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Die Finanzen der Hochschulen in Baden-Württemberg – ein Überblick

Die Suche nach neuen Erkenntnissen und die Vermittlung von bekanntem Wissen sind wichtige Voraussetzungen für wirtschaftliche Prosperität in der modernen Wissensgesellschaft. Die Hochschulen leisten mit ihrer Forschung und Lehre einen bedeutenden Beitrag, diese Voraussetzungen zu erfüllen. Die Finanzen der Hochschulen, ihre Struktur und Entwicklung, sind daher von besonderem öffentlichem Interesse. Eine herausragende Position unter den Hochschulen Baden-Württembergs nehmen die neun Universitäten ein, die im Jahr 2012 mit Ausgaben in Höhe von 2,4 Mrd. Euro mehr als zwei Drittel der Gesamtausgaben aller Hochschulen getätigt haben. Ein bedeutender Trend der letzten Jahre ist die Zunahme der Drittmittelfinanzierung. Die Hochschulen in Baden-Württemberg warben im Jahr 2000 Drittmittel in Höhe von 367 Mill. Euro ein – im Jahr 2012 waren es mit 821 Mill. bereits mehr als doppelt so viel. Auch der Anteil der Ausgaben, die die Hochschulen mit Drittmitteln finanzierten, stieg an: Im Jahr 2012 lag dieser bei gut 23 % und damit rund 7 Prozentpunkte höher als 12 Jahre zuvor. Bei den Drittmitteleinnahmen nehmen die Universitäten des Landes eine herausragende Position ein. Im Jahr 2012 warben die Universitäten alleine rund 90 % der gesamten Drittmitteleinnahmen der Hochschulen im Land ein. Wegen ihrer wachsenden Bedeutung in den letzten Jahren wird im folgenden Beitrag besonderes Augenmerk auf die Drittmittel gelegt.

Die Ausgaben der insgesamt 71 Hochschulen1 in Baden-Württemberg beliefen sich im Jahr 2012 auf insgesamt rund 3,5 Mrd. Euro. Mit 2,4 Mrd. bzw. 69 % entfiel der mit Abstand größte Anteil auf die Universitäten des Landes. Weitere rund 730 Mill. Euro bzw. 21 % der Ausgaben wurden von den staatlichen Fachhochschulen getätigt. Dahinter folgen wiederum mit größerem Abstand die Pädagogischen Hochschulen, die Kunsthochschulen sowie die Gruppe der privaten, kirchlichen und sonstigen Hochschulen mit Anteilen von jeweils (rund) 3 % und die Verwaltungsfachhochschulen des Landes mit einem Anteil von 1 % an den Gesamtausgaben der Hochschulen in Baden-Württemberg.

Personalausgaben sind größter Ausgabenblock der Hochschulen

Die Personalausgaben der Hochschulen beliefen sich im Jahr 2012 auf insgesamt 2,2 Mrd. Euro, was einem Anteil von rund 64 % an den Gesamtausgaben entspricht. Damit stellten die Personalausgaben den mit Abstand größten Ausgabeposten dar. Die laufenden Sachausgaben der Hochschulen betrugen 2012 rund 878 Mill. Euro bzw. ein Viertel ihrer Gesamtausgaben.2 Die Investitionsausgaben der Hochschulen erreichten 2012 insgesamt eine Höhe von 391 Mill. Euro. Somit floss rund jeder neunte Euro, den die Hochschulen im Jahr 2012 ausgaben, in eine Investition. Die Investitionsausgaben im Bereich »Erwerb von Grundstücken, Baumaßnahmen«, wozu auch der Erwerb von Ersteinrichtungen zählt, beliefen sich dabei auf 175,2 Mill. Euro. Die verbleibenden »sonstigen Investitionen« in Höhe von 215,8 Mill. Euro umfassen Ausgaben für den Erwerb von beweglichen Sachen, wie zum Beispiel Fahrzeugen oder Laborgeräten3, sowie den Erwerb von Beteiligungen.

Personal- und laufende Sachausgaben steigen deutlich

Im Zeitablauf sind bei den Personalausgaben und bei den laufenden Sachausgaben deutliche Zuwächse zu verzeichnen gewesen. So stiegen die Personalausgaben im Zeitraum von 2000 bis 2012 um 790,2 Mill. Euro an ( +55 %).4 In demselben Zeitraum stiegen die Sachausgaben um 457,8 Mill. Euro, womit sich diese mehr als verdoppelt haben. Die Entwicklung der Investitionsausgaben weicht hingegen von diesem Muster ab. So gingen die Investitionsausgaben vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2004 zunächst deutlich um 79 Mill. Euro auf insgesamt 229,6 Mill. Euro zurück und verblieben auch bis zum Jahr 2007 auf vergleichsweise niedrigem Niveau. 2008 und 2009 waren mit Zuwächsen von 122,7 Mill. Euro bzw. 36 Mill. Euro deutliche Anstiege bei den Investitionsausgaben zu verzeichnen, die sich aufgrund der konjunkturstützenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise auch in den beiden Folgejahren fortsetzten. Ihren Höchststand erreichten die Investitionsausgaben der Hochschulen mit 515,1 Mill. Euro im Jahr 2011. Nach dem Auslaufen der konjunkturstützenden Maßnahmen gingen die Investitionsausgaben im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 124,1 Mill. Euro wieder zurück (−24 %). Da im Rahmen der Konjunkturprogramme vor allem Baumaßnahmen gefördert wurden, war bei den Investitionsausgaben im Bereich »Erwerb von Grundstücken, Baumaßnahmen« ein regelrechter Einbruch von 151,2 Mill. Euro zu verzeichnen (−46 %). Der zeitgleiche Anstieg der sonstigen Investitionen um 27,1 Mill. Euro ( +14 %) hat den Rückgang der Investitionsausgaben insgesamt betrachtet leicht abgemildert.

Drittmittel sind beachtliche Einnahmequelle für die Hochschulen

Im Jahr 2012 beliefen sich die Drittmitteleinnahmen der Hochschulen in Baden-Württemberg auf insgesamt 820,9 Mill. Euro (siehe i-Punkt »Drittmittel«). Dies entspricht einem Anteil an den Einnahmen der Hochschulen insgesamt (ohne Einnahmen vom Träger) von 77 %. Neben den Drittmitteleinnahmen zählen noch die Beiträge der Studierenden, die Einnahmen aus wirtschaftlicher Tätigkeit und Vermögen sowie Einnahmen aus Zuweisungen und Zuschüssen (ohne Träger) zu den Einnahmen der Hochschulen. Im Jahr 2012 gingen infolge der Abschaffung der Studiengebühren die Einnahmen der staatlichen Hochschulen aus den Beiträgen der Studierenden erwartungsgemäß deutlich um fast 131 Mill. Euro zurück (−81 %). Gemessen an den eigenen Einnahmen der Hochschulen insgesamt haben die Drittmitteleinnahmen 2012 daher an relativem Gewicht hinzugewonnen.

Die Drittmitteleinnahmen der Hochschulen haben sich im Zeitraum von 2000 bis 2012 um rund 454 Mill. Euro erhöht und somit mehr als verdoppelt. Die Zuwächse haben dabei seit Mitte des letzten Jahrzehnts spürbar zugenommen. Alleine zwischen 2006 und 2012 konnten die Hochschulen ihre jährlichen Drittmitteleinnahmen um gut 360 Mill. Euro steigern. Der Anteil der Gesamtausgaben, den die Hochschulen über ihre Drittmitteleinnahmen finanzieren, stieg im Zeitraum von 2000 bis 2012 um rund 7 Prozentpunkte auf gut 23 %. Dies zeigt die wachsende Bedeutung der Drittmitteleinnahmen für die Hochschulen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist der bedeutendste Drittmittelgeber

Mit einem Anteil von 37 % (305,5 Mill. Euro) an allen im Jahr 2012 vergebenen Drittmitteln war die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – wie bereits in den Jahren zuvor – der wichtigste Drittmittelgeber der Hochschulen im Land. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein moderater Anstieg von 0,6 Mill. Euro ( +0,2 %). Rund 107 Mill. Euro bzw. 34,9 % der Drittmittel der DFG des Jahres 2012 flossen dabei in Normal- und Schwerpunktverfahren der baden-württembergischen Hochschulen. Gut 91 Mill. (29,9 %) der Drittmittel der DFG wurden im Rahmen der sogenannten Exzellenzinitiative verteilt. Mit der Exzellenzinitiative, die im Jahr 2005 beschlossen wurde, verfolgen Bund und Länder das Ziel, die Spitzenforschung in Deutschland zu fördern und ihre internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Die Exzellenzinitiative wird gemeinsam von der DFG und dem Wissenschaftsrat durchgeführt. Es werden dabei Projekte aus drei unterschiedlichen Bereichen gefördert:

  • Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses,
  • Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung,
  • Zukunftskonzepte zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung.5

Etwas weniger, nämlich 87 Mill. Euro bzw. 28,5 % der Drittmittel der DFG, gingen im Jahr 2012 an Sonderforschungsbereiche. Sonderforschungsbereiche sind dabei »langfristige, auf die Dauer von bis zu 12 Jahren angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen wissenschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen fächerübergreifender Forschungsprogramme gefördert wird.«6 Darüber hinaus förderte die DFG Graduiertenkollegs sowie Habilitanden, Postdoktoranden- und Doktorandenstipendien im Lande mit Drittmitteln in Höhe von 21 Mill. Euro (6,8 %).

Drittmittelanteil der gewerblichen Wirtschaft sinkt

Die Bedeutung des Bundes als zweitwichtigsten Drittmittelgeber hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. So vergab der Bund im Jahr 2012 insgesamt gut 228 Mill. Euro an Drittmitteln. Das sind 44,7 Mill. Euro bzw. 24,4 % mehr als im Jahr zuvor. Damit wurden im Jahr 2012 rund 28 % der gesamten Drittmittel vom Bund vergeben – fast 10 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2000. Hinter dem Bund rangiert die gewerbliche Wirtschaft mit 119,3 Mill. Euro vergebenen Drittmitteln. Das sind zwar 18,8 Mill. Euro mehr als im Jahr 2000. Damals machten die Drittmittel der Wirtschaft allerdings einen Anteil von gut 27 % an den Drittmitteln insgesamt aus – 2012 lag dieser lediglich noch bei rund 15 %. Drittmittel in vergleichbarer Höhe erhielten die Hochschulen in Baden-Württemberg 2012 von der EU einschließlich anderer internationaler Organisationen (69,5 Mill. Euro) und von Hochschulfördergesellschaften, Stiftungen und dergleichen (67,6 Mill. Euro). Beide Gruppen von Drittmittelgebern erhöhten ihre Drittmittelvergabe damit deutlich im Vergleich zum Jahr 2000.

Universitäten werben Großteil der Drittmittel ein

Von den 820,9 Mill. Euro Drittmitteleinnahmen des Jahres 2012 entfielen alleine 736,1 Mill. Euro bzw. rund 90 % auf die neun Universitäten des Landes. Sie sind damit mit Abstand die bedeutendsten Einwerber von Drittmitteln unter den Hochschulen. Die Höhe der erzielten Drittmitteleinnahmen variiert beträchtlich unter den Universitäten: Die Universität Stuttgart warb im Jahr 2012 mit annähernd 162 Mill. Euro absolut betrachtet die meisten Drittmittel unter den baden-württembergischen Universitäten ein, knapp gefolgt vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Drittmitteleinnahmen in Höhe von 160,4 Mill. Euro aufweisen konnte. Die Universitäten Heidelberg und Freiburg erzielten mit 115,8 Mill. Euro bzw. 90,5 Mill. Euro die dritt- bzw. vierthöchsten Drittmitteleinnahmen. Damit entfielen in der Summe auf die vier Universitäten mit den höchsten Drittmitteleinnahmen alleine rund 72 % der gesamten Drittmitteleinnahmen der Universitäten des Landes. Im Vergleich zum Jahr 2006 konnte das KIT bzw. die damalige Universität Karlsruhe mit einem Anstieg von 71,2 Mill. Euro absolut gesehen den größten Zuwachs bei den Drittmitteleinnahmen verzeichnen. Die Universitäten Heidelberg und Konstanz konnten ihre Drittmitteleinnahmen zwischen 2006 und 2012 mehr als verdoppeln und hatten damit die stärksten relativen Zuwächse. Bei diesen Ergebnissen ist allerdings zu beachten, dass die absolute Höhe der Drittmittel, die eine Hochschule einwirbt, nur von begrenzter Aussagekraft ist. Es ist vielmehr zu berücksichtigen, dass die Höhe der eingeworbenen Drittmittel von unterschiedlichen Faktoren abhängt wie zum Beispiel von der Anzahl der Professorinnen und Professoren, der Studierendenzahlen sowie von der Struktur der Lehr- und Forschungsbereiche.7

Drittmittel gewinnen für die Fachhochschulen an Bedeutung

Auch wenn die staatlichen Fachhochschulen im Jahr 2012 mit Drittmitteleinnahmen in Höhe von insgesamt 61,4 Mill. Euro weit hinter denen der Universitäten zurückblieben, so ist doch eine steigende Bedeutung der Drittmitteleinnahmen für die Fachhochschulen zu konstatieren. Im Vergleich zum Jahr 2000 haben sich ihre Drittmitteleinnahmen mehr als vervierfacht. Im Jahr 2000 deckten die Drittmitteleinnahmen der staatlichen Fachhochschulen 4,7 % ihrer Gesamtausgaben. Im Jahr 2012 waren es bereits 8,5 %. Die meisten Drittmittel unter den Fachhochschulen warb 2012 die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft mit rund 7 Mill. Euro ein, gefolgt von der Hochschule Aalen – Technik und Wirtschaft mit 5,8 Mill. Euro und der Hochschule Mannheim mit rund 5,2 Mill. Euro.

60 % der Drittmittel für Mathematik und Naturwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften

Neben der Unterscheidung der Drittmitteleinnahmen nach Hochschularten, ermöglicht die Hochschulfinanzstatistik auch die Unterscheidung der Drittmittel nach den Fächergruppen, in denen Projekte finanziert werden. Von den 820,9 Mill. Euro Drittmitteleinnahmen der Hochschulen im Land im Jahr 2012 flossen alleine 289 Mill. Euro (35,2 %) in die Lehr- und Forschungsbereiche der Fächergruppe »Mathematik und Naturwissenschaften«, gefolgt von der Fächergruppe »Ingenieurwissenschaften« mit rund 205 Mill. Euro bzw. 25 %. Damit entfiel alleine auf diese beiden Fächergruppen ein Anteil von 60 % der gesamten Drittmitteleinnahmen, nur 1 ½ Prozentpunkte weniger als im Jahr 2006. Mit einem Anstieg von rund 47 Mill. Euro bzw. 127 % zwischen 2006 und 2012 auf insgesamt 83,7 Mill. Euro haben sich die Drittmitteleinnahmen in der Fächergruppe »Sprach- und Kulturwissenschaften« prozentual am stärksten erhöht. Der Anteil der Drittmittel, der nicht direkt an die Lehr- und Forschungsbereiche ging, sondern zentralen Einrichtungen oder der Hochschule insgesamt zugutekam, hat sich leicht von gut 17 % im Jahr 2006 auf rund 19 % im Jahr 2012 erhöht und belief sich zuletzt auf 156,5 Mill. Euro.

1 Vergleiche i-Punkt »Hochschulfinanzstatistik«. Die Finanzen der Hochschulkliniken werden in diesem Beitrag nicht betrachtet.

2 Unter die laufenden Sachausgaben fallen unter anderem die Ausgaben für Mieten und Pachten, die Energiekosten und die Ausgaben für die Bewirtschaftung und Unterhaltung der Grundstücke und Gebäude.

3 Soweit diese nicht zur Erstausstattung oder zu den Sachausgaben zählen.

4 Ausgaben in jeweiligen Preisen.

5 Deutsche Forschungsgemeinschaft (2013), Exzellenzinitiative auf einen Blick, S. 16.

6 Deutsche Forschungsgemeinschaft (2014), Merkblatt Sonderforschungsbereiche, DFG Vordruck 50.06-06/14, S. 2.

7 Aus diesem Grund berechnet das Statistische Bundesamt die monetären hochschulstatistischen Kennzahlen, wie zum Beispiel Drittmittel je Professor-/in, und veröffentlicht diese in der Fachserie 11 Reihe 4.3.2. Ergebnisse für das Jahr 2012 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.