:: 6/2013

Pflege in Baden-Württemberg – Zu Hause oder im Heim?

Ergebnisse der Pflegestatistik 2011

Demografische Entwicklung und Pflegewahrscheinlichkeit sowie Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter und ausreichendes Pflegepersonal bzw. Pflege durch Familienangehörige. Das sind die wesentlichen Pole, um die sich die Diskussion zum Thema Pflege heute – und mehr noch in die Zukunft gerichtet – dreht. Und was sagt die Amtliche Statistik dazu?

Im Dezember 2011, dem Stichtag der letzten Pflegestatistik, waren in Baden-Württemberg 278 295 Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Das entsprach einem Anteil von 2,6 % an der Gesamtbevölkerung des Landes. Diese Pflegequote bedeutet den deutschlandweit niedrigsten Wert eines Bundeslandes. Dabei standen in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs zur Betreuung von 145 587 Pflegebedürftigen landesweit 115 530 Beschäftigte zur Verfügung.

Geringste Pflegequote in Deutschland

Ältere Menschen sind im Südwesten im Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerung insgesamt seltener pflegebedürftig als in anderen Bundesländern. Im Dezember 2011 waren in Baden-Württemberg 2,58 % der rund 10,8 Mill. Einwohner des Landes pflegebedürftig. Damit weist das Land – vor Bayern mit 2,61 % – die nach wie vor niedrigste Pflegequote in ganz Deutschland auf. Im Jahr 1999, dem ersten Erhebungsjahr der Pflegestatistik, lag dieser Wert noch bei 2,01 %. Mecklenburg-Vorpommern hingegen hatte Ende 2011 die deutschlandweit höchste Pflegequote. Hier sind 4,13 % aller Menschen auf Pflege angewiesen, gefolgt von Brandenburg (3,85 %), Sachsen-Anhalt (3,81 %) und Thüringen (3,71 %). Bundesweit liegt die Pflegequote bei 3,06 %.

Auch bei einer differenzierten Betrachtung der Pflegequoten höherer Altersklassen ergeben sich im Land vergleichsweise niedrige Werte. So liegt in Baden-Württemberg die Pflegequote der 75- bis 85-Jährigen bei 12,2 %, der 85- bis 90-Jährigen bei 34 % und der über 90-Jährigen bei 51,2 %. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen – dem Bundesland mit den jeweils höchsten Quoten – liegen diese Werte bei 19,2 %, 51,5 % und 70,8 %.

Jeder 39. Baden-Württemberger ist heute pflegebedürftig

Immer mehr ältere Menschen – in erster Linie hochbetagte – werden pflegebedürftig und können ihr Leben und ihren Alltag nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigen. Im Dezember 2011 waren in Baden-Württemberg 278 295 Personen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes und bezogen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Das sind 32 257 oder 13,1 % mehr Pflegebedürftige als im Dezember 2009, dem Zeitpunkt der letzten Bestandsaufnahme. Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 1999 stieg die Zahl der Pflegebedürftigen sogar um 32 % bzw. 67 458 Personen. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung bedeutet dies, dass inzwischen jeder 39. Baden-Württemberger Leistungen aus der Pflegekasse erhält. 1999 war es noch jeder 50. Einwohner des Landes.

Der Schwerpunkt der Pflegebedürftigkeit liegt dabei naturgemäß bei den höheren Altersklassen. Ende 2011 waren 159 444 – und damit weit mehr als die Hälfte (57,3 %) – der Pflegebedürftigen 80 Jahre und älter. Sehr deutlich zeigt sich der Zusammenhang zwischen Alter und Pflegerisiko bei den Pflegehäufigkeiten. Während von den unter 60-Jährigen nur 0,5 % pflegebedürftig waren, musste von den 90-jährigen und älteren Baden-Württembergern bereits mehr als jeder Zweite (51,2 %) gepflegt werden.

Fast zwei Drittel der Pflegebedürftigen (64,7 %) waren Frauen. 1999 waren es noch über zwei Drittel (67,6 %). Der Anteil der Pflegebedürftigen an der weiblichen Bevölkerung lag Ende 2011 bei 3,3 %, während dieser bei den Männern nur knapp 1,9 % betrug. Aufgrund der längeren Lebenserwartung erreichen deutlich mehr Frauen als Männer pflegeintensive Altersklassen. Da Frauen aber nicht nur länger leben als ihre Lebenspartner, sondern oft auch deutlich jünger als diese sind, leben sie im Alter häufig allein. Sie sind daher auch in größerem Maße auf professionelle Hilfe bei Pflegebedürftigkeit angewiesen als Männer, die in vielen Fällen möglichst lange zu Hause von ihren – eher jüngeren – Partnerinnen gepflegt werden. So lag die Pflegequote bei den 90-jährigen und älteren Frauen im Land bei 57,5 %, während sie bei den Männern 33,8 % ausmachte. Bei den 75- bis unter 85-Jährigen lag die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu sein, bei Frauen noch bei 13,5 % und bei Männern bei 10,4 %.

Pflege zu Hause oder im Heim?

Bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist die Familie auch weiterhin der zentrale Ort für deren Betreuung. Über zwei Drittel aller Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg, nämlich 190 325, wurden zu Hause gepflegt. Das sind 17,5 % mehr als 2009 und 31 % mehr als 1999. Fast die Hälfte aller Pflegebedürftigen (132 708 bzw. 47,7 %) waren dabei Pflegegeldempfänger, die ausschließlich von Angehörigen zu Hause gepflegt wurden. Dies bedeutet einen Zuwachs von 18,1 % gegenüber der letzten Erhebung. Dieser Anstieg dürfte jedoch im Land wie auch im Bundesdurchschnitt zu hoch ausgewiesen sein. Damit ist die Vergleichbarkeit der Daten der Pflegegeldempfänger zu den Vorjahren eingeschränkt. Ursache sind vermutlich Änderungen in den Abläufen der Pflegekassen, auf deren Datenlieferungen an das Statistische Bundesamt die Statistik basiert. Eine genaue Abschätzung sowie eine regionalisierte Beschreibung des Effekts ist dabei nicht möglich.1 Aufgrund dieses zu hoch ausgewiesenen Anstiegs dürften jedoch auch die Zuwächse bei der Pflege zu Hause sowie bei der Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt etwas überzeichnet sein.

Bei 57 617 Pflegebedürftigen erfolgte die Pflege durch ambulante Pflegedienste und damit auch zu Hause (+ 16 % gegenüber 2009 und + 35,9 % gegenüber 1999). Knapp ein Drittel (31,6 %) oder 87 970 aller Pflegebedürftigen wurden hingegen vollstationär in Heimen versorgt. Das sind 4,7 % mehr als bei der letzten Erhebung und 34,2 % mehr als 1999. Für die ambulante und stationäre Versorgung der Pflegebedürftigen im Land standen 1 110 ambulante Pflegedienste sowie 1 543 voll- bzw. teilstationäre Pflegeheime zur Verfügung. Bei der ersten Erhebung im Jahr 1999 waren dies noch 845 Pflegedienste und 956 Pflegeheime.

Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen in Pflegestufe I

Die Leistungen der Pflegeversicherung unterteilen sich je nach täglich notwendiger Hilfeleistung in drei Stufen. Je nach Art und Umfang der Pflegeleistung gibt es bei den Leistungsempfängern aber deutliche Anteilsunterschiede an der jeweiligen Pflegestufe. So war insgesamt mehr als die Hälfte (52,2 %) aller Pflegebedürftigen in der Pflegestufe I eingruppiert (1999: 44,6 %). Dieser Personenkreis wird überwiegend zu Hause durch Angehörige versorgt, was bei Pflegebedürftigen in dieser niedrigsten Pflegestufe wohl noch am ehesten möglich ist. Weitere 34,4 % der Pflegebedürftigen erhielten Leistungen der Pflegestufe II (1999: 40,3 %), 12,7 % waren in der Pflegestufe III eingestuft (1999: 13,2 %) und 0,7 % hatten zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine Zuordnung zu einer Pflegestufe (1999: 1,9 %). Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Pflegebedürftige im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt direkt in einer stationären Pflegeeinrichtung aufgenommen wurden, zum Zeitpunkt der Erhebung aber noch keine Zuordnung zu einer bestimmten Pflegestufe vorlag.

Pflegebedürftige Menschen werden vor allem dann in Pflegeheimen versorgt, wenn sie einen sehr hohen Pflegebedarf aufweisen und damit eher auf professionelle Hilfe angewiesen sind. So ist bei den vollstationär versorgten Pflegebedürftigen der Anteil derer, die in den höheren Pflegestufen II und III eingruppiert sind, entsprechend höher. Er lag Ende 2011 bei 59,4 %. Der entsprechende Anteil bei den zu Hause durch ambulante Dienste versorgten Pflegebedürftigen lag bei 46 % und bei den durch Angehörige versorgten Pflegegeldempfängern bei 39,5 %.

Häusliche Pflege in Landkreisen etwas stärker verbreitet

Analysiert man die Pflegesituation in Baden-Württemberg regional differenzierter, dann zeigen sich Unterschiede bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen in ländlichen und eher städtisch geprägten Regionen. So war der Anteil der Pflegebedürftigen, die zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, in den ländlichen Regionen des Landes höher als in den städtischen Gebieten. Während in den Landkreisen 48,6 % der Pflegebedürftigen zu Hause ohne professionelle Hilfe betreut wurden, trifft dies in den Stadtkreisen nur auf 43,8 % zu. In den Landkreisen hingegen waren nur 30,7 % der pflegebedürftigen Menschen in Pflegeheimen untergebracht, in den Stadtkreisen dagegen 35,7 %. In den ländlichen Regionen des Landes dürften sich somit die eher noch traditionelleren Familienstrukturen und der vermutlich daraus resultierende größere Familienzusammenhalt auf die Inanspruchnahme von stationären und ambulanten Pflegeleistungen auswirken.

Die Kreise mit den geringsten Anteilen pflegebedürftiger Menschen sind die Land- bzw. Stadtkreise Tübingen sowie Ludwigsburg, Stuttgart und Heidelberg, wo je 1 000 Einwohner 20 bzw. 21 Personen pflegebedürftig waren. Der Neckar-Odenwald-Kreis und der Stadtkreis Pforzheim wiesen dagegen mit 38 bzw. 36 pflegebedürftigen Menschen je 1 000 Einwohner die höchsten Anteile auf, gefolgt vom Main-Tauber-Kreis mit 34 Pflegebedürftigen je 1 000 Einwohnern. Im Landesdurchschnitt gab es 26 Leistungsempfänger je 1 000 Einwohner. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die regionale Zuordnung bei den stationären wie auch bei den ambulanten Einrichtungen nach dem Sitz der Einrichtung erfolgt. Daher lassen sich weder die Anzahl der Gepflegten noch das Angebot an ambulanten Pflegedienstleistungen völlig kreisscharf darstellen.

Die meisten pflegebedürftigen Menschen ab 65 Jahren in Pflegeheimen bezogen auf 1 000 Einwohner gleichen Alters gab es mit 61 Personen im Stadtkreis Baden-Baden, gefolgt vom Stadtkreis Pforzheim (60 Personen) sowie vom Neckar-Odenwald-Kreis (58 Personen). Der Landesdurchschnitt lag hier bei 41 Pflegebedürftigen.

86 % des Pflegepersonals sind Frauen

Für die Versorgung der 145 587 Pflegebedürftigen in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs standen zum Jahresende 2011 landesweit 115 530 Beschäftigte zur Verfügung – ein Zuwachs von 9 % oder 9 532 Personen seit der letzten Erhebung im Dezember 2009. Seit 1999 bedeutet dies sogar einen Zuwachs um 54,7 % oder 40 830 Beschäftigte. Unter den Beschäftigten des Jahres 2011 gab es 31 771 Vollzeit- und 74 334 Teilzeitbeschäftigte, was Anteilen von 27,5 % bzw. 64,3 % entspricht. Im Jahr 1999 lag der Anteil der Vollzeitbeschäftigten noch bei 39,8 % und der in Teilzeit tätigen bei 48 %.

Die stationären Einrichtungen des Jahres 2011 hatten 86 635 Personen beschäftigt, 7,2 % mehr als Ende 2009. In den ambulanten Einrichtungen wurden 28 895 Beschäftigte gezählt (+ 14,8 %). Das Personal in den Pflegeeinrichtungen bestand zu 86,2 % aus Frauen. Diese Quote fiel bei den Teilzeitbeschäftigten noch wesentlich höher aus. Hier lag sie bei 91,4 %. Von den Beschäftigten der ambulanten Pflegeeinrichtungen im Land waren 27,2 % geringfügig beschäftigt, im stationären Bereich hingegen nur 11,4 %.

In den baden-württembergischen Pflegeeinrichtungen besaßen 43,6 % aller Beschäftigten, das waren 50 427, keinen oder aber einen fachfremden Berufsabschluss bzw. befanden sich noch in Ausbildung. Damit hatte weit über die Hälfte (65 103) einen Abschluss in einem pflegerischen Beruf, einem nichtärztlichen Heilberuf oder einen hauswirtschaftlichen Berufsabschluss. Fast ein Viertel (23,8 %) der Beschäftigten in den stationären und ambulanten Einrichtungen des Landes verfügte über eine Ausbildung als Altenpfleger oder Altenpflegerin. Unter den Vollzeitarbeitskräften lag der Anteil der Altenpfleger oder Altenpflegerinnen mit 38,5 % noch deutlich höher. Aufgrund der rasch wachsenden Zahl hoch betagter Menschen und dem für diesen Personenkreis relativ hohen Pflegerisiko, muss insbesondere für die Zukunft von einem Mehrbedarf an qualifiziertem Personal ausgegangen werden.

In den letzten 2 Jahrzehnten hat sich die Schülerzahl in der Altenpflegeausbildung landesweit zwar verdreifacht – im Schuljahr 2011/12 gab es sogar so viele Schülerinnen und Schüler wie nie zuvor (9 823). Dennoch dürfte auch eine in den letzten Jahren registrierte durchschnittliche jährliche Absolventenzahl von rund 3 000 nicht ausreichen, um den zukünftigen Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal zu decken.2

Die stationäre Betreuung pflegebedürftiger Menschen ist äußerst personalintensiv. Auf 100 Pflegebedürftige, die in den Pflegeheimen betreut wurden, kamen 98 Beschäftigte, darunter 66 Beschäftigte, die ihren Arbeitsschwerpunkt im Bereich Pflege und Betreuung hatten, sowie weitere 32 Beschäftigte mit einer Zuständigkeit für andere Aufgaben. In den ambulanten Einrichtungen kamen auf 100 Pflegebedürftige 50 Beschäftigte, darunter 35 Beschäftigte im Bereich der Pflege sowie weitere 15 Mitarbeiter in anderen Aufgabenbereichen.

Fast zwei Drittel der vollstationären Pflegeplätze in Einzelzimmern

In den 1 543 stationären Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs standen insgesamt 103 745 Pflegeplätze zur Verfügung, 97 780 davon für die vollstationäre Dauerpflege. Im Vergleich zur letzten Erhebung 2009 und zur ersten im Jahr 1999 hat damit die Zahl der verfügbaren Pflegeplätze um 2,4 % oder 2 448 Plätze bzw. 44,3 % oder 31 838 Plätze zugenommen. Bei der vollstationären Dauerpflege liegen die Zuwachsraten bei 1,6 % (1 512 Plätze) bzw. 41,9 % (28 879 Plätze). Die weitaus meisten verfügbaren Plätze wurden Ende 2011 in Pflegeheimen für ältere Menschen ermittelt (97 024). In Pflegeheimen für psychisch Kranke gab es 5 373 verfügbare Plätze, in Pflegeheimen für behinderte Menschen 1 133 Plätze und in Pflegeheimen für Schwerkranke und Sterbende wie zum Beispiel Hospize 215 Plätze.

Die meisten vollstationären Pflegeplätze im Land gibt es zwischenzeitlich in Einzelzimmern. So wurden Ende 2011 insgesamt 61 % der vollstationären Dauerpflegeplätze in Einzelzimmern nachgewiesen, 37,9 % entfielen auf Zweibettzimmer und noch 1,1 % auf Drei- und Mehrbett-Zimmer. Im Jahr 1999 lagen diese Anteile noch bei 44,1 % (Einbettzimmer), 50,6 % (Zweibettzimmer) sowie 5,3 % (Drei- und Mehrbett-Zimmer). In den Einrichtungen der freigemeinnützigen Träger lag der Anteil der Einbettzimmer zum Jahresende 2011 bei über zwei Dritteln (68,2 %), die öffentlichen Träger hielten 64,8 % ihrer vollstationären Dauerpflegeplätze als Einzelzimmer vor. Bei den privaten Anbietern lag dieser Anteil nur bei 44,5 %.

Die größten Anbieter im Bereich der stationären Pflege sind die privaten Träger mit 29 731 Plätzen (28,7 %), gefolgt von den Wohlfahrtsorganisationen der beiden großen Kirchen, das heißt dem Diakonischen Werk mit 26 178 Plätzen (25,2 %) und der Caritas mit 14 751 Plätzen (14,2 %). Weiter wurden 10,2 % oder 10 624 der Plätze in stationären Einrichtungen von kommunalen Trägern oder öffentlich verwalteten Stiftungen bereitgestellt. Die restlichen Plätze der stationären Pflege entfielen auf den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (7,9 %), die Arbeiterwohlfahrt (3,6 %), das Deutsche Rote Kreuz (2,5 %) und auf sonstige gemeinnützige Träger (7,6 %). Im ambulanten Bereich waren die freigemeinnützigen Träger noch stärker vertreten. 66,8 % oder 38 486 aller von ambulanten Diensten Versorgten wurden von ihnen gepflegt. Das Diakonische Werk ist der größte Träger unter den Freigemeinnützigen, gefolgt von der Caritas. Die kommunalen Träger spielen zahlenmäßig dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Die Kosten der stationären Unterbringung insgesamt setzen sich aus den jeweiligen Pflegesätzen der Pflegeklassen I bis III, dem Entgelt für Unterkunft und Verpflegung und einer Investitionskostenpauschale zusammen. Im Rahmen der Pflegestatistik werden nur die beiden ersten Merkmale erfasst. Der durchschnittliche Tagessatz für die vollstationäre Dauerpflege betrug in der Pflegestufe I 51 Euro. In der Pflegeklasse II lag dieser Durchschnittswert bei 65 Euro und für die Stufe III fiel ein Betrag von 83 Euro pro Person und Tag an. Hinzu kamen jeweils noch 21 Euro als durchschnittliches Entgelt für Unterkunft und Verpflegung. Aus öffentlich zugänglichen Quellen der Pflegeheime ergibt sich, dass die Investitionskostenzulage für einen Platz im Pflegeheim durchschnittlich bei 16 Euro pro Tag und Platz liegt. So lässt sich ein durchschnittlicher monatlicher Aufwand bei stationärer Pflege von rund 2 700 Euro, 3 100 Euro sowie 3 700 Euro für die Pflegestufen I, II und III berechnen. Damit haben sich die Kosten eines vollstationären Pflegeplatzes gegenüber der letzten Erhebung 2009 gar nicht oder nur geringfügig verteuert.

Und wie geht es weiter?

Auch in Zukunft muss mit einem weiteren Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen gerechnet werden. Unter der Voraussetzung, dass sich das Pflegerisiko für die einzelnen Altersjahre nicht wesentlich verändert, könnte – Modellrechnungen des Statistischen Landesamtes zufolge – die Zahl der Pflegebedürftigen allein aus demografischen Gründen auf rund 352 000 Menschen im Jahr 2030 zunehmen. Dies wäre ein Anstieg um 43 %. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger Menschen sogar um 91 % steigen. Um diese Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen zu bewältigen, würden dann bis 2030 etwa 57 000 und bis 2050 rund 122 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Diese Werte beruhen jedoch noch auf Berechnungen, denen die Ergebnisse der Pflegestatistik von 2009 zu Grunde liegen.

Durch sich ändernde demografische, gesellschaftliche und familiäre Rahmenbedingungen ist davon auszugehen, dass das häusliche Pflegepotential weiter abnimmt und sich damit der Trend hin zu einer professionellen Betreuung in Pflegeheimen sowie durch ambulante Pflegedienste in Zukunft verstärkt fortsetzt. Eine zunehmende Nachfrage nach professioneller Pflege geht einher mit einem erhöhten Personalbedarf in diesem Bereich, was sich auch entsprechend auf den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg auswirken dürfte. In absehbarer Zukunft könnte sich der Pflegesektor insgesamt zu einem bedeutenden Wachstumsfaktor im Land entwickeln.