:: 5/2014

Kinderzahlen in Baden-Württemberg im Generationenvergleich

Die zwischen 1930 und 1940 geborenen Frauen haben sich durch die Zahl ihrer geborenen Kinder nahezu vollständig ersetzt. Ihre Töchtergenerationen bekamen nicht nur deutlich weniger Kinder je Frau, sondern diese auch in einem späteren Alter als ihre Mütterjahrgänge. »Aufgeschoben« bedeutete hier im Generationenvergleich »aufgehoben«. Gilt diese Perspektive auch für jüngere Frauenjahrgänge, die ihre Geburtenphase erst in den kommenden Jahren beenden? Oder weisen die leicht steigenden durchschnittlichen Kinderzahlen der Anfang der 1970er-Jahre geborenen Frauen auf eine Trendwende hin?

Aus den jährlich vorliegenden Ergebnissen der Geburtenstatistik lassen sich Daten zusammenstellen, die Auskunft über das Geburtenverhalten einzelner Frauenjahrgänge im Laufe ihrer Altersphase von 15 bis 44 oder 49 Jahren geben. Auf dieser Basis lässt sich für die bis etwa Mitte der 1960er-Jahre geborenen Frauen feststellen, wie viele Kinder sie bis zum Ende ihrer Geburtenphase zur Welt gebracht haben. In den folgenden Ausführungen wird der Frage nachgegangen, wie sich die Kinderzahlen von einer (Mütter-)Generation zur folgenden (Töchter-)Generation entwickelt haben und in welchem Alter die beiden Generationen ihre Kinder zur Welt gebracht haben. Dabei geht es auch um die Frage, ob eine Verlagerung von Geburten auf ein höheres Alter einem Nachholen von im jüngeren Alter »aufgeschobenen« Geburten gleichkommt oder eher einem Verzicht auf (weitere) Kinder.

Der Generationenabstand zwischen Eltern- und Kindergeneration lässt sich statistisch definieren als das Durchschnittsalter, in dem Mütter als erstgeborenes Kind ein Mädchen zur Welt bringen. Dieses Alter lag im Berichtsjahr 2011 in Baden-Württemberg bei 29,7 Jahren. Gleichwohl zeigen die seit 2008 mit Hilfe der Geburtenstatistik möglichen Analysen, dass das Durchschnittsalter der Mütter bei erstgeborenen Jungen wie Mädchen nahezu identisch ist. Um zu berücksichtigen, dass zur Kindergeneration eines Mütterjahrgangs nicht nur die erstgeborenen, sondern auch die weiteren Kinder gehören, kann alternativ das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt aller ihrer Kinder zur Festlegung des Generationenabstands herangezogen werden (2011: 31,2 Jahre). Dieser Indikator hat den Vorteil, dass er in einer langen Zeitreihe nicht nur für die einzelnen Berichtsjahre verfügbar ist, sondern auch mit Bezug auf einzelne Frauenjahrgänge (»Generationen«). Für Baden-Württemberg liegen diese Angaben ab dem Frauenjahrgang 1930 vor – allerdings nicht differenziert danach, wie viele erste, zweite, dritte oder weitere Kinder von ihnen geboren wurden, sondern danach, wie viele Kinder in den einzelnen Altersjahren zwischen 15 und 49 Jahren zur Welt kamen.1

Aus Schaubild 1 wird ersichtlich, dass der Frauenjahrgang 1930 im Durchschnitt bei der Geburt seiner Kinder rund 29 Jahre alt war, seine »durchschnittliche« Kindergeneration damit beim Geburtsjahrgang 1959 verortet werden kann. Analog dazu liegt der Generationenabstand der 1940 geborenen Frauen zu ihren Kindern im Durchschnitt bei 27 Jahren, sodass die 1967 Geborenen ihre Kindergeneration darstellen. Bis zum Frauenjahrgang 1945 hat sich der Abstand zur jeweiligen Kindergeneration kontinuierlich verringert, bei den nachfolgenden Jahrgängen dagegen ständig erhöht. Beim Frauenjahrgang 1965, der seine »Geburtenkarriere« bis zum Jahr 2011 (also bis zum Alter von 46 Jahren) nahezu vollständig beendet hat, beträgt der Generationenabstand zu seinen Kindern durchschnittlich bereits fast 30 Jahre.

Die 1930 geborenen Frauen – ein nach der Wirtschaftskrise im Jahre 1929 relativ schwach besetzter Jahrgang – haben im Laufe ihres Lebens in Baden-Württemberg fast 2 150 Kinder je 1 000 Frauen (etwa 2,1 Kinder je Frau) zur Welt gebracht. Von dieser Kindergeneration – den 1959 geborenen Frauen – wiederum wurden im Durchschnitt je 1 000 Frauen rund 1 650 Kinder geboren. Damit nahm die Kinderzahl von der Mütter- auf die Töchtergeneration um etwa 23 % ab. Im Vergleich der 1935er-Müttergeneration mit ihrer 1963er-Töchtergeneration lag der Rückgang der durchschnittlichen Kinderzahl sogar bei fast 30 %. Während die Müttergeneration etwa 2 235 Kinder je 1 000 Frauen zur Welt brachte, waren es bei der Töchtergeneration knapp 1 580 Kinder. Zeitgeschichtlich gesehen waren die relativ hohen Kinderzahlen der Müttergenerationen von 1930 bis etwa 1940 Teil des Geburtenbooms in den 1960er-Jahren.

Soweit es bei jüngeren Generationenvergleichen – zum Beispiel der Jahrgänge 1946 zu 1973 oder 1953 zu 1980 – mit einem gewissen Schätzanteil der Geburtenhäufigkeiten bei den jeweiligen Töchtergenerationen gegenwärtig absehbar ist, fällt der Rückgang der durchschnittlichen Kinderzahlen von der Mütter- auf die Töchtergeneration hier mit einem Minus von 12 bis 14 % deutlich niedriger aus. Denn schon die beiden Jahrgänge 1946 und 1953 hatten ihre durchschnittlichen Kinderzahlen auf 1 830 bzw. 1 680 Kinder je 1 000 Frauen reduziert. Diese Entwicklung war Teil des starken Geburtenrückgangs in den 1970er-Jahren.

Die lebenszeitlichen Verläufe der Geburtenhäufigkeiten bei den einzelnen Frauenjahrgängen lassen eine Reihe markanter Unterschiede erkennen. So hat sich beim Jahrgang 1959 zwar der Altersbereich mit der höchsten Geburtenhäufigkeit gegenüber seinem Mütterjahrgang leicht nach hinten verschoben – von 26 bis 28 Jahren auf 27 bis 29 Jahre –, aber beide Jahrgänge haben jeweils die Hälfte ihrer Kindergeneration bis zum Alter von 28 Jahren zur Welt gebracht. Insgesamt lagen die Geburtenhäufigkeiten des Töchterjahrgangs mit Ausnahme der unter 20-Jährigen2 in jeder Altersphase niedriger als die ihrer Müttergeneration.

Deutlich größere Altersverschiebungen im Geburtenverlauf weist der Töchterjahrgang 1967 gegenüber seinem Mütterjahrgang 1940 auf. Während die Müttergeneration im Alter von 24 bis 26 Jahren die relativ meisten Kinder bekam, war dies bei der Töchtergeneration im Alter von 29 bis 31 Jahren der Fall. Im Alter von 30 und mehr Jahren brachte der Jahrgang 1967 fast die Hälfte seiner Gesamtkinderzahl zur Welt, der Jahrgang 1940 hingegen lediglich knapp ein Fünftel. Hier findet sich also sehr deutlich das Muster, dass von der Töchtergeneration nicht nur weniger Kinder geboren wurden als von ihrer Müttergeneration, sondern die Geburten auch auf ein beträchtlich höheres Alter »verschoben« wurden. Dieses Muster im Mütter-Töchter-Vergleich beginnt sich mit dem Töchterjahrgang 1963 zu entwickeln und prägt sich mit jedem jüngeren Jahrgangsvergleich – soweit bis 2011 beobachtbar – stärker aus.

Das Zurückbleiben der Geburtenhäufigkeiten der Töchtergenerationen im Altersbereich von etwa 20 bis 30 Jahren und ihre gleichzeitig höheren Geburtenhäufigkeiten im späteren Alter gegenüber der Müttergeneration werfen die Frage auf, ob – und wenn ja, in welchem Umfang – zunächst »aufgeschobene« Geburten später »nachgeholt« wurden.3 Um diese Frage zu beantworten, wird zunächst ermittelt, wie stark die bis zu den einzelnen Altersstufen erreich­ten Kinderzahlen (über die Altersjahre kumulierte Geburtenhäufigkeiten) zwischen Mütter- und Töchtergeneration abweichen. Aus Schaubild 4 wird ersichtlich, dass der Töchterjahrgang 1959 bis zum Alter von 21 Jahren zwar mehr Kinder zur Welt gebracht hatte als seine Müttergeneration von 1930, danach aber bis zu jedem weiteren Altersjahr stets weniger. Letztlich ergab dieses Verhalten eine endgültige Kinderzahl, die mit durchschnittlich 1 650 Kindern je 1 000 Frauen um 23 % unter der der Müttergeneration lag. Die positive Abweichung in jungen Jahren stellt nur vermeintlich ein »Vorziehen« von Geburten dar. Denn es dürfte weitestgehend auf die niedrigen Geburtenhäufigkeiten der Müttergeneration aufgrund ihrer Lebenssituation in den unmittelbaren Nachkriegsjahren zurückzuführen sein und nicht auf ein besonderes Verhaltensmuster der Töchtergeneration.

Mit dem Töchterjahrgang 1963 begann in Baden-Württemberg ein »Nachholen« von Geburten im Vergleich zu den jeweiligen Mütterjahrgängen. Hier wuchs der Minusabstand zur Kinderzahl der Müttergeneration bis zum Alter von 34 Jahren und verringerte sich in den Folgejahren – dies allerdings nur ein wenig. Gegenüber dem Tiefpunkt im Alter von 34 Jahren hat der Jahrgang 1963 bis zum Ende seiner Geburtenphase etwa 5 % an Geburten »nachgeholt«.4 Dennoch blieb seine endgültige Kinderzahl mit knapp 1 580 Kindern je 1 000 Frauen deutlich unter der der Müttergeneration (2 235). Bei den jüngeren Töchterjahrgängen 1967 und 1973 fiel das »Nachholen« von Geburten sichtbar stärker aus, allerdings ohne dass die Kinderzahl ihrer jeweiligen Müttergeneration erreicht wurde (1967) bzw. dies in Sicht ist (1973). So hat der Jahrgang 1967 bis zum Alter von 29 Jahren fast 800 Kinder je 1 000 Frauen weniger zur Welt gebracht als seine Müttergeneration im gleichen Alter. Bis zum Alter von 44 Jahren verringerte sich die Differenz auf knapp 530 Kinder je 1 000 Frauen.5 Damit wurde der Abstand zwar um etwa ein Drittel verkürzt. Das »Nachholen« reichte jedoch bei Weitem nicht aus, um die endgültige Kinderzahl des Mütterjahrgangs 1940 zu erreichen. Dieser hatte durchschnittlich rund 2 030 Kinder je 1 000 Frauen geboren, seine Töchtergeneration 1967 brachte es auf etwa 1 500.

Für den Frauenjahrgang 1973 (Töchtergeneration des Mütterjahrgangs 1946) lässt sich der Geburtenverlauf bis zum Alter von 38 Jahren beobachten. Bemerkenswert ist dabei, dass die Minusabweichungen von den Geburtenhäufigkeiten der Müttergeneration am Tiefpunkt (hier im Alter von 28 Jahren) deutlich niedriger ausfielen als beispielsweise beim 1963er- und 1967er-Jahrgang. Gleichzeitig setzte ab dem Alter von 29 Jahren ein stärkeres »Nachholen« von Geburten ein als bei vorangegangenen Töchterjahrgängen. Bis zum Alter von 38 Jahren hatte die Töchtergeneration 1973 – gemessen an der größten Abweichung im Alter von 28 Jahren – rund 50 % wieder »aufgeholt«. Es kann zwar davon ausgegangen werden, dass der 1973er-Jahrgang bis zum Alter von 49 Jahren noch etwas mehr aufholt, ein Erreichen der durchschnittlichen Kinderzahl der Müttergeneration 1946 von rund 1 830 Kindern je 1 000 Frauen ist jedoch nicht zu erwarten.

Die von 1930 bis 1940 geborenen Frauen haben sich in der Folgegeneration durch die Geburt ihrer Kinder zahlenmäßig vollständig oder fast vollständig ersetzt. Sie brachten durchschnittlich rund 2 bis knapp 2,3 Kinder je Frau zur Welt.6 Ihre jeweiligen Folgegenerationen – die etwa 1959 bis 1967, also zu Zeiten des »Babybooms«, geborenen Frauen – haben im Durchschnitt zwischen 1,5 und etwas mehr als 1,6 Kinder je Frau bekommen. Damit hat sich die jeweils zweite Generation zahlenmäßig zu rund 70 % bis 80 % durch die dritte Generation ersetzt, die – bei einem Generationenabstand von knapp 29 bis rund 30 Jahren – etwa zwischen Ende der 1980er- und Ende der 1990er-Jahre geboren wurde.

Mit dem Töchterjahrgang 1963 beginnt sich in Baden-Württemberg ein generatives Verhaltensmuster auszuprägen, das – im Vergleich zur jeweiligen Müttergeneration – durch ein »Verschieben« von Geburten auf ein höheres Alter und eine insgesamt niedrigere Kinderzahl gekennzeichnet ist. Dieses »Verschieben« bedeutete jedoch nur in begrenztem Ausmaß ein »Nachholen« von zuvor »aufgeschobenen« Geburten, wie die niedrigere endgültige Kinderzahl der jeweiligen Töchtergenerationen letztlich zeigt.

Diese Einsichten in das Geburtenverhalten von Mütter- und Töchterjahrgängen sind retrospektiv. Gleichwohl sind sie hilfreich zur Bewertung der aktuellen Beobachtung, dass Jahr für Jahr die altersspezifischen Geburtenhäufigkeiten (berichtsjahrbezogene Querschnittsdaten) bei den über 30-jährigen Frauen ansteigen, während sie in den jüngeren Altersjahren niedrig blieben oder weiter zurückgehen. Anhand dieser Querschnittsdaten lässt sich die Frage nach »Aufschieben und Nachholen« nicht beantworten, wohl aber mit Hilfe von jahrgangsbezogenen Verlaufsinformationen bis hin zum abgeschlossenen Geburtenverhalten. Dieses gibt nun Hinweise darauf, dass »Aufgeschoben« überwiegend zum »Aufgehoben« geworden ist.

Darüber hinaus zeigt sich die Tendenz, dass sich gemessen an der endgültigen Kinderzahl das Geburtenverhalten von jüngeren Mütter- und Töchtergenerationen weniger unterscheidet als bei jeweils älteren Jahrgängen. Dies wiederum wäre ein Hinweis darauf, dass sich in Baden-Württemberg die durchschnittlichen Kinderzahlen der verschiedenen Jahrgänge stärker angleichen und auf ein relativ stabiles (niedriges) Geburtenniveau hinauslaufen.

Der jüngste Frauenjahrgang, dessen Geburtenphase bis heute fast vollständig abgeschlossen ist – die 1967 geborenen Frauen –, hat in Baden-Württemberg mit durchschnittlich rund 1 500 Kindern je 1 000 Frauen die bislang niedrigste Kinderzahl zur Welt gebracht (1,5 Kinder je Frau). Bei einigen danach folgenden, jüngeren Jahrgängen zeigt sich, dass sie bis zum Alter von 29 Jahren etwa gleich viele Kinder geboren haben wie der Jahrgang 1967, aber bis zum Alter von 37 Jahren dann mehr Kinder. So wies der Frauenjahrgang 1974 im Alter von 37 Jahren ein Plus von knapp 4 % gegenüber dem 1967er-Jahrgang auf. Hier hat also mit der Verlagerung von Geburten auf ein höheres Alter ein »Aufhol- und Überholvorgang« stattgefunden.

Im Weiteren soll – unabhängig von einem Vergleich der Mütter- und Töchtergenerationen, aber auf Basis von Jahrgangsvergleichen – untersucht werden, inwieweit sich ein »Auf-« oder »Überholen« bei den nach 1967 geborenen Frauenjahrgängen verfestigt hat oder ob es sich um eine begrenzte Erscheinung handelt. Um diese Effekte messen zu können, bedarf es wiederum eines Referenzjahrgangs, dessen Geburtenverlauf als Basis für die Abweichungen des Geburtenverlaufs der übrigen Frauenjahrgänge dient. Für diesen Zweck wird der Frauenjahrgang 1967 zugrunde gelegt.

Schaubild 5 zeigt, dass bereits heute absehbar ist, dass die Frauenjahrgänge 1969 bis 1975 am Ende ihrer Geburtenphase mehr Kinder zur Welt gebracht haben werden als der Jahrgang 1967. Ihre bis zum Alter von 36, 38, 40 bzw. 42 Jahren erreichten durchschnittlichen Kinderzahlen lagen etwas höher als beim Jahrgang 1967 im jeweils gleichen Alter. Bislang am stärksten ausgeprägt war der Anstieg beim Frauenjahrgang 1973 mit einem Plus von fast 5 % (im Alter von 38 Jahren). Dies entspricht rund 70 Kindern je 1 000 Frauen und zeigt zugleich die Größenordnung des zu erwartenden Anstiegs der durchschnittlichen Kinderzahl dieser Jahrgänge.

Auch für den Frauenjahrgang 1977 ist eine gegenüber dem Jahrgang 1967 zumindest leicht höhere durchschnittliche Kinderzahl zu erwarten, wenn der bisherige »Aufholprozess« beibehalten wird.7 Bis zum Alter von 34 Jahren haben diese Frauen rund 60 % des »Rückstands« aufgeholt, den sie im Alter von 31 Jahren gegenüber den 1967 geborenen Frauen hatten. Mit jedem jüngeren Frauenjahrgang wird die Perspektive auf eine höhere Kinderzahl jedoch fraglicher. Die in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre geborenen Frauen haben bis zum Alter von 26 bis 30 Jahren durchschnittlich weniger Kinder zur Welt gebracht als die Frauen des Jahrgangs 1967. Um die durchschnittliche Kinderzahl des Referenzjahrgangs zu erreichen, müsste ihr »Aufholprozess« im Alter von 30 und mehr Jahren von Jahrgang zu Jahrgang stärker ausfallen.

Aus den bislang verfügbaren Informationen zu den Geburtenverläufen bei den Frauenjahrgängen aus den 1960er- und 1970er-Jahren lässt sich ableiten, dass die endgültigen Kinderzahlen der Jahrgänge 1968 bis 1973 gegenüber dem Jahrgang 1967 in Baden-Württemberg leicht ansteigen – von rund 1 500 Kindern je 1 000 Frauen auf etwa 1 580 Kinder. Bei den nachfolgenden Jahrgängen deutet sich aus heutiger Sicht wieder ein Rückgang an. Gleichwohl dürften auch die späteren 1970er-Jahrgänge noch ein wenig über dem bisherigen Tiefstwert des 1967er-Jahrgangs liegen. Für die Frauenjahrgänge aus den 1980er-Jahren zeichnen sich jedoch wieder geringere Kinderzahlen ab. Insofern ist eine Trendwende in der Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahlen nach oben nicht in Sicht.

Vor diesem Hintergrund sind auch die Schwankungen in den jährlich vorliegenden, auf ein Berichtsjahr bezogenen Geburtenhäufigkeiten zu interpretieren. Sie geben Informationen über aktuelle Entwicklungen im Geburtenverhalten von Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Die zusammengefasste Geburtenziffer stellt dabei einen Indikator für die durchschnittliche Kinderzahl eines fiktiven Frauenjahrgangs dar – fiktiv deswegen, weil Frauen aus 35 verschiedenen Geburtsjahrgängen der Altersgruppe der 15 bis 49-Jährigen angehören. Die altersspezifischen Geburtenhäufigkeiten in einem Berichtsjahr werden aber beeinflusst von den oben beschriebenen »Vorzieh-, Aufschiebens- und Nachholprozessen«. Insofern sind Anstieg oder Rückgang der zusammengefassten Geburtenziffer von einem Berichtsjahr auf das nächste eher das Ergebnis dieser sich auch gegenseitig zum Teil kompensierenden oder verstärkenden Effekte als Ausdruck eines sich nachhaltig verändernden Geburtenniveaus.

Hinzu kommt, dass die Schwankungen der jährlichen zusammengefassten Geburtenziffern in den vergangenen 10 Jahren im Land noch geringer ausgefallen sind als im langfristigen Vergleich zuvor. Diese relative Konstanz könnte sich als »Frühindikator« erweisen, dass sich die endgültigen Kinderzahlen der Frauenjahrgänge von Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre ebenfalls auf einem Niveau mit nur einer kleinen Schwankungsbreite einpendeln – voraussichtlich in einer Größenordnung von durchschnittlich etwa 1,4 bis 1,5 Kindern je Frau.

1 Diese Daten werden regelmäßig auf CD-ROM in der Reihe Statistische Daten »Die Bevölkerung in Baden-Württemberg« veröffentlicht.

2 Dies erklärt sich auch daraus, dass die Altersphase von 15 bis unter 20 Jahren bei den 1930 geborenen Frauen auf die unmittelbaren Nachkriegsjahre entfiel.

3 Der hier dargestellte Analyseteil folgt einer umfassenden und fundierten Analyse zu den Auswirkungen der Altersverschiebung von Geburten auf die endgültige Kinderzahl verschiedener Frauenjahrgänge in Deutschland. Vergleiche Pötzsch, Olga: Wie wirkt sich der Geburtenaufschub auf die Kohortenfertilität in West und Ost aus? in: Wirtschaft und Statistik, Februar 2013, S. 87–101.

4 Das Ausmaß des »Nachholens« ergibt sich rechnerisch aus der Relation: Differenz zwischen den Werten der größten Abweichung von der Müttergeneration (die zum Beispiel im Alter von 29 Jahren auftritt) und der Abweichung zum Ende der Geburtenphase (oder im aktuell letzten beobachteten Altersjahr) zum Wert der größten Abweichung. Vergleiche Pötzsch, Olga: Wie wirkt sich der Geburtenaufschub auf die Kohortenfertilität in West und Ost aus? a.a.O., S. 89. Die Methodik basiert auf Analyseansätzen, wie sie zum Beispiel beschrieben sind bei Sobotka, Tomas/ Zeman, Krystof/Lesthaeghe, Ron/Frejka, Tomas: Postponement and Recuperation in Cohort Fertility: New Analytical and Projection Methods and their Application, Vienna Institute of Demography of the Austrian Academy of Sciences, European Demographic Research Papers 2/2011 (insbesondere S. 10–14 und 29–30).

5 Dies gilt auch, wenn man die fehlenden Beobachtungsjahre für das Alter von 45 bis 49 Jahren als Schätzung mit einrechnet.

6 Bei einem Verhältnis von 1,05 Knabengeburten auf 1 Mädchengeburt, wie es im langfristigen Durchschnitt zu beobachten ist, ergibt sich der zahlenmäßige »Ersatz« einer Frauengeneration durch ihre Folgegeneration rechnerisch bei einer durchschnittlichen Kinderzahl von rund 2,05 Kindern je Frau. Unter Berücksichtigung der Sterblichkeit vor und während der Geburtenphase läge diese »erforderliche« Kinderzahl höher – bei den älteren Jahrgängen aufgrund der höheren Sterblichkeit in stärkerem Ausmaß als bei den jüngeren. Aus heutiger Sicht werden im Allgemeinen 2,1 Kinder je Frau als »bestandserhaltende« durchschnittliche Kinderzahl zugrunde gelegt.

7 Soweit heute absehbar nimmt die durchschnittliche Kinderzahl der Frauenjahrgänge 1968 bis 1973 mit jedem Jahrgang leicht zu. Danach ist ein erneuter Rückgang zu erwarten. Gleichwohl dürften die Kinderzahlen der Frauenjahr-gänge 1974 bis 1976, möglicherweise auch 1977, etwas höher ausfallen als die des Jahrgangs 1967.