:: 4/2015

Bevölkerungspyramiden – Altersstrukturen auf einen Blick

Bevölkerungspyramiden bilden in Balkendiagrammen die Bevölkerungsstruktur von Gebieten nach Altersjahren und Geschlecht ab. Ihren Namen verdanken sie der Form, wie sie für wachsende Bevölkerungen typisch sind, in denen mehr Geburten zu verzeichnen sind als Sterbefälle und dies nicht durch Zu- und Abwanderung überlagert wird. Sie zeigen einen breiten Sockel bei den jüngsten Jahrgängen, der sich nach oben – mit steigendem Alter – kontinuierlich verjüngt. Auch in Baden‑Württemberg hatte ein Balkendiagramm mit der Alterszusammensetzung der Bevölkerung im Jahr 1900 noch diese Pyramidenform. Die zwei Weltkriege, der medizinische Fortschritt, Wanderungsbewegungen und der Wertewandel in der Gesellschaft haben seither zu einer enormen Veränderung des Altersaufbaus der Bevölkerung geführt. Ganz plastisch lässt sich dieser demografische Wandel beim Vergleich von Bevölkerungspyramiden unterschiedlicher Jahre erkennen.1

Das Statistische Landesamt Baden‑Württemberg bedient mit seinem differenzierten Pyramiden-Angebot verschiedene Bedürfnisse. So können regionale Unterschiede im Altersaufbau der Bevölkerung wie auch zeitliche Entwicklungen analysiert werden und für die kundenseitige Weiterverwendung in Veröffentlichungen werden auf Anfrage Dateien bereitgestellt.

Animierte Bevölkerungspyramide des Landes Baden Württemberg

Über den langen Zeitraum von 1900 bis 2060 lässt sich die Veränderung der Einwohnerzahl und der Altersstruktur der Bevölkerung Baden‑Württembergs in einer animierten Bevölkerungspyramide wie ein Film betrachten. Grundlage der im Internet abrufbaren Animation sind bis 2013 hauptsächlich die Zahlen der Bevölkerungsfortschreibung, danach die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausrechnung Basis 2012 (Hauptvariante). Die Bevölkerungspyramide für 2015 zeigt, dass die 1964 Geborenen – die im Verlauf dieses Jahres 51 Jahre alt werden – der am stärksten besetzte Jahrgang ist.

Aufgrund abnehmender Geburtenzahlen werden die Jahrgangsstärken immer kleiner, je jünger die Jahrgänge sind, so ähnelt das Diagramm heute eher einem Baum als einer Pyramide. Für die Zukunft wird ein weiterer Rückgang bei den unteren Altersjahrgängen, aber eine deutliche Zunahme bei den höheren Jahrgängen erwartet.

Regional gibt es große Unterschiede in den Altersstrukturen

Die Folgen der Weltkriege und der erhebliche Rückgang der Geburtenzahlen ab Mitte der 1960er-Jahre lassen sich auch in Bevölkerungspyramiden fast aller Gemeinden noch heute nachvollziehen. Allerdings gibt es auch lokale Bedingungen, die zu kleinräumig ganz unterschiedlichen Alterszusammensetzungen der Bevölkerung führen. Insbesondere spielen Wanderungsbewegungen eine immer größere Rolle, je kleiner die betrachteten Gebiete werden. Wie unterschiedlich Bevölkerungspyramiden aussehen können, zeigen die Übersichten 2 und 3:

Schon auf den ersten Blick ist aus der Bevölkerungspyramide der Stadt Überlingen der Frauenüberschuss ersichtlich (dunkelblauer Bereich). Beginnend bei den über 30-jährigen Frauen wird der Frauenüberschuss ab dem 44. Altersjahr noch deutlicher. Besonders im höheren Alter gibt es in Überlingen mehr Frauen als Männer. Daraus erklärt sich auch das spürbar höhere Durchschnittsalter der Frauen (49,4 Jahre) gegenüber den Männern (45,5 Jahre).

Die Bevölkerungspyramide der Gemeinde Schwarzach zeigt dagegen eine starke Ausprägung bei den geburtenstarken Jahrgängen. Die Altersjahre zwischen 45 und 55 Jahren sind hier besonders ausgeprägt. Bei vielen Altersjahren ist auch der Männerüberschuss recht gut sichtbar. Dennoch ist auch in Schwarzach das Durchschnittsalter der Frauen (45,7 Jahre) höher als das der Männer (43,5 Jahre). Der Unterschied ist aber deutlich geringer als in Überlingen.

Bevölkerungspyramiden für Gemeinden ab 2 000 Einwohner als Grafikdatei

Die Bevölkerungspyramiden in Übersicht 2 und 3 entstammen einem weiteren Informationsangebot des Statistischen Landesamtes. Für Gemeinden ab 2 000 Einwohner, Kreise, Regionen, Regierungsbezirke und das Land können Bevölkerungspyramiden bestellt werden, die nicht nur die Altersverteilung zeigen, sondern auch die jeweiligen Geschlechterüberschüsse sichtbar machen. Bei Gemeinden mit mehr als 5 000 Einwohnern ist darüber hinaus zusätzlich eine Unterscheidung nach Deutschen und Ausländern möglich. Die Grafiken dürfen unter Angabe der Quelle in eigenen Veröffentlichungen und Präsentationen weiterverwendet werden.

Neben den Einwohnerzahlen für das Jahr 2013 sind auch Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung für die Jahre 2015, 2020, 2025 und 2030 in diesem Angebot verfügbar. Für die Bestellung von bis zu fünf Pyramiden ist dieser Service kostenfrei. Verfügbare Dateiformate sind: png, gif, jpeg, bmp.

Neues interaktives Pyramidenangebot ab Gemeindeebene

In einem neuen Angebot des Statistischen Landesamtes ist ergänzend eine interaktive Darstellung von Bevölkerungspyramiden auch für Gemeinden, Kreise und Regionen möglich. Die über das Internet verfügbare Anwendung lässt eine Betrachtung der Entwicklung im Zeitverlauf beginnend mit dem Jahr 2000 bis zur voraussichtlichen Alterszusammensetzung im Jahr 2030 zu. Dieses Angebot steht sowohl mit absoluten Einwohnerzahlen als auch mit relativen Bevölkerungsanteilen zur Verfügung.

Die Balken auf der linken Seite des Diagramms zeigen die männliche Bevölkerung (blau), die Balken auf der rechten Seite die weibliche Bevölkerung (rot). Beim Überfahren der Balken mit der Maus wird eine Schnellinfo angezeigt mit dem Namen des Gebietes, dem Altersjahr und der Anzahl der Einwohner, die der jeweilige Balken repräsentiert. Der Vorteil dieser »absoluten Variante« ist, dass die Anzahl der Frauen und Männer des jeweiligen Altersjahres direkt abgelesen werden kann. Ein Vergleich der Altersstrukturen unterschiedlicher Gebiete ist damit aber aufgrund der unterschiedlichen Gesamteinwohnerzahlen nicht möglich.

Dieser Vergleich wird in der »relativen Variante« ermöglicht, die die prozentualen Anteile des jeweiligen Geschlechts und Altersjahres an der Bevölkerung insgesamt darstellt. Zur jeweils betrachteten Gemeinde, dem Kreis bzw. der Region können Altersstrukturen von Vergleichsgebieten (zum Beispiel verschiedene Gemeindegrößenklassen und Raumkategorien) als Linien eingeblendet werden. Dabei wird beispielsweise deutlich, wie sehr sich die aktuelle Altersstruktur großer Hochschulstandorte wie zum Beispiel Freiburg im Breisgau von der Altersstruktur kleiner Gemeinden unterscheidet.

Für Freiburg im Breisgau fällt besonders auf, dass dort die 20- bis 30-Jährigen die am stärksten vertretenen Jahrgänge sind. Die Zuwanderung junger Erwachsener, hauptsächlich bedingt durch die Aufnahme eines Studiums, führt zu dem starken Anstieg im Alter von 19 bis 21 Jahren. Diese Ausbuchtung bleibt über den Zeitverlauf bei diesen Altersjahren bestehen, während die restliche Bevölkerungsstruktur einem Alterungsprozess unterworfen ist. So ist im Zeitverlauf zu beobachten, wie sich die schwach besetzten Jahrgänge infolge des Zweiten Weltkrieges und die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er-Jahre nach oben verschieben.

Diesem Alterungsprozess ist auch die Bevölkerung in kleinen Gemeinden unterworfen, deren Struktur in der Abbildung als Linie dargestellt ist. Der Rückgang bei den jungen Erwachsenen ist hier im Wesentlichen durch Abwanderung verursacht. Durch die Abwanderung junger Erwachsener wird der Geburtenrückgang in diesen Gemeinden weiter verstärkt und die nachrückenden Jahrgänge sind schwächer besetzt. Im Land insgesamt ist dagegen derzeit eine Stabilisierung der Zahl der Geborenen zu beobachten.

1 Die namensgebende Pyramidenform findet sich teilweise noch heute in Entwicklungs- und Schwellenländern.