:: 5/2014

Lebhafte Konjunktur im 1. Halbjahr

Baden-Württembergs Wirtschaft dürfte im 2. Quartal 2014 um rund 1 ¾ % zum Vorjahr wachsen

Die baden-württembergische Wirtschaft ist ausgesprochen gut in das Jahr 2014 gestartet. Nach aktuellem Berechnungsstand dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal 2014 um 2 ¾ % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sein. Für das 2. Quartal 2014 steht ein reales Wirtschaftswachstum von 1 ¾ % zu erwarten. Der höhere Wert für das 1. Quartal 2014 ist in erster Linie auf den schwachen Wert im Vergleichszeitraum zurückzuführen, die konjunkturelle Grundtendenz bleibt jedoch erhalten. Aus dem Verlauf des Gesamtkonjunkturindikators des Statistischen Landesamtes geht hervor, dass das Konjunkturklima über das ganze Jahr 2014 freundlich bleiben dürfte.

Im letzten Quartal wurde bereits konstatiert, dass sich der Aufschwung einigermaßen ausgewogen auf die beiden Säulen Inlands- und Auslandsnachfrage stützt. Diese Konstellation ist grundsätzlich auch nach aktuellem Datenstand festzustellen. Der nach wie vor fortschreitende Beschäftigungsaufbau – gerade auch in den wirtschaftsnahen Dienstleistungsunternehmen – ist einerseits die Folge der guten Wirtschaftslage, wirkt aber andererseits auch wieder auf diese zurück. Die Inlandsumsätze der Industrie stiegen im Durchschnitt der Wintermonate Dezember bis Februar sowohl gegenüber dem Vorjahr (+3,9 %) als auch gegenüber dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum an (+0,6 %). Auch die konjunkturelle Lage der Bauwirtschaft ist ausgezeichnet; die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden stieg (unter Berücksichtigung des milden Winters) im Vorjahres- und Vorperiodenvergleich um 14 % bzw. 10,5 %.

Das Auslandsgeschäft der baden-württembergischen Industrie wird in erster Linie von der Investitionsgüternachfrage getragen. Als besonders gefragt erwiesen sich einmal mehr die Produkte des Fahrzeugbaus. Da sich das internationale Konjunkturumfeld positiv darstellt, dürften von der Auslandsnachfrage weiterhin expansive Effekte ausgehen.

Industrieländer: steigender Beitrag zum Wachstum der Weltwirtschaft

In ihrer jüngst veröffentlichen Gemeinschaftsdiagnose prognostizieren die Wirtschaftsforschungsinstitute einen realen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes der fortgeschrittenen und Schwellenländer von zusammengerechnet 2,9 % für 2014 und 3,1 % für 2015. Nach einem von der OECD vermeldeten Wachstum von 2,3 % im Jahr 2013 bedeutet dies also ein gewisses Anziehen der Dynamik, die vor allem auf die sich weiter erholende Konjunktur in den fortgeschrittenen Ländern zurückzuführen ist. Zwar ist die hier für 2014 prognostizierte Wachstumsrate von 2,1 % erwartungsgemäß geringer als die der Schwellenländer (4,9 %). Da aber auf die erstgenannte Ländergruppe immer noch rund 70 % des absoluten BIP entfällt, sind die Wachstumsbeiträge voraussichtlich in etwa gleich hoch.

Als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer wird auf die dortigen Kapitalmärkte verwiesen, wo Nettokapitalabflüsse – ausgelöst durch Mutmaßungen über den Beginn des Ausstieges der US-Notenbank aus der expansiven Geldpolitik – zu Abwertungstendenzen der heimischen Währungen geführt hatten. Um das außenwirtschaftliche Gleichgewicht wiederherzustellen, griffen die Notenbanken zum Mittel der Leitzinserhöhung mit entsprechend restriktiven Folgen für die heimische Nachfrage. Dieses Muster aus Kapitalabflüssen, Währungsabwertung und Leitzinserhöhung ist aktuell wieder in Russland zu beobachten, ausgelöst durch die russisch-ukrainischen Spannungen, wobei Rückwirkungen auf die baden-württembergische Exportwirtschaft noch nicht abzusehen sind.

Dessen (zunächst) ungeachtet festigt sich die konjunkturelle Situation in Europa weiter. Sowohl in der Europäischen Union als auch im Euroraum ist das reale Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal 2013 saison- und arbeitstäglich bereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,4 % bzw. 0,2 % gewachsen – nach einer etwa anderthalb Jahre dauernden Durststrecke ist dies der dritte Anstieg in Folge. Vieles spricht dafür, dass die positive Entwicklung sich weiter fortsetzt. Der Arbeitsmarkt hat sich stabilisiert, wenngleich die Arbeitslosenquote immer noch auf hohem Niveau liegt und der Durchschnittswert die deutlich höheren Werte in Südeuropa verdeckt. Die wirtschaftliche Erholung dürfte auch dazu beitragen, dass die weit unterhalb der Zielgröße der Europäischen Zentralbank liegende Inflationsrate von 0,5 % im März eher wieder anziehen wird, sodass die Gefahr einer Deflation im Euroraum, die gelegentlich heraufbeschworen wird, wohl nicht virulent wird. Noch stärker als in Europa fällt die konjunkturelle Belebung in den USA aus. Hier wuchs das reale BIP im 4. Quartal saisonbereinigt um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal. Das Wachstum wäre ohne den (nunmehr beigelegten) Haushaltsstreit vermutlich höher ausgefallen. Wenn auch der harte Winter die US-Konjunktur im 1. Quartal belastet haben dürfte, wird für das gesamte Jahr 2014 ein Wachstum von 2,7 % erwartet.