:: 8/2014

Zensus 2011: Was uns der Zensus über Haushalte und Familien verrät

Teil 1: Haushalts- und Familientypen

In Baden‑Württemberg wurden am 9. Mai 2011 62,3 % der 4,7 Mill. privaten Haushalte von 2,9 Mill. Familien geführt. Diesen Zahlen liegt das »Konzept des gemeinsamen Wohnens« zugrunde, der Begriff Familie bezieht sich auf die sogenannte Kernfamilie (siehe i-Punkt »Privater Haushalt« und i-Punkt »Kernfamilie«). Beim Konzept des gemeinsamen Wohnens bilden alle Personen, die zusammen in einer Wohnung leben, einen gemeinsamen Haushalt. Kernfamilien bestehen aus mindestens zwei Personen (Partner, Kinder), wobei dieses Familienkonzept die Beziehungen zwischen Vorfahren und Nachfahren auf direkte Beziehungen beschränkt, also auf Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Im vorliegenden Beitrag werden die privaten Haushalte und Familien in Baden‑Württemberg nach Größe und Typ, auch unter regionalen Aspekten, untersucht: Wo gibt es die meisten Singlehaushalte? Wie viele Haushalte werden von Alleinerziehenden geführt? In wie vielen Haushalten leben Kinder?1

Gut ein Drittel der Haushalte sind Singlehaushalte

Die häufigste Größe der baden‑württembergischen Haushalte war mit 35 % der Einpersonen- oder sogenannte Singlehaushalt. Über 1,6 Mill. (1 645 000) Baden‑Württemberginnen und Baden‑Württemberger lebten demnach alleine. Mit 37 % lag der Anteil an Singlehaushalten in Deutschland noch etwas höher. Die zweithäufigste Haushaltsgröße in Baden‑Württemberg war der Zweipersonenhaushalt mit 1,5 Mill. (1 510 000) Haushalten bzw. 32 %. In 15 % der Haushalte (691 000) lebten drei Personen, in weiteren 12 % (585 000) waren es vier Personen. Nur in 6 % (279 000) aller baden‑württembergischen Haushalte lebten am Stichtag fünf oder mehr Personen zusammen. Gleichwohl hatte Baden‑Württemberg damit deutschlandweit (hier waren es 5 %) den höchsten Anteil an Haushalten mit fünf oder mehr Personen, auch wenn die Spannbreite eher gering war (Schaubild 1).

Den höchsten Anteil an Einpersonenhaushalten im Land wiesen die Stadtkreise auf. Insgesamt waren hier 44 % der Haushalte Singlehaushalte, während es in den Landkreisen nur 33 % waren. Den höchsten Anteil an Einpersonenhaushalten verzeichneten die Stadtkreise Mannheim, Heidelberg und Freiburg im Breisgau mit jeweils 47 % aller Haushalte. Die Stadtkreise Stuttgart und Karlsruhe folgten mit jeweils 44 %. Unter den Landkreisen hatten Konstanz (38 %), der Bodensee-Kreis (36 %) und der Schwarzwald-Baar-Kreis (35 %) einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Singlehaushalten, wobei die Gemeinde Büsingen am Hochrhein – als deutsche Exklave umgeben von Schweizer Hoheitsgebiet – mit einem Anteil von 48 % den Spitzenplatz unter allen Gemeinden einnahm. Haushalte mit vier und mehr Personen waren in den Stadtkreisen wesentlich seltener (13 %) als in den Landkreisen (20 %). Den höchsten Anteil an Haushalten mit vier und mehr Personen gab es im Landkreis Biberach (25 %), im Alb-Donau-Kreis (25 %) und im Landkreis Sigmaringen (23 %).

Mehr als die Hälfte der Haushalte von Paaren geführt

Zusätzlich zur Größe können die Haushalte im Rahmen des Zensus nach Lebensform oder Familienform typisiert werden. Damit können zum Beispiel Haushalte von Paaren danach unterschieden werden, ob sie als Ehepaar, in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft oder in einer eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft zusammenleben (= Lebensform) oder ob sie gemeinsam als Paar ohne oder mit Kind(ern) einen Haushalt bilden (= Familienform) (Tabelle).

Im Folgenden wird der Typ des privaten Haushalts nach der Familienform betrachtet. Neben den bereits erwähnten 1 645 000 Singlehaushalten wurden 28 % der Haushalte (1 321 000) von Paaren mit Kind(ern) geführt und 27 % (1 269 000) von Paaren ohne Kinder2. Rund 7 % (348 000) aller Haushalte waren Haushalte von Alleinerziehenden mit Kind(ern) und 3 % (127 000) waren Mehrpersonenhaushalte, deren Mitglieder in keiner familiären Beziehung3 im Sinne der Kernfamilie zueinander standen (Schaubild  und i-Punkt »Beispiele für Haushalts- und Familientypen«).

Paare mit Kind(ern) bildeten häufiger in den Landkreisen als in Stadtkreisen einen Haushalt. In den Landkreisen wurden zum Stichtag 30 % aller Haushalte von Paaren mit Kind(ern) geführt, während es in den Stadtkreisen nur 20 % waren.

Bei den Haushalten von Paaren ohne Kinder war das »Stadt-Land-Gefälle« weniger stark ausgeprägt. Während in den Stadtkreisen 24 % aller Haushalte von Paaren ohne Kinder geführt wurden, traf dies in den Landkreisen auf immerhin 28 % aller Haushalte zu.

Haushalte mit Alleinerziehenden waren dagegen relativ gleichmäßig über Baden‑Württemberg verteilt, größere Unterschiede zwischen Stadt- und Landkreisen waren kaum auszumachen. So lebten in den Stadtkreisen in 7 % aller Haushalte Alleinerziehende mit Kind(ern), in den Landkreisen waren es 7,5 %.

Den höchsten Anteil an Haushalten mit Alleinerziehenden verzeichnete der Neckar-Odenwald-Kreis (8,8 %), gefolgt von den Landkreisen Sigmaringen (8,6 %) und Heidenheim (8,3 %). Am unteren Ende der Skala lag der Stadtkreis Stuttgart, in dem es landesweit mit 6,3 % anteilig die wenigsten Haushalte von Alleinerziehenden gab.

Haushalte mit Kindern…

In Baden‑Württemberg lebte am 9. Mai 2011 in mehr als jedem dritten Haushalt4 (1 669 000 Haushalte bzw. 35 %) mindestens ein Kind, wobei als »Kind« direkte Nachfahren der Bezugsperson unabhängig vom Alter bezeichnet werden. Damit gab es in Baden‑Württemberg etwas mehr Haushalte mit Kind(ern) als im bundesdeutschen Durchschnitt, wo in 33 % der Haushalte Kinder lebten. Mehr waren es auch in Bayern (knapp 36 %) und in Rheinland-Pfalz (36 %). Am seltensten waren Haushalte mit Kind(ern) in den drei Stadtstaaten. Hier lebten nur in rund einem Viertel der Haushalte Kinder. Auffällig ist darüber hinaus, dass alle östlichen Bundesländer weniger Haushalte mit Kind(ern) aufwiesen als die westlichen Flächenländer.

Die Mehrheit der Haushalte mit Kind(ern), nämlich 79 % wurde von Paaren, also von zwei Elternteilen5 geführt. Der Anteil der Haushalte mit Alleinerziehenden lag, gemessen an allen Haushalten mit Kind, bei 2 %, wobei es hierbei mehr alleinerziehende Mütter (17 %) als alleinerziehende Väter (4 %) gab.

Haushalte mit Kind(ern) waren in den Landkreisen häufiger anzutreffen als in den Stadtkreisen. Während in den Landkreisen in 38 % aller Haushalte Kinder lebten, waren es in den Stadtkreisen lediglich 27 %. Die meisten Haushalte mit Kind(ern) waren im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach mit jeweils 44 % zu verzeichnen, gefolgt vom Neckar-Odenwald-Kreis (43 %). Die Stadtkreise Karlsruhe (26 %), Freiburg im Breisgau (25 %) und Heidelberg (24 %) bildeten die drei »Schlusslichter«. Unter den Landkreisen war es der Kreis Konstanz, der mit 32 % den geringsten Anteil an Haushalten mit Kind(ern) aufwies (Schaubild 3). Die Gemeinde Böllen im Landkreis Lörrach hatte mit 72 % zum Stichtag den höchsten Anteil an Haushalten mit Kind(ern), gefolgt von den Gemeinden Egesheim (67 %6) im Landkreis Tuttlingen und der Gemeinde Weilen unter den Rinnen (62 %7) im Zollernalbkreis.

… und Haushalte mit Senioren

Die Anzahl der Haushalte, in denen ausschließlich Senioren8 lebten, lag bei 995 000 bzw. 21 %. In weiteren 9 % der Haushalte lebten Senioren und Jüngere zusammen, wobei es sich hierbei auch um den Haushalt eines 65-jährigen Ehemanns und seiner 64-jährigen Ehefrau handeln kann. In den meisten Haushalten (70 %) lebten jedoch keine Senioren.

Senioren lebten häufiger alleine als Jüngere. So waren 35 % aller Personen, die in einem Einpersonenhaushalt lebten, bereits 65 Jahre und älter. Oder anders herum: 28 % der Senioren lebten alleine, während es bei den 18- bis 64-Jährigen nur 16 % waren. Deutschlandweit lag der Anteil an Seniorenhaushalten bei 22 % und damit nur leicht über dem Wert von Baden‑Württemberg (21 %). Im Vergleich dazu waren Seniorenhaushalte in Sachsen-Anhalt mit 25 % und in Sachsen mit 27 % häufiger anzutreffen.

Eine Differenz zwischen den Stadt- und Landkreisen Baden‑Württembergs ist bezüglich der Seniorenhaushalte, also Haushalten mit ausschließlich Senioren, kaum festzustellen (Schaubild 3). So wiesen Stadtkreise mit durchschnittlich 20 % nur einen geringfügig niedrigeren Anteil auf als Landkreise mit durchschnittlich 22 %. Der Stadtkreis Baden-Baden wich indes stark von diesem durchschnittlichen Anteil an Seniorenhaushalten ab. Mit einem Anteil von 29 % wies der Stadtkreis Baden-Baden so viele Seniorenhaushalte auf wie kein anderer Kreis im Land, was auch mit dessen Seniorenanteil an der Bevölkerung korrespondiert, der mit 27 % weit über dem Landesschnitt von 19 % lag. In Baden-Baden gab es zudem mehr Seniorenhaushalte als Haushalte mit Kind(ern) (27 %), was in keinem anderen Kreis der Fall war. Der Landkreis Heidenheim und der Bodenseekreis folgten in der Rangliste hinsichtlich der Seniorenhaushalte mit jeweils rund 24 %.

Die Stadtkreise Heidelberg (16 %) und Freiburg im Breisgau (17 %) sowie der Landkreis Tübingen (17 %) lagen am unteren Ende der Skala. Auch hier – allesamt Hochschulstandorte bzw. eine Universitätsstadt liegt im Kreis – korrespondiert dies jeweils mit dem geringen Anteil der Senioren an der Bevölkerung. Auf Ebene der Gemeinden verzeichnete die Exklave Büsingen am Hochrhein mit einem Anteil von 34 % prozentual die meisten Seniorenhaushalte. Die Tatsache, dass hier anteilig auch die meisten Einpersonenhaushalte zu verzeichnen waren, macht den erwähnten statistischen Zusammenhang zwischen Einpersonenhaushalt und dem Seniorenstatus eines Haushalts deutlich.

In mehr als der Hälfte der Familien leben Kinder

Im Rahmen des Zensus 2011 ist jede Familie (im Sinne einer Kernfamilie) genau einem Haushalt zugewiesen. Die Zahl der Familien ist gegenüber der Zahl der Haushalte geringer, und zwar um die Zahl der Single- und Mehrpersonenhaushalte, da diese per Definition keine Familie bilden. Je nachdem ob Haushalte oder ausschließlich Familien herangezogen werden, können sich Anteilswerte aufgrund der unterschiedlichen Grundgesamtheiten unterscheiden. Im folgenden Abschnitt liegt der Fokus auf den Familien.

In Baden‑Württemberg lebten am 9. Mai 2011 insgesamt 8 462 000 Menschen bzw. 81 % aller Baden‑Württembergerinnen und Baden‑Württemberger in einer der 2 938 000 Familien. Davon lebten 45 % als Paare mit Kind(ern), 43 % als Paare ohne Kind(er)9 und 12 % der Familien bestanden aus einem alleinerziehenden Elternteil mit Kind(ern). Baden‑Württemberg wies damit bundesweit den geringsten Anteil an Familien mit Alleinerziehenden auf. Im bundesdeutschen Durchschnitt lag dieser bei 13 %, wobei in Berlin der mit Abstand höchste Wert von 19 % zu verzeichnen war, gefolgt von den anderen beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen mit jeweils 15 %. Unter den Flächenländern gab es in Thüringen mit 14 % anteilig die meisten Familien mit Alleinerziehenden.

Die »Familie mit Kinder(ern)« – entweder mit einem oder zwei Elternteilen10 – war demnach die häufigste Familienform in Baden‑Württemberg. In 57 % aller Familien gab es Kinder. In rund der Hälfte (49 %) der Familien mit Kindern lebte ein Kind, in 38 % lebten zwei Kinder, in jeder zehnten Familie waren es drei Kinder. In nur 3 % der Familien lebten vier oder mehr Kinder (Schaubild 4).

Hinsichtlich der Zahl der in der Familie lebenden Kinder sind regionale Unterschiede festzustellen. So lag der Anteil an Familien mit einem Kind in allen neun Stadtkreisen weit über dem baden‑württembergischen Durchschnitt. Am höchsten war dieser in den Stadtkreisen Karlsruhe, Baden-Baden und Mannheim mit jeweils rund 56 %. Familien mit drei und mehr im Haushalt lebenden Kindern waren hingegen überwiegend in den Landkreisen anzutreffen. Mit einem Anteil von 17 % wies der Landkreis Biberach den höchsten Wert auf, gefolgt vom Landkreis Ravensburg und dem Alb-Donau-Kreis mit jeweils rund 16 %. Die Stadtkreise Pforzheim (14 %) und Heilbronn (13 %) zeigten als einzige Stadtkreise überdurchschnittliche Werte.

Deutschlandweit waren die Familien mit Kind(ern) durchschnittlich kleiner als in Baden‑Württemberg. So gab es in Deutschland insgesamt mehr Familien mit einem Kind (54 %) als in Baden‑Württemberg, hingegen weniger mit zwei (35 %) oder drei Kindern (9 %) sowie weniger mit vier und mehr Kindern (2 %) (siehe i-Punkt Weitere Ergebnisse des Zensus 2011).

1 Sofern nicht anders angegeben, werden Kinder im vorliegenden Beitrag unabhängig vom Alter als Kind bezeichnet, wenn sie direkte Nachfahren der Bezugsperson im Rahmen einer Kernfamilie sind.

2 »Paare ohne Kinder« gibt an, dass kein Kind ersten Grades (siehe i-Punkt »Kernfamilie«) im selben Haushalt lebt. Paare ohne Kinder sind nicht gleichzusetzen mit (noch oder zeitlebens) kinderlosen Paaren. Letztere können eine Teilmenge von Paaren ohne Kinder sein, die im Rahmen des Zensus allerdings nicht erhoben wurde.

3 Hierzu zählen unter anderem »klassische Wohngemeinschaften«, aber auch Haushalte, in denen die familiäre ­Beziehungen keine Vor-/Nachfahren-Beziehung ersten Grades aufweisen (siehe i-Punkt »Kernfamilie« und i-Punkt »Beispiele«).

4 Hier und im Folgenden sind nur Haushalte berücksichtigt, in denen Kinder (unabhängig vom Alter) im Rahmen einer Kernfamilie leben, das heißt bei mindes­tens einem Elternteil. Kinder, die in einem Mehrpersonenhaushalt ohne Kernfamilie leben, sind nicht berücksichtigt.

5 Unabhängig davon, ob es sich dabei um leibliche Eltern(teile) handelt oder nicht.

6 Aussagewert eingeschränkt, da Zahlenwert durch das Geheimhaltungsverfahren relativ stark verändert wurde.

7 Aussagewert eingeschränkt, da Zahlenwert durch das Geheimhaltungsverfahren relativ stark verändert wurde.

8 65-Jährige und Ältere.

9 »Paare ohne Kinder« gibt an, dass kein Kind ersten Grades (siehe i-Punkt »Kernfamilie«) im selben Haushalt lebt. Paare ohne Kinder sind nicht gleichzusetzen mit (noch oder zeitlebens) kinderlosen Paaren. Letztere können eine Teilmenge von Paaren ohne Kinder sein, die im Rahmen des Zensus allerdings nicht erhoben wurde.

10 Unabhängig davon, ob es sich dabei um leibliche Eltern(teile) handelt oder nicht.