:: 6/2013

Kein schlechtes Jahr 2012 im Bauhauptgewerbe

Nach den aktuellen Ergebnissen der Amtlichen Statistik war das Jahr 2012 für die Betriebe des Bauhauptgewerbes ganz erfreulich. Trotz negativer Einflussfaktoren wie ein extrem kalter Februar, die Geldknappheit der Kommunen und – immer wieder beklagt – zu gering ausfallende Fördermittel konnten die Betriebe des Bauhauptgewerbes in Baden-Württemberg das Niveau von 2011 halten und angesichts der Auftragslage optimistisch in das Jahr 2013 blicken.

Leichter Zuwachs an Beschäftigten

Für das Bauhauptgewerbe liegen in der Amtlichen Statistik Daten über die Betriebe und die Beschäftigten aus der jährlich stattfindenden Ergänzungserhebung vor. Sie wird für den repräsentativen Monat Juni durchgeführt (siehe i-Punkt). Danach zeigt sich für das Jahr 2012 ein stabiles Bild. Der leichte Wachstumstrend der vergangenen 3 Jahre setzte sich fort. In Baden-Württemberg gab es 2012 rund 7 100 Betriebe1, die überwiegend Bauleistungen im Bauhauptgewerbe erbringen.

Das bedeutet einen leichten Zuwachs von über 2 % gegenüber dem Jahr 2011, als die Zahl der Betriebe noch knapp unter 7 000 lag. Die Anteile der Betriebe nach Beschäftigtengrößenklassen haben sich dabei in den letzten Jahren nicht wesentlich geändert. Mit 68 % hat über die Hälfte der Betriebe weniger als zehn Beschäftigte, hier sind auch die Ein-Mann-Betriebe berücksichtigt. Ein Fünftel der Betriebe hat zehn bis 19 Beschäftigte, 11 % der Betriebe zählen zu der Größenklasse »über 19 und unter 100 Beschäftigte« und nur 1 % von allen sind Großbetriebe mit 100 und mehr Beschäftigten2.

Neben der Anzahl der Baubetriebe erhöhte sich zur Jahresmitte 2012 auch die Anzahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe auf rund 88 500 tätige Personen. Damit verbesserte sich im 3. Jahr in Folge die Beschäftigungslage im Baubereich. Dabei haben die Großbetriebe die meisten Beschäftigten zusätzlich eingestellt – fast 700 Mitarbeiter mehr als im Vorjahr. Betrachtet man die einzelnen Berufsgruppen, so hat sich die Zahl der sogenannten Fachwerker gegenüber dem Jahr 2011 mit einem Plus von annähernd 8 % am stärksten erhöht. Zurückgegangen, wenn auch nur um 1,5 %, ist dagegen die Zahl der Auszubildenden. Das liegt nach Aussage des Bauverbandes Baden-Württemberg aber nicht daran, dass weniger ausgebildet werden soll, sondern an der Tatsache, dass es immer weniger (geeignete) Bewerber um die Ausbildungsplätze gibt.3

Zu den Beschäftigten in den Betrieben im Bauhauptgewerbe insgesamt kommen noch rund 500 Mitarbeiter hinzu, die in anderen Bereichen tätig sind, wie zum Beispiel im Baustoffhandel.

Stabile Entwicklung beim Umsatz

Der baugewerbliche Umsatz4 wird im Rahmen der Konjunkturstatistik monatlich bei Betrieben von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten erhoben und auf alle Betriebe des Bauhauptgewerbes hochgerechnet. Der nominale Wert – ohne Preisbereinigung – hat nach den Krisenjahren 2009 und 2010 im Jahr 2011 wieder angezogen und konnte das erreichte Niveau auch im Jahr 2012 halten. Mit rund 11,6 Mrd. Euro abgerechnetem baugewerblichem Umsatz lag das Ergebnis etwa auf der Höhe des Vorjahres.

Betrachtet man den Umsatz nach Bauarten und Auftraggebern, so zeigt sich, dass dieses Ergebnis durch den Umsatzzuwachs im gewerblichen Bereich getragen wurde, der die Verluste im Bereich der öffentlichen Hand sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau ausglich. Nachdem das Land Baden-Württemberg und die Kommunen in den Jahren der Wirtschafts- und Finanzkrise ihren Beitrag durch besondere Nachfrage nach Bauleistungen zur Erhaltung der Betriebe und Unternehmen der Baubranche geleistet hatten, konnte die Privatwirtschaft nun wieder nachziehen.5 Für gewerbliche Auftraggeber wurden im Hochbau im Jahr 2012 fast 3 Mrd. Euro in Rechnung gestellt – rund 10 % mehr als im Vorjahr – und im Tiefbau über 1 Mrd. Euro – eine Steigerung von 2 %. Angesichts des insgesamt überwiegenden Anteils der Bauten für gewerbliche Auftraggeber wurde damit der Rückgang im öffentlichen Hochbau von fast 22 % und im öffentlichen Tiefbau von 6 % gegenüber dem Vorjahr ausgeglichen.

Der Straßenbau, bei dem ebenfalls von öffentlichen Auftraggebern ausgegangen wird, meldete 2012 rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz und damit knapp 1 % Zuwachs. Das entspricht in etwa der Gesamtentwicklung.

Der Wohnungsbau, der weitgehend von privaten Bauherren beauftragt wird, hat nach dem starken Zuwachs im Jahr 2011 das erreichte Niveau auch 2012 gehalten. Hier gibt es gegenläufige Einflüsse. Einerseits sind die Bauzinsen günstig wie nie. Andererseits ist angesichts der demografischen Entwicklung und der begrenzt zur Verfügung stehenden Bebauungsflächen der Kauf und Ausbau einer Bestandsimmobilie eine echte Alternative zum Neubau. Davon profitieren dann aber eher die Handwerksbetriebe als die Betriebe des Bauhauptgewerbes.

Geleistete Arbeitsstunden im Jahresverlauf

Um die tatsächlich im Verlauf des Jahres 2012 erbrachte Bauleistung zu bemessen, werden im Folgenden die gemeldeten Arbeitsstunden, die auf den Baustellen erbracht wurden, herangezogen. Insgesamt wurden für das Jahr 2012 rund 2 % weniger Stunden gemeldet als im Jahr 2011. Auf den ersten Blick harmoniert das nicht mit der Umsatzentwicklung, ist aber plausibel, werden die Preise für Bauleistungen in die Betrachtung mit einbezogen. In allen Bereichen, für die amtliche Daten vorliegen, haben die Preise nämlich zugelegt.6 Das betrifft sowohl den Hochbau mit den Preisen für den Neubau von Wohngebäuden, Bürogebäuden und gewerblichen Betriebsgebäuden als auch den Tiefbau mit den Preisen für Straßenbau, Ortskanäle und Brücken im Straßenbau. Vereinfacht ausgedrückt kann für jede geleistete Arbeitsstunde ein erhöhter Umsatz abgerechnet werden. Auch auf die Entgelte der Beschäftigten hat diese Entwicklung einen positiven Einfluss. Die hochgerechnete insgesamt gezahlte Bruttoentgeltsumme7 von Januar bis Dezember 2012 beträgt über 2,6 Mrd. Euro und damit gut 3 % mehr als im Jahr zuvor.

Betrachtet man die in den Betrieben des Bauhauptgewerbes geleisteten Arbeitsstunden in den einzelnen Monaten des Jahres 2012, zeigt sich der typische Saisonverlauf im Bau. Erwartungsgemäß sind in den Wintermonaten die Bauarbeiten eingeschränkt. Im Jahr 2012 verzeichnete der Februar einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vormonat, weil es in diesem Monat eine außergewöhnlich lange Periode mit starkem Frost gab. Auffällig ist noch die geringere Stundenzahl im August. Diesen Rückgang gibt es aber in jedem Jahr, denn auch die Beschäftigten am Bau gehen in der Zeit der Schulferien in Urlaub. Manche Baubetriebe haben zudem Betriebsferien. Betroffen sind sowohl Arbeiten im Hochbau als auch im Tiefbau.

Nominale Auftragseingänge im Hochbau auf hohem Niveau

Interessant für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in der näheren Zukunft ist der Indikator »Auftragseingang bei den Betrieben«.8

Die positive Entwicklung der nominalen Auftragseingänge 2012 im Bauhauptgewerbe wurde entscheidend durch die Zuwächse im gewerblichen Hochbau und im öffentlichen Tiefbau geprägt. Die Auftragseingänge im Hochbau haben im Jahr 2012 wertmäßig mit einem Zuwachs von 20 % im Vergleich zum Vorjahr ein hohes Niveau erreicht. Getragen wird dieser Aufwärtstrend in erster Linie von den Auftragseingängen im Wirtschaftshochbau mit knapp 29 % Zuwachs, gefolgt von den fest akquirierten Aufträgen im Wohnungsbau mit plus rund 13 %. Bei den öffentlichen Aufträgen im Hochbau setzt sich der moderate Wert aus dem Jahr 2011 mit einem leichten Zuwachs von über 4 % fort. Im Tiefbau hat sich die Situation mit einem Plus von über 11 % im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls positiv verändert. Dies beruht im Wesentlichen aber auf einem einzelnen Großauftrag, der als »Ausreißer« angesehen wird, ansonsten waren nur leichte wertmäßige Zuwächse zu verzeichnen. Trotz eines Zuwachses von über 6 % erreichte der gewerblicher Tiefbau ähnlich wie 2011 nur ein relativ niedriges Niveau. Einen deutlichen Zuwachs von fast 24 % gab es analog zum gewerblichen Hochbau dagegen im öffentlichen Tiefbau, während der Straßenbau mit einem Wertzuwachs von über 7 % seine wichtige Stellung im Tiefbau behaupten konnte. Die Veränderung im öffentlichen Tiefbau ist jedoch nicht als dauerhaft anzusehen, da sie sich ausschließlich auf ein einmaliges Ereignis stützt.

Die wertanteilsmäßige Verteilung der Hoch- und Tiefbauaufträge am gesamten Auftragswertvolumen des Bauhauptgewerbes hat sich seit 2010 nicht wesentlich verändert. Mit über 61 % hat der Hochbaubereich 2012 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Jahr 2011 hinzugewonnen. Innerhalb des Hochbaubereichs kann der Wirtschaftshochbau seine Dominanz mit circa 55 % zum dritten Mal in Folge steigern. Im Gegensatz dazu musste der Wohnungsbau leichte Einbußen mit gut 2 Prozentpunkten im Vergleich zu 2011 hinnehmen und belegt mit rund 34 % wertanteilsmäßig den zweiten Rang innerhalb der Auftragseingänge im Hochbau. Der öffentliche Hochbau ist 2012 mit über 10 % im Vergleich zu 2011 eher schwach vertreten, als der Anteil noch bei 12 % lag.

Der Wertanteil der Aufträge im Tiefbau ist 2012 mit annähernd 39 % dem Hochbaubereich nachgeordnet. In der Auftragseingangsstruktur im Tiefbaubereich hat der Straßenbau 2012 wertanteilsmäßig rund 2 Prozentpunkte verloren, dennoch macht er auch weiterhin mit seinem Anteil von fast 44 % den größten Teil der gesamten Tiefbauaufträge aus. Der Straßenbau erwies sich in den vergangenen 3 Jahren als konstante Größe, obwohl sich sein Wertanteil an den gesamten Tiefbauaufträgen seit 2010 um über 3 Prozentpunkte verringerte. Betrachtet man die Verteilung der Anteile des gewerblichen Tiefbaus und des öffentlichen Tiefbaus über die letzten 3 Jahre hinweg, so haben sie sich in etwa die Waage gehalten. Der wertmäßige Anteil im Wirtschaftstiefbau hat sich im Vergleich zu 2011 um gut 1 Prozentpunkt reduziert und liegt bei fast 27 % im Jahr 2012. Der öffentliche Tiefbau hat entgegen dem abnehmenden Trend bei den von der öffentlichen Hand insgesamt vergebenen Aufträgen seinen Anteil von über 26 % im Jahr 2011 auf rund 29 % im Jahr 2012 ausgebaut.

Ausblick

Die ersten, vorläufigen Zahlen für Baugenehmigungen im Wohnbau für 2012 zeigen nach wie vor eine steigende Tendenz und versprechen weitere Aufträge für die Baufirmen.9 Auch von der Politik kommen positive Signale. Das Land Baden-Württemberg hat im Doppelhaushalt 2013/14 die Mittel für die Erhaltung von Straßen deutlich angehoben. Das betrifft Finanzhilfen an Gemeinden für Baumaßnahmen, Ortsumgehungen, aber auch die Beteiligung an Lärmschutzmaßnahmen des Bundes. Für die Stadterneuerung wurden 182 Mill. Euro als Unterstützung für Städte und Gemeinden freigegeben.10 Man kann davon ausgehen, dass jeder »Förder-Euro« ein Vielfaches an Investitionen generiert11, sodass in den Bereichen Wohnungsbau und Straßenbau eine positive Entwicklung auch im laufenden Jahr zu erwarten ist.

1 Betriebe einschließlich Arbeitsgemeinschaften.

2 Weiterführende Informationen nach Größenklassengliederung enthält der jährlich erscheinende Statistische Bericht E II 2 j Bauhauptgewerbe.

3 Siehe Pressemitteilung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V. vom 14. Februar 2013 »Die neue Nachwuchskampagne der Bauwirtschaft Baden-Württemberg«.

4 Umsatz ohne Mehrwertsteuer. Da es sich um die steuerlich abgerechneten Umsätze handelt, müssen Leistungsperiode und Umsatzmeldung nicht unbedingt zeitlich zusammenfallen.

5 de la Croix, Madeleine/Macek, Marko: »Bauwirtschaft und Konjunkturpakete – eine Halbzeitbilanz«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2010«, S. 24 ff.

6 Pressemitteilung Nr. 410/2012 des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 17. Dezember 2012: »Bauleistungspreise legen im November um 2,3 % zu, Anstieg stabilisiert sich auf erhöhtem Niveau«.

7 Bruttoentgeltsumme einschließlich Vergütung für Auszubildende.

8 Für die Auftragseingänge liegen Indizes vor, die vierteljährlich zum Basisjahr 2005 aus den Meldungen der Betriebe von Unternehmen des Bauhauptgewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten berechnet werden.

9 Siehe Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes 77/2013 vom 14. März 2013: »2012 rund 35 000 Wohnungen zum Bau freigegeben«.

10 Siehe Staatshaushaltsplan Baden-Württemberg 2013/2014, Einzelplan 13, Kapitel 1304 »Straßenverkehr« sowie Pressemitteilung des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft 82/2013 vom 22. März 2013.

11 Nach der Studie »Multiplikatorwirkung der Städtebauförderung« der Hochschule für Technik Stuttgart von Prof. C. Simon-Philipp mit Dipl.-Ing. Elmar Gross und Dipl.-Ing. Stefanie Ganter von 2010/2011 kann 1 Fördereuro bis zu 8,47 Euro Bauvolumen generieren.