:: 2/2014

Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik der Bundestagswahl 2013 in Baden-Württemberg

Am 22. September 2013 wurde der 18. Deutsche Bundestag gewählt. Dabei haben sich im Bund und in Baden-Württemberg deutliche Veränderungen in der Parteienlandschaft ergeben und die Wahlbeteiligung ist zum ersten Mal seit 1998 wieder leicht angestiegen. Aufgrund dieser durchaus überraschenden Entwicklungen ist es von besonderem Interesse, wie sich die Wahlbeteiligung und das Wahlverhalten von Männern und Frauen sowie jüngeren und älteren Baden-Württembergerinnen und Baden-Württembergern unterscheidet. Hierzu gibt die Repräsentative Wahlstatistik Auskunft, die Informationen über die Wahlberechtigten, die Wahlbeteiligung, die Stimmabgabe und die Wählerschaft der Parteien nach Geschlecht und Altersgruppen liefert. Im Unterschied zu den Befragungen der Wahlforschungsinstitute spiegelt die vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg erhobene Repräsentative Wahlstatistik dabei nicht das erfragte, sondern das tatsächliche Wahlverhalten der baden-württembergischen Wählerinnen und Wähler wider.

Unter den Wahlberechtigen im Land immer mehr ältere Menschen

Infolge der demografischen Alterung der Gesellschaft hat sich die Altersstruktur der Wahlberechtigten seit der Bundestagswahl 1980 erheblich verändert. Nach den endgültigen Ergebnissen der Repräsentativen Wahlstatistik ist die Gruppe der jüngeren Wahlberechtigten – prozentual betrachtet – erheblich kleiner geworden, die der älteren Wahlberechtigten hat hingegen deutlich zugenommen. Bei der Bundestagswahl 1980 waren die Gruppen der unter 30-Jährigen und die der 60-Jährigen und Älteren mit gut 23 % bzw. rund 26 % noch annähernd gleich groß. Demgegenüber war bei der Bundestagswahl 2013 der Anteil der 60-Jährigen und Älteren mit knapp 34 % doppelt so groß wie der der jüngeren Wahlberechtigten (knapp 17 %). Damit hat sich das politische Einflusspotenzial der älteren Wahlberechtigten seit 1980 spürbar erhöht.

Geringere Wahlbeteiligung der Jüngeren: Politisches Einflusspotenzial bleibt ungenutzt

Die Wahlbeteiligung der Frauen (68,7 %) lag bei der Bundestagswahl 2013 – wie schon bei früheren Wahlen – unter der der Männer (71,1 %). Dies resultiert vor allem daraus, dass die 70-jährigen und älteren Frauen (Wahlbeteiligung von 65,5 %) wesentlich seltener wählen gingen als die Männer dieser Altersgruppe (77,5 %). In den Altersgruppen der 30- bis 49-Jährigen lag hingegen die Wahlbeteiligung der Frauen etwas über der der Männer.

Die gegenüber der Bundestagswahl 2009 wieder gestiegene Wahlbeteiligung wurde von allen Altersgruppen mitgetragen. Am stärksten hat der Wahleifer der 70-Jährigen und Älteren zugenommen. In dieser Gruppe stieg die Wahlbeteiligung um 2,5 Prozentpunkte an. Außerdem zeigen die Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik der Bundestagwahl 2013 eine in der Tendenz mit dem Alter ansteigende Wahlbeteiligung. Die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung war bei den 21- bis 29-Jährigen zu beobachten. Von den Baden-Württembergern dieser Altersgruppe beteiligten sich lediglich knapp 59 % an der Bundestagswahl. Die Wahlbeteiligung der Erstwähler lag mit etwa 64 % sogar noch höher. Bei den Wahlberechtigten zwischen 30 und 39 Jahren lag der Wert bei rund 65 %, bei den 40- bis 49-Jährigen bei gut 72 % und bei den 50- bis 59-Jährigen bei über 74 %. Die höchste Wahlbeteiligung wiesen – wie auch bei früheren Wahlen – die 60- bis 69-Jährigen mit gut 77 % auf. Bei den 70-jährigen und älteren Wahlberechtigten betrug die Wahlbeteiligung nur noch gut 70 %. Dieses Muster, wonach die »Twens« von allen Bevölkerungsgruppen am seltensten wählen gehen, die Wahlbeteiligung dann mit steigendem Alter höher wird, bei den Männern und Frauen in den »Sechzigern« ihre höchsten Werte erreicht und bei den 70-jährigen und älteren Personen wieder stark abnimmt, ist auch bei früheren Bundestags-, Europa- und Landtagswahlen in Baden-Württemberg zu beobachten.

Durch die deutlich niedrigere Wahlbeteiligung der jüngeren Generation wird das Einflusspotenzial der jüngeren Menschen zusätzlich reduziert. Wie bereits eingangs erwähnt, ist infolge der demografischen Entwicklungen der Anteil der 60-jährigen und älteren Menschen unter den Wahlberechtigten mit rund 34 % doppelt so groß wie der der Jüngeren (knapp 17 %). Da zusätzlich die Wahlbeteiligung jüngerer Baden-Württemberger geringer ist als die der älteren, beträgt der Anteil der unter 30-Jährigen unter den Wählern nur noch knapp 15 %.

Wahlerfolg der CDU durch hohe Stimmengewinne in allen Bevölkerungsgruppen

Bei der Bundestagswahl 2013 erhielt die CDU in Baden-Württemberg insgesamt 45,7 % der gültigen Zweitstimmen, das waren 11,3 Prozentpunkte mehr als noch 2009. Gewählt wurde die CDU, wie bereits 2009 und 2005, häufiger von Frauen als von Männern. So gaben 48,8 % der Frauen, aber nur 42,4 % der Männer ihre Zweitstimme den Christdemokraten. Ebenso wie 2009 war die CDU auch bei der Bundestagswahl 2013 wieder bei den Senioren besonders erfolgreich. Von den 60- bis 69-Jährigen machten 48,0 % ihr Kreuz bei den Christdemokraten, von den 70-Jährigen und Älteren sogar 58,6 %. Bei den unter 60-jährigen Wählerinnen und Wählern hingegen schnitt die CDU in allen Altersgruppen unterdurchschnittlich ab.

Die CDU verzeichnete bei der Bundestagswahl 2013 in allen Altersgruppen bei Männern und Frauen erhebliche Zweitstimmenzuwächse. Am meisten zugelegt haben die Christdemokraten bei den 35- bis 44-jährigen Frauen. In dieser Gruppe erhöhte sich der Zweitstimmenanteil der CDU gegenüber der Bundestagswahl 2009 um nahezu 15 Prozentpunkte.

SPD gewinnt vor allem jüngere Wähler hinzu

Während die CDU häufiger von Frauen als von Männern gewählt wurde, erhielt die SPD von den Männern mehr Zweitstimmen als von den Frauen: 21,4 % der Männer, aber nur 19,8 % der Frauen wählten die SPD. Insgesamt kam die SPD bei der Bundestagswahl 2013 auf 20,6 % der gültigen Zweitstimmen. Überdurchschnittlich war der Rückhalt der SPD bei den Erst- und Jungwählern (21,2 % bei den 18- bis 24-Jährigen) sowie bei den 45-Jährigen und Älteren. Den stärksten Zuspruch erhielten die Sozialdemokraten von Männern im Alter von 60 und mehr Jahren. Rund 24 % der männlichen Wähler dieser Altersgruppen stimmten für die SPD.

Die höchsten Zweitstimmenzuwächse verzeichneten die Sozialdemokraten bei den jüngeren Wählern. Bei den 18- bis 24-Jährigen verzeichnete die SPD ein Plus von nahezu 5 Prozentpunkten, bei den 25- bis 34-Jährigen legte sie knapp 4 Prozentpunkte zu. Bei den Senioren im Alter von 60 und mehr Jahren mussten die Sozialdemokraten hingegen einen Zweitstimmenrückgang um – 0,6 Prozentpunkte hinnehmen.

FDP verliert Wählerinnen und Wähler in allen Altersgruppen

Die FDP musste bei der Bundestagswahl 2013 erhebliche Zweitstimmeneinbußen (– 12,6 Prozentpunkte) verzeichnen. Sie hat dabei in allen Altersklassen Wählerinnen und Wähler verloren. Die deutlichsten Zweitstimmenrückgänge der Liberalen waren bei den 25- bis 44-jährigen Männern zu beobachten. In dieser Bevölkerungsgruppe lag der Zweitstimmenrückgang bei satten 17 Prozentpunkten. Dies ist gleichzeitig die Gruppe, bei der die Liberalen bei der Bundestagswahl 2009 am besten abgeschnitten hatten. Bei der Bundestagswahl 2013 wurde die FDP von den 60-jährigen und älteren Männern am häufigsten gewählt, von denen immerhin mehr als 8 % ihre Zweitstimme den Liberalen gaben. Die FDP erhielt erneut von den Männern (7,2 %) mehr Zweitstimmen als von den Frauen (5,2 %), was bereits bei den Bundestagswahlen 2009 und 2005 der Fall gewesen war.

Stimmenverluste der GRÜNEN bei den Erst- und Jungwählern am höchsten

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kamen bei der Bundestagswahl 2013 in Baden-Württemberg auf 11,0 % der gültigen Zweitstimmen. Überdurchschnittlich stark war der Rückhalt der GRÜNEN bei den 35- bis 44-jährigen sowie den 45- bis 59-jährigen Wählerinnen und Wählern. Jeweils rund 14 % der Baden-Württemberger dieser Altersgruppen gaben den GRÜNEN ihre Zweitstimme. Am wenigsten Erfolg war den GRÜNEN hingegen erneut bei den Senioren beschieden. Von den 60- bis 69-Jährigen wählten 8,6 %, von den 70-Jährigen und Älteren sogar nur 5,0 % die GRÜNEN.

Die GRÜNEN verzeichneten bei der Bundestagswahl 2013 insgesamt ein Zweitstimmenminus von 2,9 Prozentpunkten. Weit überdurchschnittlich waren die Zweitstimmenrückgänge bei den 18- bis 24-jährigen (– 6,3 Prozentpunkte) sowie bei den 35- bis 44-jährigen Wählerinnen und Wählern (– 5,0 Prozentpunkte). Wie bereits bei den Bundestagswahlen 2005 und 2009 schnitten die GRÜNEN auch 2013 bei den Frauen (12,3 %) deutlich besser ab als bei den Männern (9,7 %).

DIE LINKE verliert vor allem bei den 45- bis 59-jährigen Männern

Die Partei DIE LINKE erhielt bei der Bundestagswahl 2013 in Baden-Württemberg nur noch 4,8 % der gültigen Zweitstimmen. Das waren 2,4 Prozentpunkte weniger als 2009. Dieser Stimmenrückgang resultiert vor allem aus der Wahlentscheidung der 45- bis 59-jährigen Männer. In dieser Wählergruppe ging der Zweitstimmenanteil für die Partei DIE LINKE um 5,2 Prozentpunkte zurück.

Der Rückhalt der Partei DIE LINKE verteilte sich bei der Bundestagswahl 2013 relativ gleichmäßig über alle Altersgruppen. Von den 18- bis 69-jährigen Männern und Frauen wählten jeweils zwischen 5 und knapp 6 % DIE LINKE. Lediglich von den 70-Jährigen und Älteren machten nur 2,3 % ihr Kreuz bei der Partei DIE LINKE. DIE LINKE wurde 2013 – wie bereits 2009 und 2005 – häufiger von Männern (5,3 %) als von Frauen (4,3 %) gewählt.

AfD, PIRATEN und NPD bei Männern erfolgreicher als bei Frauen

Im Rahmen der Repräsentativen Wahlstatistik wurden auch die AfD, die PIRATEN und die NPD untersucht, da sie unter den nicht im Bundestag vertretenen Parteien nach der FDP mit 4,7 % (AfD), 2,2 % (PIRATEN) bzw. 1,3 % (NPD) in Deutschland die höchsten Zweitstimmenanteile erreicht hatten.

Ähnlich wie DIE LINKE erhielt auch die AfD von den baden-württembergischen Wählern in den Altersgruppen der 18- bis 69-Jährigen durchweg Zweitstimmenanteile in Höhe von 5,4 bis gut 6 %. Lediglich von den 70-Jährigen und Älteren wählten nur rund 3 % die AfD. Darüber hinaus zeigt sich, dass die AfD bei den Männern (6,7 %) erfolgreicher war als bei den Frauen (3,9 %).

Auch die PIRATEN erfuhren – wie bereits 2009 – von den baden-württembergischen Männern (3,1 %) deutlich mehr Rückhalt als von den Frauen (1,5 %). Vor allen Dingen jedoch konnten die PIRATEN bei den Erstwählern und jüngeren Menschen punkten. Von den 18- bis 24-Jährigen gaben 8,3 % ihre Zweitstimme den PIRATEN, von den 25- bis 34-Jährigen noch 5,7 %. Am erfolgreichsten waren die PIRATEN jedoch bei den jungen, 18- bis 24-jährigen Männern, von denen immerhin gut jeder Zehnte die PIRATEN wählte.

Auch die NPD ist in Baden-Württemberg – wie bereits bei der Bundestagswahl 2009 – bei jungen Männern am erfolgreichsten: 3,2 % der 18- bis 24-jährigen und 2,5 % der 25- bis 34-jährigen Baden-Württemberger wählten 2013 die NPD. Bei den Baden-Württembergerinnen der gleichen Altersgruppen stimmten gerade einmal halb so viele für die NPD, nämlich lediglich 1,5 bzw. 1,3 %. Die Zweitstimmenanteile der NPD sinken zudem kontinuierlich mit dem Alter der Wähler: Während sich in der jüngsten Altersgruppe 2,4 % für die NPD entschieden, waren dies in der Altersgruppe der 70-Jährigen und Älteren gerade noch 0,4 %.

In der Wählerschaft der CDU wieder etwas mehr jüngere Menschen

Die demografische Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien weist interessante Unterschiede auf. Die CDU hat von allen hier betrachteten Parteien den höchs­ten Anteil an älteren Wählern. So waren bei der Bundestagswahl 2013 rund 42 % der CDU-Wähler 60 Jahre und älter, darunter befanden sich knapp 27 % im Alter von 70 und mehr Jahren. Alle Altersgruppen unter 60 Jahren waren in der Wählerschaft der CDU unterrepräsentiert. Dennoch zeigt der Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2009, dass sich die Wählerschaft der CDU ein wenig »verjüngt« hat. Gegenüber der Bundestagswahl 2009 hat sich der Anteil der Senioren etwas reduziert. Damals waren gut 44 % der CDU-Wähler 60 Jahre und älter. Die Altersgruppen der 25- bis 34-Jährigen und die der 45- bis 59-Jährigen waren bei der Bundestagswahl 2013 in der CDU-Wählerschaft dagegen wieder stärker vertreten als bei der Bundestagswahl 2009.

Auch in der Wählerschaft von SPD und FDP waren 2013 überproportional viele ältere Wähler. Rund 38 % der SPD-Wähler und etwa 41 % der FDP-Wähler waren 60 Jahre oder älter. Wie der Vergleich mit der Altersstruktur der SPD-Wählerschaft bei der Bundestagswahl 2009 zeigt, hat sich die Wählerschaft der SPD gegenüber 2009 ebenfalls etwas »verjüngt«. Der Anteil der Senioren ist gegenüber 2009 (39,9 %) ein wenig kleiner geworden, der der unter 60-Jährigen entsprechend größer. Insbesondere der Anteil der 18- bis 34-Jährigen hat sich in der Wählerschaft der Sozialdemokraten gegenüber 2009 erhöht (um rund 3 Prozentpunkte). Innerhalb der FDP-Wählerschaft ist hingegen der Seniorenanteil gegenüber der Bundestagswahl 2009 stark um etwa 10 Prozentpunkte angestiegen. Die FDP-Wählerschaft ist in allen Altersgruppen unter 60 Jahren kleiner geworden. Vor allem das Gewicht der 35- bis 44-Jährigen innerhalb der FDP-Wählerschaft hat sich deutlich reduziert – von rund 19 % bei der Bundestagswahl 2009 auf nur noch gut 13 % bei der Bundestagswahl 2013.

Von den im Bundestag vertretenen Parteien hat DIE LINKE die meisten jüngeren Wähler

Die Wählerschaft der GRÜNEN wies von allen im Bundestag vertretenen Parteien den geringsten Anteil älterer Wähler auf. Nur 20,5 % der Wähler der GRÜNEN waren im Seniorenalter, während alle Altersgruppen unter 60 Jahren überproportional vertreten waren. Die quantitativ größte Gruppe unter den Wählern der GRÜNEN war die Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen. 39 % der GRÜNEN-Wähler gehörte 2013 dieser Altersgruppe an.

Bis zur Bundestagswahl 2009 waren die GRÜNEN auch die Partei, die von allen im Bundestag vertretenen Parteien über den höchsten Anteil an jüngeren Wählern verfügte. Diese Rolle ging bei der Bundestagswahl 2013 an die Partei DIE LINKE über. Bei der Bundestagswahl 2013 waren in der Wählerschaft der GRÜNEN nur noch 23 % unter 35 Jahre alt, in der Wählerschaft der Partei DIE LINKE waren rund 24 % jünger als 35 Jahre. Der längerfristige Zeitvergleich zeigt, dass die Wählerschaft der GRÜNEN einem starken Altersprozess unter­worfen ist, denn 1983 waren noch zwei Drittel der GRÜNEN-Wähler unter 35 Jahre alt.

Die Altersstruktur der Wählerschaft der Partei DIE LINKE ist sehr ähnlich der der GRÜNEN. Auch in der Partei DIE LINKE waren bei der Bundestagswahl 2013 die Senioren unterrepräsentiert, während die übrigen Altersgruppen überrepräsentiert waren. Dominiert wurde die Wählerschaft der Partei DIE LINKE von den 45- bis 59-Jährigen, die gut 36 % ihrer Wähler ausmachten.

In der Wählerschaft der AfD waren die 70-Jährigen und Älteren klar unterrepräsentiert, alle Altersgruppen unter 70 Jahren überrepräsentiert. Die Wählerschaft der AfD ähnelt somit in ihrer Altersstruktur der von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Partei DIE LINKE.

Die Wählerschaft der PIRATEN war sehr stark von Erstwählern und jüngeren Wählern dominiert, sechs von zehn Wählern waren jünger als 35 Jahre. Gut 29 % der Wähler der PIRATEN waren 18 bis 24 Jahre alt, weitere rund 31 % im Alter von 25 bis 34 Jahren. Senioren hingegen waren in der Wählerschaft der PIRATEN kaum vertreten.

Auch die NPD verfügt über eine sehr junge Wählerschaft, rund 43% ihrer Wählerschaft ist jünger als 35, lediglich knapp 15 % sind 60 Jahre oder älter. Die jüngeren Altersgruppen sind damit allerdings nicht so deutlich überrepräsentiert wie bei den PIRATEN.

FDP-Wählerinnen und -Wähler nutzen Stimmensplitting am häufigsten

Die Repräsentative Wahlstatistik gibt auch Aufschluss darüber, ob die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger mit der Erst- und Zweitstimme die gleiche Partei gewählt haben oder ob sie von der Möglichkeit des Stimmensplittings Gebrauch gemacht haben. Insgesamt haben etwa drei von vier Wählern der hier betrachteten Parteien mit beiden Stimmen dieselbe Partei gewählt. Zwischen den Anhängern verschiedener Parteien gab es allerdings deutliche Unterschiede.

Wie Schaubild 8 zeigt, haben die FDP-Wählerinnen und -Wähler am häufigsten ihre Stimme gesplittet: lediglich jeder Vierte (26,2 %), der den Liberalen die Zweitstimme gab, wählte sie auch mit der Erststimme. Rund zwei Drittel (66,8 %) der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger, die auf der Zweitstimmenseite ihres Stimmzettels die FDP ankreuzten, entschieden sich auf der Erststimmenseite dagegen für die CDU.

Die CDU-Wählerinnen und -Wähler machten dagegen am wenigsten vom Stimmensplitting Gebrauch. So gaben 90,6 % der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger, die mit ihrer Zweitstimme die CDU wählten, auch ihre Erststimme dem christdemokratischen Direktkandidaten. Bei der SPD stimmten 79,0 % der Zweitstimmenwähler auch mit der Erststimme für die SPD, 9,0 % entschieden sich dagegen für den Kreiswahlvorschlag der GRÜNEN.

In der GRÜNEN-Wählerschaft wurde die Möglichkeit des Stimmensplittings häufiger genutzt als bei den Anhängern von CDU und SPD, allerdings deutlich seltener als bei den Zweitstimmenwählern der Liberalen. Knapp sechs von zehn Wählerinnen und Wählern (58,3 %), die den GRÜNEN ihre Zweitstimme gaben, wählten sie auch mit ihrer Erststimme. Dagegen entschieden sich 27,9 % mit der Erststimme für den SPD-Kandidaten und 8,7 % für den Kreiswahlvorschlag der CDU. Auch bei der Partei DIE LINKE entschied sich die deutliche Mehrheit der Zweitstimmenwähler (57,2 %) gegen ein Stimmensplitting. Für den sozialdemokratischen Direktkandidaten stimmten 19,7 % und für den Direktkandidaten der GRÜNEN 10,4 % der Zweitstimmenwähler der DIE LINKE.

Da die sonstigen Parteien nicht in allen baden-württembergischen Bundestagswahlkreisen mit Direktkandidaten antraten, mussten ihre Zweitstimmenanhänger zum Teil gezwungenermaßen die Stimmen splitten. Bei der AfD, die in 23 der 38 Wahlkreise Baden-Württembergs einen Kreiswahlvorschlag eingereicht hatte, wählten 35,6 % der Zweitstimmenwähler auch mit der Erststimme AfD. 23,7 % derjenigen, die der AfD ihre Zweitstimme gaben, kreuzten bei der Erststimme dagegen die CDU und 12,5 % die SPD an. Die PIRATEN traten in 31 baden-württembergischen Bundestagswahlkreisen mit Direktkandidaten an. Der Anteil der Zweitstimmenwähler, der auf Stimmensplitting verzichtete und sich auch mit der Erststimme für die PIRATEN entschied, war mit 44,4 % auch höher als bei der AfD. 15,5 % derjenigen Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger, die ihre Zweistimme der Piratenpartei gaben, wählten mit der Erststimme dagegen die SPD, 12,8 % die GRÜNEN und 11,8 % die CDU. Bei der NPD, die in 35 der 38 Wahlkreise Baden-Württembergs mit einem Direktkandidaten vertreten war, entschieden sich zwei Drittel der Zweitstimmenwähler (66,7 %) auch mit der Erststimme für die NPD. Dagegen gaben14,3 % ihre Erststimme der CDU und 5,8 % der SPD.

Jüngere Wähler splitten ihre Stimmen häufiger als ältere

Mit Ausnahme der GRÜNEN-Wählerschaft nutzten ältere Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger die Möglichkeit des Stimmensplittings tendenziell seltener als jüngere. So wählten 95,4 % der 70-jährigen und älteren CDU-Zweitstimmenwähler auch den CDU-Direktkandidaten. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag dieser Anteil mit 82,6 % deutlich niedriger. Bei den Sozialdemokraten waren die Unterschiede in der Häufigkeit des Stimmensplittings nach Altersgruppen von allen im Bundestag vertretenen Parteien am stärksten ausgeprägt. Hier entschieden sich 88,8 % der 70-jährigen und älteren Zweitstimmenwähler auch mit der Erststimme für die SPD. Bei den Erst- und Jungwählern war dieser Anteil dagegen um gut 20 Prozentpunkte niedriger und lag bei 68,6 %. Bei den GRÜNEN waren im Gegensatz zu den anderen Parteien dagegen die mittleren Altersgruppen am »treuesten«. Über 60 % der 35- bis 59-jährigen Zweitstimmenwähler der GRÜNEN, aber nur 53,1 % der über 70-jährigen stimmten auch für den Kreiswahlvorschlag der GRÜNEN.

Frauen wählen etwas häufiger ungültig als Männer

Bei der Bundestagswahl 2013 wurden in Baden-Württemberg 84 058 ungültige Erst- und 69 450 ungültige Zweitstimmen abgegeben. Somit waren 1,5 % der Erst- und 1,2 % der Zweitstimmen ungültig. Der Zeitvergleich zeigt, dass es einen so niedrigen Anteil ungültiger Erststimmen zuletzt 1994 gab, die Ungültigkeitsquote bei den Zweitstimmen war sogar so niedrig wie seit 1987 nicht mehr.

Im Rahmen der Repräsentativen Wahlstatistik werden auch die Ungültigkeitsgründe erfasst. Dabei zeigt sich zunächst, dass die Baden-Württembergerinnen bei der Bundestagswahl 2013 etwas häufiger ungültig wählten als die Baden-Württemberger. 1,5 % der Frauen, aber nur 1,4 % der Männer gaben ungültige Erststimmen ab. Die Ungültigkeitsquote bei den Zweitstimmen lag bei den Frauen bei 1,3 % im Vergleich zu 1,1 % bei den Männern.

Die mit Abstand häufigsten Ungültigkeitsgründe bei der Bundestagswahl 2013 in Baden-Württemberg für beide Geschlechter waren auf beiden Seiten oder auf einer Seite leere oder durchgestrichene Stimmzettel. Das Durchstreichen des Stimmzettels spricht dabei für ein bewusstes Ungültigkeitswählen. Auch der Verzicht auf die Abgabe der Erst- und/oder Zweitstimme deutet – sofern nicht kombiniert mit einer Stimmzettelseite mit mehreren Kreuzen – darauf hin, dass diese Stimme(n) vermutlich bewusst ungültig abgegeben wurde(n). Ein Grund für den vergleichsweise hohen Anteil nicht abgegebener Erststimmen ist dabei, dass Parteien, die mit einer Landesliste zugelassen wurden, nicht unbedingt auch Direktkandidaten in allen baden-württembergischen Bundestagswahlkreisen stellen, sodass Anhänger einer solchen Landesliste möglicherweise auf die Abgabe der Erststimme verzichten. Sonstige Ungültigkeitsursachen, beispielsweise Beleidigungen auf dem Stimmzettel, waren weniger relevant.