau sind Steuerungsmöglichkeiten der Gärtner hinsichtlich Temperatur, Wasser und Belichtung eingeschränkt. So ist es beachtlich, dass trotz der hohen Qualitätsanforderungen Schnittblumen und Zierpflanzen zum Schnitt im Freiland auf 426 ha produziert wurden. Auf 65 ha dieser Fläche wuchsen Gehölze, deren Zweige zum Grün- und Blütenschnitt genutzt werden. Eine weitere Gruppe, die ebenfalls keine geschützten Produktionsbedingungen benötigt, stellen die Schnittstauden dar. Deren Fläche lässt sich allerdings nicht quantifizieren, da die Stauden in einer Kategorie mit weiteren Sommerblumen erfragt wurden.

Den Großteil der Freilandproduktion (77 %) machten mit 337 ha Sommerblumen und Stauden sowie sonstigen Zierpflanzen zum Schnitt aus. Diese meist einfach anzubauenden Blumen – Frühjahrsblüher wie Tulpen und Narzissen oder Sommerblumen wie Gladiolen und Sonnenblumen – werden überwiegend von Betrieben erzeugt, die außer diesen keine weiteren Zierpflanzen heranziehen. So dürfte es sich bei einem Großteil der Flächen um Blumenfelder zum Selbstschneiden handeln, die von landwirtschaftlichen Betrieben als Teil der Fruchtfolge auf dem Ackerland angelegt werden.1 Im Rahmen der Zierpflanzenerhebung wurden 176 dieser Betriebe gezählt, die auf 236 ha Schnittblumen anbauten, was 70 % der gesamten Schnittpflanzenproduktion im Freiland entspricht.

… zur intensiven Schnittblumenproduktion

Betriebe, die in großem Stil Zierpflanzen zum Schnitt in Gewächshäusern anbauen, sind hoch spezialisiert. So konzentrierte sich ein Drittel dieser Betriebe entweder nur auf diese Pflanzengruppe oder ihre Schnittblumenfläche war mindestens 1 000 m² groß. Diese 66 Betriebe bewirtschafteten eine Schnittblumenfläche von insgesamt 114 ha, davon knapp 39 ha in Gewächshäusern. Das machte gut 87 % der gesamten Schnittblumenproduktion aus. Bemerkenswert ist, dass von diesen Betrieben 97 % aller Schnittrosen unter Glas (21 ha) und 61 % der Freilandrosen (17 ha) produziert wurden. Auch die Anzucht von Gerbera sowie der übrigen Schnittblumen lag in der Hand dieser Betriebe. Einen regionalen Schwerpunkt hat der Schnittblumenanbau in wenigen Gemeinden nördlich und östlich von Stuttgart im Kreis Ludwigsburg sowie im Rems-Murr-Kreis. Hier befinden sich ein Drittel dieser Betriebe mit einer Schnittblumenfläche von über 50 ha.

Auf der Fensterbank und im Balkonkasten

Die Produktion von Topfpflanzen wird nach dem überwiegenden Nutzungszweck »Zimmerpflanzen« und »Beet- und Balkonpflanzen« unterschieden, wobei einige Arten in beiden Bereichen verwendet werden können. So sind Chrysanthemen nicht nur im Zimmer, sondern auch als Kübelpflanzen auf der Terrasse beliebt, und Primeln schmücken als bunte Frühjahrsblumen auch viele Wohnzimmer. Der Topfpflanzenanbau ist weit verbreitet. Im Jahr 2012 wurden in 502 baden-württembergischen Gärtnereien auf 249 ha, darunter 163 ha im Gewächshaus, 92,2 Mill. Topfpflanzen erzeugt.

In der Regel werden im Jahresverlauf mehrere Kulturen nacheinander angebaut, da viele Topfpflanzen nur saisonal nachgefragt werden, wie beispielsweise Weihnachtssterne oder Beet- und Balkonpflanzen. Gut zwei Drittel der Betriebe bauten 2011/2012 zwischen sechs und zwölf verschiedene Topfpflanzenarten an. Eine Ausnahme machen hier Staudengärtner, die sich im Wesentlichen auf diese eine Pflanzengruppe konzentrieren, die neben den mehrjährigen Stauden wie Lilien oder Pfingstrosen auch Ziergräser und Wasserpflanzen umfasst.

Aufgrund der kurzen Produktionszyklen vieler Topfpflanzenarten kann im Jahresverlauf dieselbe Fläche mehrfach für unterschiedliche Kulturen oder mehrere Sätze einer Pflanze genutzt werden. Daher ist vor allem die produzierte Stückzahl ein Maß für die Intensität der Produktion. Die Bandbreite reichte von 16 Betrieben, die jeweils mehr als 1 Mill. Pflanzen im Jahr und damit zusammen ein Drittel aller baden-württembergischen Topfpflanzen erzeugten, bis zu den kleinen Gärtnern, die weniger als 10 000 Töpfe heranzogen.

Auch regional ist die Topfpflanzenerzeugung weiter verbreitet als der spezialisierte Schnittpflanzenanbau. In 319 Gemeinden des Landes gibt es Betriebe, die zumindest einen Teil ihrer Verkaufsware (noch) selbst erzeugen. Allerdings ist die Produktion von Topfpflanzen in klimatisch benachteiligten Gebieten wie dem Schwarzwald, der Alb oder dem Oberland nur punktuell vertreten. Die dort beheimateten Gärtnereien, die überwiegend an den Endverbraucher verkaufen, nutzen ihre vorhandenen Gewächshausflächen oft nur einmal im Jahr für wenige Monate zur Produktion von Beet- und Balkonpflanzen. Die übrige Zeit des Jahres stehen die Flächen entweder leer oder werden verwendet, um die zur Sortimentsergänzung zugekauften Pflanzen aufzustellen.

Der Hauptanbau konzentriert sich wie bei der Schnittpflanzenproduktion auf den mittleren Neckarraum, insbesondere die Kreise Ludwigsburg und Rems-Murr. Ein Viertel aller baden-württembergischen Topfpflanzen wurden hier erzeugt, bei den Zimmerpflanzen lag der Anteil sogar bei 35 %.

Von Weihnachtssternen…

Drei Viertel der Zimmerpflanzenproduktion entfielen auf nur fünf Zierpflanzenarten. An der Spitze lagen, obwohl nur saisonal nachgefragt, die Weihnachtssterne mit einer jährlichen Produktion von 2,7 Mill. Pflanzen, knapp dahinter fanden sich 2,6 Mill. blühende Zwiebelpflanzen, die vor allem im Frühjahr kultiviert werden. Von Alpenveilchen, Chrysanthemen und Elatior-Begonien wurden zwischen 1,3 und 1,5 Mill. Töpfe produziert. Während Weihnachtssterne, Zwiebelpflanzen, Alpenveilchen und Chrysanthemen von etwa der Hälfte der 355 Zimmerpflanzengärtner angezogen wurden, kultivierten nur wenige Spezialbetriebe Orchideen, Kalanchoe oder Azaleen, dann aber in großen Stückzahlen und Varietäten.

… bis Stiefmütterchen

Stiefmütterchen, Geranien und sonstige Beet- und Balkonpflanzen, wie Fuchsien oder Lobelien: 80 % aller 490 Gärtner, die Beet- und Balkonpflanzen heranzogen, hatten diese drei Pflanzenarten aus eigener Produktion im Angebot. Zusammen machten sie mehr als die Hälfte (56 %) der 79,5 Mill. erzeugten Beet- und Balkonpflanzen aus. Allein die Stiefmütterchen, einfach zu kultivieren und vielfältig zu verwenden, hatten mit 21,5 Mill. Stück einen Anteil von 27 % an der gesamten Beet- und Balkonpflanzenproduktion.

Doch auch innerhalb der Kategorie Beet- und Balkonpflanzen gibt es Arten, die in großem Stil nur von Spezialisten angebaut werden. Bei den Stauden wurden von den 16 Betrieben, die im Jahr jeweils mindestens 100 000 Stück produzierten, 92 % der gesamten Staudenpflanzen (15,3 Mill. Stück) herangezogen. Noch stärker spezialisiert ist die Kultur der Heidepflanzen (Erika und Calluna). Hier erzeugten fünf Betriebe mit einer Jahresproduktion von über 100 000 Stück allein 92 % der gesamten Pflanzen Baden-Württembergs in Höhe von 2,39 Mill. Stück.

Nur für Spezialisten: Jungpflanzenanzucht

Im Zierpflanzenbau ist die Arbeitsteilung und Spezialisierung weit fortgeschritten. Wenige Betriebe kultivieren ihr gesamtes Sortiment an Topfpflanzen vom Samen oder Steckling bis zur Fertigware selbst. Lediglich die gängigen Beet- und Balkonpflanzen, wie Geranien oder Stiefmütterchen, werden von vielen Betrieben selbst vermehrt. Die große Masse der Jungpflanzen jedoch wird in den verschiedensten Sorten und Varietäten in hohen Stückzahlen von Jungpflanzenbetrieben angezogen, an Zierpflanzengärtner verkauft und von diesen dann bis zur verkaufsfertigen Ware weiter kultiviert. So erzeugten die 24 baden-württembergischen Betriebe mit einer Jahresproduktion von über 100 000 Stück 98 % der 55 Mill. Jungpflanzen.

1 Im Vergleich mit der Bodennutzungshaupterhebung 2012 ist erkennbar, dass es in Baden-Württemberg mehr dieser Blumenfelder zum Selbstschneiden gibt, als hier erfasst wurden. Im Rahmen der Zierpflanzenerhebung wurden Flächen nur dann erfasst, wenn der Betrieb 0,3 ha und mehr anbaute (siehe i-Punkt).