:: 3/2013

Im Blickpunkt: Die Stadt Lorch

In einem weiteren Beitrag aus der Reihe »Im Blickpunkt« stellt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg einige Besonderheiten der Stadt Lorch anhand von ausgewählten Strukturdaten aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) vor. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Die Stadt Lorch liegt im Tal der Rems im Ostalbkreis zwischen Schwäbisch Gmünd im Osten und Schorndorf im Westen. Nördlich der Stadt liegt der Schwäbisch-Fränkische Wald und südlich die Schwäbische Alb. Lorch liegt am Limes-Wanderweg des Schwäbischen Albvereins und ist Mitgliedsgemeinde des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald (Schaubild).

Der Ursprung der Stadt Lorch ist auf ein römisches Kohortenkastell zurückzuführen, das zur Sicherung des Limes unter Kaiser Antoninus Pius in der Zeit 138 bis 161 nach Christus eingerichtet wurde. Zwischen 260 und 268 gaben die Römer unter dem Druck der Alemannen den Limes und damit auch das Kastell Lorch auf. Auf der Gemarkung der heutigen Stadt gründeten die Staufer um 1100 ein Kloster. Diese Benediktinerabtei wurde zum Hauskloster, in der auch viele aus dem Geschlecht der Staufer ihre letzte Ruhestätte fanden. In diesem Zusammenhang wurde die Gemeinde Lorch unter den Namen Loricha und Lorche im 12. Jahrhundert auch mehrfach urkundlich erwähnt.

1535 ließ Herzog Ulrich von Württemberg in Lorch die Reformation einführen, als Folge der Reformation wurde das Kloster im 16. Jahrhundert aufgehoben. Der Dreißigjährige Krieg dezimierte die Einwohnerzahl der Lorcher Bevölkerung auf ein Drittel. Von 1810 bis 1819 war Lorch Sitz eines Oberamtes, das danach nach Welzheim verlegt wurde. König Karl von Württemberg verlieh am 22. Juni 1865 Lorch die Stadtrechte. Die heutige Stadt Lorch wurde im Zuge der Kreis- und Gemeindereform am 1. Januar 1972 durch Fusion mit der Gemeinde Waldhausen gebildet. In regionaler Typisierung ist Lorch eine Einheitsgemeinde.

Lorch hat eine Gemarkungsfläche von 3 428 Hektar (ha). Davon werden gut 29 % landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche beträgt rund 49 %, dieser Anteil liegt weit über dem Kreis- und Landesniveau. 20 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Am 31. Dezember 2011 lebten 10 977 Personen in Lorch. Mit 320 Personen je Quadratkilometer (m²) ist die Besiedelung relativ dicht und liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt (302). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2001 und 2011 mit einem Rückgang von − 2,6 % negativ. Sie lag deutlich unter der landesweiten Entwicklung (+ 1,7 %) und auch unter dem Durchschnitt des Landkreises Ostalb (− 1,6 %). In der Langzeitbetrachtung hat die Bevölkerung in Lorch seit 1871 um mehr als 6 300 Einwohner zugenommen. Das Durchschnittsalter der Lorcher von 43,8 Jahren liegt über dem Landesdurchschnitt von 43 Jahren. Annähernd 10 % der Lorcher Einwohner hatten 2011 einen ausländischen Pass. Im Landesdurchschnitt galt das für 12,1 % der Bevölkerung.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes von Lorch stellt sich positiv dar. Im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 stieg der Wohnungsbestand um 6,2 % und liegt damit nur leicht unter dem Landesmittel von 7,3 %. Gut 54 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 m² je Einwohner liegt Lorch etwas unter dem Durchschnitt des Landkreises Ostalbkreis mit 45 m², jedoch leicht über dem Landesdurchschnitt mit 43 m² je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Lorch hat in den vergangenen 10 Jahren deutlich abgenommen. So hatten 2011 mit gut 2 800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fast 17 % weniger einen Arbeitsplatz in Lorch als im Jahr 2001. Langfristig betrachtet hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1974 bis 2010 um mehr als 100 Arbeitsplätze abgenommen. Der höchste Stand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Lorch für das Jahr 1992 zu verzeichnen, gab es doch damals mehr als 4 000 Beschäftigte. Gut 54 % aller Arbeitsplätze in Lorch liegen heute in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes.

Vergleichsweise positiv gestaltet sich die Finanzlage der Stadt Lorch. Der Schuldenstand je Einwohner betrug 74 Euro im Jahr 2011 und liegt damit weit unter dem Landesdurchschnitt von 984 Euro je Einwohner. Sowohl die Steuerkraftmesszahl je Einwohner als auch die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2011 unter dem Landesniveau.

In Lorch gibt es einige kulturelle Sehenswürdigkeiten. Die Hauptattraktion ist das ehemalige Kloster auf dem Klosterberg. Das Benediktinerkloster Lorch wurde um 1102 von dem Herzog Friedrich I., einem Staufer, und seiner Familie gestiftet. Von 1140 bis 1208 diente das Kloster als eine der Grablegen der Staufer. 1556 hob Herzog Christoph von Württemberg das Kloster auf und verfügte die Errichtung einer Klosterschule. Heute ist das ehemalige Kloster Lorch für Besichtigungen geöffnet. Es zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg betreut. Eine neuzeitliche Attraktion innerhalb des Klosters ist das im Kapitelsaal aufgestellte große Rundbild des Künstlers Hans Kloss, das die Geschichte des Staufergeschlechts zeigt. Eine weitere kulturelle Besonderheit neben den ehemaligen Klostergebäuden ist die Nachbildung eines hölzernen römischen Wachturms, der an den Verlauf des Obergermanisch-Raetischen Limes erinnern soll. Abgerundet wird diese Aufzählung kultureller Sehenswürdigkeiten durch ein Naturdenkmal, das vielen bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet, dem 1981 ausgewiesenen Naturschutzgebiet rund um die Lorcher Baggerseen.