:: 5/2013

Konjunktur stabilisiert sich – baden-württembergische Wirtschaft dürfte im 1. Halbjahr 2013 rund ¼ % gegenüber dem Vorjahr wachsen

Im Winterhalbjahr durchlief die baden-württembergische Wirtschaft – wie die deutsche insgesamt – eine konjunkturelle Schwächephase. Im 1. Quartal 2013 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vorjahresvergleich allenfalls geringfügig gestiegen sein. Grund für die unerwartete Schwäche im 1. Quartal ist nicht zuletzt das erneute Aufflammen der Krisenherde im Euroraum, das die Ertragserwartungen verschlechterte und sich damit potenziell dämpfend auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen auswirkte. Auch im zweiten Quartal dürfte dies die konjunkturelle Erholung belasten, aber nicht ausbremsen. Das Statistische Landesamt rechnet mit einem realen BIP-Wachstum von rund ½ % gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit ergibt sich für das 1. Halbjahr ein Wachstum von gut ¼ %. Der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes zeigt mittlerweile für die 2. Jahreshälfte eine deutliche Tendenz nach oben, so dass dann eine stärkere wirtschaftliche Dynamik zu erwarten ist.

Die prognostizierte wirtschaftliche Erholung beruht nicht nur auf der fortgesetzten Verbesserung der Stimmungsindikatoren (wenngleich diese teilweise im März einen Dämpfer erhielten). Auch produktionsnahe Indikatoren weisen in diese Richtung. Zwar lagen Umsätze und Auftragseingänge in den meisten Industriezweigen noch unter ihrem Vorjahresniveau, jedoch zeigen die saisonbereinigten Werte verschiedener Branchen an, dass die Abschwungphase hinter uns liegt.

Der Beschäftigungsaufbau in Baden-Württemberg hielt auch in den Wintermonaten an, wenngleich der Schwung nachgelassen hat: Industrie und Dienstleister beschäftigten 1,6 % mehr Personen als im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote belief sich im März auf 4,3 %, was gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 0,3 Prozentpunkte bedeutet. Der Anstieg der Verbraucherpreise im Land fiel im 1. Quartal mit 1,2 % moderat aus und spiegelt damit auch die relativ schwache (weltweite) Konjunktur in diesem Zeitraum wider.

Stimmungsindikatoren in der Eurozone – Aufwärtstrend intakt

Das internationale Konjunkturumfeld stellt sich zu Beginn des 2. Quartals 2013 freundlicher dar als noch im Winterhalbjahr: Im letzten Quartal 2012 sind die Exporte der baden-württembergischen Industrie mit einem Wert von −4,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum überraschend stark zurückgegangen, was vor allem auf die schwache Nachfrage nach Investitionsgütern zurückzuführen war. Interessanterweise ist der Einbruch bei den Exporten in das EU-Ausland nicht dramatisch stärker ausgeprägt als bei denen in die übrige Welt. Das spricht dafür, dass der negative Einkommenseffekt, der über restriktive Haushaltspolitik, gesunkene Löhne und Gehälter und dergleichen in diversen Euroländern eine niedrigere Nachfrage induziert, nicht der alleinige, vielleicht nicht einmal der entscheidende Wirkungskanal ist. Die Konjunktur ließ Ende letzten Jahres auch außerhalb Europas nach, wofür die sogenannte Staatsschuldenkrise im Euroraum nur teilweise, über pessimistischer eingeschätzte Ertragserwartungen für die Unternehmen, mitverantwortlich sein dürfte. Die baden-württembergischen Exportzahlen für den Januar lassen hoffen, dass das schwache Schlussquartal 2012 nur eine kurze Episode war.

Dafür spricht, dass sich die Aussichten für die internationale Konjunktur, innerhalb wie außerhalb des Euro-Währungsraums mittlerweile aufhellen. Der Indikator der wirtschaftlichen Einschätzungen, den die europäische Statistikbehörde Eurostat monatlich veröffentlicht, stieg zwischen November und Februar. Zwar hat die Zypern-Krise zu einer (zeitweiligen) Intensivierung alter Unsicherheiten geführt, die auch dem Indikator einen Rückschlag versetzt hat. Nicht zuletzt dadurch dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal auch im 1. Quartal gesunken sein. Ab dem 2. Quartal wird aber wieder mit positiven Veränderungsraten gerechnet – nach dann 6 Quartalen ­BIP-Rückgang in Folge. Das prognostizierte Wachstum dürfte vorläufig freilich noch nicht ausreichen, um die Beschäftigung der Produktionsfaktoren substantiell anzuheben: Nach wie vor beläuft sich die Arbeitslosenquote in der Eurozone (harmonisiert und saisonbereinigt) auf 12 %. Die Kapazitätsauslastung der Industrie betrug im 1. Quartal 2013 in der Eurozone lediglich 76,5 % (in Deutschland: 81,4 %).

Die Erholung in den USA verläuft deutlich schwungvoller als in Europa, was in einer prognostizierten realen BIP-Wachstumsrate von 1,9 % zum Ausdruck kommt (Eurostat). Dass der Rückenwind aus Übersee für die heimische Exportwirtschaft noch eine Weile anhalten dürfte, liegt auch an der US-Notenbank, die angekündigt hat, ihre äußerst expansive Geldpolitik zumindest solange fortzusetzen, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 % gesunken ist – ein Ziel, das bei einer Quote von 7,8 % im Durchschnitt des 4. Quartals 2012 noch über das laufende Jahr hinaus seiner Erreichung harren dürfte.