:: 11/2013

Das Personal im öffentlichen Dienst in Baden‑Württemberg

Überblick und Entwicklungen seit dem Jahr 2000

Über eine halbe Millionen Menschen waren Mitte 2012 im öffentlichen Dienst in Baden‑Württemberg tätig. Damit kommt der öffentlichen Hand als Arbeitgeber eine herausragende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung zu. Im vorliegenden Beitrag werden zentrale Entwicklungen im öffentlichen Dienst anhand der Ergebnisse der jährlichen Personalstandstatistik aufgezeigt, die jeweils zum Stichtag 30. Juni eines Jahres erhoben wird. Zunächst wird dargestellt, wie sich der Personalbestand im öffentlichen Dienst in Baden‑Württemberg auf die Landes- und kommunale Ebene sowie die unter Aufsicht des Landes stehenden Sozialversicherungen aufteilt und welche Veränderungen sich im Vergleich zum Jahr 2000 ergeben haben. Die Ergebnisse der Personalstandstatistik ermöglichen zudem Einblicke darin, wie tiefgreifend sich die Struktur des Personals im öffentlichen Dienst seit dem Jahr 2000 hinsichtlich der Merkmale Geschlecht, Alter und Beschäftigungsumfang verändert hat. So lag zum Beispiel der Anteil der Frauen im öffentlichen Dienst in Baden‑Württemberg im Jahr 2012 bei 60 % und damit 6 Prozentpunkte höher als im Jahr 2000.

Mitte 2012 waren insgesamt gut 539 660 Personen in Baden‑Württemberg im öffentlichen Dienst beschäftigt. Davon waren rund 314 140 Personen (58 %) im Landesbereich und 209 960 Personen (39 %) im kommunalen Bereich tätig (Tabelle 1). Der Beschäftigungsbereich Sozialversicherung1 fiel hingegen mit 15 552 Beschäftigten (3 %) weitaus weniger ins Gewicht (i-Punkt).

Seit 2000 mehr Beschäftigte im Landesbereich …

Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sich damit im Landesbereich die Anzahl der Beschäftigten um gut 26 530 Personen erhöht (+9 %). Auch wenn man Teilzeitbeschäftigte nicht voll, sondern mit ihrem tatsächlichen Arbeitszeitfaktor gewichtet berücksichtigt und damit die sogenannten Vollzeitäquivalente (VZÄ) berechnet, ergibt sich ein deutlicher Anstieg des Personals im Landesbereich von 2000 bis 2012 um rund 5 % (+11 520 VZÄ). Aufgegliedert in die staatlichen Aufgabenbereiche für die Jahre 2000 und 2012 (Tabelle 2) zeigt sich, dass besonders in den Aufgabenbereichen »Allgemeinbildende und berufliche Schulen« (+18 325 Personen) und »Hochschulen« (+21 188 Personen) die Anzahl der Beschäftigten zugenommen hat. In den Aufgabenbereichen »Öffentliche Sicherheit und Ordnung« (−1 250), »Rechtsschutz« (−1 048) und »Finanzverwaltung« (−1 620) waren die Beschäftigtenzahlen hingegen leicht rückläufig.

Vergleicht man die Beschäftigungsbereiche nach der Art des Dienstverhältnisses miteinander, so fällt auf, dass im Landesbereich mit fast 194 750 Personen Mitte 2012 die Gruppe der Beamten und Richter mit Abstand am größten ist (Kommunaler Bereich: 27 976 Personen; Sozialversicherung unter Landesaufsicht 1 460 Personen). Damit waren 2012 knapp 87 % der Beamten Baden‑Württembergs im Landesbereich bedienstet und stellten dort rund 62 % der Beschäftigten. Die Zahl der Beamten im Landesbereich lag zudem Mitte 2012 um rund 13 350 Personen (+7 %) höher als im Jahr 2000.2

Für die Beschäftigung von Arbeitnehmern im Landesbereich ist seit dem Jahr 2000 eine zunehmende Verlagerung vom Kernhaushalt zu neu gegründeten Landesbetrieben festzustellen. Die Zahl der Arbeitnehmer bei den Ministerien und Behörden des Landes (Kernhaushalt) verringerte sich von rund 70 750 im Jahr 2000 auf 56 050 im Jahr 2012 (−21 %) und erhöhte sich bei den Landesbetrieben im gleichen Zeitraum auf mehr als das 5‑Fache von 4 080 auf rund 21 820. Außerdem war bei den rechtlich selbstständigen öffentlich‑rechtlichen Einrichtungen unter Aufsicht des Landes ebenfalls ein Anstieg um über 32 % auf 41 520 Arbeitnehmer festzustellen.

… und in den Kernhaushalten der Kommunen

Beim kommunalen Bereich war von 2000 bis 2012 ein kräftiger Personalaufbau in den Kernhaushalten der Gemeinden und Gemeindeverbände um gut 16 600 Personen bzw. 11 % (+9 237 VZÄ) zu verzeichnen.3 Um allerdings die Entwicklung des Personals im kommunalen Bereich insgesamt richtig einordnen zu können, ist auf die fortschreitende Privatisierung von kommunalen Krankenhäusern seit dem Jahr 2000 hinzuweisen. Die Umwandlung eines Krankenhauses, das zuvor als kommunale Sonderrechnung geführt wurde, in eine GmbH führt in der Personalstandstatistik dazu, dass das betroffene Personal nicht mehr zum öffentlichen Dienst zählt und deswegen nicht mehr ausgewiesen wird (i‑Punkt). Im Zeitraum von 2000 bis 2012 sind insgesamt 24 kommunale Krankenhäuser in GmbHs mit mehrheitlicher Beteiligung der öffentlichen Hand umgewandelt und weitere sechs privatisiert oder aufgelöst worden. Die Zahl der Arbeitnehmer bei den kommunalen Krankenhäusern ging in dieser Zeit um 27 770 zurück. Dieser Sondereffekt schlägt sich auch in den Beschäftigtenzahlen für den kommunalen Bereich insgesamt nieder, die daher 2012 deutlich niedriger lagen (−8 154 Personen bzw. −12 756 VZÄ) als noch im Jahr 2000. Dieser Sondereffekt »überlagert« somit in der Gesamtbetrachtung den Personalaufbau in den Kernhaushalten der Gemeinden und Gemeindeverbände.

Kräftiger Personalaufbau in den kommunalen Kindertageseinrichtungen

In der Differenzierung der Beschäftigten nach kommunalen Aufgabenbereichen fällt insbesondere auf, dass Mitte 2012 mit rund 27 970 Personen fast 9 150 Beschäftigte (+49 %) mehr im Aufgabenbereich »Tageseinrichtungen für Kinder« arbeiteten als 12 Jahre zuvor (Tabelle 3). Ausgedrückt in Vollzeitäquivalenten ergibt sich ein Anstieg von gut 6 250 VZÄ bzw. 40 %. Schaubild 1 zeigt die jährlichen Zuwachsraten des Personalbestandes der kommunalen Kindertageseinrichtungen seit 2007. Besonders sticht der beschleunigte Personalaufbau im Jahr 2012 hervor. Der Zuwachs fiel mit 7,7 % annähernd doppelt so hoch aus wie im Jahr zuvor.4

Anteil der Frauen im öffentlichen Dienst 2012 auf 60 % gestiegen

Im Jahr 2012 waren im öffentlichen Dienst in Baden‑Württemberg 323 103 Frauen beschäftigt. Damit erreichte ihr Anteil an allen Beschäftigten erstmals 60 % und lag 6 Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2000. Der Anteil der Frauen bei den Arbeitnehmern war 2012 mit 64 % allerdings deutlich höher als bei den Beamten (54 %). Wertet man für die Gruppe der Beamten die Anteilswerte nach Geschlecht und Laufbahngruppe aus, so zeigt sich, dass im Jahr 2012 Frauen mit fast 61 % besonders stark im gehobenen Dienst vertreten waren. Im höheren und im mittleren Dienst stellten hingegen die Männer mit jeweils 56 % die Mehrheit. Für diese beiden Laufbahngruppen war seit dem Jahr 2000 eine Angleichung der Anteilswerte zwischen den Geschlechtern zu verzeichnen. So belief sich der Anteil der Frauen an allen Beamten des höheren Dienstes im Jahr 2000 lediglich auf rund 28 % (mittlerer Dienst: 34 %) (Tabelle 4).

Ein bedeutender Trend, der den Arbeitsalltag im öffentlichen Dienst verändert hat, ist die wachsende Inanspruchnahme der Teilzeitbeschäftigung. Im Landesbereich waren Mitte 2012 rund 117 070 Personen in Teilzeit beschäftigt, was einem Anteil von 37 % an allen Beschäftigten des Landesbereiches entspricht. Im Jahr 2000 betrug dieser Anteil noch lediglich 29 %. Damit waren 12 Jahre später im Landesbereich bereits fast 33 620 Personen mehr teilzeitbeschäftigt (+40 %). Im kommunalen Bereich (ohne kommunale Krankenhäuser) arbeiteten Mitte 2012 gut 80 060 Personen in Teilzeit (2000: 59 291). Dies ergibt eine Teilzeitquote von 41 %, also 4 Prozentpunkte mehr als im Landesbereich. Bei den Kommunen fällt auf, dass 2012 in den Kernhaushalten ein deutlich höherer Anteil (43 %) der Beschäftigten in Teilzeit arbeitete als in den Eigenbetrieben (29 %).

Mehr als jede zweite Frau im öffentlichen Dienst arbeitet in Teilzeit

Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Im Jahr 2012 waren rund 177 500 bzw. 85 % aller Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg Frauen. Dies sind fast 38 540 Frauen mehr als noch im Jahr 2000 (+ 28 %). Somit arbeitete Mitte 2012 mehr als jede zweite Frau im öffentlichen Dienst in Teilzeit. Auch die Zahl der teilzeitbeschäftigten Männer erhöhte sich – allerdings von einem erheblich niedrigeren Niveau aus – seit dem Jahr 2000 deutlich um 10 000 bzw. 46 % auf insgesamt über 31 700 Männer im Jahr 2012 (Schaubild 2). Damit ging im Jahr 2012 rund jeder siebte Mann im öffentlichen Dienst einer Teilzeitbeschäftigung nach, im Jahr 2000 war es hingegen erst gut jeder elfte.

Mehr als jeder vierte Beamte ist 55 Jahre oder älter

Auch in der Altersstruktur der Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben sich seit dem Jahr 2000 Verschiebungen ergeben. Bei den Beamten erhöhte sich der Anteil der 55‑Jährigen und Älteren von 18 % im Jahr 2000 auf über 26 % im Jahr 2012. Damit sind die über 55‑jährigen Beamten zu der am stärksten vertretenen Altersklasse geworden, noch vor der Gruppe der 35‑ bis unter 45‑Jährigen mit einem Anteil von 25 %. Bei den Arbeitnehmern legte die Gruppe der mindestens 55‑Jährigen ebenfalls zu. So lag ihr Anteil mit über 21 % im Jahr 2012 rund 7 Prozentpunkte höher als noch im Jahr 2000 (Schaubild 3). Beim Durchschnittsalter näherten sich Beamte und Arbeitnehmer einander an. Im Jahr 2000 war ein Beamter durchschnittlich 43,8 Jahre alt und ein Arbeitnehmer 41 Jahre. Das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer erhöhte sich bis 2012 um 2,6 Jahre und damit deutlich stärker als das der Beamten (+0,7 Jahre), sodass es nur noch knapp 1 Jahr unter dem Durchschnittsalter der Beamten von 44,5 Jahren lag.

1 Unter Aufsicht des Landes.

2 Zu den Beamtinnen und den Beamten des Landes vergleiche Pflugmann-Hohlstein, Barbara/Michel, Nicole: Das Land Baden‑Württemberg und seine Beamten, in: Statistisches Monatsheft Baden‑Württemberg 4/2012, S. 100–103.

3 Nach Vollzug des Verwaltungsstrukturreformgesetzes vom 1. Januar 2005 wurden Beschäftigte bestimmter Aufgabenbereiche vom Land Baden‑Württemberg zu den Stadt- und Landkreisen umgesetzt.

4 Zur Personalentwicklung in Kindertageseinrichtungen vergleiche auch Pflugmann-Hohlstein, Barbara: Kindertagesbetreuung 2013: Betreuungsquote der unter 3‑Jährigen landesweit auf 25 % gestiegen, in: Statistisches Monatsheft Baden‑Württemberg 10/2013, S. 27–31.