:: 10/2013

Kindertagesbetreuung 2013: Betreuungsquote der unter 3-Jährigen landesweit auf 25 % gestiegen

Zum 1. August 2013 ist der gesetzliche Anspruch auf einen Platz in der Kindertagesbetreuung für alle 1- und 2-jährigen Kinder wirksam geworden. Darüber hinaus haben Kinder im 1. Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege, wenn dies für ihre Entwicklung geboten ist, oder die Erziehungsberechtigten einer Erwerbstätigkeit nachgehen, eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, Arbeit suchend sind, sich in Ausbildung befinden oder Leistungen zur Eingliederung in Arbeit erhalten. Die Daten aus den Statistiken zu Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege geben Auskunft über den Stand des Ausbaus der Kleinkindbetreuung zum 1. März 2013.

Betreuung in Kindertageseinrichtungen

In Baden-Württemberg gab es am 1. März 2013 insgesamt rund 8 400 Kindertageseinrichtungen (Kindergärten, Krippen, Schülerhorte und altersgemischte Einrichtungen). Dort wurden rund 396 100 Kinder unter 14 Jahren betreut. Das waren rund 5 500 Kinder mehr als im März 2012.

In der Altersgruppe der unter 3-Jährigen besuchten rund 58 800 Kinder eine Kindertageseinrichtung. Das ergibt eine Besuchsquote von 21,5 % für alle Kinder dieser Altersgruppe. Im Jahr 2012 waren rund 54 300 Kleinkinder in einer Kindertageseinrichtung betreut worden, sodass sich für 2013 gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 8 % oder 4 500 Kindern ergibt. Die Besuchsquote lag 2012 bei 20 %. Sie hat sich zwischen 2006 und 2013 etwa verdreifacht.

Die aktuellen Ergebnisse zeigen weiter, dass 2013 rund 266 500 Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren – also im »klassischen« Kindergartenalter – eine Kindertageseinrichtung besuchten; das entspricht einem Anteil an allen Kindern dieser Altersgruppe von 95 %. Außerdem belegten rund 70 800 Kinder im Alter von 6 bis unter 14 Jahren einen Platz in einer Kindertageseinrichtung.

Von den insgesamt rund 396 100 Kindern in Kindertageseinrichtungen haben rund 138 500 Kinder (35 %) mindestens einen Elternteil, der aus dem Ausland stammt. Bei etwa 83 000 Kindern (21 %) wird in der Familie vorwiegend nicht deutsch gesprochen.

Vereinbarte Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen werden länger

Sowohl für die Kleinkinder als auch die Kinder im Kindergartenalter ist in den letzten Jahren eine Tendenz zu längeren vereinbarten Betreuungszeiten festzustellen. Während der Anteil der Kinder, die bis zu 5 Stunden betreut wurden, kontinuierlich abgenommen hat, hat sich der Anteil der Kinder, für die eine Betreuungszeit von mehr als 7 Stunden vereinbart wurde, die also ganztags aufgenommen werden, laufend erhöht. Gut ein Drittel der unter 3-Jährigen (19 900) wurde im Jahr 2013 ganztags betreut. Bei der Altersgruppe der 3 bis 6-Jährigen galt dies für knapp ein Fünftel der Kinder (49 600).

2013 so viele Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen wie noch nie

Die Entwicklungen der letzten Jahre, insbesondere der Ausbau der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren und die Veränderungen in den Betreuungszeiten, spiegeln sich deutlich in der Entwicklung des Personals in Kindertageseinrichtungen wider: Mit rund 79 000 Personen waren 2013 so viele Personen in Kindertageseinrichtungen öffentlicher und freier Träger beschäftigt wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Beschäftigtenzahl um 7 300 Personen (10 %) an. 69 100 Personen arbeiteten als pädagogisches Personal bzw. als Leitungs- oder Verwaltungspersonal. Weitere 9 900 Personen waren im hauswirtschaftlichen und technischen Bereich eingesetzt. 96 % des pädagogischen, Leitungs- und Verwaltungspersonals waren Frauen.

Betreuung durch Tagesmütter und Tagesväter

In öffentlich geförderter Kindertagespflege wurden zum 1. März 2013 in Baden-Württemberg rund 19 580 Kinder betreut. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Erhöhung um 4 %. Von diesen Kindern war knapp die Hälfte (etwa 9 560) jünger als 3 Jahre. Die Betreuung von Kleinkindern bildet damit einen Schwerpunkt der Kindertagespflege und ist für die Eltern eine wichtige Alternative zu den Kindertageseinrichtungen. Dennoch wurden von allen Kindern unter 3 Jahren rund sechsmal so viele Kinder in Kindertageseinrichtungen wie in Kindertagespflege betreut.

Neben den Kleinkindern wurden in der öffentlich geförderten Kindertagespflege 4 487 Kinder von 3 bis unter 6 Jahren sowie 5 532 Kinder von 6 bis unter 14 Jahren betreut. Rund 30 % der Kinder (5 778) sind an insgesamt 5 Wochentagen betreut worden, 22 % (4 306) an 2, 20 % (3 979) an 3 und 14 % (2 685) an 4 Wochentagen. Die Betreuungszeit pro Woche betrug bei gut drei Vierteln der Kinder bis zu 25 Stunden. Eine Ganztagsbetreuung von durchgehend mehr als 7 Stunden pro Betreuungstag war für 3 509 Kinder vereinbart worden und betraf vor allem Kleinkinder (2 784). Mehr als drei Viertel der Kinder (15 129) erhielten bei ihrer Tagesmutter oder ihrem Tagesvater eine Mittagsverpflegung. Zusätzlich zur Tagespflege besuchte knapp ein Viertel der Kinder (4 646) eine Kindertageseinrichtung, zum Beispiel eine Krippe, einen Kindergarten, einen Hort oder eine altersgemischte Einrichtung. Dies traf vor allem für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren zu.

Betreut wurden die Kinder von insgesamt 6 717 Tagespflegepersonen (Tagesmütter oder Tagesväter). Unter den Tagespflegepersonen waren lediglich 116 Männer. Die Anzahl der betreuten Kinder je Pflegeperson lag im Durchschnitt bei 2,9 Kindern. Einen abgeschlossenen Qualifizierungskurs für Kindertagespflege wiesen 95 % der Tagespflegepersonen (6 400) auf. 30 % der Tagespflegepersonen (2 018) hatten einen fachpädagogischen Berufsausbildungsabschluss, die meisten davon (838 Personen) als Erzieherin und Erzieher. Bei fast allen Betreuungsverhältnissen fand zumindest eine Vermittlung oder Beratung von Seiten der Jugendämter oder Tageselternvereine statt. Rein private Betreuungsarrangements werden von der Statistik nicht erfasst.

Kindertagesbetreuung insgesamt

Fasst man die Betreuung in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege zusammen, so erhält man ein Gesamtbild der Kindertagesbetreuung. Am 1. März 2013 befanden sich in Baden-Württemberg 410 900 Kinder in Kindertagesbetreuung, also entweder in einer Kindertageseinrichtung oder in der öffentlich geförderten Kindertagespflege. Dabei werden Kinder, die sowohl in einer Tageseinrichtung als auch (zusätzlich) durch eine Tagespflegeperson betreut wurden, nicht doppelt gezählt.

Unter ihnen befanden sich etwas mehr als 67 900 Kinder im Alter von unter 3 Jahren. Gegenüber dem Jahr 2012 hat sich landesweit die Zahl der Kleinkinder in Kindertagesbetreuung um rund 5 200 erhöht. Dies ist eine Steigerung um 8 %. Damit setzte sich der Aufwärtstrend bei der Kleinkinderbetreuung weiter fort wie auch bei der Gesamtzahl der Kinder in Tagesbetreuung.

Die Veränderungsraten in der Zahl der betreuten Kleinkinder zeigen zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen deutliche regionale Unterschiede. Besonders hohe Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr wurden im Hohenlohekreis, im Stadtkreis Heilbronn und im Landkreis Freudenstadt (jeweils gut 20 %) erreicht. Relativ niedrige Zuwächse wiesen die Landkreise Sigmaringen (0,9 %), Main-Tauber-Kreis (1,5 %), Konstanz (2,8 %) und der Stadtkreis Baden-Baden (2,7 %) auf. In zwei Landkreisen ist sogar ein leichter Rückgang der Zahl der betreuten Kinder unter 3 Jahren festzustellen.

25 % aller Kinder unter 3 Jahre in Kindertagespflege oder in Kindertageseinrichtungen

Der Anteil der in Kindertagespflege oder Kindertageseinrichtungen betreuten unter 3-Jährigen an allen Kindern dieser Altersgruppe, also die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen1, betrug am 1. März 2013 rund 25 % (Tabelle). Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen landesweit um rund 2 Prozentpunkte zu. Als die Statistik zur Kindertagesbetreuung im Jahr 2006 erstmals in heutiger Form durchgeführt wurde, lag diese Quote noch bei 9 %.

Auch bei den Betreuungsquoten der unter 3-Jährigen zeigten sich in den einzelnen Stadt- und Landkreisen zum 1. März 2013 deutliche regionale Unterschiede. In den Stadtkreisen Heidelberg mit 45 % und Freiburg mit 38 %, aber auch im Landkreis Tübingen mit 34 % ergaben sich vergleichsweise hohe Betreuungsquoten. Insgesamt erreichten sieben Stadt- und Landkreise Betreuungsquoten von 30 % und mehr. Deutlich unter dem Landesdurchschnitt lagen die Betreuungsquoten für Kleinkinder im Stadtkreis Pforzheim und im Landkreis Waldshut mit jeweils knapp 17 %.

In der nächsten Zeit noch Ausbaubedarf für die Betreuung der Kinder unter 3 Jahren

Im Hinblick auf den im August dieses Jahres in Kraft getretenen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab Vollendung des 1. Lebensjahrs hat das Deutsche Jugendinstitut im Jahr 2012 eine Elternbefragung in den einzelnen Bundesländern durchgeführt.2 Dabei wurde für Baden-Württemberg ein Bedarf für 37 % der unter 3-Jährigen ermittelt. Inwieweit dieser ermittelte Bedarf auch tatsächlich nachgefragt wird, wird sich im Laufe des Jahres 2013 auf Ebene der Gemeinden zeigen.

Würde sich der bisher sehr stabile Ausbautrend der Vergangenheit in den kommenden Jahren fortsetzen, so wäre erst im Jahr 2018 die vom Deutschen Jugendinstitut für das Jahr 2012 ermittelte Bedarfsquote von 37 % erreicht. Auch wenn der Ausbau der Kleinkindbetreuung im Land forciert wurde, scheint es unwahrscheinlich, dass bis zum Beginn des Kindergartenjahres 2013/14 im ganzen Land ausreichend Plätze bereitstehen.

Bei einem landesweiten Bedarf von 37 % müssten rund 100 000 Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter 3 Jahren zur Verfügung stehen. Tatsächlich wurden im März 2013 knapp 68 000 unter 3-Jährige betreut. Es wäre demnach von rund 32 000 fehlenden Betreuungsmöglichkeiten bis August 2013 auszugehen.

Auch wenn längerfristig die Nachfrage – unter der Annahme einer konstanten Betreuungsquote von 37 % – aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2025 auf voraussichtlich rund 96 000 Betreuungsverhältnisse leicht zurückgehen wird, besteht unter den getroffenen Annahmen in den nun kommenden Jahren nach wie vor ein großer Ausbaubedarf. Erhöht sich allerdings die Nachfrage nach Kleinkindbetreuungsverhältnissen weiter, sodass landesweit eine ansteigende Betreuungsquote über 37 % hinaus notwendig wäre, entstünde auch längerfristig ein weiterer Ausbaubedarf.

1 Anzahl der betreuten Kinder je 100 Kinder derselben Altersgruppe. Errechnet aus den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung zum 31. Dezember 2012 auf Basis der Volkszählung 1987. Kinder, die sowohl in Kindertageseinrichtungen als auch in Kindertagespflege betreut werden, werden nicht doppelt gezählt.

2 Deutsches Jugendinstitut (2012): Erste Befunde der DJI-Länderstudie im Rahmen der KIFÖG-Evauation, München 2012. www.dji.de/dasdji/home/DJI_Kifoeg_Laenderstudie_2012-11.pdf [Stand: 01.10.2013].