:: 6/2013

Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug

In den 19 Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg waren am 31. März 2012 insgesamt 5 677 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte inhaftiert. Seit dem Jahr 2007 nimmt die Zahl der Inhaftierten kontinuierlich ab. Vermögensdelikte sind der relativ häufigste Grund für eine Freiheits- oder Jugendstrafe. 86 % der 5 607 Strafgefangenen – ohne Personen mit Sicherungsverwahrung – verbüßten Haftstrafen mit einer Dauer bis zu maximal 5 Jahren, wobei alleine bei 40 % der Gefängnisinsassen die Freiheits- oder Jugendstrafe höchstens 1 Jahr betrug. Gegen 4 % wurde eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt. 70 Personen, das sind gut 1 % aller Haftinsassen, befanden sich 2012 in Sicherungsverwahrung. Im Bundesländervergleich besaß Baden-Württemberg mit einer durchschnittlichen Auslastungsquote von 95 % die vierthöchste Auslastungsquote der Justizvollzugsanstalten und lag über der bundesdurchschnittlichen Quote von 91 %.

Anteil der weiblichen Strafgefangenen gestiegen, mit 6 % aber auf geringem Niveau

Am 31. März 2012 wurden in den 19 baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten insgesamt 5 677 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte gezählt. Seit dem Jahr 2007, in dem mit knapp 6 500 Personen der bisherige Höchststand an Strafgefangenen1 registriert wurde, nimmt die Zahl der Inhaftierten kontinuierlich ab. So kamen 2012 in Baden-Württemberg bezogen auf 100 000 Einwohner im strafmündigen Alter ab 14 Jahren 60 Strafgefangene, im Jahr 2007 waren es dagegen noch 70.

Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Strafgefangenen 2012 um 230 Personen zurück. Dies entspricht einem Minus von 4 %. Grund hierfür war die gesunkene Zahl inhaftierter Männer, die um 270 Häftlinge gegenüber 2011 auf 5 354 Strafgefangene abnahm (− 4,8 %). Die Zahl der inhaftierten Frauen stieg dagegen um 42 Personen (+ 14,9 %) auf insgesamt 323 Personen. Damit erreichte der Frauenanteil in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten seinen bisher höchsten Stand seit dem Jahr 1980 und lag mit 6 % auf Bundesniveau. Trotz dieses Anstiegs kommen in Baden-Württemberg auf 100 000 Frauen im strafmündigen Alter lediglich sieben weibliche Strafgefangene. Bei den männlichen Strafgefangenen sind es dagegen mit 116 Strafgefangenen auf 100 000 strafmündige Männer gut sechzehn Mal so viele.

Von den insgesamt fast 5 700 Strafgefangenen besaßen 2012 gut 1 600 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil nichtdeutscher Häftlinge lag somit bei 29 %.

Strafgefangene Frauen in Baden-Württemberg tendenziell älter als strafgefangene Männer

Zwei Drittel der Strafgefangenen in Baden-Württemberg waren im März 2012 jünger als 40 Jahre. Innerhalb dieser Altersgruppe waren 1 200 von 5 700 Häftlingen (21 % aller Strafgefangenen) 14 bis unter 25 Jahre alt. Allein 2 600 und damit die meisten Inhaftierten (Anteil von 46 %) gehörten zur Altersgruppe der 25- bis unter 40-Jährigen. 1 900 Personen bzw. ein Drittel der Strafgefangenen waren 40 Jahre und älter. Auch auf Bundesebene ist diese Altersstruktur unter den Strafgefangenen zu beobachten.

Im Gegensatz zum Durchschnitt aller Bundesländer existieren allerdings in Baden-Württemberg geschlechtsspezifische Besonderheiten bei der Altersverteilung der Strafgefangenen. Während sich bundesweit die Altersstrukturen bei männlichen und weiblichen Inhaftierten sehr ähneln, ist in Baden-Württemberg die Gruppe der inhaftierten Frauen tendenziell älter. Zwar bestand bei den jüngeren Strafgefangenen im Alter von 14 bis unter 25 Jahren lediglich ein geringer prozentualer Unterschied zwischen den Geschlechtern (Männer: 21 %, Frauen: 18 %). Jedoch sind in der Gruppe der strafgefangenen Frauen mit einem Anteil von fast 43 % die meisten 40 Jahre und älter (Männer: 33 %), dicht gefolgt mit einem Anteil von 39 % von den 25- bis unter 40-Jährigen (Männer: 46 %).

Straftaten gegen das Vermögen häufigster Haftgrund

Insgesamt 95 % aller Strafgefangenen saßen Ende März 2012 wegen Vermögensdelikten, Straftaten gegen die Person oder Straftaten nach anderem Bundes- und Landesrecht (zum Beispiel gegen das Betäubungsmittelgesetz) in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten ein. Als mit Abstand häufigster Haftgrund wurden Straftaten gegen das Vermögen registriert. So verbüßten mit 2 500 von insgesamt fast 5 700 Strafgefangenen alleine 43 % eine Freiheits- oder Jugendstrafe wegen Vermögensdelikten, darunter gut 1 000 bzw. 18 % wegen Diebstahls und Unterschlagung, knapp 700 bzw. 12 % wegen Raubes, Erpressung und räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer und weitere 600 bzw. 10 % wegen Betrugs und Untreue. Während bei den Männern der Anteil der Strafgefangenen wegen Vermögensdelikten bei 42 % lag, betrug dieser bei den weiblichen Strafgefangenen sogar 58 % (Schaubild 1).

An zweiter Stelle rangierten Haftstrafen wegen Straftaten gegen die Person (außerhalb des Straßenverkehrs) mit einem Anteil von 33 %. Von den rund 1 900 der aus diesem Grund Inhaftierten verbüßten alleine 700 eine Freiheits- oder Jugendstrafe wegen Körperverletzung (12 % aller Strafgefangenen). Insgesamt spielten Straftaten gegen die Person bei den männlichen Strafgefangenen als Haftgrund eine größere Rolle als bei den weiblichen: 33 % aller Männer saßen wegen derartigen Delikten ein, bei den Frauen waren es lediglich 26 %.

Haftstrafen im Zusammenhang mit Verstößen gegen anderes Bundes- und Landesrecht betraf knapp ein Fünftel aller Strafgefangenen (19 %). Bei den inhaftierten Frauen lag dieser Anteil sogar bei lediglich 13 %. Rund 900 von den insgesamt 1 100 Strafgefangenen und damit die weit überwiegende Mehrheit der aus diesem Grund inhaftierten Männer und Frauen verbüßten dabei Freiheits- bzw. Jugendstrafen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Weibliche Strafgefangene seltener vorbestraft

Von den insgesamt 5 677 Strafgefangenen waren 3 627 und somit knapp zwei Drittel 2012 zum wiederholten Mal verurteilt. Das Risiko, im strafrechtlichen Sinn erneut rückfällig zu werden, war in Baden-Württemberg bei den Frauen geringer als bei den Männern. Unter den weiblichen Strafgefangenen hatten mit 45 % weniger als die Hälfte eine Vorstrafe, bei den Männern lag die Quote dagegen mit 65 % um 20 Prozentpunkte höher. Im bundesweiten Vergleich wiesen sowohl die weiblichen als auch die männlichen Strafgefangenen in Baden-Württemberg weniger häufig Vorstrafen auf. Bundesweit waren 59 % der weiblichen Strafgefangenen und bei den Männern sogar 72 % ein- oder mehrfach vorbestraft.

Allerdings haben die in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten inhaftierten Frauen im Falle von Vorstrafen ein vergleichsweise langes Vorstrafenregister. In Baden-Württemberg wiesen alleine 63 % aller vorbestraften Frauen mindestens fünf Vorstrafen auf, bei den Männern war es dagegen lediglich knapp die Hälfte (49 %). Bundesweit lagen die entsprechenden Quoten mit 48 % bei den Frauen und 44 % bei den Männern niedriger als im Südwesten.

40 % der strafgefangenen Männer und Frauen in Baden-Württemberg sitzen weniger als 1 Jahr ein

Von den insgesamt 5 677 Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten in Baden-Württemberg verbüßten 2012 insgesamt 5 071 eine Freiheitsstrafe (90 %), 536 eine Jugendstrafe (9 %) und 70 befanden sich in Sicherungsverwahrung (1 %). Von den Strafgefangenen mit zeitiger Freiheits- sowie Jugendstrafe, das heißt ohne Personen mit Sicherungsverwahrung, saß mit 86 % die weit überwiegende Mehrheit für eine Haftdauer von bis zu 5 Jahren ein. Bei 40 % der Gefängnisinsassen betrug die verhängte Haftzeit weniger als 1 Jahr. 10 % der Strafgefangenen mussten 5 bis 15 Jahre hinter Gitter und 4 % verbüßten 2012 eine lebenslange Freiheitsstrafe. Bezüglich der Dauer des Freiheitsentzugs sind keine gravierenden Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Strafgefangenen zu beobachten.

Dagegen zeigen sich bei der Art des Vollzugs Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Insgesamt befanden sich 2012 von den Strafgefangenen in Baden-Württemberg 83 % im geschlossenen und 17 % im offenen Vollzug. Dabei waren in Baden-Württemberg 82 % der inhaftierten Männer im geschlossenen Vollzug, bei den weiblichen Strafgefangenen waren es dagegen sogar 97 %. Bundesweit lag der Anteil der Frauen im geschlossenen Vollzug mit 81 % deutlich niedriger und fiel geringer aus als bei den männlichen Strafgefangenen (84 %).

Justizvollzugsanstalten im Südwesten durchschnittlich zu 95 % ausgelastet

Im März 2012 waren von insgesamt 7 858 in baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten verfügbaren Haftplätzen 7 440 belegt. Diese Angaben beinhalten – zusätzlich zu den oben genannten Strafgefangenenzahlen – auch Häftlinge in Untersuchungshaft und sonstiger Freiheitsentziehung wie Strafarrest und Abschiebehaft und liegen daher höher (siehe i-Punkt). Dies entspricht einer durchschnittlichen Kapazitätsauslastung der Justizvollzugsanstalten von 95 %, wobei die Auslastungsquote zwischen den Geschlechtern lediglich um 1 Prozentpunkt divergiert (Männer: 95 %, Frauen: 96 %).

Im Bundesländervergleich besaß Baden-Württemberg 2012 die vierthöchste Auslastungsquote und lag über dem Bundesdurchschnitt von 91 %. Die höchste Auslastung mit 103 % war im Freistaat Bayern zu verzeichnen. Deutlich geringere Belegungsquoten verzeichneten dagegen Bremen und Brandenburg. In beiden Bundesländern betrug die Auslastungsquote lediglich 68 %.

1 Im Folgenden Strafgefangene einschließlich Sicherungsverwahrte.