:: 8/2014

Zensus 2011: Was uns der Zensus über Haushalte und Familien verrät

Teil 2: Wohnsituation

Zum Stichtag am 9. Mai 2011 wurden in Baden‑Württemberg gut 2,4 Mill. Gebäude mit Wohnraum gezählt. In diesen Gebäuden befanden sich annähernd 5,1 Mill. Wohnungen (siehe i-Punkt »Haushaltegenerierung«). Der Großteil unter den Gebäuden mit Wohnraum (fast 96 %) waren reine Wohngebäude ohne Wohnheime, in denen knapp 4,8 Mill. Wohnungen festgestellt wurden. Die übrigen rund 4 % umfassten sonstige Gebäude mit Wohnraum (beispielsweise Geschäftshäuser) mit rund 206 000 Wohnungen sowie eine geringe Zahl an Wohnheimen mit fast 64 000 Wohnungen. Im folgenden Beitrag werden mit Bezug auf die Wohnsituation der Haushalte und Familien ausschließlich die 4,8 Mill. Wohnungen in Wohngebäuden ohne Wohnheime ausgewertet. In diesen befanden sich etwa 4,5 Mill. Haushalte.1

Die meisten Haushalte bewohnten ein Eigenheim

Fast 54 % aller baden‑württembergischen Haushalte wohnten in den »eigenen vier Wänden«. Der vergleichsweise hohe Anteil an Haushalten, die eigenes Eigentum bewohnten, zeigt, dass dem Eigenheim in Baden‑Württemberg eine besondere Bedeutung zukommt. In Deutschland lag diese Quote insgesamt bei nur 46 %. Die übrigen Haushalte in Baden‑Württemberg (gut 46 %) lebten in Wohnungen, die zu Wohnzwecken vermietet waren, unabhängig davon ob für die Wohnung Miete entrichtet oder sie mietfrei überlassen wurde (siehe i-Punkt »Privater Haushalt«).2

Ob die eigenen vier Wände bewohnt wurden, hing dabei stark von der jeweiligen Familien- und Lebensform ab. So wohnten mehr als zwei Drittel (68 %) aller Paarhaushalte mit Kind(ern) im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung. Paare, die ohne Kinder einen Haushalt bildeten, lebten zu annähernd 62 % im Eigenheim. Single- und Mehrpersonenhaushalte, das heißt Haushalte ohne Kernfamilie (siehe i-Punkt »Kernfamilie«), lebten hingegen mehrheitlich in zu Wohnzwecken vermietetem Wohnraum (jeweils rund 62 %). Auch Alleinerziehende mit Kind(ern) bewohnten seltener eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. Fast 54 % von ihnen lebten zur Miete.

Unterschiede hinsichtlich der Wohnungsnutzung konnten außerdem beim Vergleich zwischen Stadt- und Landkreisen festgestellt werden. In den Landkreisen Baden‑Württembergs fanden sich Haushalte wesentlich häufiger (rund 59 %) in einer vom Eigentümer bewohnten Wohnung, als dies in den Stadtkreisen (33 %) des Landes der Fall war. Der Zollernalbkreis hatte mit 70 % vor dem Neckar-Odenwald- und Alb-Donau-Kreis mit je 67 % den größten Eigentümeranteil unter den Haushalten. Demgegenüber lagen die Anteile an Haushalten in vermieteten Wohnungen in den Stadtkreisen – angeführt von Heidelberg mit 72 %, gefolgt von Freiburg im Breisgau, Mannheim und Karlsruhe mit jeweils 70 % – im Kreisvergleich am höchsten (Schaubild 1).

Wohnungen im Schnitt mit mehr als zwei Personen belegt

In einem durchschnittlichen Haushalt in Baden‑Württemberg lebten am Zensusstichtag 2,3 Personen. Damit lag die Anzahl an Personen je Haushalt neben Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich am höchsten. Im Vergleich dazu war die durchschnittliche Haushaltsgröße – bedingt durch den hohen Anteil an Singlehaushalten – in den Stadtstaaten Berlin (1,8), Hamburg (1,9) und Bremen (2,0) geringer. Ähnliches spiegelte sich auch beim Kreisvergleich innerhalb Baden‑Württembergs wider. So setzte sich ein durchschnittlicher Haushalt in den Stadtkreisen aus 2,0 Personen und in den Landkreisen aus 2,3 Personen zusammen. Die Landkreise Biberach, Alb-Donau-Kreis und der Hohenlohekreis wiesen zum Stichtag 9. Mai 2011 die höchste durchschnittliche Haushaltsgröße mit 2,5 Personen auf. Die Landkreise verzeichneten nicht nur die durchschnittlich größeren Haushalte, sondern auch jeder Bewohner hatte in diesen Haushalten mehr Wohnfläche zur Verfügung als in den Stadtkreisen. Am deutlichsten wird dies am Beispiel der Einpersonenhaushalte, wie es der folgende Abschnitt ausführt.

Singlehaushalte haben die kleinsten Wohnungen, aber die höchste Pro-Kopf-Wohnfläche

Den Menschen in Baden‑Württemberg standen im Schnitt rund 44 m2 Wohnfläche pro Person zur Verfügung3. Die durchschnittliche Wohnfläche eines Einpersonenhaushalts betrug zum Stichtag knapp 75 m2, bei einem Zweipersonenhaushalt waren es gut 99 m2 und bei einem Dreipersonenhaushalt mehr als 110 m2 Wohnfläche. Vier Personen teilten sich durchschnittlich gut 122 m2 und fünf Personen lebten im Schnitt auf fast 129 m2 Wohnfläche. Die insgesamt größte Wohnfläche von durchschnittlich knapp 132 m2 stand den Mehrpersonenhaushalten mit 6 und mehr Personen zur Verfügung. Die Pro-Kopf-Wohnfläche sinkt damit kontinuierlich mit der Anzahl an Haushaltsmitgliedern. So verfügte landesweit ein Einpersonenhaushalt im Durchschnitt über 75 m2 Wohnfläche, während es bei einem Zweipersonenhaushalt knapp 50 m2 pro Kopf waren. Mit rund 37 m2 stand einer Person im Dreipersonenhaushalt noch gut die Hälfte des Wohnraums eines Singles zur Verfügung. In einem Vierpersonenhaushalt lag die Wohnfläche pro Kopf bei nur rund 31 m2 (Schaubild 2).

Im Vergleich der verschiedenen Haushaltstypen stand der größte Wohnraum Paaren mit Kind(ern) zu. Mit 120 m2 hatten sie gut 22 m2 mehr Wohnfläche als die Haushalte der Alleinerziehenden mit Kind(ern). Diese bewohnten eine Wohnung mit im Schnitt knapp 98 m2 Wohnfläche. Paare ohne Kinder beanspruchten eine durchschnittliche Wohnfläche von 102 m2 und damit pro Person rund 24 m2 weniger als ein durchschnittlicher Singlehaushalt (75 m2). In Mehrpersonenhaushalten, in denen die Haushaltsmitglieder per Definition keine Familie im Sinne einer Kernfamilie bilden – beispielsweise in Wohngemeinschaften von Studenten – lag die verfügbare Wohnfläche bei durchschnittlich etwa 86 m2 (Schaubild 3). Im Mittel standen dort jeder Person 39 m² zur Verfügung.

Dass die Wohnfläche regional betrachtet durchaus unterschiedlich ausfällt, zeigt zum Beispiel folgender Vergleich: Über alle Stadtkreise hinweg verfügten die Singlehaushalte über durchschnittlich rund 65 m2 Wohnfläche, über alle Landkreise waren es annähernd 79 m2. Beim Vergleich der einzelnen Stadt- und Landkreise Baden‑Württembergs stachen die größten Wohnungen von Paaren mit Kind(ern) im Landkreis Biberach und im Main-Tauber-Kreis mit jeweils rund 132 m2 heraus. In diesen beiden Kreisen befanden sich auch die durchschnittlich größten Wohnungen je Haushalt. Singlehaushalte bewohnten verhältnismäßig kleine Wohnungen. Bezogen auf die Wohnfläche waren diese in Freiburg im Breisgau am kleinsten. Die Wohnfläche je Einpersonenhaushalt betrug hier im Mittel gut 60 m2. Pro Person war die Wohnfläche, berechnet für die Wohngebäude (ohne Wohnheime), im Main-Tauber-Kreis mit 49 m2 am höchsten, gefolgt vom Neckar-Odenwald-Kreis und dem Rhein-Neckar-Kreis mit jeweils 48 m2. Die geringste Pro-Kopf-Wohnfläche von jeweils 38 m2 hatten die Menschen in den Stadtkreisen Stuttgart und Freiburg im Breisgau.

Familien mit Kindern verfügen in Biberach über den meisten Wohnraum

Wie viel Wohnfläche den Familien mit einem oder mehreren Kind(ern) im Haushalt zur Verfügung stand, wird im folgenden Abschnitt beleuchtet.4

In Baden‑Württemberg hatten Familien – also Paare und Alleinerziehende – mit einem oder mehreren Kind(ern) im Schnitt annähernd 116 m2 Wohnfläche zur Verfügung. In Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen beanspruchten die Familien mit Kind(ern) bei gleicher durchschnittlicher Familiengröße von 2,8 Personen deutlich mehr Wohnraum. So lag die durchschnittliche Wohnfläche einer Familie mit Kind(ern) in Rheinland-Pfalz mit 125 m2 fast 10 m2 über dem baden‑württembergischen Landesschnitt. In Berlin verfügte eine Familien mit Kind(ern) im Bundesvergleich über die geringste Wohnfläche von etwas mehr als 91 m2. Für die Kreise in Baden‑Württemberg bildete Mannheim mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von rund 97 m2 je Familie mit Kind(ern) das Schlusslicht. Am großzügigsten wohnten dagegen Familien (Paare und Alleinerziehende) mit Kind(ern) im Landkreis Biberach bei einer mittleren Wohnfläche von gut 128 m2 (siehe ­i-Punkt Weitere Ergebnisse des Zensus 2011).

1 Im Rahmen der Haushaltegenerierung wurde jedem Haushalt eine Wohnung zugeordnet. Die Differenzen zwischen der Anzahl an Wohnungen und Haushalten erklärt sich hauptsächlich durch die bei der Haushaltebildung unberücksichtigten Ferien- und Freizeitwohnungen (knapp 31 000) sowie die gut 193 000 leerstehenden Wohnungen.

2 Leerstehende Wohnungen sowie Ferien- und Freizeitwohnungen werden bei den Haushalten nicht berücksichtigt.

3 Hier und im Folgenden bezogen auf Wohnungen in Wohngebäuden ohne Wohnheime.

4 Im Rahmen des Zensus 2011 ist jede Familie im Sinne einer Kernfamilie genau einem Haushalt zugewiesen worden. Allerdings fiel die Zahl der Familien gegenüber der Gesamtzahl der Haushalte geringer aus, und zwar um die Zahl der Single- und Mehrpersonenhaushalte, da diese per Definition keine Familie bilden. Je nachdem ob Haushalte oder ausschließlich Familien herangezogen werden, können sich Anteilswerte aufgrund der unterschiedlichen Grundgesamtheiten unterscheiden.