:: 6/2014

Zensus 2011 – Die Zensusdatenbank nach Abschluss der Datenaufbereitung

Der Zensus 2011 ist eine EU-weit durchgeführte Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungszählung. In Deutschland wurde ein registergestütztes Verfahren angewandt, das – soweit möglich – vorhandene Daten aus Verwaltungsregistern nutzte. In Ergänzung dazu waren verschiedene Direktbefragungen erforderlich, falls auf keine Registerdaten zurückgegriffen werden konnte bzw. zum Zwecke der Qualitätssicherung der Registerdaten. Ziele des Zensus 2011 waren zum einen die Lieferverpflichtung an die Europäische Union und zum anderen die Gewinnung wichtiger Strukturinformationen über die Bevölkerung sowie von Grunddaten für das Gesamtsystem der amtlichen Statistik.

Seit dem 28. Mai 2014 stehen nunmehr endgültige Daten zu Bevölkerung, Gebäuden und Wohnungen zur Verfügung und darüber hinaus durch das statistische Verfahren der Haushaltegenerierung1 auch Angaben zu Haushalts- und Familienstrukturen. Diese Ergebnisse des Zensus 2011 präsentiert die Zensusdatenbank unterteilt nach den Themenbereichen: Bevölkerung, Gebäude, Wohnungen, Haushalte und Familien.

Die Zensusdatenbank

Zur Präsentation der Ergebnisse des Zensus 2011 für die verschiedensten Nutzergruppen wurde eine umfangreiche, bundesweit einheitliche Zensusdatenbank durch die statistischen Ämter der Länder und des Bundes konzipiert. Diese gewährleistet seit ihrer Freischaltung im Mai 2013 mit ersten Ergebnissen zum Zensus 2011 einen kostenfreien und unmittelbaren Zugang zu den Zensusergebnissen via Internet (https://ergebnisse.zensus2011.de/) und ist auf die unterschiedlichen Ansprüche von Bürgern, Journalisten, Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung sowie der Wissenschaft ausgelegt. Nach Abschluss der Datenaufbereitung zum Zensus 2011 im Mai 2014 erfolgte ein umfangreicher Relaunch der Zensusdatenbank mit einem stark erweiterten Datenangebot, welches sowohl allgemeine Fragestellungen wie beispielsweise »Wie viele Menschen leben in meiner Gemeinde?« als auch spezifische Fragestellungen wie beispielsweise »Wie viele weibliche Personen zwischen 18 und 29 Jahren leben in Einpersonenhaushalten?« beantworten kann.

Neues Datenangebot zum Relaunch der Zensusdatenbank

Das Datenangebot umfasst nunmehr einerseits die bisher verfügbaren Merkmale zu Bevölkerung, Gebäuden und Wohnungen in fachlich tieferen Aufgliederungen als auch neue Bevölkerungsmerkmale zum Thema Beruf und Schulbesuch. Andererseits wurden durch ein statistisches Verfahren Personendaten anschriftenweise zu Haushalten zusammengefasst und den bei der Gebäude- und Wohnungszählung erfassten Wohnungen zugeordnet. Durch diese sogenannte Haushaltegenerierung, die auch die in den Melderegistern vorhandenen Zusatzinformationen zu Ehe- oder Lebenspartner und Kindern berücksichtigt, ist es möglich, in der Zensusdatenbank gleichfalls Merkmale zu Haushalten und Familien bereitzustellen. Übersicht 1 enthält die bisher bereits veröffentlichten und die neuen Merkmale.

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nutzer Rechnung tragen zu können, wurden drei Zugangswege geschaffen, welche auf verschiedene Fragestellungen ausgerichtet sind. Ergebnisse können »einfach und schnell«, »dynamisch und individuell« oder »kartografisch und visuell« abgerufen werden.

»Ergebnisse einfach und schnell«

Dieser Bereich der Zensusdatenbank enthält eine integrierte Themen- und Regionenauswahl. Er ist für diejenigen Nutzer konzipiert, die zügig und gezielt Ergebnisse des Zensus 2011 abrufen möchten. Den Nutzern werden neben den amtlichen Einwohnerzahlen zum Stichtag 9. Mai 2011 und zwei Ergebnissammlungen zu den Themengebieten »Bevölkerung und Haushalte« und »Gebäude und Wohnungen sowie Wohnverhältnisse der Haushalte« eine Vielzahl an fachlich vordefinierten Tabellen angeboten, welche durch den Relaunch der Zensusdatenbank maßgeblich erweitert wurden. Neu sind in diesem Bereich auch die Regionalergebnisse, die es – ohne größeren Aufwand – ermöglichen, für alle Gemeinden, Gemeindeverbände, Kreise, Regierungsbezirke, Länder und Deutschland Ergebnisse in einer Tabelle abzurufen.

»Ergebnisse dynamisch und individuell«

Im Vergleich zu den »Ergebnissen einfach und schnell« wird dem Nutzer im Bereich »Ergebnisse dynamisch und individuell« die Möglichkeit gegeben, sich selbst Ergebnistabellen zu erstellen. Der Bereich wurde für diejenigen Nutzer eingerichtet, die im Umgang mit Online-Datenbanken versiert sind und spezifische Datenabfragen konzipieren möchten. Durch den Relaunch der Zensusdatenbank wurden die Möglichkeiten der Tabellengenerierung stark erweitert. Neben dem neuen Datenangebot besteht durch die Haushaltegenerierung, die eine Verbindung zwischen den statistischen Einheiten Bevölkerung einerseits und Gebäuden und Wohnungen andererseits geschaffen hat, die Möglichkeit, Auswertungen kreuzkombiniert über die einzelnen statistischen Einheiten – Personen, Familien, Haushalte, Wohnungen und Gebäude – hinweg mit bis zu fünf Merkmalen zu generieren. Ferner ist durch Hinzuwählen von verschiedenen Gebietseinheiten auch ein Regionalvergleich möglich.

»Ergebnisse kartografisch und visuell«

Der Bereich »Ergebnisse kartografisch und visuell« ist neu in der Zensusdatenbank. Er ermöglicht den Nutzern ein weites Spektrum an Strukturindikatoren zu den im Zensus erhobenen Themengebieten in Kartenform anzeigen zu lassen. Indikatoren wie Bevölkerungsdichte oder Leerstandquote von Wohnungen werden ebenso visualisiert wie Anteile bestimmter Bevölkerungsgruppen oder Gebäudetypen. Insgesamt können die Nutzer aus etwa 150 fachlich vordefinierten Strukturindikatoren auswählen.

Neben der Auswahl des Indikators kann die Darstellung über eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten angepasst werden. Als regionale Gliederungsebene, auf der die Indikatoren dargestellt werden können, sind die administrativen Einheiten der Länder, der Kreise und der Gemeinden verfügbar. Dabei ist es beispielsweise möglich, sich sowohl auf der Deutschlandkarte als auch auf einer Kreiskarte alle Gemeinden anzeigen zu lassen. Somit kann die Anzeige der Ebenen frei gewählt werden.

Die Einteilung der Klassen lässt sich in zweierlei Hinsicht gestalten. Die Darstellung kann in 5, 7, 9 und 11 Klassen mit unterschiedlichen Farbskalen erfolgen. Bei der Einteilung der Klassengrenzen ist es möglich zwischen gleichen (äquidistanten) Klassenbreiten oder gleichen Klassenbesetzungen zu wechseln. Zusätzlich können sowohl die Grenzlinien als auch die Namen der administrativen Ebenen ein- oder ausgeblendet werden. Die Karte selbst kann als Vektorgrafik heruntergeladen werden und die zugehörige Tabelle der Indikatorwerte abgerufen werden, wodurch auch die Weiterverarbeitung der Daten für die Erstellung von eigenen Karten gewährleistet wird.

Datenangebot für Kommunen außerhalb der Zensusdatenbank

Neben den in der öffentlich zugänglichen Zensusdatenbank abrufbaren Ergebnissen wurde für Kommunen ein zusätzliches spezifisches Datenangebot bereitgestellt. Hierbei wird unterschieden zwischen Kommunen mit und ohne abgeschotteter Statistikstelle2.

Kommunen mit abgeschotteter Statistikstelle wurden im Juni 2014 Einzeldatensätze übermittelt, um eigenständige Analysen tätigen zu können. Zusätzlich zu diesen Einzeldaten erhielten diese Gemeinden auch die sogenannten Hilfsmerkmale »Straße« und »Hausnummer«, um untergemeindliche Auswertungen zu ermöglichen. Die Kommunen können somit ihre Planungen auf der untergemeindlichen Ebene auf Einzeldaten aus dem Zensus 2011 aufbauen.

Für Kommunen, die über keine abgeschottete Statistikstelle verfügen, wurde insbesondere für infrastrukturelle Planungen ein sogenanntes standardisiertes kleinräumiges Auswertungsprogramm, das heißt auf der untergemeindlichen Ebene, erstellt. Dadurch wird es von Seiten der amtlichen Statistik auch diesen Kommunen – unter Wahrung der statistischen Geheimhaltung – ermöglicht, Zensusergebnisse von den Gemeindeteilen über die Baublöcke bis zu den Blockseiten zu erhalten. Auf allen Gliederungsebenen beinhaltet die Bereitstellung Ergebnisse zu Gebäuden, Wohnungen, Haushalten, Familien und Personen (nur demografische Merkmale). Abhängig von der Gliederungsebene werden die Merkmale aggregiert bzw. kreuzkombiniert ausgewertet. Auf der Ebene der Gemeindeteile werden bivariate Auswertungen, auf den Ebenen der Baublöcke und Blockseiten univariate Auswertungen bereitgestellt. Übersicht 4 informiert über das standardisierte kleinräumige Auswertungsprogramm.

1 Weiterführende Informationen zur Haushaltegenerierung können folgendem Aufsatz entnommen werden: Kreuzmair, Ingrid/Reisch, Marco: »ZENSUS 2011: Ablauf der Haushaltegenerierung1«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2013«.

2 Kommunen können auf Grundlage des § 16 Abs. 5 BStatG Einzeldaten ausschließlich für statistische Zwecke erhalten. Dabei darf die Übermittlung nur an Stellen erfolgen, die für die Durchführung statistischer Aufgaben zuständig und von der übrigen Verwaltung strikt getrennt – »abgeschottet« – sind. Ein Zugriff auf die Daten durch andere Stellen der Kommunen und jegliche Zweckentfremdung der Daten muss mittels technischer und organisatorischer Maßnahmen seitens der Kommune ausgeschlossen werden.