:: 11/2014

Zensus 2011: Was uns der Zensus über die Seniorinnen und Senioren in Baden-Württemberg verrät

Nach den endgültigen Ergebnissen des Zensus 2011 lebten in Baden-Württemberg 2 035 840 Seniorinnen und Senioren. Damit hatten zum Zensusstichtag am 9. Mai 2011 gut 19 % der Bevölkerung das 65. Lebensjahr bereits vollendet. Im folgenden Beitrag werden ausgewählte demografische und erwerbsstatistische Daten sowie Haushaltsinformationen des Zensus 2011 zu Seniorinnen und Senioren auf regionaler Ebene dargestellt, wobei der Schwerpunkt – in Anlehnung an den weiteren Beitrag zum Zensus in diesem Monatsheft – auf der Erwerbstätigkeit liegt.

In Baden-Württemberg lebten am 9. Mai 2011 insgesamt 2 035 840 Seniorinnen und Senioren1, das heißt nahezu jeder Fünfte (19 %) im Land war bereits 65 Jahre und älter. Mehr als die Hälfte (1,1 Mill. bzw. 54 %) von ihnen war im Alter von 65 bis 74 Jahren, annähernd 700 000 bzw. 34 % waren zwischen 75 und 84 Jahren und fast 240 000 Personen hatten ein Alter von mindestens 85 Jahren erreicht und galten damit als hochbetagt. Diese machten 12 % an allen Senioren und gut 2 % an der Gesamtbevölkerung aus. Hochbetagte waren hauptsächlich Frauen. Nur gut jeder Vierte darunter war ein Mann. Dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer, zeigt sich bereits an den Geschlechteranteilen der 65-Jährigen und Älteren. Hier standen 57 % Frauen 43 % Männern gegenüber, während das Geschlechterverhältnis bei den unter 65-Jährigen mit jeweils rund 50 % noch ausgeglichen war.

Mit gut 1,2 Mill. bzw. 60 % war die Mehrheit der Senioren in Baden-Württemberg verheiratet. Nahezu 564 000 bzw. 28 % waren verwitwet, rund 128 000 bzw. 6 % der 65-Jährigen und Älteren waren geschieden und weitere 115 000 bzw. knapp 6 % sind ledig geblieben. Gut 500 Männer und Frauen im Alter von 65 und mehr Jahren lebten in einer gleichgeschlechtlichen eingetragenen Partnerschaft, was einem Anteil von 0,03 % an allen 65-Jährigen und Älteren entsprach. Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich des Familienstandes waren aufgrund der höheren Lebenserwartung der Seniorinnen bei den Verwitweten festzustellen. So hatten von den Seniorinnen bereits 40 % den Partner verloren, von den Senioren waren es gut 11 %. Rund 82 % aller verwitweten Menschen mit 65 Jahren und älter waren Frauen.

Der »Belastungsquotient«– ein demografischer Quotient

In der Diskussion um den demografischen Wandel wird häufig – wenn es zum Beispiel um den großen Themenkreis der Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Generationen geht – ein sogenannter Belastungsquotient2 herangezogen. Dieser Quotient dient als Indikator für die »Belastung« der Erwerbsbevölkerung durch die sozialen Unterhaltsverpflichtungen gegenüber der noch nicht und der nicht mehr erwerbsfähigen Bevölkerung.

In Baden-Württemberg lag der Belastungsquotient bei knapp 59 % und damit in etwa vergleichbar mit dem bundesdeutschen Durchschnitt (annähernd 59 %). In den Landkreisen Baden-Württembergs fiel dieses Zahlenverhältnis insgesamt höher (etwa 60 %) aus als in den Stadtkreisen (gut 52 %). Gleichwohl wurde der höchste Belastungsquotient von 70 % im Stadtkreis Baden-Baden ermittelt. An zweiter und dritter Stelle standen die Landkreise Heidenheim (65 %) und Rottweil (64 %). Vor allem im Regierungsbezirk Freiburg waren relativ hohe Quotienten zu verzeichnen, allen voran in den Landkreisen Waldshut (64 %), Schwarzwald-Baar-Kreis (63 %) und Rottweil (64 %), während der Stadtkreis Freiburg im Breisgau den zweitniedrigste Quotienten im Land von 48 % aufwies. Nur noch im Stadtkreis Heidelberg (44 %) blieb der Belastungsquotient ebenfalls unter der 50-Prozentmarke.

Erwerbstätige Senioren

Darüber hinaus ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass zahlreiche Senioren trotz ihres bereits erreichten »Rentenalters« noch beruflich aktiv sind (siehe i-Punkt »Erwerbsstatus«). So waren am Stichtag des Zensus in Baden-Württemberg 188 000 der 65-Jährigen und Älteren noch erwerbstätig. Das heißt, gut 9 % aller Senioren nahmen aktiv am Erwerbsleben teil, wobei Männer häufiger (12 %) als Frauen (7 %) erwerbstätig waren. Die höchsten Erwerbstätigenquoten der 65-Jährigen und Älteren gab es in den Stadtkreisen Heidelberg und Freiburg im Breisgau (jeweils rund 13 %), die niedrigsten wiesen der Landkreis Heidenheim (5 %) sowie der Stadtkreis Mannheim und der Neckar-Odenwald-Kreis (jeweils rund 6 %) auf.

Die Erwerbstätigkeit der Menschen im Seniorenalter wird aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft zukünftig von größerer Bedeutung sein. Die Ergebnisse des Zensus liefern einen Hinweis darauf, über welchen beruflichen Bildungsabschluss (siehe i-Punkt »Beruflicher Abschluss«) die erwerbstätigen Senioren zum Stichtag verfügten. Für 183 000 der insgesamt 188 000 erwerbstätigen Senioren lagen Angaben zu ihrem höchsten beruflichen Abschluss vor. Der Großteil von ihnen, nämlich 62 %, besaß eine berufliche Ausbildung3, 17 % verfügten über einen Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss (einschließlich Promotion) und 21 % waren ohne beruflichen Abschluss. Eine ähnliche Verteilung lässt sich auch bei den Erwerbstätigen in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen feststellen. Hier besaßen 61 % der erwerbstätigen Personen eine berufliche Ausbildung, 19 % einen Fach-/Hochschulabschluss und 20 % waren ohne beruflichen Abschluss, wobei hierunter auch Schüler, Auszubildende und Studierende fallen, die sich noch in Ausbildung befanden.

Die Mehrheit (knapp 59 %) der älteren Erwerbstätigen war im Angestellten-/Arbeiterverhältnis tätig, etwa ein Viertel (27 %) arbeitete als Selbstständige. 26 880 Senioren (rund 14 %) waren als mithelfende Familienangehörige beruflich aktiv. Damit stellten die Senioren/-innen mit 45 % nahezu die Hälfte aller mithelfenden Familienangehörigen. Nach Wirtschaftszweigen betrachtet, lässt sich feststellen, dass im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und Fischerei die Senioren rund ein Fünftel (knapp 21 %) der Erwerbstätigen ausmachten und damit anteilig so viel wie in keinem anderen Wirtschaftszweig. Größtenteils (36 %) waren sie in diesem Bereich als mithelfende Familienangehörige aktiv.

Seniorenstatus der Haushalte4 in Baden-Württemberg

Senioren lebten häufiger alleine als Personen jüngerer Altersklassen. So lebten 28 % der 65-jährigen und Älteren in einem Einpersonenhaushalt. Unter den 18- bis 64-Jährigen waren dies nur knapp 16 %. Dass Seniorinnen häufiger (38 %) alleine lebten als die gleichaltrigen Männer (15 %), hängt auch damit zusammen, dass Frauen im Alter häufiger verwitwet sind. Insgesamt wurde über ein Drittel (35 %) aller Singlehaushalte in Baden-Württemberg von 65-Jährigen und Älteren geführt. In rund 30 % aller Haushalte im Land lebte mindestens eine 65-jährige oder ältere Person (wobei in 21 % der Haushalte ausschließlich Senioren lebten und in 9 % mit ihnen zusammen auch Jüngere5). In 70 % lebten keine Senioren.

Im Vergleich der Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs waren Haushalte, in denen ausschließlich Senioren lebten, im Stadtkreis Baden-Baden mit einem Anteil von 29 % am stärksten vertreten. Die Landkreise Heidenheim und Bodenseekreis wiesen mit jeweils 24 % die höchsten Anteile unter den Landkreisen auf. Überdurchschnittlich viele junge Menschen in den beiden Stadtkreisen Heidelberg und Freiburg im Breisgau sowie im Landkreis Tübingen – allesamt Universitätsstandorte – drückten die Anteile an Seniorenhaushalten in diesen drei Kreisen auf 17 % und weniger. Ein gemeinsames Wohnen von älteren und jüngeren Menschen im selben Haushalt kam in den Landkreisen häufiger vor als in den Stadtkreisen. In den Landkreisen Neckar-Odenwald-Kreis, Main-Tauber-Kreis und Hohenlohekreis waren hierbei die höchsten Anteile von 13 % und jeweils 12 % festzustellen. In den Stadtkreisen – und hierunter vorrangig in den »typischen Studentenstädten« des Landes – wurden Haushalte mit Senioren und Jüngeren deutlich seltener festgestellt als in den Landkreisen. Die geringsten Anteile von weniger als 7,5 % konnten für die Stadtkreise Freiburg im Breisgau, Mannheim und Karlsruhe nachgewiesen werden. Senioren wohnten mehrheitlich (67 %) in Wohneigentum (Wohnung oder Haus), das ihnen selbst oder einer Person desselben Haushalts gehört. Von den volljährigen Personen unter 65 Jahren waren dies nur 56 %.

1 Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, wird im Folgenden in der Regel auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Ausdrucksweisen verzichtet.

2 Der Belastungsquotient misst das zahlenmäßige Verhältnis zwischen der potenziellen Erwerbsbevölkerung und den noch nicht und nicht mehr erwerbstätigen Personen. Im vorliegenden Beitrag wird dabei das Verhältnis der Personen unter 18 bzw. ab 65 Jahren zu 100 Personen der 18- bis unter 65-jährigen Bevölkerungsgruppe berechnet. Da sich viele Personen auch noch nach dem 18. Lebensjahr in Ausbildung befinden und auch der Renteneintritt teilweise bereits vor dem 65. Lebensjahr stattfindet, ist die vorliegende Belastungsquote als demografischer Quotient zu verstehen und nicht im ökonomischen Sinne.

3 Berufliche Ausbildung von mindestens 1 Jahr Dauer.

4 Berücksichtigt sind hier und im Folgenden ausschließlich Personen in Privatunterkünften. Dazu zählen auch von Personen selbstständig geführte Haushalte zum Beispiel in Altenwohnheimen oder Studentenwohnheimen. Nicht berücksichtigt hingegen sind Haushalte von Personen in Gemeinschafts- und Anstaltsunterkünften, die aufgrund der gesundheitlichen oder sozialen Lage ständig auf Gemeinschaftsverpflegung und/oder Betreuung angewiesen sind und eine eigene Haushaltsführung nicht möglich ist.

5 Hierbei kann es sich auch um Haushalte handeln, in denen zum Beispiel ein 65-jähriger Ehemann zusammen mit seiner 64-jährigen Frau lebte.