:: 5/2013

Im Blickpunkt: Die Stadt Haigerloch

In einem weiteren Beitrag aus der Reihe »Im Blickpunkt: Die Gemeinde …« stellt das Statistische Landesamt einige Besonderheiten der Stadt Haigerloch anhand von ausgewählten Strukturdaten aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) vor. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Die Stadt Haigerloch liegt nordwestlich der Schwäbischen Alb im Tal der Eyach im nordwestlichen Zipfel des Zollernalbkreises und direkt an der Grenze zum Landkreis Freudenstadt. Das steile Muschelkalktal der Eyach bildet gerade hier zwei Schlingen, weshalb die Stadt von alteingesessenen Bürgern auch gerne als das »Felsenstädtchen« bezeichnet wird. Da es in der Gegend von Haigerloch sehr viel wildwachsenden Flieder gibt, wird die Stadt auch häufig das »Fliederstädtchen« genannt.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Haigerloch 1095 anlässlich einer in der dortigen Burg vollzogenen Schenkung. Im Jahr 1231 verlieh Rudolf I. Haigerloch das Stadtrecht. 1381 wurde die Herrschaft Haigerloch an Österreich verkauft und von den Habsburgern an die Grafen von Württemberg verpfändet. 1487 fiel die Herrschaft an die Hohenzollern. In der Folgezeit entstand die heutige Schlossanlage auf dem Schlossberg. 1634 fielen Stadt und Herrschaft Haigerloch an die Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Durch die Abtretung an Preußen 1849 wurde Haigerloch Oberamtsstadt in den Hohenzollerischen Landen. Das Oberamt Haigerloch wurde 1925 aufgelöst und in den Landkreis Hechingen eingegliedert. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde in Haigerloch im Rahmen des sogenannten Uranprojektes durch Wissenschaftler des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physik die technische Nutzung der Kernspaltung erforscht. Die Forschungsarbeiten in einem ehemaligen Bierkeller unterhalb der Schlosskirche zielten nach heutigem historischem Kenntnisstand nicht auf die unmittelbare Produktion einer Atombombe ab, vielmehr war der Bau einer atomaren Reaktoranlage beabsichtigt. Nur durch ein geschicktes und beherztes Verhandeln des damaligen Haigerlocher Pfarrers wurde der Schlossberg nach Einnahme durch die amerikanischen Streitkräfte am Kriegsende vor einer Sprengung bewahrt.

Im Zuge der Kreis- und Gemeindereform Anfang der 1970er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Landkreis Hechingen aufgelöst und die Stadt Haigerloch dem Zollernalbkreis angegliedert. Die bis dahin selbstständigen Gemeinden Stetten bei Haigerloch, Weildorf, Hart, Bittelbronn, Trillfingen, Bad Imnau, Gruol und Owingen wurden anlässlich dieser Gebietsreform in die Stadt Haigerloch eingemeindet. In regionaler Typisierung ist Haigerloch eine Einheitsgemeinde.

In Haigerloch wird der öffentliche Nahverkehr durch Busse des Verkehrsverbundes Neckar-Alb-Donau gewährleistet. Die bestehende Bahnanbindung nach Hechingen wurde 1973 aufgegeben. Im Straßenverkehr verbindet die Landesstraße L 410 Haigerloch im Osten mit Rangendingen. Die L 360 und die B 263 bilden zusammen für Haigerloch den Zubringer zur Autobahn A 81.

Haigerloch hat eine Gemarkungsfläche von 7 645 Hektar (ha). Davon werden nahezu 53 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt Haigerloch weit über dem Durchschnitt des Zollernalbkreises (45%) und des Landes (46 %). Die Waldfläche beträgt knapp 34 %. Fast 12 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche.

Am 31. Dezember 2011 lebten 10 721 Personen in Haigerloch. Mit 140 Personen je Quadratkilometer ist die Besiedelung relativ gering und liegt um Einiges unter dem Landesdurchschnitt (302). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2001 und 2011 mit einer Abnahme von etwas mehr als −2 % leicht negativ. Sie lag unter der landesweiten Entwicklung (+1,7 %), aber noch über dem Durchschnitt des Zollernalbkreises (−2,8 %). In Langzeitbetrachtung hat die Bevölkerung in Haigerloch seit 1871 um mehr als 4 300 Einwohner zugenommen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Haigerloch von 42,5 Jahren liegt leicht unter dem Landesdurchschnitt von 43 Jahren. Annähernd 9 % der Einwohner von Haigerloch hatten 2011 einen ausländischen Pass. Im Landesdurchschnitt galt das für 12,1 % der Bevölkerung.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes von Haigerloch stellt sich positiv dar. Im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 stieg der Wohnungsbestand um 7,8 % und liegt damit leicht über dem Landesmittel von 7,3 %. Von den Wohngebäuden sind 81 % Einfamilienhäuser, was als Indiz für die hohe Wohnqualität innerhalb Haigerlochs betrachtet werden kann. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 48 m2 je Einwohner liegt Haigerloch auch über dem Durchschnitt des Zollernalbkreises mit 47 m2 und dem Landesdurchschnitt mit 43 m2 je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Haigerloch hat in den vergangenen 10 Jahren deutlich abgenommen. So hatten 2011 mit rund 2 700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gut 14 % weniger einen Arbeitsplatz in Haigerloch als im Jahr 2001. Langfristig betrachtet hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1974 bis 2011 um 200 verringert. Gut 58 % aller Arbeitsplätze in Haigerloch liegen heute in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes.

Die Finanzlage der Stadt Haigerloch gestaltet sich aktuell nur bedingt positiv. Der Schuldenstand je Einwohner betrug 1 370 Euro im Jahr 2011 und lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 1 004 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2011 unter dem Landesniveau.

Mehr als 9 000 Übernachtungsgäste waren 2011 in Haigerloch, um die kulturellen Sehenswürdigen wie das Schloss, die Schlosskirche, den Römerturm und das Atommuseum zu besuchen.