:: 8/2013

Bundestagswahl 2013: Aufgaben und Serviceangebot des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg

Demokratische Wahlen sind der Grundpfeiler einer jeden Demokratie. Daher ist es nicht überraschend, dass von allen politischen Ereignissen Wahlen im Allgemeinen das größte öffentliche Interesse finden. In Baden-Württemberg haben bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2009 72,4 % der Wahlberechtigten an der Wahl teilgenommen. Dies bedeutet, dass – trotz sinkender Wahlbeteiligung von zuletzt minus 6,3 Prozentpunkten gegenüber der Bundestagswahl 2005 – die überwiegende Mehrheit der Baden-Württemberger bei Wahlen demokratisch partizipiert. Im Vorfeld der Wahlen, aber natürlich auch am Wahlabend selbst sowie in der Nachberichterstattung gibt es daher ein enormes Informationsinteresse von Seiten der Bürger und der Medien. Dieses wird zum Teil von kommerziellen Anbietern, aber eben auch von den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt bedient. Die von den kommerziellen Umfrageinstituten herausgegebenen Prognosen und Hochrechnungen bilden eine wichtige Informationsquelle für die Bürgerinnen und Bürger und eine zeitnahe Einschätzung des Wahlausgangs. Das amtliche vorläufige und endgültige Ergebnis einer Wahl wird jedoch von der Amtlichen Statistik bzw. den Landeswahlleitern und dem Bundeswahlleiter ermittelt und herausgegeben. In der Öffentlichkeit ist allerdings oftmals unklar, welche Aufgaben die Statistischen Ämter bei Wahlen innehaben. Daher soll im folgenden Beitrag am Beispiel der Bundestagswahl 2013, die am 22. September stattfinden wird, deutlich gemacht werden, welche Aufgaben das Statistische Landesamt Baden-Württemberg bei Wahlen wahrnimmt und wie die Ermittlung der Wahlergebnisse erfolgt. Zudem wird das Informationsangebot des Statistischen Landesamtes zur Bundestagswahl 2013 vorgestellt.

Aufgaben des Statistischen Landesamtes bei der Bundestagswahl 2013

Die Hauptaufgabe des Statistischen Landesamtes bei Wahlen liegt in der technischen Bereitstellung und Veröffentlichung des Wahlergebnisses in Baden-Württemberg. Ferner unterstützt das Statistische Landesamt die Landeswahlleiterin im Innenministerium Baden-Württemberg rechnerisch bei Wahlrechtsänderungen, Änderungen der Wahlkreiseinteilung oder Wahlprüfungsverfahren.

Die technische Ermittlung des Wahlergebnisses der Bundestagswahl 2013 wird wie folgt ablaufen: Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale am 22. September 2013 werden zunächst die Stimmzettel jeder Wählerin und jedes Wählers in den etwa 10 500 Wahlbezirken der 1 101 Gemeinden Baden-Württembergs in den örtlichen Wahllokalen bzw. Briefwahlbezirken von den Wahlvorständen und Wahlhelfern per Hand ausgezählt und zu Ergebnissen zusammengefasst. Danach leiten die Gemeinden ihre Wahlergebnisse entweder auf elektronischem Wege durch die sogenannte »Dezentrale Wahldatenerfassung« oder per Telefon oder Telefax dem zuständigen Kreiswahlleiter in den Landratsämtern und Stadtkreisen zu. Auf diesem Wege werden die Ergebnisse in den 38 baden-württembergischen Bundestagswahlkreisen ermittelt und anschließend an die Landeswahlleiterin und das Statistische Landesamt übermittelt. Nach der Freigabe durch die Landeswahlleiterin führt das Statistische Landesamt den elektronischen Datentransfer zum Statistischen Bundesamt durch. Liegen die Ergebnisse aller Bundesländer vollständig vor, verkündet der Bundeswahlleiter, der Präsident des Statistischen Bundesamtes, das vorläufige amtliche Wahlergebnis für Deutschland. Außerdem wird im Statistischen Bundesamt die Sitzverteilung im 18. Deutschen Bundestag berechnet.

Der technische Weg zur Ermittlung des vorläufigen und endgültigen Wahlergebnisses

Zur elektronischen Erfassung und Übermittlung von Wahlergebnissen setzt das Statistische Landesamt bei der Bundestagswahl 2013 wieder die Dezentrale Wahldatenerfassung ein, ein System, das sich seit seiner ersten Anwendung bei der Landtagswahl 2001 erfolgreich bewährt hat. Die Wahlergebnisse werden von den Kreiswahlleitern und in zunehmendem Maß auch direkt von den kreisangehörigen Gemeinden an einen Server im Statistischen Landesamt gesendet. Die Verbindung erfolgt über das Kommunale Verwaltungsnetz (KVN) und das Landesverwaltungsnetz (LVN). Hierbei handelt es sich um ein eigenes landesweites Netz, das vom Internet abgeschottet ist, aber mit derselben Technik arbeitet. Damit können die Vorzüge dieser Technik genutzt werden, ohne mit den Sicherheitsrisiken des Internets belastet zu sein. Die Anwendung der Dezentralen Wahldatenerfassung arbeitet mit dem im Internet bewährten Protokoll HTTP und mit Java. Die Anwender (Landratsämter, Städte und Gemeinden) brauchen außer dem Browser und Java keine weitere Software und erhalten über das Netz immer automatisch die neueste Version.

Im Haus der Abgeordneten wird das Statistische Landesamt für die Ergebnisermittlung ein eigenes Netz (LAN) aufbauen, das über das LVN mit dem hausinternen LAN im Statistischen Landesamt verbunden ist. Hier laufen die Ergebnisse der Bundestagswahl zusammen, die am Wahlabend im Haus der Abgeordneten präsentiert und im Statistischen Landesamt zur Produktion des Wahlnachtberichts sowie weiterer Veröffentlichungen verwendet werden.

Für die Feststellung des endgültigen Bundestagswahlergebnisses können die Kreiswahlleiter die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Aufstellungen mit den endgültigen Ergebnissen auf Wahlbezirks-, Gemeinde- und Wahlkreisebene im Rahmen der Dezentralen Wahldatenerfassung in landeseinheitlicher Form abrufen und ausdrucken. Zu mehreren bisher schon verwendeten Wahlprogrammen existieren Schnittstellen, sodass die Daten nicht erneut eingegeben werden müssen.

Informationsangebot und Veröffentlichungen vor der Wahl …

Zu den Aufgaben des Statistischen Landesamtes gehört neben der technischen Ermittlung auch die Veröffentlichung von Wahlergebnissen.

Bereits im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 bietet das Statistische Landesamt der breiten Öffentlichkeit umfangreiche Informationen unter der Internetadresse www.statistik-bw.de/Wahlen an. Zahlreiche Tabellen und Grafiken zu den Ergebnissen seit 1949 stehen dort zur Verfügung. Zudem können im Internetangebot des Statistischen Landesamtes vielfältige Informationen aus der Struktur- und Regionaldatenbank abgerufen werden, so zum Beispiel Ergebnisse zurückliegender Bundestags-, Landtags- und Europawahlen sowie Wirtschafts- und Sozialstrukturdaten auf verschiedenen räumlichen Ebenen.

Der Informationsservice des Statistischen Landesamtes wird durch interaktive Grafiken (Java-Applets) ergänzt, mit denen für jeden Bundestagswahlkreis die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl 2009 abgerufen werden können. Weiterhin kann für die einzelnen Parteien das beste und schlechteste Wahlkreisergebnis in Baden-Württemberg ermittelt werden. Zusätzlich lässt sich auf der landesweiten Karte an abgestuften Schattierungen erkennen, wie stark jede Partei in den einzelnen Bundestagswahlkreisen abgeschnitten hat.

Darüber hinaus führen Links auf die Seiten der Landeswahlleiterin und des Bundeswahlleiters. Hier befinden sich ergänzende Informationen zur Bundestagswahl 2013 bundesweit sowie zu allen anderen Bundesländern.

Bereits in der Ausgabe 7/2013 des »Statistischen Monatshefts Baden-Württemberg« hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg eine umfassende Analyse der Ergebnisse der letzten Bundestagswahlen 2009 veröffentlicht. Ferner bietet das Faltblatt »Wahlen in Baden-Württemberg« einen kompakten Überblick über die Ergebnisse bisheriger Bundestags-, Landtags-, Europa- und Kommunalwahlen in Baden-Württemberg. Abgerundet wird das Informationsangebot des Statistischen Landesamtes vor der Bundestagswahl am 22. September 2013 durch zahlreiche Pressemitteilungen.

... am Wahlabend

Auch am Wahlabend bietet das Statistische Landesamt Baden-Württemberg einen umfassenden Informationsservice. Via Internet erhalten die interessierten Nutzer einen ständig aktualisierten Überblick über den Stand der bereits eingegangenen vorläufigen Gemeinde- und Wahlkreisergebnisse der Bundestagswahl 2013.

Neben dem aktuellen Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 werden außerdem zum Vergleich die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl 2009 dargestellt. Auch die vorläufigen Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 für Baden-Württemberg, die anderen Bundesländer und Deutschland sowie die vorläufigen Ergebnisse der Landtagswahl in Hessen sind, sobald sie vorliegen, über das Internetangebot des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg abrufbar. Die Gemeinde- und Wahlkreisergebnisse der Bundestagswahl 2013 werden außerdem als sogenannte CSV-Datei, das heißt in weiterverarbeitbarer Form angeboten.

Im Haus der Abgeordneten werden am Wahlabend folgende Wahlergebnisse – soweit vorliegend – zur Verfügung gestellt:

  • Die Wahlergebnisse in den Bundestagswahlkreisen,
  • die Wahlergebnisse in den Bundesländern,
  • die Namenslisten der Gewählten nach Parteien und
  • die Sitzverteilung im Deutschen Bundestag.
  • Die Wahlergebnisse in den Wahlkreisen sowie das Landesergebnis werden nach Freigabe durch die Landeswahlleiterin an Bildschirmen angezeigt und als Fotokopie umgehend an die Medienvertreter weitergegeben.

... nach der Bundestagswahl

Für den Morgen nach der Wahl plant das Statistische Landesamt die Veröffentlichung des bewährten und bekannten Wahlnachtberichts auf der Basis der vorläufigen Ergebnisse der Bundestagswahl 2013. Der Wahlnachtbericht bietet sowohl eine Darstellung und Analyse der Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 für Baden-Württemberg als auch – wenn die Ergebnisse bis Redaktionsschluss vorliegen – auf Bundesebene und im Bundesländervergleich. Weitere inhaltliche Schwerpunkte umfassen die regionale Analyse der Wahlergebnisse in Baden-Württemberg (wo liegen die Hochburgen und Diasporagebiete der Parteien, wo haben die Parteien besonders stark zugelegt oder Wähler verloren?), die soziostrukturellen Aspekte der Wahlergebnisse und die Stimmenausschöpfung1 der Parteien. Die textliche Analyse wird um zahlreiche Tabellen, Schaubilder und Übersichten ergänzt.

Die endgültigen amtlichen Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 werden voraussichtlich rund 2 Wochen nach der Wahl im Internet veröffentlicht.

Die Repräsentative Wahlstatistik: Wertvolle Informationen zum Wahlverhalten

Eine weitere wichtige Aufgabe des Statistischen Landesamtes in Bezug auf Wahlen ist die Durchführung und Veröffentlichung von Ergebnissen der Repräsentativen Wahlstatistik. Die Repräsentative Wahlstatistik ist eine Stichprobenerhebung, die Informationen über die Wahlberechtigten, die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe nach Geschlecht und Altersgruppen bereitstellt. Darüber hinaus sind Aussagen über die Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien nach Geschlecht und Altersgruppen möglich. Die Repräsentative Wahlstatistik liefert zuverlässige Informationen von hoher Datenqualität. Sie spiegelt – anders als die Wahlanalysen der kommerziellen Forschungsinstitute – nicht das erfragte, sondern das tatsächliche Wahlverhalten wider und basiert zudem auf einer vergleichsweise großen Stichprobe. Die Repräsentative Wahlstatistik wird dabei in Wahlbezirken durchgeführt, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Bei der Bundestagswahl 2013 befinden sich in Baden-Württemberg 187 Stichprobenwahlbezirke in 138 Gemeinden mit etwa 175 000 Wahlberechtigten (rund 2 % der Wahlberechtigten) in der Stichprobe.2 In den für die Repräsentative Wahlstatistik ausgewählten Wahlbezirken wird gewählt wie in allen anderen Wahlbezirken auch. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Stimmzettel mit einem Aufdruck nach Geschlecht und sechs Altersgruppen versehen sind. Darüber hinaus werden in den Stichprobenwahlbezirken die Wählerverzeichnisse nach Geschlecht und zehn Altersgruppen ausgezählt, um Informationen über die Wahlberechtigten und die Wahlbeteiligung nach Geschlecht und Altersgruppen zu erhalten. Das Wahlgeheimnis und der Datenschutz bleiben bei der Repräsentativen Wahlstatistik gewahrt, da verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. So muss zunächst eine hinreichend große Anzahl an Wahlberechtigten und Wählern vorliegen (in ausgewählten Urnenwahlbezirken mindestens 400 Wahlberechtigte und in ausgewählten Briefwahlbezirken mindestens 400 Wähler bei der Bundestagswahl 2009), sodass die Auswertung der Stimmzettel nach Alter und Geschlecht keinen Rückschluss auf die Stimmabgabe von Einzelpersonen erlaubt. Zusätzlich erfolgt die Auszählung der Stimmzettel für die Repräsentative Wahlstatistik nicht in den Wahllokalen, sondern örtlich und zeitlich davon getrennt im Statistischen Landesamt. Schließlich dürfen keine Ergebnisse für einzelne Wahlbezirke bekannt gegeben werden. Die Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik der Bundestagswahl 2013 werden voraussichtlich ca. 3 Wochen nach der Bundestagswahl veröffentlicht.

Neben der Veröffentlichung der vorläufigen und endgültigen Ergebnisse der Bundestagswahl im Internetangebot des Statistischen Landesamtes und im Rahmen des Wahlnachtberichts zur Bundestagswahl sind selbstverständlich weitere Analysen und Veröffentlichungen, zum Beispiel über das Wahlverhalten der Baden-Württemberger bei der Bundestagswahl oder den Wahlerfolg von weiblichen und männlichen Kandidaten, in Form von Pressemitteilungen und Beiträgen im »Statistischen Monatsheft Baden-Württemberg« geplant.

1 Die Stimmenausschöpfung oder Ausschöpfungsquote ist der Anteil der gültigen Zweitstimmen der Parteien an den Wahlberechtigten.

2 Die Stichproben der kommerziellen Wahlforschungsinstitute basieren in der Regel auf wenigen tausend Personen.