:: 3/2015

Statistisches Monatsheft März 2015

Baden‑Württemberg 2020

Zur aktuellen demografischen Entwicklung im Land

Eine Aussage darüber, wie viele Menschen künftig in Baden‑Württemberg leben werden, ist sehr schwierig, weil das Wanderungsgeschehen enormen Schwankungen unterliegt. So lag der jährliche Wanderungsgewinn in den Jahren 2008 und 2009 bei nur rund 4 000 Personen. Im Jahr 2013 sind dagegen etwa 70 000 Menschen mehr ins Land gekommen als fortgezogen sind.

Zur Gegenwart kinderreicher Familien

Eine kinderreiche Familie, eine sogenannte Mehrkindfamilie, ist man in Deutschland ab dem dritten Kind. Familien mit fünf oder mehr Kindern sind eher selten und werden nicht selten kritisch beäugt. Tatsächlich gibt es nicht »die« kinderreiche Familie. Die Lebenssituationen kinderreicher Familien sind ähnlich vielfältig wie die der Familien mit weniger Kindern. Zur Vielfalt gehört auch, dass Familien mit Migrationshintergrund die Lebenssituationen kinderreicher Familien, besonders bei Familien mit vier oder mehr Kindern, wesentlich prägen.

Von der Todesbescheinigung zur Todesursachenstatistik

Verfahrensablauf in Baden‑Württemberg

Aus den Daten der Todesursachenstatistik können wichtige Gesundheitsindikatoren wie beispielsweise Sterbeziffern oder vermeidbare Sterbefälle ermittelt werden. Auch im Gesundheitsatlas Baden‑Württemberg, in dem Informationen zu gesundheitsrelevanten Themen für die Bevölkerung und die politischen Entscheidungsträger interaktiv dargestellt werden, werden vermehrt Mortalitätsdaten in Form von Tabellen und Karten aufbereitet und veröffentlicht. Als weitere Datennutzer sind zudem das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg und das Krebsregister Baden‑Württemberg zu nennen, die die Mortalitätsdaten zu Forschungszwecken verwenden. Bis die Daten der Todesursachenstatistik vorliegen, ist es jedoch ein langer Weg mit vielen beteiligten Akteuren. Das Verfahren soll hier aufgezeigt werden.

Unternehmerische Selbstständigkeit als Karriereoption für Frauen

Eine zunehmende Zahl von Erwerbstätigen hat in den vergangenen Dekaden den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit gewagt. Die geschlechtersensible Analyse zeigt, dass sich Frauen als Gründerinnen bzw. Unternehmerinnen gegenüber Männern in Umfang und Struktur unterscheiden. Im Vergleich zur abhängigen Beschäftigung können mit der Option »eigene Chefin« größere Entfaltungsspielräume genutzt, Humankapital im Wirtschaftsleben entfaltet und beispielsweise zu einem höheren Anteil hohe Einkommen von Frauen realisiert werden.

Haushaltsnahe Dienstleistungen in Baden‑Württemberg

Ein Markt mit Wachstumspotenzial

Die Entwicklung des Marktes für haushaltsnahe Dienstleistungen wird in den letzten Jahren intensiv von Wissenschaft und Politik begleitet. Der demografische Wandel, sich wandelnde Haushalts- und Familienformen sowie Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden als Triebkräfte für einen hohen und steigenden Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen gesehen. Eine Bestandsaufnahme für Baden‑Württemberg zeigt, dass 11 % aller Haushalte haushaltsnahe Dienstleistungen nutzen. Besonders hoch ist die Inanspruchnahme bei Paaren mit und ohne Kind(ern) sowie bei Haushalten mit überdurchschnittlichem Haushaltseinkommen. Die Analyse der Angebotsseite zeigt eine wachsende Zahl an Anbieterinnen und Anbieter haushaltsnaher Dienstleistungen. Es handelt sich hauptsächlich um kleine Betriebe mit einer überwiegend kleinen Kundenzahl, die zumeist lokal tätig sind. Auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten in Privathaushalten hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen.

Umsatz und Beschäftigung in der Umweltwirtschaft Baden‑Württembergs

Die Umweltökonomischen Gesamtrechnungen der Länder befassen sich auch mit der statistischen Abbildung der Umweltwirtschaft. Methodische Grundlagen dafür sind auch entsprechende Aktivitäten auf europäischer Ebene. Die Berechnungen stützen sich maßgeblich auf verschiedene amtliche Statistiken, darunter vor allem die jährlich nach dem Umweltstatistikgesetz durchgeführte Erhebung über Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz. In einer ersten Ausbaustufe liegen jetzt für alle Bundesländer vergleichbare Ergebnisse über Umsätze und Beschäftigte der Umweltwirtschaft vor. Einbezogen wurden dabei auch der wichtige Bereich der Entsorgungswirtschaft und ergänzende Berechnungen für die im Umweltsektor tätigen Kleinbetriebe des Verarbeitenden Gewerbes, des Baugewerbes sowie einschlägiger Teilbereiche des Dienstleistungsgewerbes.

Neuberechnung der Einkommensteuerschlüssel

Ab 2015 gelten wieder neue Schlüsselzahlen für die Aufteilung des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer. Diese Neufeststellung gibt Anlass, etwas ausführlicher auf den Verteilungsmechanismus für die Gemeinden einzugehen. Insbesondere werden auch Ursachen beschrieben, welche die Höhe und die Veränderungen der Schlüsselzahlen beeinflussen können. Dabei zeigt sich, dass die Schlüsselzahlen das Resultat eines komplexen Systems sind und daher eine isolierte Betrachtung einzelner Faktoren zu falschen Schlussfolgerungen führen kann. Die neuen Schlüsselzahlen für die Jahre 2015 bis 2017 wurden vom Statistischen Landesamt auf der Basis der Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2010 errechnet und mit Verordnung des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden‑Württemberg in Kraft gesetzt.

Vom Fräulein vom Amt zum Handy

Als 1877 in Deutschland das Telefon durch den Generalpostmeister Heinrich von Stephan eingeführt wurde, war nicht absehbar, welch große Bedeutung dieses Kommunikationsmedium einmal haben würde. Stephan war es auch, der als erster das Telefon als »Fernsprecher« bezeichnete, eine Begrifflichkeit, die im deutschen Sprachraum lange verwendet wurde und von älteren Mitbürgern heute noch gelegentlich gebraucht wird. Der Generalpostmeister hatte 1877 von der Erfindung des Amerikaners Bell erfahren und bestellte daraufhin bei der »Western Union Telegraph Company« in New York einige Telefonapparate.