:: 12/2014

Die demografische Zukunft des Ländlichen Raums in Baden-Württemberg

Bereits seit dem Jahrtausendwechsel lässt sich ein neuer Trend in der räumlichen Bevölkerungsentwicklung erkennen. Die Städte und Gemeinden der verdichteten Gebiete haben stärker von der Bevölkerungsentwicklung profitiert als die Kommunen im Ländlichen Raum. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts gab es schon einige Jahre mit leichten Bevölkerungsrückgängen im Ländlichen Raum. Die in den letzten Jahren gestiegene Zuwanderung führte wiederum dazu, dass 2011/12 die Bevölkerung im Ländlichen Raum stabil blieb. Die neuste regionale Vorausrechnung des Statistischen Landesamtes stützt sich auch auf diese Entwicklungen und kombiniert sie mit fundierten Annahmen über die Zukunft. Bei fortgesetzt hoher Zuwanderung könnte sich der Ländliche Raum weiter stabilisieren und möglicherweise bis 2020 etwas Bevölkerung hinzugewinnen. Nicht aufzuhalten ist aber der Alterungsprozess, der im Ländlichen Raum besonders voranschreitet.

Im Ländlichen Raum von Baden-Württemberg lebt mehr als ein Drittel der 10,6 Mill. Landesbürger. Das sind nicht ganz 3,6 Mill. Menschen. Zum Ländlichen Raum insgesamt gehört neben dem Ländlichen Raum im engeren Sinn (i.e.S.) auch der Verdichtungsbereich im Ländlichen Raum. Fast zwei Drittel der Bevölkerung wohnen dagegen in den stärker verdichteten Gebieten des Landes, also in einem der Verdichtungsräume bzw. deren Randzonen. Neben dieser Unterscheidung nach den Raumkategorien des Landesentwicklungsplans lassen sich die Gemeinden auch danach unterscheiden, ob sie zentralörtliche Funktionen wahrnehmen oder nicht (siehe i-Punkt). So kommt es zusätzlich zur Unterscheidung zwischen Mittelzentren und Umlandgemeinden. Die Bevölkerung verteilt sich auf Mittelzentren und Umlandgemeinden nahezu hälftig. Allein in den Mittelzentren der Verdichtungsräume leben aber so viele Menschen wie im gesamten Ländlichen Raum, also ebenfalls ein Drittel der Landesbevölkerung. Im Vergleich zu anderen Gebieten in Deutschland, insbesondere einigen östlichen Bundesländern, ist der Ländliche Raum Baden-Württembergs vergleichsweise dicht besiedelt. Dennoch sind auch in Baden-Württemberg Unterschiede in der Entwicklung zwischen verdichteten und ländlichen Gebieten spürbar. Mit welcher räumlichen Bevölkerungsentwicklung ist nun für die Zukunft zu rechnen?

Hohe Zuwanderung sorgt für weiteren Bevölkerungszuwachs

Der Zensus 2011 führte zu einer Neubasierung der Bevölkerungszahlen. Außerdem hat die Zuwanderung nach Baden-Württemberg seit der vorherigen Vorausrechnung (Basis 2008) stark zugenommen. So wurde für 2012 ein Wanderungsgewinn von rund 55 000 Personen ermittelt und für 2013 mit 70 000 Personen sogar ein Niveau erreicht, das es zuletzt in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre in Verbindung mit den Wanderungsströmen nach der deutschen Wiedervereinigung gab. Die unerwartet hohe Zuwanderung sorgt dafür, dass das Land entgegen früherer Einschätzungen gegenwärtig fortgesetzt Bevölkerungszuwächse hat. Mit der neuen Bevölkerungsvorausrechnung wurde auf den neubasierten Bevölkerungszahlen des Jahres 2012 aufgesetzt. Die Annahmen zu den Wanderungen wurden entsprechend den aktuellen Entwicklungen angepasst.

Bis zum Jahr 2020 kann auf dieser Basis für das Land mit einem Bevölkerungszuwachs von 2,7 % ausgegangen werden. Da nicht auf Dauer mit so hoher Zuwanderung wie in den letzten Jahren gerechnet werden kann, orientieren sich die Annahmen zu den zukünftigen Wanderungsgewinnen mit zunehmendem Zeithorizont immer stärker an niedrigerer Zuwanderung als in den ersten Vorausrechnungsjahren, weil dort vermutlich einige Sonderentwicklungen zu Buche schlagen. Da gleichzeitig der Überschuss der Sterbefälle gegenüber den Geburten wächst, ist zu erwarten, dass die Wanderungsgewinne nicht mehr ausreichen werden, um einen Bevölkerungsrückgang auf Dauer zu vermeiden. So ist zwischen 2020 und 2030 zu erwarten, dass die Bevölkerung moderat zurückgehen wird – bis zum Jahr 2030 um etwa 0,5 % auf dann 10,8 Mill. Menschen. Die Bevölkerungszahl des Landes würde aber im Jahr 2030 immer noch um rund 230 000 über dem Niveau des Ausgangsjahres der Rechnung, dem Jahr 2012, liegen.

Bis 2020 im Ländlichen Raum leicht wachsende Bevölkerung, danach leichter Rückgang

Beginnend mit dem Jahrtausendwechsel wurde sichtbar, dass die Agglomerationsräume im Land entgegen früheren Jahrzehnten überdurchschnittlich Bevölkerung hinzugewannen. Im Gegensatz dazu standen die Ländlichen Räume, deren Bevölkerungsentwicklung zunehmend unterdurchschnittlich verlief. Nach einigen Jahren mit Bevölkerungsrückgängen im Ländlichen Raum, führte die vermehrte Zuwanderung ins Land in den Jahren 2011/2012 dazu, dass die Bevölkerung des Ländlichen Raums wieder stabil blieb.

Die regionale Bevölkerungsvorausrechnung stützt sich auch auf die Entwicklung in der Vergangenheit und kombiniert sie mit Annahmen zur zukünftigen Entwicklung. Das heißt, die bisherige räumliche Entwicklung wird in Teilen in die Zukunft transportiert. Das hat zur Folge, dass sich aus heutiger Sicht die Dominanz der Verdichtungsräume fortsetzen würde, gleichwohl aber der Ländliche Raum sich zunächst weiter stabilisieren dürfte. Bis 2020 könnte der Ländliche Raum insgesamt sogar etwas Bevölkerung hinzugewinnen – knapp 1 %. Erst danach wäre mit Bevölkerungsrückgängen im Ländlichen Raum insgesamt von gut 1 % bis zum Jahr 2030 zu rechnen. Damit läge die Bevölkerung des Ländlichen Raums mit knapp 3,6 Mill. im Jahr 2030 nur gering unter dem Ausgangsniveau von 2012.

Stärker als der Ländliche Raum dürften die Randzonen um die Verdichtungsräume bis 2020 Bevölkerung hinzugewinnen. Der Zuwachs könnte 1,8 % betragen. Wie der Ländliche Raum müssen zwar auch die Randzonen um die Verdichtungsräume im Anschluss mit rückläufiger Bevölkerung rechnen, die Bevölkerungszahl im Jahr 2030 könnte aber mit gut 1,6 Mill. leicht über dem Niveau von 2012 liegen.

Fortgesetzter Bevölkerungszuwachs besonders in den Zentren der Verdichtungsräume

Über den ganzen Zeitraum der regionalen Vorausrechnung gesehen werden aus heutiger Sicht vor allem die Verdichtungsräume Bevölkerung hinzugewinnen bzw. annähernd stabil bleiben. Wenn die Annahmen der Vorausrechnung zutreffen, dürfte es hier frühestens in den letzten Jahren vor 2030 zu geringfügigen Bevölkerungsrückgängen kommen. Im Ergebnis könnte die Bevölkerungszahl in den Verdichtungsräumen im Jahr 2030 um 4,2 % bzw. rund 225 000 Menschen höher liegen als 2012.

Dieser Zuwachs konzentriert sich voraussichtlich zu mehr als 80 % auf die Zentren in den Verdichtungsräumen, denn diese profitieren auch derzeit ganz besonders von der Zuwanderung. Für die Mittelzentren in den Verdichtungsräumen könnte der Bevölkerungszuwachs bis 2030 bei 5,2 % liegen. Dagegen ändert bei den Umlandgemeinden der Verdichtungsräume, nach dem erwarteten Zuwachs von 2,7 % bis 2020, die Bevölkerungsentwicklung die Richtung und geht ins Minus. Im Zeitfenster 2020 bis 2030 ist ohnehin eher von einer nicht mehr wachsenden, sondern eher stabilen Bevölkerung im Verdichtungsraum und auch nur marginalen Zuwächsen in deren Zentren (+0,3 %) auszugehen. Das »stärkere« Auftreten der Zentren im Vergleich zu den Umlandgemeinden gilt übrigens auch in den anderen Raumkategorien, also den Ländlichen Räumen und den Randzonen der Verdichtungsräume. Die Unterschiede sind aber lange nicht so ausgeprägt wie in den Verdichtungsräumen.

Die Bevölkerung altert im Ländlichen Raum stärker als im Verdichtungsraum

Demografischer Wandel bedeutet in Baden-Württemberg zunächst vor allem »Alterung der Gesellschaft«. Im Jahr 2000 lag das Durchschnittsalter der baden-württembergischen Bevölkerung noch bei 40,2 Jahren, während es heute 43 Jahre sind. Im Jahr 2030 wird der durchschnittliche Baden-Württemberger voraussichtlich 45,7 Jahre alt sein −2,7 Jahre älter als heute. Maßgeblich für die Alterung sind die weiter zunehmende Lebenserwartung und das Hineinwachsen der besonders stark besetzten Jahrgänge in ein höheres Lebensalter. Auch der Rückgang der jüngeren Bevölkerung trägt dazu bei.

Im Ländlichen Raum dürfte das Durchschnittsalter besonders stark zunehmen. Es steigt im Ländlichen Raum insgesamt, ausgehend von 43,2 Jahren, bis 2030 um voraussichtlich 3,4 Jahre auf 46,6 Jahre. Bestimmend dafür ist die Alterung der Bevölkerung im Ländlichen Raum i.e.S., denn hier ist eine Alterung um 3,6 Jahre zu erwarten. Demgegenüber liegen die Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum mit einem Alterszuwachs von 2,7 Jahren genau im Durchschnitt. Auch die Randzonen der Verdichtungsräume altern voraussichtlich überdurchschnittlich, nämlich um 3,2 Jahre. Das Durchschnittsalter dürfte in den Randzonen der Verdichtungsräume mit 46,7 Jahren im Jahr 2030 auf dem Niveau des Ländlichen Raums liegen.

Dagegen könnte das Durchschnittsalter der Bevölkerung in den Verdichtungsräumen im Jahr 2030 mit 44,8 Jahren um rund 2 Jahre unter dem Altersniveau der anderen Räume liegen. Im Ausgangsjahr 2012 lag die Differenz zu allen anderen Räumen zum Teil noch deutlich unter einem Jahr. Der »Altersunterschied« vergrößert sich somit. Das Durchschnittsalter in den Verdichtungsräumen steigt nämlich bis 2030 ausgehend von 42,8 Jahren voraussichtlich um nur 2 Jahre.

Besonderer Alterszuwachs in den Umlandgemeinden des Ländlichen Raums i.e.S.

Bei der tieferen Gliederung der raumzugehörigen Gemeinden nach Zentren und Umlandgemeinden werden die Unterschiede im Alterungsprozess noch stärker sichtbar. Unabhängig von der räumlichen Zuordnung gilt, dass die Alterung in den Umlandgemeinden ausgeprägter ausfällt als in den Zentren, denn der Alterszuwachs bis 2030 liegt überall bei 3 oder mehr Jahren.

Die Umlandgemeinden im Ländlichen Raum i.e.S. stechen aber besonders hervor. Diese Gemeinden haben aktuell noch eine vergleichsweise junge Bevölkerung. Im Jahr 2012 lag das Durchschnittsalter bei 42,9 Jahren. Das war die zweitjüngste Bevölkerung im Land. »Jünger«, nämlich 42,5 Jahre im Schnitt, war nur die Bevölkerung der Mittelzentren in den Verdichtungsräumen. Im Jahr 2030 wird das wahrscheinlich nicht mehr so sein, denn das durchschnittliche Alter der Bevölkerung in den Umlandgemeinden im Ländlichen Raum i.e.S. dürfte um 3,8 Jahre steigen. Das ist die stärkste Alterung unter den betrachteten Konglomeraten. Im absoluten Gegensatz dazu dürfte die Alterung in den Mittelzentren bei deutlich unterdurchschnittlichen 1,5 Jahren liegen. In der Folge hätten die Mittelzentren in den Verdichtungsräumen auch 2030 mit 44 Jahren im Durchschnitt immer noch die jüngste Bevölkerung, während die Umlandgemeinden im Ländlichen Raum mit 46,7 Jahren mit die älteste Bevölkerung hätten.

Räumlich unterschiedliche Ausgangsbevölkerung

Schon die Betrachtung des Durchschnittsalters und dessen Veränderung legt es nahe: Die Altersstruktur der räumlichen Bevölkerungen unterscheidet sich schon in der Ausgangssituation der regionalen Bevölkerungsvorausrechnung. Schaubild 3 zeigt die jeweilige Alterszusammensetzung der Bevölkerungen in den vier Raumkategorien. Diese Darstellung anhand der relativen Zusammensetzung lässt den unmittelbaren Strukturvergleich zu, gibt aber keine Auskunft über das unterschiedliche Gewicht, das der jeweiligen Bevölkerung in der Gesamtbevölkerung des Landes zukommt.

Der stärkste Kontrast zeigt sich beim Vergleich der beiden Raumkategorien Verdichtungsraum und Ländlicher Raum i.e.S. Es fällt vor allem auf, dass in der Ausgangssituation 2012 die Bevölkerung von unter 20 Jahren im Ländlichen Raum i.e.S. stärker besetzt ist als in den Verdichtungsräumen. Für den Verdichtungsraum gilt dagegen, dass die stärkeren Jahrgänge erst bei den 20-Jährigen beginnen und sich fast bis zum Alter von 40 Jahren erstrecken. Die Verdichtungsräume haben also vergleichsweise hohe Anteile bei den jungen Erwachsenen ab 20 Jahre, während es im Ländlichen Raum i.e.S. im Ausgangsjahr die Bevölkerung bis 20 Jahre ist. Weiter fällt auf, dass die Altersgruppen ab Mitte 40 bis etwa 60 Jahre im Ländlichen Raum i.e.S. sichtbar stärker besetzt sind. Da bei den jüngeren Jahrgängen für den Ländlichen Raum i.e.S. aus heutiger Sicht mit Abwanderung zu rechnen ist, verengt sich der Altersbaum voraussichtlich immer stärker hin zu den jüngeren Jahrgängen. Gleichzeitig altern die Jahrgänge ab Mitte 40 eher vor Ort, sodass sich diese relativ starken Jahrgänge weiter in ein höheres Alter verschieben werden. Dagegen bleibt der Altersbaum des Verdichtungsraums »im Stamm« voraussichtlich relativ stabil. Die Altersgruppen bis knapp unter 60 Jahre wären, mit einem etwas höheren Gewicht in den jungen Altersjahren zwischen 20 und Anfang 30, vergleichsweise homogen besetzt. Auch der sich darüber anschließende »Altersbauch« hat kein so ausgeprägtes Gewicht wie im Ländlichen Raum i.e.S.

Im Wesentlichen ähnlich strukturiert, nur noch etwas ausgeprägter, zeigen sich die Unterschiede der Altersstrukturen, wenn man die beiden »Pole« – Mittelzentren in den Verdichtungsräumen und Umlandgemeinden im Ländlichen Raum i.e.S. – gegenüberstellt. Auffällig ist zudem die starke Ähnlichkeit im Altersaufbau von Randzonen der Verdichtungsräume und Ländlichem Raum i.e.S. im Ausgangsjahr. Entsprechend ähnlich verläuft voraussichtlich auch der Alterungsprozess.

Stärkerer Zuwachs älterer Bevölkerung im Ländlichen Raum

Weitere Einblicke in die raumstrukturellen Alterungsprozesse gewährt die Betrachtung der einzelnen Altersgruppen hinsichtlich ihrer Veränderung über die Zeit. Darüber wird die Intensität der Entwicklung greifbar. Es zeigt sich der starke Zuwachs in den höheren Altersgruppen, der im Ländlichen Raum i.e.S. und in den Randzonen um die Verdichtungsräume besonders ausgeprägt ist. Um nicht ganz die Hälfte wächst zum Beispiel im Ländlichen Raum i.e.S. die Altersgruppe der 65- bis unter 75-Jährigen und um etwa ein Drittel legt die Altersgruppe ab 75 Jahre zu. Dagegen beträgt der Zuwachs dieser Altersgruppen in den Verdichtungsräumen jeweils nur etwas mehr als ein Viertel.

Der höchste Bevölkerungsrückgang ist voraussichtlich in der besonders wanderungsaktiven Altersgruppe 18 bis unter 25 Jahre im Ländlichen Raum i.e.S. absehbar. Hier könnte die Bevölkerung um gut ein Fünftel zurückgehen. Zum Vergleich: In den Verdichtungsräumen dürfte der Bevölkerungsrückgang in dieser Altersgruppe bei nicht ganz 8 % liegen und auf das Nachrücken weniger stark besetzter Geburtsjahrgänge zurückzuführen sein. Auch bei den Minderjährigen dürfte der Ländliche Raum i.e.S. mit fast 13 % besonders starke Rückgänge verzeichnen, während die Verdichtungsräume nur minimale Rückgänge von knapp 1 % zu erwarten haben. Als einzige Ausnahme unter den hier betrachteten Räumen könnte die minderjährige Bevölkerung in den Mittelzentren in den Verdichtungsräumen zwischen 2 und 3 % wachsen. Insgesamt gilt, dass in den mittleren und jüngeren Altersgruppen der Bevölkerungsrückgang in den Verdichtungsräumen vergleichsweise gering ausgeprägt ist.

Durch diese Prozesse verschiebt sich das Verhältnis zwischen der sogenannten Erwerbsbevölkerung, das ist die Bevölkerung zwischen 20 bis unter 65 Jahren, und den von ihr ökonomisch abhängigen älteren und jüngeren Bevölkerungsgruppen deutlich. Dazu trägt zusätzlich bei, dass die Erwerbsbevölkerung tendenziell zurückgeht. Im Ländlichen Raum i.e.S. ist mit einem Rückgang bis 2030 um über 8 % zu rechnen, in den Verdichtungsräumen dürfte er mit minus 1 % eher marginal ausfallen.

Mit dem sogenannten Altenquotient lässt sich das Verhältnis der älteren Bevölkerung ab 65 Jahren zur Erwerbsbevölkerung ausdrücken. Im Jahr 2012 kamen bereits 32 Ältere auf je 100 Erwerbspersonen, im Jahr 2030 dürften es 44 sein. Der Altenquotient im Ländlichen Raum i.e.S. könnte 2030 mit 49 merklich höher liegen und somit gegenüber 2012 um 17 Personen steigen. In den Verdichtungsräumen wäre mit einem Altenquotient von 40 und einer Steigerung um 9 Personen zu rechnen.

Zwar sind infolge des Rückgangs der jüngeren Bevölkerung auf der anderen Seite weniger Menschen von der Erwerbsbevölkerung »zu versorgen«, dies hat aber ungleich weniger Gewicht. Beispielsweise bedeutet es im Ländlichen Raum i.e.S. einen um 2 Personen geringeren Zuwachs beim Gesamtquotienten, also »nur« 15 mehr. Für die Verdichtungsräume ist dies kaum sichtbar. Insgesamt nimmt folglich die »Gesamtlast« für die Erwerbsbevölkerung in allen Räumen durch die Alterung zu. Allerdings, das sei noch betont, treffen diese Quotienten keine Aussage über finanzielle Größenordnungen.

Zusammenfassung

Deutlich wurde vor allem – und diese Feststellung ist raumunabängig –, dass die Alterung der Gesellschaft weiter voranschreitet und nicht aufzuhalten ist. Die demografischen Grundlagen hierfür wurden schon vor Jahrzehnten geschaffen. Die Alterung steht derzeit im Zentrum des demografischen Geschehens. Bedingt durch den Alterungsprozess verschiebt sich das Verhältnis zwischen der Erwerbsbevölkerung und den abhängigen Bevölkerungsgruppen deutlich. Der Alterungsprozess verläuft besonders intensiv im Ländlichen Raum i.e.S., insbesondere in dessen Umlandgemeinden. Aber auch die Randzonen um die Verdichtungsräume sind überdurchschnittlich betroffen. Die »Belastungen« der Erwerbsbevölkerung und die Fragen an die Gestaltung der Daseinsvorsorge stellen sich in diesen Räumen stärker.

Wenn auch derzeit nicht von massiven Bevölkerungsrückgängen ausgegangen werden muss, stellt die regionale Entwicklung der Bevölkerungszahl doch ein Rahmendatum für die Planung dar. Die zu erwartenden Entwicklungsunterschiede zwischen eher stabilem Ländlichem Raum und wachsenden Verdichtungsräumen, insbesondere große Zentren, können auf der einen Seite zu infrastrukturellen Engpässen und auf der anderen Seite zu Überangeboten führen. Die Entwicklung kann überdies in noch kleinräumigerer Betrachtung und je nach Gemeinde in beide Richtungen spürbar von diesen Durchschnittswerten abweichen.