:: 6/2013

Kulturlandschaft im Fokus: Das Zabergäu – eines der ältesten Siedlungsgebiete im Südwesten

Das Zabergäu gehört naturräumlich zum Neckarbecken und wird von Westen her von Keuperbergen umgeben. Die nördliche Grenze bildet der Heuchelberg als Barriere zum benachbarten Kraichgau. Im Süden des Zabergäus befindet sich der Stromberg. An der Zaber liegen die Orte Brackenheim, Güglingen, Pfaffenhofen und Zaberfeld. Weiterhin rechnet man die Gemeinde Cleebronn, die mit ihrem Gemeindegebiet an die Zaber grenzt, sowie Nordheim dazu. Aus diesen Kommunen setzt sich die kleinräumliche Gliederung zusammen, die hier im Folgenden untersucht wird.

Das Zabergäu ist eines der ältesten Siedlungsgebiete im Südwesten Deutschlands. Erste Siedlungshinweise gibt es schon für die Mittelsteinzeit. Für die Jungsteinzeit, die Übergangszeit von der Jäger- und Sammlerkultur zu der Periode der sesshaften Bauern mit Vorratshaltung, lassen sich in vielen Gemarkungen des Zabergäus Siedlungsreste nachweisen. Auch aus der Bronzezeit stammen Siedlungsfunde in der Nähe der Orte Hausen, Nordheim, Hohenstein, Sersheim und Meimsheim. Die Siedlungsreste einer Fliehburg auf dem Michaelsberg bei Cleebronn stammen aus der keltischen Zeit zwischen 400 vor Christus bis um Christi Geburt.

Eine dichte Besiedlung des Zabergäus erfolgte schließlich zur Römerzeit. Es lassen sich insgesamt 14 römische Siedlungen, meist große villae rusticae, die oberhalb des Hochwasserspiegels der Zaber auf Lösshügel gesetzt waren, nachweisen. Römische Straßen verliefen im Talgrund der Zaber und verbanden diese Siedlungen. Nach den Römern kamen die Alemannen und danach die Franken. Auf diese Zeit ist wohl der Name Zabergäu zurückzuführen, denn die Franken verwendeten bevorzugt Flussnamen für Gebietsbezeichnungen.

Mit dem Wachstum der Bevölkerung im 12. und 13. Jahrhundert setzte im Zabergäu eine erneute Rodungs- und Besiedlungswelle ein. Sie stieß in die engeren und höher gelegenen Teile der Seitentäler vor. Tonangebende Adelsfamilien im Zabergäu waren im Hochmittelalter die Magenheimer, die Herren von Neipperg und die Adelsfamilie Sternenfels. Während des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges war die offene Senke des Zabergäus Einfall- und Durchzugsgebiet vieler militärischer Kombattanten und wurde von Hunger, Seuchen und Plünderungen heimgesucht. Es sollte bis weit in das 18. Jahrhundert dauern, bis sich die Region von den Verlusten dieser Zeit erholt hatte. Die jüngste Siedlung des Zabergäus ist das im 18. Jahrhundert gegründete Dorf Nordhausen. 55 aus dem Piemont geflüchtete Waldenserfamilien fanden hier eine neue Heimat. Nordhausen ist die letzte Waldenserkolonie, die in Württemberg gegründet wurde. Alle hier dem Zabergäu zugeordneten Gemeinden waren seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Folge der napoleonischen Neuordnung des Deutschen Reiches Kommunen des Königreiches Württemberg.

Im Zuge der Kreis- und Gemeindereform Anfang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Botenheim, Dürrenzimmern, Haberschlacht, Hausen an der Zaber, Meimsheim, Neipperg und Stockheim nach Brackenheim eingemeindet. In die Stadt Güglingen wurden die Gemeinden Frauenzimmern und Eibensbach aufgenommen und Nordhausen mit Nordheim verbunden. In die Gemeinde Pfaffenhofen wurde der kleinere Ort Weiler an der Zaber integriert. Durch die Eingliederung der Orte Michelbach am Heuchelberg, Leonbronn und Ochsenburg wurde durch die Gemeindereform Pfaffenhofen vergrößert. Heute besteht zwischen Brackenheim und der Nachbargemeinde Cleebronn eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft. Güglingen bildet zusammen mit Pfaffenhofen und Zaberfeld den Gemeindeverwaltungsverband »Oberes Zabergäu«. Alle hier dem Zabergäu zugeordneten Kommunen liegen im Landkreis Heilbronn.

Verkehrsmäßig sind die Landesstraßen L 1103 von Bretten nach Brackenheim und L 1106 von Brackenheim nach Heilbronn die wichtigsten Durchgangsstraßen des Zabergäus. Der öffentliche Nahverkehr im Zabergäu wird weitgehend durch Buslinien gewährleistet, lediglich in Nordheim befindet sich ein Haltepunkt der Bahnstrecke von Heilbronn nach Stuttgart. Der Betrieb der Zabergäubahn von Lauffen nach Leonbronn wurde 1994 endgültig eingestellt. Seit 2006 gab es Überlegungen, diese Trasse zu reaktivieren und von einer Stadtbahnlinie der Heilbronner Stadtbahn befahren zu lassen. Auf Grund fehlender finanzieller Mittel wurden diese Absichten nicht weiter verfolgt. Dieses doch sehr eingeschränkte öffentliche Mobilitätsangebot mag einer der Gründe dafür sein, dass die Pkw-Dichte (Pkw je 1 000 Einwohner) im Zabergäu mit 619 über dem Landesdurchschnitt von 547 liegt.

Das Zabergäu hat eine Gemarkungsfläche von 12 604 Hektar (ha). Davon werden fast 60 % landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche beträgt gut 20 %. Rund 18 % der gesamten Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche. Laut der Rebflächenerhebung 2011 gab es dort 1 519 ha bestockte Fläche. Hier werden zahlreiche Rebsorten wie Lemberger, Trollinger, Spätburgunder, Riesling, Muskateller und Kerner angebaut. Fast 75 % der bestockten Rebflächen werden zum Anbau von Rotweinsorten genutzt. Auf der Gemarkungsfläche des Zabergäus befindet sich übrigens der erste urkundlich erwähnte Weinberg Württembergs. Es ist der Cleebronner Michaelsberg, der bereits 793 urkundlich als ein »Ort an dem Wein wächst« bezeichnet wurde.1

Am 31. Dezember 2011 lebten 37 620 Personen im Zabergäu. Mit 298 Personen je Quadratkilometer entspricht die Besiedelung annähernd dem Landesdurchschnitt 302. Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2001 und 2011 mit einem Zuwachs von 1,4 % dezent. Sie lag unter der landesweiten Entwicklung (+ 2 %). In Langzeitbetrachtung hat die Bevölkerung im Zabergäu seit 1871 um mehr als 22 500 Einwohner zugenommen. Das Durchschnittsalter der Menschen im Zabergäu von 41,6 Jahren liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 43 Jahren. Annähernd 11 % der Einwohner im Zabergäu hatten 2011 einen ausländischen Pass. Im Landesdurchschnitt galt das für 12,1 % der Bevölkerung.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes im Zabergäu stellt sich positiv dar. Im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 stieg der Wohnungsbestand um 8,2 % und liegt damit über dem Landesmittel von 7,3 %. Gut 71 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser, was als Indiz für die hohe Wohnqualität innerhalb des Zabergäus betrachtet werden kann. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 45 m2 je Einwohner liegt das Zabergäu auch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 43 m2 je Einwohner.

Die Chance auf eine Beschäftigung im Zabergäu hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten 2011 mit rund 10 050 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fast 4 % mehr einen Arbeitsplatz im Zabergäu als im Jahr 2001. Langfristig betrachtet stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1974 bis 2011 sogar um mehr als 3 700. Gut 59 % aller Arbeitsplätze im Zabergäu liegen heute in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes.

Das Freizeit- und Kulturangebot im Zabergäu ist sehr vielfältig. Exemplarisch werden nachfolgend hier einige Angebote aufgeführt, ohne dass der Kultur- und Freizeitwert anderer dadurch geschmälert werden soll. So liegt am Fuße des Michaelsbergs bei Cleebronn der Erlebnispark Tripsdrill mit angeschlossenem Wildpark, der jährlich zigtausenden von Besuchern ein Freizeitvergnügen in familiärer Atmosphäre bietet. Auf einer Anhöhe über Cleebronn befindet sich das Stammschloss der Herren von Magenheim, eine staufische Burganlage aus dem 13. Jahrhundert. Die bei den Ausgrabungen der Jahre 1999 bis 2005 gemachten Funde der römischen Siedlung in Güglingen können heute im Alten Rathaus der Stadt besichtigt werden, das man zu diesem Zwecke zum Museum umgebaut hat. Auf drei Stockwerken werden hier die Funde der ehemaligen Römersiedlung auf der Güglinger Gemarkung präsentiert. In Pfaffenhofen haben sich entlang der Hauptstraße zahlreiche Fachwerkbauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten. Das Schloss in Zaberfeld mit seinem Barockportal von 1712 befindet sich heute in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Im Nordheimer Teilort Nordhausen kann der interessierte Besucher entlang der Hauptstraße die ehemaligen Siedlungshäuser der Waldenser bestaunen. Auch in Brackenheim gibt es eine beträchtliche Anzahl historischer Gebäude, die Touristen zu einem Besuch der Stadt animieren. In der Altstadt liegen einige historische Fachwerkhäuser, die sich in einem guten Erhaltungszustand befinden. Weitere touristische Anreize sind das Theodor-Heuss-Museum und ein Wein- und Naturlehrpfad, der über Weinanbau und Rebsorten in alter und neuer Zeit informiert.

1 Günther, Irmhild: Leute aus dem Zabergäu. Leinfelden-Echterdingen, 2002, S. 14ff.