:: 3/2014

Agrarstruktur im Wandel

Die Agrarstrukturerhebung 2013 ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der heimischen Landwirtschaft. Mit ihren Ergebnissen lassen sich die zuletzt im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2010 erhobenen Strukturdaten in wichtigen Teilbereichen aktualisieren und fortschreiben. Neben dem traditionellen Datenbedarf dienen Agrarstrukturerhebungen immer auch dazu, den aktuellen europäischen Datenbedarf zu decken. Dieser findet sich in Themen an der Schnittstelle von Landwirtschaft und Umwelt sowie in der neuen multifunktionalen Sichtweise der Landwirtschaft wieder. Die Agrarstrukturerhebung 2013 zeigt eine Landwirtschaft im Wandel, bei der die Veränderungen der Betriebe mehr als bisher an der inneren Struktur als an ihrer zahlenmäßigen Entwicklung ansetzen.

Noch 42 400 landwirtschaftliche Betriebe im Land

Nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung gab es in Baden-Württemberg im Jahr 2013 noch 42 400 landwirtschaftliche Betriebe. Im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 2010, damals wurden 44 500 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, waren das binnen 3 Jahren etwa 2 000 Betriebe weniger. Rein rechnerisch haben jeden Tag etwas weniger als zwei Betriebe ihre Hoftore geschlossen.1 Das erscheint viel, ist im Vergleich zu früher aber deutlich weniger.

Tempo des Strukturwandels hat sich verlangsamt

Die mittlere jährliche Abnahmerate in den 3 Jahren von 2010 bis 2013 beträgt −1,6 %. Auch wenn der längerfristige Vergleich durch die mehrfache Anhebung der Erfassungsgrenze erschwert und beeinträchtigt ist, lässt sich feststellen, dass sich die Abnahmerate im Vergleich zu früher deutlich verringert und ein Niveau erreicht hat, das zuletzt in den 1980er-Jahren festzustellen war. Um die Jahrtausendwende waren dagegen jährliche Abnahmeraten von teils merklich über 3 % zu verzeichnen. Bei den damals noch deutlich größeren Betriebszahlen bedeutete dies, dass im Durchschnitt täglich vier bis über fünf Bauernhöfe aufgegeben wurden. Seither zeigt sich eine mehr oder weniger kontinuierliche Verringerung der Abnahmerate und damit eine Verlangsamung des Strukturwandels.

Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg werden immer größer

Trotz dieser Verlangsamung nimmt die Zahl der Betriebe schneller ab als die von ihnen bewirtschaftete Fläche. Daher erhöhte sich die durchschnittliche Betriebsgröße weiter und erreichte im Jahr 2013 mit knapp 34 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (ha LF) einen neuen Höchstwert. Die wachsende Betriebsgröße ergibt sich, weil die Bewirtschaftung der Fläche von weichenden oder schrumpfenden Betrieben von wachstumswilligen Betrieben übernommen wird. Im Vergleich zum Jahr 1999 (24 ha LF) hat sich die durchschnittliche Flächenausstattung deutlich um 10 Hektar oder rund 40 % erhöht.

Trotz des fortgesetzten Flächenwachstums dürfte Baden-Württemberg, wie schon 2010, bei der Betriebsgröße im bundesdeutschen Vergleich am unteren Ende bleiben. Ähnliche Betriebsgrößen waren damals noch für die angrenzenden Länder Bayern und Rheinland-Pfalz zu verzeichnen, während Hessen sich hinsichtlich der durchschnittlichen Betriebsgröße schon etwas abgesetzt hatte. Und je weiter man nach Norden oder Osten kam, desto größer wurde der Abstand. Daran dürfte sich nichts geändert haben, denn der deutsche Durchschnittshof bewirtschaftete 2013 mit etwa 59 ha LF ebenfalls mehr als im Jahr 2010 mit 56 ha LF und damit nach wie vor erheblich mehr als ein Betrieb in Baden-Württemberg.

Im Durchschnitt aller baden-württembergischen Betriebe setzten sich die 33,5 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche zusammen aus 19,7 ha Ackerland, 12,7 ha Grünland und 1,3 ha sonstige Flächen, meist Dauerkulturen wie Obst oder Reben. Die wichtigsten Früchte, die auf dem Ackerland angebaut werden, sind Weizen und Mais (Körnermais und Silomais). Auf die beiden Fruchtarten zusammen entfiel mit 52 % etwas mehr als die Hälfte des Ackerlands. Im Durchschnitt waren vom Ackerland 5,6 ha mit Weizen und 4,6 ha mit Mais bestellt.

Viehhaltung auf dem Rückzug

Die Viehhaltung ist ein wichtiges Standbein der landwirtschaftlichen Betriebe im Land. Die Wertschöpfung in der Landwirtschaft beruht in großen Teilen auf der Haltung von Rindern, Schweinen, Hühnern und weiteren Tierarten. Das bezieht sich auf Produkte, die wie Milch und Eier aus der Haltung der Tiere gewonnen werden oder wie Fleisch, das durch die Schlachtung der Tiere selbst gewonnen wird. Sowohl absolut wie relativ hat die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe mit Viehhaltung in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Von rund 61 100 landwirtschaftlichen Betrieben2 im Jahr 1999 hatten gut 43 300 und damit mehr als zwei von drei (71 %) Betrieben Vieh gehalten. Dagegen wurden im Jahr 2013 nur noch 25 400 Betriebe mit Vieh gezählt. Das entspricht einem Rückgang der Viehhalter um über 40 %, ihr Anteil an den landwirtschaftlichen Betrieben betrug noch 60 %.

Vor allem Großvieh – Rinder, Schweine, Pferde – wird weniger

Doch nicht nur die Betriebe mit Vieh, auch die in ihnen gehaltenen Tierbestände werden weniger. Das gilt vor allem für das Großvieh, dazu zählen Rinder, Schweine und Pferde. Anfang März 2013 wurde in den landwirtschaftlichen Betrieben ein Bestand von insgesamt 985 100 Rindern ermittelt, der etwa 3 % unter dem Bestand des Jahres 2010 lag (−21,6 % im Vergleich zu 1999). Bei Schweinen sind die aktuellen Veränderungen markanter. Der Schweinebestand lag mit 1,95 Mill. Tieren um fast 9 % unter dem Niveau von 2010 (−15,4 % im Vergleich zu 1999). Die Haltung von Pferden in landwirtschaftlichen Betrieben nahm ebenfalls ab. Anfang 2013 wurden in den landwirtschaftlichen Betrieben rund 3 % weniger Pferde (einschließlich Esel und Maultiere) als im Jahr 2010 gezählt. Bei Pferden muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Pferdebestand im Land insgesamt rückläufig ist. Im Gegensatz zu den anderen Tierkategorien, die praktisch ausschließlich in landwirtschaftlichen Betrieben gehalten werden, gibt es bei Pferden eine nennenswerte Anzahl, die nicht in landwirtschaftlichen Betrieben gehalten und damit nicht im Rahmen der Agrarstrukturerhebung erfasst werden.

Kleinvieh nimmt zu

Aber nicht alle Tierhaltungszweige entwickelten sich rückläufig. Für manche Kleinviehkategorien sind positive Veränderungsraten festzustellen. Das gilt besonders für die Legehennen, deren Bestand gegenüber 2010 um 13 % auf 2,54 Mill. zugenommen hat. Zuwachsraten sind auch für Truthühner zu verzeichnen, deren Zahl sich um 8 % auf rund 1 Mill. Tiere erhöht hat. Im Vergleich zu den Geflügelkategorien war der Bestand an Ziegen mit etwa 26 700 Tieren deutlich kleiner. Auch die Zunahme fiel mit 6 % im Vergleich zu 2010 etwas bescheidener aus. Während die genannten Kleinviehbestände eine positive Entwicklung aufweisen, gilt das wiederum nicht für die Betriebe, in denen sie gehalten werden. Hier trifft das gleiche zu wie beim Großvieh: Ihre Zahl wurde zwischen 2010 und 2013 weniger (bei Legehennen −13 %, bei Truthühnern −17 % und bei Ziegen −5 %).

Haupterwerbsbetriebe dominieren Produktion

Die Viehhaltung wird zudem mehr und mehr zur Domäne der Haupterwerbsbetriebe. Als Haupterwerbsbetriebe zählen diejenigen Betriebe, für die Landwirtschaft die alleinige oder überwiegende Quelle des Lebensunterhalts darstellt. Das Gegenstück sind die Nebenerwerbsbetriebe, die ihr Einkommen überwiegend aus außerbetrieblichen Quellen beziehen. Im Jahr 2013 wurden gut 24 200 Nebenerwerbsbetriebe, aber nur 14 000 Haupterwerbsbetriebe im Land gezählt. Auf einen Betrieb im Haupterwerb kamen damit fast zwei Betriebe im Nebenerwerb. Ganz anders sieht es bei den Produktionsanteilen in der Viehhaltung aus. Auf eine Milchkuh im Nebenerwerbsbetrieb kamen sieben bis acht Milchkühe im Haupterwerbsbetrieb, bei Schweinen betrug die vergleichbare Relation eins zu sechs und bei Geflügel kamen auf 100 Legehennen im Haupterwerbsbetrieb 35 im Nebenerwerbsbetrieb.

Kooperative Betriebsformen im Aufwind

Der Blick auf die Viehhaltung macht allerdings auch deutlich, dass die klassische Einteilung der landwirtschaftlichen Betriebe in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe nicht mehr genügt, um ein vollständiges Bild zu beschreiben. Im Zuge der strukturellen Veränderungen gewinnen kooperative Betriebsformen zunehmend an Gewicht. Dies gilt insbesondere für die Rechtsform der BGB-Gesellschaft (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, GbR). Diese Rechtsform hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und erreichte im Jahr 2013 einen Anteil von 7,2 %. Rund 3 100 landwirtschaftliche Betriebe wurden in dieser kooperativen Form bewirtschaftet. Die GbRs sind dabei sowohl in ihrer Zusammensetzung als auch in der betrieblichen Struktur ausgesprochen vielfältig. Die Partner der Gesellschaft können aus dem engeren oder weiteren familiären Umkreis (zum Beispiel Ehepartner) stammen, sie können Generationen übergreifen (Vater/Sohn), aber genauso gut keinen familiären Zusammenhang haben. Die Kooperation kann die gesamte Palette eines landwirtschaftlichen Betriebes umfassen, aber auch nur einen speziellen Betriebszweig wie Milchviehhaltung oder Schweinemast betreffen. Im Bereich der Viehhaltung haben die Personengesellschaften mittlerweile ein erhebliches Gewicht. Bei Rindern und Milchkühen wird etwa ein Fünftel des Bestands in ihnen gehalten, bei Schweinen und Geflügel ist es sogar ein Drittel. Die zunehmende Bedeutung der kooperativen Betriebsformen zeigt sich aber nicht nur bei den Produktionsanteilen, sondern auch bei anderen agrarstrukturellen Kennziffern, so zum Beispiel bei den Arbeitskräften in der Landwirtschaft.

Knapp 182 000 Personen erbringen Arbeitsleistung

In allen landwirtschaftlichen Betrieben im Land waren im Jahr 2013 etwa 181 600 Personen in unterschiedlichem Umfang mit betrieblichen Arbeiten beschäftigt. Die Mehrheit der Beschäftigten in den landwirtschaftlichen Betrieben war der Gruppe der Familienarbeitskräfte zuzurechnen. Das waren die Inhaber (38 200) und deren regelmäßig mithelfende Familienangehörige (42 900) in Betrieben der Rechtsform Einzelunternehmen. In diesen Betrieben wurden die Familienarbeitskräfte von weiteren ständigen Arbeitskräften (6 900) und Saisonarbeitskräften (63 500) unterstützt. Nicht zu den Familienarbeitskräften zählen die Beschäftigten in Betrieben, die als Personengesellschaften organisiert sind. Beschäftigte in Personengesellschaften gehören per Definition zu den Fremdarbeitskräften, auch wenn sich diese als Gesellschafter oder deren Familienangehörige nach eigenem Verständnis vielfach als Familienarbeitskräfte sehen. In den Personengesellschaften arbeiteten zusammen weitere 12 700 Personen (einschließlich deren Gesellschafter) dauerhaft und rund 14 000 Personen als Saisonarbeitskräfte. In den übrigen öffentlichen oder privatrechtlichen Unternehmen, die in der Landwirtschaft Baden-Württembergs keine große Rolle spielen, waren zusammen etwa 3 400 Personen beschäftigt.

Nur ein Sechstel ist vollbeschäftigt, über vier Zehntel sind Saisonarbeitskräfte

Von den 181 600 Beschäftigten war nur etwa ein Sechstel (31 100 Personen) mit Arbeiten in der Landwirtschaft vollbeschäftigt. Eine große Gruppe der Beschäftigten, knapp 71 400, erbrachte zwar durchaus längerfristig Arbeitsleistung für den landwirtschaftlichen Betrieb, war aber vom Beschäftigungsumfang her gesehen nicht vollbeschäftigt. Neben diesen auf Dauer beschäftigten Arbeitskräften wurden in der Agrarstrukturerhebung auch Saisonarbeitskräfte erfasst, deren Arbeitseinsatz nur Tage, Wochen oder Monate (maximal 6) dauert. Ihre Zahl bezifferte sich auf gut 79 000.

Arbeitsvolumen in den landwirtschaftlichen Betrieben rückläufig

Von allen Beschäftigten in der Landwirtschaft zusammen wurde von Frühjahr 2012 bis Frühjahr 2013 ein Arbeitseinsatz in Höhe von 67 100 Arbeitskrafteinheiten3 (AKE) erbracht. Im Vergleich zum Ergebnis der Landwirtschaftszählung aus dem Jahr 2010, damals wurden 69 600 AKE im Land ermittelt, entspricht dies einem Rückgang des Arbeitsvolumens um −3,5 %. Das Arbeitsvolumen in der Landwirtschaft ist damit weniger stark zurückgegangen als die Zahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum (−4,5 %).

Die Arbeitsleistung wird im Wesentlichen von regelmäßig mitarbeitenden Familienarbeitskräften erbracht. Auf sie entfielen mit 42 600 AKE rund 63 % der erbrachten Arbeit. Ein gutes Fünftel (21 % oder 14 400 AKE) des Arbeitsvolumens erbrachten die dauerhaft beschäftigten Fremdarbeitskräfte. Zu dieser Gruppe zählen auch wieder die Gesellschafter und deren mitarbeitende Familienangehörige in Personengesellschaften. Die restliche Arbeit (15 % oder 10 100 AKE) wurde von Saisonarbeitskräften oder nur vorübergehend mithelfenden Familienangehörigen erledigt.

Nur noch 4,7 AKE je 100 ha Fläche

Im Hinblick auf die Bewirtschaftung der Flächen wurde mit einem AKE-Besatz von nur noch 4,7 AKE je 100 ha Fläche ein neuer Grenzwert erreicht. Im Jahr 2010 wurden zur Bewirtschaftung der gleichen Fläche noch 4,9 AKE benötigt, im Jahr 1999 wurden – bei anderer Abgrenzung und Definition der AKE und insofern nicht völlig vergleichbar – noch 5,1 AKE zur Bewirtschaftung von 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche eingesetzt.

Pachtquote bei 60 %

Im Jahr 2013 waren von 100 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche, die von den Betrieben bewirtschaftet werden, rund 60 ha gepachtet. Die Pachtquote betrug damit 60,1 %. Neben dem Pachtland wurden von den Betrieben noch eigene Flächen (Anteil 35,9 %) sowie unentgeltlich zur Bewirtschaftung überlassene Flächen (Anteil 4 %) bewirtschaftet. Im Vergleich zu 2010 ist hinsichtlich der Pachtquote (59,7 %) keine größere Veränderung festzustellen, während im längerfristigen Vergleich (Pachtquote 19914: 45,3 %; 1999: 48,5 %) eine deutlich Zunahme zu verzeichnen ist.

Ein Grund für die verringerte Dynamik bei der Pachtquote in den letzten 3 Jahren ist wahrscheinlich im verlangsamten Strukturwandel zu suchen. Da weniger Betriebe aufgegeben oder verkleinert werden, steht auch weniger Fläche für das weitere betriebliche Wachstum der verbleibenden Betriebe zur Verfügung. Der verlangsamte Strukturwandel hat neben der eingeschränkten Flächenverfügbarkeit und der dadurch stagnierenden Pachtquote vermutlich eine weitere Nebenwirkung. Da sich das Angebot an landwirtschaftlich genutzter Fläche, dem zentralen Produktionsfaktor in der Landwirtschaft, verknappt, hat das entsprechende Folgen für den Preis für Pachtland: Die durchschnittlichen Entgelte für Pachtland steigen.

Durchschnittlicher Pachtpreis bei 216 Euro je ha

Im Gegensatz zur Pachtquote zeigte sich bei den Pachtentgelten in den letzten 3 Jahren eine deutliche Veränderung. Im Mittel aller Nutzungsarten betrug das Pachtentgelt im Jahr 2013 etwa 216 Euro je Hektar (EUR/ha) und lag damit fast ein Zehntel (+9,6 %) über dem Niveau des Jahres 2010 (197 EUR/ha). Innerhalb von nur 3 Jahren hat sich das mittlere Preisniveau damit in einem Maß erhöht, für das zuvor noch der dreifache Zeitraum benötigt wurde (durchschnittliches Pachtentgelt im Jahr 2001: 176 EUR/ha).

Für Ackerland wurde 2013 mit 246 EUR/ha (+11,3 % im Vergleich zu 2010) im Mittel deutlich mehr entrichtet als für Grünland (129 EUR/ha bzw. +10,3 %). Die Entwicklung der durchschnittlichen Pachtentgelte für alle Pachtungen (Bestands- und Neupachtungen) gibt allerdings die Dynamik der Preisentwicklung am aktuellen Rand nicht völlig wieder. Für Neupachtungen, das sind Pachtverträge, die innerhalb der letzten 2 Jahre entweder neu abgeschlossen oder mit neuem Pachtpreis vereinbart wurden, wurde zuletzt ein mittlerer Pachtpreis von 298 EUR/ha ermittelt. Das Entgeltniveau der Neupachtungen lag damit um 38 % über dem durchschnittlichen Pachtpreis aller Pachtungen. Ein weiterer Anstieg des durchschnittlichen Pachtpreisniveaus ist damit sicher.

Biogasbetriebe zahlen 21 EUR/ha mehr

Die Agrarstrukturerhebung zeichnet sich dadurch aus, dass die vielen Angaben im betrieblichen Kontext erhoben und damit auch differenzierte Analysen möglich sind. Eine Frage zielt darauf ab, ob im Betrieb Anlagen zu Erzeugung erneuerbarer Energien vorhanden sind, darunter auch Biogasanlagen. Hinsichtlich der Pachtentgelte lässt sich festhalten, dass Betriebe mit Biogasanlagen 2013 mit 236 EUR/ha im Durchschnitt aller Pachtungen etwa 21 EUR/ha mehr an Pachtentgelt entrichteten als die Betriebe ohne Biogasanlagen (215 EUR/ha). Damit bestätigt sich zwar eine positive Preisdifferenz für Biogasbetriebe, die sich aber vor dem Hintergrund der Unterschiede zwischen den Nutzungsarten oder der großen regionalen Preisdifferenzen im Land weitgehend relativiert. Die Unterschiede im Pachtpreisniveau könnten auch auf einen höheren Anteil an Ackerland oder auf ein regional gehäuftes Vorkommen der Biogasbetriebe zurückzuführen sein.

900 Betriebe mit Biogas, aber fast 14 000 mit Solaranlage

Die Erzeugung erneuerbarer Energien ist mittlerweile ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für viele landwirtschaftliche Betriebe. In jedem dritten landwirtschaftlichen Betrieb in Baden-Württemberg gab es im Jahr 2013 eine Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Zahl der Betriebe mit derartigen Anlagen hat seit 2010 sowohl absolut wie relativ deutlich zugenommen. Vor 3 Jahren gab nur knapp ein Viertel der Betriebe an, über eine solche Anlage zu verfügen. Von 2010 bis 2013 hat die Zahl der Betriebe von etwa 10 600 auf 14 300 Betriebe zugenommen, das entspricht einer Zunahme von rund 34 %.

Klarer Favorit bei den Betrieben ist die Nutzung der Sonnenenergie in Photovoltaikanlagen oder in Form der Solarthermie. Praktisch jeder Betrieb (Anteil 97 %) mit einer Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien gewinnt Solarenergie. Die günstigen Voraussetzungen in der Landwirtschaft mit großflächigen Dächern auf Maschinen- und Lagerhallen oder Stallungen sowie die vergleichsweise einfachen technischen und organisatorischen Anforderungen und bessere finanzielle Kalkulierbarkeit mögen zum großen Erfolg beigetragen haben. Im Vergleich dazu ist der Besitz oder die Beteiligung an einer Biogasanlage eher selten. Nur knapp 900 Betriebe, das entspricht einem Anteil von 6 % an den Produzenten erneuerbarer Energien in der Landwirtschaft, waren 2013 an der Erzeugung von Biogas beteiligt. Alle anderen Formen der Erzeugung erneuerbarer Energien, egal ob Wind, Wasser oder Biomasse, haben in der Landwirtschaft keine größere zahlenmäßige Bedeutung.

»Öko« weiter im Aufwind

Nicht nur bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, auch an anderer Stelle zeigen sich markante Veränderungen in der agrarstrukturellen Ausrichtung der Betriebe. So ist die ökologische Wirtschaftsweise in den landwirtschaftlichen Betrieben des Landes weiter im Aufwind. Nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung hat sich sowohl die Zahl der Betriebe wie die von ihnen bewirtschaftete Fläche weiter erhöht.

Von insgesamt 42 400 landwirtschaftlichen Betrieben im Land wirtschafteten im Jahr 2013 etwa 3 300 nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Das entspricht einem Anteil von 7,8 %. Vor 10 Jahren (2003) bezifferte sich der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe noch auf 5,4 %. Die große Mehrheit der Öko-Betriebe (86 %) hat sich vollständig dieser Wirtschaftsweise verschrieben und bewirtschaftete alle Flächen ökologisch. In den anderen Betrieben gab es neben dem ökologischen Betriebsteil auch noch konventionelle Landwirtschaft, wobei es nach den Vorgaben der einschlägigen EU-Verordnung eine eindeutige und klare Abtrennung des ökologischen Betriebsteils geben muss. Eine Besonderheit unter den Teilumstellungen in Baden-Württemberg sind die »Streuobst-Ökos«. Das sind konventionell wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe, bei denen (Rest-)Streuobstflächen ausgegliedert werden, die zusammen mit den Streuobstflächen anderer Flächenbewirtschafter als eigene ökologische Einheit anerkannt werden. Diese Fälle sind im Einzelfall schwierig zu identifizieren und abzugrenzen und daher einer der Hauptgründe, warum es im Land zum Teil deutliche Abweichungen bei den Betriebszahlen aus verschiedenen Quellen gibt.

Mehr als 110 000 Hektar Öko-Fläche

Weniger Fragezeichen gibt es im Hinblick auf die ökologisch bewirtschaftete Fläche in den landwirtschaftlichen Betrieben. In beiden Betriebsformen (Voll- und Teilbetriebsumstellung) zusammen wurden 2013 insgesamt rund 111 000 ha ökologisch bewirtschaftet. Das waren rund 12 700 ha mehr als 3 Jahre zuvor und 31 600 ha mehr als vor einem Jahrzehnt. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der landwirtschaftlich genutzten Fläche liegt mittlerweile bei 7,8 %. Von der ökologisch bewirtschafteten Fläche befanden sich knapp 7 000 ha in der 2-jährigen Umstellungsphase, in der die Bewirtschaftung schon nach ökologischen Kriterien erfolgen muss, aber keine Vermarktung der Produkte unter den Gütesiegeln des Ökolandbaus möglich ist. Diese Übergangsphase ist mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen verbunden und einer der Gründe, warum nicht alle Öko-Betriebe auch Öko-Betriebe bleiben. So haben in der Zeitspanne von 2010 bis 2013 etwa 5 % der Betriebe, die im Jahr 2010 ökologisch gewirtschaftet hatten, diese Art der Bewirtschaftung wieder aufgegeben.

Qualifizierte Ausbildung hat in der Landwirtschaft Bedeutung

Nicht nur in Öko-, sondern in allen landwirtschaftlichen Betrieben gewinnt eine qualifizierte landwirtschaftliche Ausbildung an Bedeutung. Nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2013 verfügte die Mehrheit der Betriebsleiter im Land über eine einschlägige landwirtschaftliche Berufsausbildung. Insgesamt besaßen knapp 26 000 oder gut 61 % eine entsprechende berufliche Qualifikation. In Ökobetrieben betrug der Anteil der Betriebsleiter mit landwirtschaftlicher Qualifikation sogar 65 %.

Ein knappes Drittel der qualifizierten Landwirte darf einen Titel wie »Meister« oder »Fachagrarwirt« führen. »Studierte« Landwirte, also Betriebsleiter, die an einer Fachhochschule oder an einer Universität ihren Beruf erlernten, waren mit einem Anteil von etwas über 7 % an den ausgebildeten Landwirten im Südwesten eher selten. Ähnlich selten ist der Besuch einer höheren Landbauschule oder Fachakademie als höchster Bildungsabschluss, er wurde nur von etwa 6 % der Betriebsleiter angegeben. Weitaus häufiger sind dagegen die Bildungsstufen Landwirtschaftsschule oder Lehre, auf die zusammen fast 50 % der landwirtschaftlichen Abschlüsse entfielen. Beide Ausbildungsstufen können (und sind vielfach) aber nur Zwischenschritte auf dem Weg zu weiteren, höherwertigen Bildungsabschlüssen.

Die Betriebsleiter, die auf ausschließlich praktische Erfahrung in der Landwirtschaft zurückgreifen, sind überwiegend in kleineren und/oder im Nebenerwerb geführten Betrieben anzutreffen. Diese Betriebsleiter können durchaus über eine berufliche Qualifikation – aber eben außerhalb der Landwirtschaft – verfügen.

Insgesamt ist die Bereitschaft zu beruflichen Weiterbildung groß: Mit 10 500 hatte knapp jeder vierte Betriebsleiter in den vergangenen 12 Monaten an einer Maßnahme der beruflichen Fortbildung teilgenommen.

Markante Veränderungen in der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung…

Einen völlig anderen agrarstrukturellen Aspekt beschreibt die betriebswirtschaftlichen Ausrichtung (BWA). Mit der BWA wird versucht, die landwirtschaftlichen Betriebe nach ihrem Produktionsschwerpunkt zu kategorisieren. Die Grundlage ist die standardisierte monetäre Bewertung der verschiedenen Produktionszweige. Die Vergabe der BWA erfolgt dann nach dem Gewicht der verschiedenen Produktionszweige. Betriebe mit einem eindeutigen Schwerpunkt werden entweder den Ackerbau-, den Futterbau-, den Dauerkultur-, den Veredlungs- oder den Gartenbaubetrieben zugeordnet. Betriebe ohne eindeutigen Schwerpunkt zählen zu den Verbundbetrieben. Im Vergleich der Jahre 2010 und 2013 zeigen sich deutliche Veränderungen in der Bedeutung der einzelnen Betriebsformen.

Klarer Gewinner scheinen die Ackerbaubetriebe zu sein, die ihren Anteil von einem Fünftel (20 %) auf über ein Viertel (25,1 %) erhöhen konnten. Dieser Zugewinn speist sich aus allen anderen Betriebsformen. Er kommt zu einem nennenswerten Teil von den Futterbaubetrieben, die mit einem Anteil von knapp 35 % aber nach wie vor die größte Gruppe stellen. Zugewinne, wenn auch in kleinerem Umfang, erzielten die Ackerbaubetriebe auf Kosten der Dauerkultur- und Veredlungsbetriebe. Vergleichsweise viele Übergänge gab es auch aus der Gruppe der Verbund- zu den Ackerbaubetrieben.

… aber nur scheinbar

Die Zugewinne der Ackerbaubetriebe sind allerdings nur zu einem geringen Teil Folge echter struktureller Veränderungen der landwirtschaftlichen Betriebe. Echte strukturelle Veränderungen im Hinblick auf die BWA ergeben sich beispielsweise, wenn sich durch Aufgabe der Tierhaltung (Schweine oder Geflügel in Veredlungsbetrieben, Rinder, Milchkühe oder Schafe in Futterbaubetrieben) der betriebliche Schwerpunkt verändert. Veränderungen in der BWA ergeben sich aber auch, wenn sich die ökonomischen Kennziffern zur Bewertung der verschiedenen Produktionszweige verändern. Und hier liegt die Erklärung für den Zugewinn der Ackerbaubetriebe. In die Referenzjahre für die monetäre Bewertung des Outputs des Jahres 2010 fielen die Jahre mit den absoluten Tiefstpreisen für Marktfrüchte, die für die Ackerbaubetriebe entscheidende Bedeutung haben. Dagegen wurden in den Referenzjahren für die Bewertung im Rahmen der Agrarstrukturerhebung 2013 merklich verbesserte Preise für Weizen, Gerste, Raps, usw. notiert. Der Zugewinn bei den Ackerbaubetrieben ergibt sich also vielfach nicht durch Veränderungen in der inneren Struktur der Betriebe, sondern nur durch eine veränderte monetäre Bewertung. Insofern ergeben sich aus den veränderten Anteilen der BWA keine verlässlichen Hinweise auf tatsächliche strukturelle Entwicklungen.

Fazit

Die Agrarstrukturerhebung 2013 zeigt das Bild einer Landwirtschaft, die sich weiter im Wandel befindet. Im Vergleich zu früheren Jahren hat sich der Anpassungsdruck, gemessen an der Aufgaberate der Betriebe, offensichtlich gemildert oder die Betriebe, die jetzt noch existieren, haben eine größere Widerstandskraft. Ungebrochen scheint jedoch der »innere« Strukturwandel durch Aufgabe oder Erweiterung von einzelnen Betriebszweigen, zum Beispiel in der Tierhaltung. Dazu zählt auch das Entstehen neuer, kooperativer Betriebsformen, die Spezialisierung oder die Diversifizierung in nicht primär landwirtschaftliche Aktivitäten der Betriebe. Weitere Erkenntnisse wird die nächste Agrarstrukturerhebung liefern, die für das Jahr 2016 geplant ist. Sie wird auch, nach mehrjähriger Pause, zumindest für agrarstrukturelle Kernmerkmale wieder regional gegliederte Angaben für Kreise und Gemeinden liefern.

1 Oder die Betriebe haben sich soweit verkleinert, dass sie von den agrarstatistischen Erhebungen nicht mehr erfasst werden.

2 In vergleichbarer Abgrenzung.

3 Eine Arbeitskrafteinheit (AKE) ist eine Maßeinheit für eine mit betrieblichen Arbeiten vollbeschäftigte Arbeitskraft in der Landwirtschaft.

4 In der damaligen Abgrenzung.