:: 9/2014

Erste regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung nach dem Zensus

Der Zensus 2011 hat regional zum Teil deutliche Korrekturen der Einwohnerzahlen gebracht. Darüber hinaus hat sich sowohl die Zuwanderung nach Baden-Württemberg als auch das Wanderungsverhalten innerhalb des Landes in den letzten Jahren stark verändert. Die neue regionalisierte Bevölkerungsvoraus-rechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg auf Basis der Fortschreibungsergebnisse zum Jahresende 2012 berücksichtigt diese neuen Entwicklungen und liefert somit eine neue Basis für die regionale Planung. Die regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung sieht das höchste Wachstumspotenzial bei den großen Zentren des Landes. Vor allem in den Landkreisen Heidenheim und Zollernalbkreis ist mit Bevölkerungsrückgang zu rechnen, auch wenn die Zuwanderungen für Baden-Württemberg vorerst auf hohem Niveau bleiben. Nach 2020 ist, mit Ausnahme der Stadtkreise Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg im Breisgau und Ulm, flächendeckend eine stagnierende oder rückläufige Einwohnerzahl wahrscheinlich. Dennoch werden voraussichtlich zwei Drittel aller Stadt- und Landkreise im Jahr 2030 noch eine höhere Einwohnerzahl haben als 2012.

Die regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung baut wie gewohnt auf der Landesvorausrechnung auf.1 Das heißt, die dort getroffenen Annahmen für die Entwicklung der Geburtenhäufigkeiten, der Lebenserwartung und der Wanderungssaldi wurden übernommen. Es wird von einem konstanten Geburtenniveau, einer weiteren Zunahme der Lebenserwartung und fortgesetzten Wanderungsgewinnen ausgegangen (siehe i-Punkt).

Für das Land Baden-Württemberg ist auf der Basis dieser Annahmen noch mit einer Bevölkerungszunahme um 2,7 % bis zum Jahr 2020 zu rechnen und anschließend mit einem moderaten Rückgang um 0,5 % bis zum Jahr 2030. Die Bevölkerung würde von rund 10,57 Mill. im Basisjahr 2012 bis zum Jahr 2020 um gut 280 000 Menschen auf 10,85 Mill. anwachsen und danach um rund 50 000 auf 10,80 Mill. sinken.

Diese Landeswerte müssen für die regionalisierte Vorausrechnung heruntergebrochen werden, da die Entwicklungen in den Gemeinden zum Teil sehr unterschiedlich verlaufen. Um regionale Besonderheiten zu berücksichtigen, wurden Typen ähnlicher Gemeinden gebildet und die Geburten-, Sterbe- und Wanderungsraten für diese Typen errechnet und entsprechend fortgeschrieben (siehe i-Punkt).2

Hohe Zuwanderung sorgt zunächst für Einwohnerplus in fast allen Stadtkreisen und vielen Landkreisen

Wenn die Zuwanderung über die Landesgrenzen zunächst weiter das hohe Niveau der Jahre 2011 (rund 41 000) und 2012 (rund 66 000) hält, führt dies in allen Stadt- und in den meisten Landkreisen zu einer weiteren Bevölkerungszunahme. Für alle Stadtkreise bis auf Pforzheim und Baden-Baden wurde bis 2020 ein Einwohnerzuwachs von über 5 % errechnet. Allen voran der Stadtkreis Freiburg im Breisgau mit einem erwarteten Zuwachs von 7,2 %. Nachdem in Freiburg im Breisgau in den Jahren 2011 und 2012 ein durchschnittliches jährliches Bevölkerungswachstum von knapp 2 % gemessen wurde, wird aber eine Abschwächung auf 0,9 % jährlich bis zum Jahr 2020 vorausberechnet. Die Jahre 2011 und 2012 waren durch die Aussetzung der Wehrpflicht und den doppelten Abiturientenjahrgang Ausnahmejahre vor allem an großen Hochschulstandorten.

Der hier vorausberechnete Zuwachs ist als Wachstumspotenzial zu verstehen. In der regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes, die mit einheitlicher Methodik für alle 1 101 Gemeinden des Landes durchgeführt wird, ist es nicht möglich, für einzelne Gemeinden gültige restriktive Faktoren wie zum Beispiel bestehende Wohnungsengpässe oder ein beschränktes Wohnungsbaupotenzial zu berücksichtigen. Wenn das Wohnungsangebot limitierend wirkt, kann die reale Entwicklung deutlich hinter dem Wachstumspotenzial zurückbleiben.3

Auch etliche Landkreise können zunächst von mäßigem bis deutlichem Bevölkerungswachstum ausgehen. Mit den höchsten Bevölkerungszuwächsen unter den Landkreisen können die Landkreise Konstanz und Tübingen mit voraus­sichtlich jeweils 3,6 % bis 2020 rechnen. Es folgen die Landkreise Ludwigsburg mit 3,4 % und der Bodenseekreis mit 3 % voraussichtlichem Bevölkerungsgewinn.

Eine relativ stabile Entwicklung bis 2020 ist für die Landkreise Göppingen, Main-Tauber-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis, Calw, Rottweil, Sigmaringen und den Schwarzwald-Baar-Kreis wahrscheinlich. Vornehmlich für den Zollern­albkreis und den Landkreis Heidenheim wird für den gesamten Vorausrechnungszeitraum ein merklicher Bevölkerungsrückgang vorausberechnet. Damit würde sich dort der bereits seit einem Jahrzehnt anhaltende Trend fortsetzen. Diese beiden Landkreise sowie die Landkreise mit annähernd stabiler Bevölkerungsentwicklung können dem Ländlichen Raum zugeordnet werden.4 Vollständig zum Ländlichen Raum zählen die Landkreise Sigmaringen, Schwarzwald-Baar-Kreis, Rottweil, Neckar-Odenwald-Kreis und Main-Tauber-Kreis. Auch der Landkreis Freudenstadt, der überwiegend Gemeinden des Ländlichen Raums und nur am Rande einige Gemeinden der Randzone des Verdichtungsraums umfasst, gehört zur Gruppe dieser noch annähernd ­stabilen, eher ländlichen Kreise.

Die Auswertung nach den Raumkategorien des Landesentwicklungsplans bestätigt diese raumstrukturelle Entwicklung. So ist für die Verdichtungsräume insgesamt bis zum Jahr 2020 aus heutiger Sicht von einem Bevölkerungszuwachs um 4,1 % auszugehen und für die Randzonen immerhin noch von 1,8 %. Am wenigsten stark wächst aus heutiger Sicht die Bevölkerung des Ländlichen Raums mit 0,9 %. Für die Jahre nach 2020 ist mit Bevölkerungsrückgängen vor allem im Ländlichen Raum (−1,1 %) und in den Randzonen um die Verdichtungsräume (−0,9 %) zu rechnen. Nur für die Verdichtungsräume kann davon ausgegangen werden, dass der Bevölkerungsstand von 2020 bis 2030 insgesamt stabil bleibt.

Das Wachstum nimmt sukzessive ab …
… ab 2020 überwiegend Bevölkerungsrückgang

Aufgrund der hohen Wanderungsgewinne des Landes in der jüngeren Vergangenheit wurden in der jetzt aktualisierten Vorausrechnung auch für die nähere Zukunft verhältnismäßig hohe Wanderungsgewinne unterstellt. Längerfristig ist aber aus heutiger Sicht davon auszugehen, dass die Nettozuwanderung auf ein niedrigeres Niveau absinken wird. In der hier dargestellten Hauptvariante wird daher ab 2020 nur noch eine an der langfristigen Entwicklung orientierte Zuwanderung per saldo in Höhe von 20 000 Personen jährlich unterstellt.

Das aktuell hohe Zuwanderungsniveau führt dazu, dass die vorhandenen Geburtendefizite (Überschuss der Sterbefälle gegenüber den Geburten) noch einige Zeit kompensiert werden können. Der negative Geburtensaldo betrug in den Jahren 2011 und 2012 durchschnittlich rund 10 000. Vor allem durch steigende Sterbefälle wird dieser Wert voraussichtlich auf knapp 30 000 im Jahr 2030 ansteigen. Abnehmende Wanderungsgewinne und zunehmende Bevölkerungsverluste durch die Sterbefallüberschüsse lassen die Bevölkerungsentwicklung im Lande voraussichtlich um das Jahr 2020 kippen. Regional fallen die Zeitpunkte, in denen es vom Wachstum in Bevölkerungsrückgang übergeht, ganz unterschiedlich aus. Ab 2020 wird der Bevölkerungsrückgang jedoch weite Teile des Landes betreffen.

Die Landkreise Zollernalbkreis und Heidenheim werden mit über 2 % aus heutiger Sicht auch nach 2020 die höchsten Bevölkerungsverluste aufweisen. Auch die Landkreise, die zunächst stabil bleiben, werden dann mit abnehmender Bevölkerung rechnen müssen. So werden aus heutiger Sicht die Landkreise Göppingen, Schwarzwald-Baar-Kreis und der Ostalbkreis mehr als 1,5 % ihrer Bevölkerung verlieren. Zwischen 1 % und 1,4 % dürfte der Rückgang in den Landkreisen Neckar-Odenwald-Kreis, Enzkreis, Freudenstadt, Main-Tauber-Kreis und Sigmaringen betragen. Insgesamt gesehen kann keiner der 35 Landkreise nach 2020 noch mit Bevölkerungszuwachs rechnen. Die Landkreise Tübingen, Konstanz, Ludwigsburg und Bodenseekreis sowie einige weitere Kreise, die bis 2020 überdurchschnittliche Zuwächse hatten, werden voraussichtlich im Zeitfenster bis 2030 annähernd stabil bleiben bzw. moderate Bevölkerungsrückgänge haben.

Dagegen werden, wenn die Annahmen der Bevölkerungsvorausrechnung zutreffen, bis auf Baden-Baden alle Stadtkreise weiter Bevölkerung hinzugewinnen und 2030 noch mehr Einwohner haben als 2020. Dies ist der seit 2005 verstärkten Konzentration der Zuzüge auf die Städte geschuldet.5 Derzeit ist zwar absehbar, dass diese Entwicklung an Dynamik verlieren wird,6 nicht jedoch, dass sie ganz zum Erliegen kommt. Hier sind aber auch die Grenzen einer Vorausrechnung erreicht. Sie kann immer nur aktuell sichtbare Trends in die Zukunft fortschreiben, Veränderungen im Verhalten der Bevölkerung in der Zukunft kann sie nicht antizipieren.

Die Alterung der Gesellschaft setzt sich weiter fort

Es ist zwar durch hohe Zuwanderung möglich, dass geringe Geburtenzahlen ausgeglichen werden und sich nicht in einem Bevölkerungsrückgang niederschlagen. Die Alterung der Gesellschaft wird dadurch aber nicht verhindert, sondern nur leicht abgeschwächt. Der demografische Wandel vollzieht sich im Wesentlichen durch die Veränderung der Altersstruktur innerhalb der Bevölkerung. Die Älteren werden einen größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen, während der Anteil der Jüngeren zurückgeht. Dadurch verschiebt sich das Durchschnittsalter weiter nach oben. Für das Land Baden-Württemberg dürfte es bis 2030 um 2,7 Jahre auf 45,7 Jahre steigen. Zu diesem deutlichen Anstieg leistet die steigende Lebenserwartung einen Beitrag. Hinzu kommt, dass die derzeit besonders stark besetzten Geburtsjahrgänge um 1960 in höhere Altersgruppen hineinwachsen.

In 43 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs ist von einer Erhöhung des Durchschnittsalters auszugehen. Die Zunahme des Durchschnittsalters der Kreise bewegt sich in der Spanne zwischen 0,3 und 4,1 Jahren. Das Ausmaß der Steigerung wird vor allem durch die Altersstruktur der Ausgangsbevölkerung sowie Umfang und Altersstruktur der zu- und fortziehenden Bevölkerung beeinflusst.

Der Stadtkreis Baden-Baden könnte im Jahr 2030 gegenüber heute ein niedrigeres Durchschnittsalter aufweisen. Hier kommen voraussichtlich verschiedene die Altersstruktur begünstigende Entwicklungen zusammen. Die Bevölkerungsstruktur Baden-Badens ist derzeit vor allem durch einen überdurchschnittlichen Anteil der 70-Jährigen und Älteren gekennzeichnet (knapp 21 %). Von diesen Menschen werden im Jahr 2030 voraussichtlich nur noch wenige leben, was den Anstieg der Zahl 65-Jähriger und Älterer deutlich abbremst, und zwar auf nur 4 % gegenüber 32 % im Landesdurchschnitt. Wenn sich gleichzeitig die in den letzten Jahren durch Minderjährige und jüngere Erwachsene geprägte Zuwanderung noch einige Zeit fortsetzt, wie in der Vorausrechnung angenommen, wird auch das »verjüngend« wirken. Der steigende Anteil der Erwachsenen im ­Familiengründungsalter könnte ergänzend zu steigenden Geburten führen. Alles in allem könnte das Durchschnittsalter im Stadtkreis Baden-Baden um 0,9 Jahre von 47,6 auf 46,7 Jahre sinken. Damit würde der Stadtkreis Baden-Baden auch seine gegenwärtige Position als ältester Kreis des Landes verlieren. Der Neckar-Odenwald-Kreis und der Main-Tauber-Kreis dürften im Jahr 2030 mit 47,4 und 47,3 Jahren die älteste Bevölkerung haben. Am stärksten, um ca. 4 Jahre, steigt das Durchschnittsalter in den Landkreisen Biberach, Heilbronn und Alb-Donau-Kreis. In diesen Kreisen nimmt das Gewicht der älteren Bevölkerung besonders stark zu, während die junge Bevölkerung überdurchschnittlich abnimmt.

Die Stadtkreise – Baden-Baden ausgenommen – werden im Jahr 2030 die im Durchschnitt jüngsten Einwohner haben. Allen voran Freiburg im Breisgau mit 41,6 Jahren, gefolgt von den Stadtkreisen Heidelberg und Stuttgart mit je 42,2 Jahren. Für alle Stadtkreise gilt, dass sie im Verhältnis zu den meisten Landkreisen und insbesondere gegenüber sehr ländlichen Kreisen von der Zuwanderung jüngerer Menschen profitieren. Dadurch wird die Alterung der Bevölkerung verzögert und gleichzeitig werden steigende Geburtenzahlen begünstigt. Jedoch gibt es auch hier eine größere Spanne in der Entwicklung. So steigt im Stadtkreis Stuttgart das Durchschnittsalter bis 2030 um rund 0,3 Jahre an, im Stadtkreis Heilbronn dagegen um knapp 2 Jahre.

Die hohen Altersgruppen erhalten ein besonderes Gewicht

Der Vergleich des Durchschnittsalters liefert nur einen ersten Eindruck von der Alterung einer Bevölkerung. Genauere Erkenntnisse liefert die Analyse einzelner Altersgruppen. Deren Entwicklung verläuft zum Teil regional sehr unterschiedlich. Tabelle 2 weist für alle Stadt- und Landkreise nach, um wie viel Prozent sich die Bevölkerung in den verschiedenen Altersgruppen bis 2030 erhöht bzw. verringert. Schaubild 2 weist dagegen die relative Stärke der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2030 nach.

Landesweit nimmt die Zahl der 65-Jährigen und Älteren von 2012 bis 2030 voraussichtlich um 32 % zu. Ihr Anteil an der Bevölkerung insgesamt steigt dadurch von 19,5 % auf 25,2 %. Den derzeit höchsten Anteil dieser Altersgruppe hat Baden-Baden mit 26,5 %. Bis 2030 wird dieser Wert voraussichtlich in knapp der Hälfte der Stadt- und Landkreise erreicht werden, im Main-Tauber-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis werden die Anteile wahrscheinlich sogar über 28 % liegen. Die gegenwärtige Altersstruktur Baden-Badens ist 2030 voraussichtlich keine Ausnahme mehr, sondern in vielen Gemeinden ähnlich anzutreffen.

Um 2030 werden die derzeit bevölkerungsstärksten Jahrgänge das Rentenalter erreichen. Das bedeutet, dass die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren auch nach 2030 noch deutlich anwachsen und die Zahl der älteren Erwerbstätigen entsprechend abnehmen wird. Bis 2030 sinkt deren Anteil aus heutiger Sicht von 29,1 % auf 26,8 % oder – absolut ausgedrückt – von 3,1 Mill. auf 2,9 Mill.

Auch in den jüngeren Altersgruppen geht die Bevölkerung absolut und relativ zurück: bei den 18- bis unter 45-Jährigen von 3,6 Mill. auf 3,5 Mill. bzw. um 2 Prozentpunkte auf 32,1 %, bei den Minderjährigen von 1,8 Mill. auf 1,7 Mill. bzw. von 17,2 % auf 15,9 %. Vergleichsweise hohe Anteile junger Erwachsener gibt es gegenwärtig und voraussichtlich auch in Zukunft in den Stadtkreisen Freiburg im Breisgau und Heidelberg, die niedrigsten im Neckar-Odenwald-Kreis und im Main-Tauber-Kreis. Die Stadtkreise Karlsruhe und Heidelberg sind heute und wahrscheinlich auch 2030 noch die Kreise mit den niedrigsten Anteilen Minderjähriger (unter 15 %).

In allen Stadtkreisen bis auf Heilbronn nimmt die Zahl der Minderjährigen aus heutiger Sicht zu. In den Stadtkreisen Stuttgart, Baden-Baden und Heidelberg beträgt die Zunahme sogar über 10 %. Im Ostalbkreis und dem Alb-Donau-Kreis werden dagegen 2030 voraussichtlich 15 % weniger Minderjährige leben als heute. In 14 weiteren Landkreisen wird ihre Zahl voraussichtlich um mehr als 10 % niedriger liegen. Im Landesdurchschnitt geht die Zahl der unter 18-Jährigen um 6 % zurück.

Überall dort, wo große Hochschulstandorte sind, wird sich die Alterung etwas langsamer vollziehen als in den anderen Gemeinden. Sie ist aber ein flächendeckendes Phänomen, mit dem man sich in allen Gebietseinheiten wird auseinandersetzen müssen.

Neuer Service:
Daten für alle Gemeinden …

Dank einer Weiterentwicklung der Methodik stehen mit dieser Vorausrechnung erstmals auch für kleine Gemeinden unter 5 000 Einwohner Daten unter Einbeziehung der Wanderungen zur Verfügung. Erreicht wurde dies, indem relativ stabile Strukturmerkmale zur Bildung der Wanderungstypen herangezogen wurden.7 Trotz der neuen Vorausrechnungsmethodik steigt die Unsicherheit der Vorausrechnung, je weniger Einwohner eine Gemeinde hat. Je kleiner eine Gemeinde ist, umso stärker ist ihre Entwicklung häufig von singulären und nicht vorhersehbaren Ereignissen geprägt. Es schließt beispielsweise die Grundschule oder ein Betrieb, es wird ein neues Unternehmen angesiedelt oder es wird ein attraktives Baugebiet ausgewiesen. In kleinen Gemeinden können solche einzelnen Ereignisse die Entwicklung in ganz unterschiedliche Richtungen laufen lassen.

… und ein gemeindespezifischer Entwicklungskorridor

Ergebnisse einer Bevölkerungsvorausberechnung beruhen auf vielen und zum Teil unsicheren Annahmen. Sie geben eine mögliche und plausible Entwicklung wieder, werden aber nur in den seltensten Fällen genauso eintreten. Deshalb – und auch wegen der zunehmenden Unsicherheit bei kleinen Vorausrechnungseinheiten – wurden in der regionalen Bevölkerungsvorausrechnung auf Basis 2012 als zusätzlicher Service unterschiedliche Varianten gerechnet. Diese weichen von der Hauptvariante nicht nur in den Wanderungsannahmen für das Land insgesamt ab, sondern auch hinsichtlich der regionalen Verhältnisse. Für viele Gemeinden ist der Wanderungssaldo über die Landesgrenze nämlich eine weniger wichtige Größe als die Wanderung innerhalb des Landes.

Der auf Basis verschiedener Varianten für die jeweilige Gemeinde bestimmte Entwicklungskorridor soll Planungen auf Gemeindeebene unterstützen. Er gibt nicht an, dass sich die Entwicklung in den einzelnen Gemeinden ganz sicher innerhalb dieses Korridors abspielen wird, sondern lediglich, dass eine Entwicklung innerhalb dieses Korridors unter den getroffenen Annahmen wahrscheinlicher ist als eine Entwicklung, die weit davon abweicht.8 Der Entwicklungskorridor der Gemeinden wird zum Beispiel im Demografie-Spiegel9 dargestellt und ist wie alle anderen Daten auch aus der Struktur- und Regionaldatenbank (SRDB) abrufbar. Auch eine CD-ROM mit den Vorausrechnungsdaten aller Varianten kann erworben werden.10